heute ist Totensonntag. Ach so, und ich dachte, es wäre ein ganz „normaler“ Sonntag. Ist es ja eigentlich auch, aber eben doch ... Totensonntag. In der christlichen Welt hat dieser Tag einen Sinn, den Sinn, den Toten zu gedenken. Sagt man. Vielleicht – sage ich jetzt mal – zu bedenken. In dem Sinne, wie Amselm Grün schreibt: "Wenn Menschen gestorben sind, die wir gut gekannt haben, dann haben sie einen Teil von uns schon mitgenommen über die Schwelle des Todes. Alles, was wir mit ihnen geteilt haben, haben sie mit sich getragen in die Welt Gottes. Je mehr vertraute Menschen von uns in den Tod gegangen sind, desto mehr von uns ist schon jenseits der Schwelle. Wir ragen also schon in die Welt der Toten hinein, in die Welt der Vollendung, in die die Toten bei Gott sind.
Aber umgekehrt gilt auch: Die Toten haben eine Botschaft an uns, einen Auftrag, den wir erfüllen sollen. Und die Toten begleiten uns auf unserem Weg. Manchmal zeigen sie sich uns im Traum und tun uns kund, das sie einverstanden sind mit unserem Leben. Manchmal sagen sie uns im Traum ein Wort, das uns den Weg in die Zukunft weist, das uns Trost schenkt oder uns die Augen öffnet für das, was jetzt dran ist in unserem Leben.
Wenn ein Mensch stirbt, erinnert mich das an mein eigene Sterben. Und mit jeden Menschen stirbt auch etwas von mir. Ich kann das, was ich mit dem anderen besprochen und an Gefühlen geteilt habe, nicht mehr in gleicher eise mit ihm teilen. Der andere geht mit mir ab. Er stützt mich nicht mehr, wärmt mich nicht mehr, er weist mir nicht mehr den Weg. So ist mit den anderen auch ein Stück von mir gestorben. Es ist meine Aufgabe, eine neue Beziehung zu dem Verstorbenen einzugehen. Aber das gelingt nur, wenn ich wirklich Abschied genommen und den Teil von mir begraben habe, der mit dem anderen gestorben ist."
Amselm Grün hat das hier sehr schon beschrieben. In diesem Zusammenhang zitierte er auch den englischen Geistlichen Donne: "Keiner ist eine Insel, ganz für sich selbst gehörig. Jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Ganzen ... Der Tod jedes Menschen vermindert mich, weil ich mit den Menschen verflochten bin. Deshalb sende niemals Boten aus, um zu erfahren, für wen die Glocke läutet – sie läutet für dich."
Einen schönen Sonntag.
LG Fv
[ Editiert von Friesenvolker am 25.11.07 11:28 ]
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
obwohl nicht mehr die Jüngste, habe ich nicht das Gefühl, schon ein Stück in die Welt der Toten hineinzuragen. Mir ist auch noch nichts abgestorben.
Stimmt, das habe ich absichtlich falsch verstanden. Ich kann mit dem Text nicht so viel anfangen, mag den Gedanken nicht, dass mich manche Tote noch aus dem Grab heraus verfolgen sollten. Es ist eine sehr persönliche Weise, wie man seiner nahe stehenden Toten gedenkt. Ich bin im Herzen und mit meinen Gedanken auch bei ihnen, besonders heute, aber nicht nur.
Mir sagt der Memento-Mori- Gedanke – bedenke, dass du sterben musst – sehr zu. Ich bin darauf erst kürzlich gestoßen und will mich mal näher damit beschäftigen.
Liebe Grüße
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
Der Totensonntag und das Christkönigsfest ist ja der letzte Sonntag vor dem 1. Advent und somit ist dieses Kirchenjahr auch vorüber. Ich habe den heutigen Morgen genutzt um in mich zu kehren und um etwas nachzudenken. Den Tag gestallte ich mir etwas ruhiger.
Du bist nie allein, denn Gott, Jesus und alle himmlischen Engel sind stets bei dir, wenn du nur daran glaubst !