Seit einigen Tagen beschäftigt mich sehr intensiv das Thema alkoholfreie Ersatzgetränke. Ich erfuhr von so manchem trockenen Alkoholiker, daß ab und zu mal ein alkfreies Bier sich "gegönnt" wird; daß zu Silvester mit alkfreiem Sekt angestoßen wurde (weil es was festliches hatte); daß es wohl mittlerweile auch alkfreien Wein gibt . Grad mit letzterem verband ich eher angenehme "Rituale", z.B. im Sommer nach der Arbeit auf meinem Balkon mit einem Buch und einem (oder mehreren) Glas Wein. "Richtig" betrunken hab ich mich eher mit "härteren" Getränken. Obwohl ich keinerlei Suchtdruck verspüre, obwohl ich keinerlei Lust auf diese Getränke habe, fühl ich mich allein wegen dem Wissen ob dieser Getränke irgendwie "angetriggert". Im Moment nervt es mich, daß überhaupt alkfreie Biere, Weine, Sekte hergestellt werden. Ich bin jetzt über 5 Jahre trocken und stelle irritiert fest, daß sich diese Gedanken gleich nach dem Aufstehen breit machen im Hirn. Ich weiss über mich, daß solche Ersatzgetränke mir nicht gut tun, daß der Schritt zum "richtigen" Wein o.ä. nicht weit ist. Gestern schon sprach ich mit einer Freundin (ebenfalls trockene Alkoholikerin) über dieses Thema, werde das auch in meiner SHG thematisieren.
Danke fürs Lesen. Vll den einen oder anderen Gedanken von euch?
ZitatGepostet von PeWe Was meinst Du mit "angetriggert"? Wenn ich angetriggert bin, habe ich Saufdruck! Ist es das?
Ich hab mich und mein Befinden die letzten Tage beobachtet. Saufdruck verspüre ich nicht. Es geht mir insgesamt gut, fühle mich gut. Angetriggert in dem Falle eher, daß mich diese Thematik (alkfreier Wein) überhaupt nicht los lässt, grad auch wegen meines Wissens.
ich habe mich auch schon mit dem thema alk-freie biere, sekte oder weine beschäftigt und kann dir sagen: diese gibt es schlicht und einfach nicht. in all diesen getränken muss alkohol drinnen sein, sehr wenig, aber immerhin. ist ne frage der herstellung.
das das trinken solcher getränke die trügerische sicherheit gibt, man könne ja wieder bier/wein/sekt trinken, ist ne kopfsache, das was ich oben geschildert habe ist fakt (habe die infos direkt von einem bierbrauer und aus zeitschriften).
gruss, ulli
"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)
ZitatGepostet von ulli ...diese gibt es schlicht und einfach nicht
Das ist die Frage, der eine sagt nein der andere doch .
ZitatGepostet von PeWe Welche Gedanken genau lassen dich nicht los?
Ich wach und steh morgens auf, und seh ne Flasche Wein vor meinem geistigen Auge und das gefällt mir natürlich nicht. Werde ich nachlässig, nehme ich irgendwas auf die leichte Schulter? Bin ich neidisch auf die, die offensichtlich (oder nur vermutlich?) kein Problem damit haben, sich mit alkfreiem Wein oder Sekt zu zu prosten?
Glücklicherweise lernte ich in Therapien und in meiner SHG, schon im Vorfeld zu erkennen, das was mich beschäftigt und irritiert anzusprechen und nicht zu verdrängen. Deswegen thematisierte ich das hier, auch um eure Erfahrungen zu hören, zu lesen.
Diese Gedankengänge sind mir nicht fremd, Inessi !
Bei mir klingeln dann allerdings sämtliche Alarmglocken.
Selbst wenn es komplett alkoholfreie Biere, Sekt etc. gäbe habe ich für mich genau die Erfahrung gemacht, daß allein schon die dazugehörigen Rituale bei mir ausreichen um mich unwohl zu fühlen und mir Gedankengänge in Richtung Rausch nicht nur einmal kommen... Ausprobiert vor ca. einem Jahr mit sogenanntem Kindersekt. So`n Pfirsich- Brause Zeugs in einer knallbunt nachgeahmten Sektpulle. Ich hab beim Kaufen schon unterschwellig bemerkt, das ich gerade dabei bin, mich kräftig zu bescheißen. Trotzdem Das Öffnen dieser Flasche setzte weitere Reaktionen in Richtung Druck bei mir frei. Ich war dann schon in höherem Maße angetriggert. 1 Wasserglas voll getrunken ( andere Gläser wie Für bspw. Sekt hat ich weggeworfen)und den Rest in den Kühlschrank. Am nächsten Tag einen Ordentlichen Hieb aus der Buddel genommen. Und da hat`s dann richtig gescheppert ! Film ab !Genau wie früher.Schnell und hastig gleich in großen Schlucken aus der Weinflasche Es war dies Brausewasser aber ich hatte hinterher das Gefühl, ich hätte einen sitzen ! Hat mich noch lange umgetrieben ! Ein guter Grund ,mich damit auseinanderzusetzen. Also ich für meinen Teil habe gemerkt, daß ich noch ganz schön neidisch auf die moderat trinkenden Zeitgenossen war. Ich hab auch festgestellt, daß ich mich nicht genügend um fröhlich stimmende Freizeitalternativen gekümmert habe.
Find ich jedenfalls ganz schön toll, daß Du dieses Dein Thema hier reingestellt hast! Könnt ja durchaus eine Rückfallvorbeugung sein
Lg Dagmar
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
Ich wach und steh morgens auf, und seh ne Flasche Wein vor meinem geistigen Auge und das gefällt mir natürlich nicht.
Das glaube ich Dir! Es tut mir leid...aber für mich hört sich das nach Saufdruck an...
Vielleicht hast Du ja irgendeinen unterschwelligen Stress im Moment, der noch nicht so richtig an die Oberfläche will? Und sich jetzt einen anderen Weg sucht?
schau mal bei Dir hin, was Dich wirklich beschäftigt. Ich denke, das Kopfkino bzgl. alkoholfreie Getränke weist auf ein tieferliegendes Problem hin - Unzufriedenheit (mit was auch immer), Spannungen (mit wem auch immer).
Meine Erfahrung ist, wenn ich z.B. im Traum rückfällig werde, ist was mit mir nicht in Ordnung.
Im übrigen ist es (für mich) wurscht, ob da 0,0 oder 0,49 (wie vom Gesetz erlaubt) drin ist; entscheidend für mich ist, das Zeugs sieht aus wie Bier, Wein, Sekt und schmeckt wohl so ähnlich, haut aber nicht rein. Darum habe ich das Zeugs doch getrunken. Also würde ich über kurz oder lang doch wieder beim "bleihaltigen" Bier landen.
Gruß Viktor, der mal eine Maß "bleifrei" auf der Wiesn getrunken hat - dann aber schnell aufgestanden ist, weil spätestens die übernächste Maß schmackiges Wiesnbier mit mindestens 5 Umdrehungen enthalten hätte.
wenn Du schon die Weinflasche vor Deinem geistigen Auge siehst kann es ja wohl nicht soviel anderes sein als (subtiler) Saufdruck. Wie heißt es so schön: Der Alkohol ist heimtückisch und verschlagen ...
Wie ist es bei mir? Ich schiebe richtige Panik, wenn ich manchmal (Gott sei Dank sehr selten!) blitzlichtartig vom Gefühl her an den Punkt rankomme, dass das Alkthema doch nicht soweit begraben ist, wie ich mir das wünsche. Dann werde ich schlagartig wach. Außer Durchhalten und diese Phase als Genesungsphase (!) meines kranken Geistes zu interpretieren, kann ich nicht viel machen.
Ansonsten hilft mir natürlich das übliche Vorsorge-/Krisenprogramm: - Viel Wasser/Fruchtsäfte trinken (für mich extrem wichtig) - SHG und dort darüber reden - vermehrt Sport - Ablenkung (Kino funktioniert bei mir hervorragend) - Was Leckeres & Gesundes kochen
Ich meide in solche Phasen:
- Aufregung - zu viel Süßes - Koffein/Teein (bei mir seit Jahresbeginn sowieso tabu)
Ich sage mir dann immer, dass auch diese Phase vorbeigeht, wenn ich nicht saufe ...
ZitatGepostet von Yonka Bei mir klingeln dann allerdings sämtliche Alarmglocken.
Könnt ja durchaus eine Rückfallvorbeugung sein
Ja, die Alarmglocken klingeln, daher das Aufschreiben, um einem Rückfall vorzubeugen.
@PeWe und vicco,
Da bin ich am nachdenken und nachspüren. Stress, Unzufriedenheit, Spannungen mmhhh. Ich fühlte und fühle mich bis dato immer noch wohl. Der Dezember war zwar anstrengend, aber viel schönes erlebt.
@Jörg,
Saufdruck? Hoppla, wenn ja, dann fühlt sich das anders an wie die damaligen.
@NL,
Danke für die Tips. Um das Gelesene erstmal sacken zu lassen, werde ich mir jetzt ein schönes heisses Bad gönnen.
ZitatWie heißt es so schön: Der Alkohol ist heimtückisch und verschlagen ...
Das bringt mich doch auf etwas. Ich war vor den Feiertagen ziemlich heftig erkältet mit einem fiesen Reizhusten, der mich nachts nicht schlafen liess. Ich nahm ca. 4x an drei Tagen ein eklig schmeckendes, mit Wasser zu vermischendes Antitussivum (Hustenstiller), das 30% Alkohol enthielt. Mit meiner SHG sprach ich drüber. Ich ass zu Silvester 2 Stück von einer (nicht von mir) selbst gemachten Obst-Sahne-Torte mit dem Wissen, daß diese Prosecco enthält.
Dadurch Suchtgedächtnis angepikst? Leichtsinn, Selbstüberschätzung? Gepaart mit evtl. Stress?
ZitatGepostet von Inessi Das bringt mich doch auf etwas. Ich war vor den Feiertagen ziemlich heftig erkältet mit einem fiesen Reizhusten, der mich nachts nicht schlafen liess. Ich nahm ca. 4x an drei Tagen ein eklig schmeckendes, mit Wasser zu vermischendes Antitussivum (Hustenstiller), das 30% Alkohol enthielt. Mit meiner SHG sprach ich drüber. Ich ass zu Silvester 2 Stück von einer (nicht von mir) selbst gemachten Obst-Sahne-Torte mit dem Wissen, daß diese Prosecco enthält.
Hallo Ines,
mir scheint schon, dass da der Hund begraben liegt. Bei der Suchtberatung hat man mir erklärt, dass gerade die wissentliche Aufnahme von akoholhaltigen Lebensmitteln/Medikamenten ganz gefährlich sei, da unser Hirn postwendend das bewußte oder unbewußte Signal schickt "Och guck mal, geht doch, so ein bischen Alkohol, ist ja gar nichts passiert", das in der Situation zwar zutrifft, in der Folge aber fatal werden kann. Ich kann das für mich recht gut nachvollziehen. Offenbar darf man zu keiner Zeit aufhören aufmerksam zu sein und leichtsinnig werden .
Liebe Grüße Tina
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
in den ersten monaten vielleicht bis zum vollen jahr nach meiner therapie blitzte der gedanke an ein kühles bier ab und zu mal auf... gerade im sommer wenn ich an den strassencafes in der stadt vorbei ging...ich glaube das war bei mir die zeit des nachtrauerns nie mehr trinken zu können, wollte ich gesund bleiben...
diese gedanken sind heute vorbei...wenn ich bei irgendeiner party bin kommt es noch mal vor,dass so ein gedanke aufkommt der aber mehr in die richtung geht..."tja,das ist für mich vorbei"...aber wehmut kommt dabei nicht auf...spätestens wenn ich die leute dann zu vorgerückter stunde immer lalliger erlebe weiß ich für mich,dass ich die richtige entscheidung getroffen habe...
ich würde an deiner stelle auf jeden fall mal genau nach knackpunkten in deiner momentanen situation suchen...vielleicht läuft irgendwas nicht so rund und dein suchtgedächnis versucht wieder einen einstieg bei dir zu bekommen...
lg malo
ohoohh...ich las gerade noch von deiner tortenversuchung... na kein wunder...die sucht ist eine hinterhältige krankheit... die weiß wann das anklopfen mal wieder lohnenswert sein kann... 'n fuß in der tür hat sie mit der torte und dem hustensaft allemal wieder geschaft...
ertmal find ich Klasse, dass du hier schreibst, bevor du zur Flasche greifst!
Bei mir klingen auch die Alarmglocken:
"Ich wach und steh morgens auf, und seh ne Flasche Wein vor meinem geistigen Auge"
Wenn das kein Saufdruck ist, was denn dann?
Ich habe mir überlegt, was ich täte in so einer Situation:
Ich glaube, ich würde...
... die Situation irgendwie versuchen anzunehmen, so nach dem Motto: "Ok, ist eben so, soll er eben kommen, der blöde Saufdruck, geht auch wieder vorbei..."
... mir sagen: Ich weiß, 5 Jahre Trockenheit geben mir die Gewißheit, nicht nachzugeben, denn jetzt kann ich klar denken, und es wäre ja einfach nur blöd von mir, dem nachzugeben, wo ich doch ganz genau weiß, wo das hinführt.
... die erlernten Anfangsrituale wieder anwenden, wie viel trinken und essen, ablenken etc...
... im Moment jedenfalls nicht allzuviel drüber nachgrübeln, ob ein tieferer Grund für den aktuellen Saufdruck vorliegt...
Irgendwie so, glaube ich, würde ich mich durch die Situation retten. Bitte nicht als besserwisserisch verstehen, was ich wirklich tun würde, weiß ich natürlich auch nicht.
Zu den alk-freien Getränken: Die Runde mit alk-freiem Bier habe ich schon hinter mir, da gehts mir genauso wie dem Viktor. Deswegen lass ich es stehen.
Und aktuell zum Thema alk-freier Sekt: An Silvester hatte ich auch das Problem, was tun um Mitternacht, lauter Leute um mich rum, die von meinem Problem nix wissen, was mach ich dennn nur??? Zuerst hatte ich vor, mir Apfelschorle in's Sektglas einzuschenken, damit ich auch schön mit anstoßen kann. Aber im Lauf des Abends hab ich das dann verworfen, es war mir einfach zu blöd. Dann hab ich um Mitternacht ganz selbstbewußt mit meinem Apfelschorle-Glas mit angestoßen, und im Nachhinein wüßte ich nicht, was das der Situation von ihrer "Feierlichkeit" genommen hätte. (Da war ich dann direkt ein bissel stolz auf mich)
Alk-freien Wein habe ich vor ganz langer Zeit mal in Schweden getrunken, der hat scheußlich geschmeckt.
Mach's gut und vor allen keinen Blödsinn!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Saufnix-Chat
0
Offline
.
.
