nachdem das Thema in einem anderen Thread andiskutiert wurde, eröffne ich mal einen Faden zu diesem Thema.
Die Frage, sollen denn Paare zusammen in eine SHG gehen, polarisiert wohl. Deswegen fände ich es gut, wenn Erfahrungen ausgetauscht würden.
Ich gehe seit demnächst 8 Jahren in Gruppen beim Kreuzbund, in denen ausdrücklich Angehörige erwünscht sind. Solange ich in München war, ging ich zusammen mit meiner Frau in eine Gruppe.
Hier meine Erfahrung: mir hat es geholfen, daß meine Frau in die selbe Gruppe ging. Vor allem in unserer Trennungszeit vor 6 Jahren hat die Gruppe doch 'ne Menge an Streß abgemildert bei uns beiden. Das ist zum Teil der Gruppenleiterin zu verdanken, die dafür gesorgt hat, daß inhaltlich, nicht persönlich diskutiert wurde.
Ich finde es wichtig, daß meine Partnerin mich "ungeschützt" in den Gruppensituationen erlebt. In manchen Fragen kann ich mich erst mal eher in der Gruppe öffnen als alleine meiner Partnerin gegenüber. Ich denke, das Verständnis für die Suchtstrukturen und die Einsicht, bei sich auf die Parallelen zur Co-Abhängigkeit hinzuschauen, wird durch den gemeinsamen Gruppenbesuch gefördert.
Ja und wenn ich mal was ohne Partnerin besprechen will, mei, die ist ja auch mal verhindert. Umgekehrt wird auch ein Schuh draus.
Ich kann nicht für meine Frau sprechen, die im übrigen immer noch in die Kreuzbundgruppe in München geht, obwohl ich ja jetzt in Stuttgart in der Gruppe bin. Jedoch kann ich sie sinngemäß zitieren: Ihre Erfahrung in der reinen Angehörigengruppe (Al-Anon) im Gegensatz zur gemischten Gruppe war, daß für sie außer rumjammern und sich gegenseitig im Elend bestärken nichts Konstruktives rausgekommen ist.
Also: bitte Erfahrungen von Paaren in gemischten Gruppen, bzw. von Angehörigen in reinen Angehörigengruppen, bzw. von Betroffenen, deren PartnerIn in eine Angehörigengruppe geht.
Ich bin in zwei SHG`s und in beiden sind Paare willkommen. Wie ich im anderen Thread schon schrieb wäre ich froh gewesen, wäre mein damaliger Partner und Noch-Ehemann mitgekommen. Alkoholismus ist doch immer ein Problem des Einzelnen und gleichzeitig ein Problem innerhalb der Beziehung. Ich denke, das sollten die Partner jeder für sich, aber an irgendeinem Ort, SGH oder Paartherapie auch gemeinsam bearbeiten. Eine Paartherapie wird nach meiner Erfahrung aber grundsätzlich abgelehnt, solang man nicht eine ganze Zeit abstinent lebt. Insofern ist das Angebot der SHG`s nur zu begrüßen.
Ich glaube auch, dass eine gute Gruppe Konflikte zwischen Partnern aushält und hilfreich sein kann.
Und irgendwann, so ginge es mir jedenfalls, würde ich mir eh zusätzlich eine eigene Gruppe suchen und ein Partner ggf. eine Angehörigengruppe, damit jeder auch etwas hat wo er bei sich bleiben kann.
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
ZitatIhre Erfahrung in der reinen Angehörigengruppe (Al-Anon) im Gegensatz zur gemischten Gruppe war, daß für sie außer rumjammern und sich gegenseitig im Elend bestärken nichts Konstruktives rausgekommen ist.
hängt IMHO stark von der Gruppenleitung ab. Den Gruppenmitgliedern fehlt meist eine geeignete Therapie. Bei den Alkoholikern haben viele eine Therapie gemacht. Das nützt einer konstruktiven Gruppenarbeit.
In unserer Kreuzbundgruppe gibt es keine (reinen) Angehörigen. Wir haben den Versuch gestartet aber es wollte nur ein Paar das Angebot nützen. Alleine dann aber auch nicht.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.
unser gemeinsamer Gruppenbesuch ist schon länger her und ging auch nicht soo lange, weil die Gruppe insgesamt mehr ein Kaffekränzchen war als eine ernsthafte Gruppe.
Für mich war das aber trotzdem eine wichtige Erfahrung. Mir war bis dahin auch ehr unangenehm, als Paar offen nach außen aufzutreten und auch mal aus dem Nähkästchen zu plaudern. Diese Ängste habe ich damals schnell verloren und so habe ich den gemeinsamen Gruppenbesuch als positiv in Erinnerung.
Einen Gedanken möchte ich noch erwähnen. Wir wohnen auf dem Lande. Sollte es mal wieder Thema sein, daß jeder von uns eine Gruppe vor Ort besuchen wollte, dann wären wir praktisch gezwungen, gemeinsam zu gehen. Es gibt nur eine Kreuzbundgruppe im Nachbarort.
Alle anderen sind in weiterer Entfernung.
Was sollten wir in so einem Fall machen? Auslosen wer darf und wer nicht? Würde ich mir von der Guppe sagen lassen wollen, daß wir als Paar unerwünscht sind? Ganz sicher nicht.
Das fände ich genauso blöde wie die Ausrede: Ich gehe nicht in die Gruppe, weil mich dort jemand kennen könnte.
Schon aus der Überlegung heraus bin ich der Meinung, es muß möglich sein, daß Paare gemeinsam in eine Gruppe gehen. Und die Befindlichkeit der anderen Teilnehmer wäre mir dabei reichlich wurscht.
Du schneidest da IMHO einen ganz wichtigen Punkt an. Der Suchtkranke bekommt die Therapie (die ihm ja auch zusteht) und der Co kann schauen, wo er bleibt. Daher finde ich gerade für den Co die Gruppe so wichtig.
Ich mache gerade zusammen mit meiner Frau 6 Selbsterfahrungswochenenden beim Kreuzbund (verteilt auf drei Jahre). Von 12 Leuten sind 4 Angehörige. Obwohl es hier primär nicht um die Sucht geht, finde ich für mich als Betroffenen die Sichtweisen der Angehörigen ganz wichtig.
Das macht mE nach auch den Charme dieses Forums aus, daß einige Angehörige schreiben und uns teilhaben lassen an ihrem "Trocken"prozeß. Dafür mal ein ganz dickes Dankeschön.
Ich halte das Thema für sehr wichtig, und zwar aus folgendem Grund:
Wenn man genauer hinschaut, haben alle Angehörigen auch einen Hau weg (Co, Ess-Störung, Borderline, Depression, Ängste, Zwänge, andere Süchte ...) Das war/ist zumindest bei mir so. Ich halte es für eine große Mär, dass der Alki der schlimme, böse Kranke ist und der/die Angehörige der kerngesunde Normalo, der sich nur ein bischen von seinem Helfer-Syndrom befreien muss. Das zeigen z.B. schon Ansätze in der systemischen Therapie.
Ich frage mich immer, warum ich mit verbundenen Augen immer wieder Frauen finde, die zwar keine Alkis sind, aber einen zumindest genauso großen Dachschaden wie ich haben.
Deine Ausführungen sind ja recht interessant. Aber das stand ja eigentlich nicht zur Diskussion, ob Co's einen Dachschaden haben.
Das steht doch außer Frage (und ich kann da mitreden:grins2.
Die Frage war doch ehr: Gehst Du mit diesen hier:
ZitatIch frage mich immer, warum ich mit verbundenen Augen immer wieder Frauen finde, die zwar keine Alkis sind, aber einen zumindest genauso großen Dachschaden wie ich haben.
ZitatIch frage mich immer, warum ich mit verbundenen Augen immer wieder Frauen finde, die zwar keine Alkis sind, aber einen zumindest genauso großen Dachschaden wie ich haben.
"Die Frage, sollen denn Paare zusammen in eine SHG gehen, polarisiert wohl. Deswegen fände ich es gut, wenn Erfahrungen ausgetauscht würden."
Ne, ne, ne!
Wär mir im Moment absolut und ganz und gar nicht recht. Warum: Bauchsache. Vielleicht muss ich mich da erst mal hinentwickeln.
Ich geh selber ab und zu in Angehörigen-Gruppen, schließlich bin ich Tochter einer Alkohol- und Medikamentenabhängingen und mein Expartner war (ist vielleicht noch, weiß ich net ..??) Drogen- und Alkoholabhänging (und anderes mehr)und das ist der Ort, wo ich nix dagegen hätte, wenn mein Mann auch dabei ist. Bei AA gibts auch offene Meetings. Da ist das natürlich auch ok
Das muß eben jeder für sich ausmachen. Ich für meinen Teil finde es gut, alleine in die Gruppe zu gehen. Diesen Freiheit oder diesen Freiraum nehme ich mir einfach mal. Das hat nichts mit Vertrauen oder Mißtrauen zu tun. Meine Partnerin (die mich nie saufend erlebt hat, sondern durch ihren Ex-Ehemann zu den Al-Anon gekommen ist) geht zu den Al-Anon und hat eine ähnliche Ansicht zu dieser Problematik.
Zusätzlich gibt es ja bei den AA die offenen Meetings, wo jeder hinkommen kann.
Bei uns ist es noch so geregelt, da´wir im Falle eines fünften Donnerstages im Monat ein gemeinsames Meeting veranstalten, also die AA und die Al-Anon.
Die Trennung ist bei den AA im Laufe der Zeit erfolgt. Zunächst gab es keine getrennten Meetings. Im Laufe der ersten Jahre hat sich aber die Trennung von Betroffenen und Angehörigen als zweckmäßig erwiesen. Ein Grund war, daß nicht alle Angehörigen mit ihren betroffenen Partnern in die Gruppe gehen. Häufig ist zu beobachten, daß die Angehörigen lange vor den Betroffenen die Gruppen besuchen, die Betroffenen lieber woanders in die Gruppe gehen oder gar nicht so regelmäßig die Gruppe bescuhen.
Auch fühlten sich die Angehörigen im Beisein ihrer saufenden Partner nicht frei genug um über ihre Probleme zu sprechen. Die Atmosphäre mit dem Partner kennen sie von zu Hause, also wollten sie einen Raum, wo sie sich outen konnten, ohne den Partner beobachtend im Rücken zu spüren.
Für uns hat sich diese Trennung mit gemeinsamen Meetings langfristig gesehen als sehr gut erwiesen. Jedenfalls hat dieses System in den letzten 14 Jahren nicht zur Diskussion in den Gruppen gestanden.
In der Kreuzbund-Gruppe die ich besuche waren sehr oft & sehr lange Paare als Teilnehmer. Zuletzt meine Frau, die fast zwei Jahre mitging. Inzwischen will sie für sich keine Gruppe mehr, aber wenn sie wieder mal möchte, dann auch wieder in die "gemeinsame".
Mir hat es viel gebracht, denn das Thema Co-Abhängigkeit wurde in meiner LZT nur sehr am Rande bearbeitet und ich hatte anfänglich wenig/keine Ahnung und Einfühlungsvermögen in die Thematik. Dank einiger Profis in der Gruppe konnte ich da einiges dazu lernen.
Ich kann nur sagen: für mich (und meine Frau) hat es so gepasst. Ich kann aber auch verstehen, dass manche Paare lieber in getrennte Gruppen gehen. Muss halt jede(r) für sich entscheiden, oder?
Da mein Mann die Tatsache, mit einer Alkoholikerin sein Leben zu teilen, schlichtweg verweigert und mir seit 1 1/2 Jahren erzählt, ich würde mir mein Alkproblem nur einreden, muss ich eh allein in eine Gruppe gehen
Deine Ausführungen sind ja recht interessant. Aber das stand ja eigentlich nicht zur Diskussion, ob Co's einen Dachschaden haben.
Ähmmm - richtig. Ich sollte genauer lesen, bevor ich meinen Senf dazugebe.
Zitat
in gemischte Gruppen oder lieber nicht?
Eher nicht in gemischte Gruppen. Ich habe schon erlebt, dass und wie Beziehungsprobleme in die Gruppe getragen wurden. Und ich fühle mich da schon eher unwohl, wenn der eine Details über den anderen auspackt - natürlich ganz vertraulich
ZitatGepostet von Beachen ... dazu sag ich jetzt mal nix *hähä*
Schade, dabei hatte ich doch so sehr auf einen Lösungsvorschlag für mein Problem gehofft.
Das hier sind meine persönlichen Erfahrungen, sie erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
In meiner Gruppe sind Angehörige willkommen, so ist z.B. die Tochter der Gruppenleiterin, Anfang 20, immer mal wieder mit dabei und nimmt auch an Gruppenaktivitäten teil. Zum Kern der Gruppe gehört sie allerdings nicht. Meine ganz persönliche Meinung dazu: Ich bin froh, dass sie nicht immer dabei ist, denn sie ist eine ziemlich unreife und vorlaute Person, die zu allem was zu sagen hat und oftmals die Themen dominiert, während ihre Mutter, Glucke mit immer noch latent vorhandenen Schuldgefühlen, sie nicht zu bremsen vermag. Jemand anderes traut sich kaum sie zu bremsen, weil man damit ja wiederum der Gruppenleiterin vor's Schienbein zu treten meint ... blöde komplizierte Situationen entstehen daraus, in denen ich mich schon manches Mal sehr unwohl gefühlt habe.
In unserer Gruppe war (vor meiner Zeit) auch mal ein Ehepaar mittleren Alters, beide trockene Alkoholiker. Jetzt ist nur noch der Mann bei uns. Die Frau hat sich ne andere Gruppe gesucht. Begründung der beiden: Zwei betroffene Partner in einer Gruppe, das habe überhaupt nicht gut getan.
Vielleicht macht es einen Unterschied, ob zwei verpartnerbandelte trockene Alkis in eine Gruppe gehen oder ein trockener Alki mit einem Co ohne oder mit anderer Sucht...
Ich persönlich werde sicher - die Beziehung ist ja noch recht frisch - irgendwann meinen Partner dazu animieren, das eine oder andere Mal mit mir in die Gruppe zu gehen, weil's ihn interessiert, aber dauerhaft muss er da nun wirklich nicht mit. Er kennt mich ja auch nicht saufend und muss nix aufarbeiten. Was anderes wäre es, wenn ich - was Gott (oder besser: ich) verhüten möge - einen Rückfall hätte. Dann hätte sicher auch er Gesprächsbedarf, und die Frage wäre dann, ob er den in meiner Gruppe oder in einer anderen deckt.
Auch meine Mum und ich haben vor, uns gegenseitig mal in unseren SHG's zu besuchen. Das haben wir allerdings schon seit eineinhalb Jahren vor
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim