Ich war eine gutes halbes Jahr trocken, da hab ich mit Yoga angefangen, denn ich wusste ja auch nicht, wie ich vom Stress runterkomme.
Passend zu mir, hab ich das dann natürlich auch gleich ziemlich brachial betrieben, ich wollte unbedingt möglichst schnell Fortschritte sehen. Hähä, ich will mich jetzt sofort und auf Teufel komm raus entspannen....
Am schlimmsten war das Meditieren...im ersten Jahr bin ich regelmässig fast explodiert und manchmal hab ichs nicht mehr ausgehalten und bin rausgestürmt.
Ich hab Jahre gebraucht, bis ich mich entspannt sacken lassen konnte. Aber weil ich die Option "Saufen" restlos gestrichen hatte, hab ich eben nicht aufgegeben, und jetzt gehts ziemlich gut.
Will mal so sagen...ich musste lernen, ein gesundes Maß zu finden, zu merken was mir gut tut. 20 Stunden arbeiten ist eben auch nix. Und genauso sollte ich nicht jeden Tag 20 Kilometer laufen, sondern 5, und auch nicht alle paar Wochen drei Stunden Yoga machen, sondern lieber jeden Tag ein bissel.
Ich bin eigentlich mehr wie Mutter denn als mein Vater (sagt zumindest meine Jugendliebe).
Und wenn es nach meinem Vater ginge wäre ich heute Manager bei einer sehr bekannten deutschen Firma in Hong Kong. Die Möglichkeit hätte ich gehabt. Entschloss mich aber gegen den Willen meiner Eltern wieder nach Deutschland zu gehen und doch noch zu studieren. Was mir mit Prädikatsabschluss gelang. (Meine Lebenslauf liest sich fast wie ein Bilderbuch).Ich habe eigentlich nicht das Gefühl lediglich ein Abklatsch von ihm zu sein.
Geld zu haben ist selbstverstädnlich nicht alles. Aber eine geile Sache ist es schon.
Was mit Menschen zu machen wäre schön. Da hätte ich auch mal wieder Bock drauf. Habe ich in letzter Zeit auch des öfteren gemacht. Aber ich finde es schwierig Menschen kennen zuz lernen. Habe einfach ein total mangelndes Selbstwertgefühl. Und ich habe natürlich Angst davor, dass die Leute merken, dass ich Alkoholprobleme habe....
Das Trinkverhalten von meinem Vater ist normal. Er trinkt hin und wieder auch mal einen zu viel. Aber das ist reelativ normal.
Mein Verhältnis zu ihm ist eigentlich nicht so schlecht. Er weiß auch, dass ich Alkoholprobleme habe. Nach einer ganz schlimmen Sauftour (meinerseits) hat er mich in meiner Wohnung mal abgeholt und meine Eltern haben mich zusammen wieder aufgebaut.
Was du zu dem Erfolgsdruck schreibst kann ich nachvollziehen. Von mir wurde zwar nie Erfolg verlangt und auch kein Top-Manager-Job. Ich habe allerdings von meinen Eltern oft gutgemeinte Ratschläge bekommen. So alá: Dieses mach mal so und jenes so. Mach das mal wie x oder y, die kann das so toll.
Das Ergebnis war, das ich mich enorm selbst unter Druck gesetzt habe. Ich wollte (und will es unbewußt zum Teil immer noch) in allem was ich mache die Beste sein. Oder zumindest herausragend aus der Masse. Ich wollte, das meine Eltern stolz auf mich sind und so wie ich das gesehen habe waren die das nur, wenn ich die Beste war.
Inzwischen sehe ich das so: Ich muß das gelassener sehen. Perfekt kann niemand sein. Und ich behaupte mal, eine 60-Stunden-Woche kann arbeitsmäßig auch niemand durchhalten. Es wäre vielleicht keine schlechte Lösung, aus de Erwartungshaltung deiner Eltern gegenüber auszubrechen. Damit du lernen kannst das zu tun, was du tatsächlich willst. Dann ist mMn auch das "Aushalten" der arbeitsfreien Zeit ohne Alk erstmal nicht so undenkbar.
ich wäre auch so ein Workaholiker, wenn ich mich nicht bremens würde. Bzw. wenn mich mein Körper nicht ausgebremst hätte.
Was sind schon 100 000 im Jahre 2010? Wenn Du bis dahin Dein Alkohol-Problem nicht los bist, dann hast Du vielleicht gar keinen Job mehr?
Für mich hört sich das so an, als wärest Du ganz schön fremdgesteuert in Deinem Leben.
Ich komme auch aus einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt und wo natürlich von mir als Töchterchen vom Herrn Dr. Sowieso auch so Einiges erwartet wurde.
Ich habe dort die Biege gemacht, sobald es nach dem Abi möglich war. Natürlich, die Versagensängste und den Perfektionismus bin ich dadurch nicht los geworden, die sind mit gewandert und bleiben mir vermutlich als roter Faden im Leben.
Aber heute gehe ich damit wesentlich entspannter um und bin dadurch leistungsfähiger als vorher, wo ich immer 150% Leistung von mir erwartet habe.
Ich glaube, Du überschätzt den Einfluss, den es auf die Karriere hat, wenn Du Dich derat auspowerst. Letztendlich lohnt Dir das niemand, wenn Du dabei krank wirst. Erfolg ist nicht nur der blanke Lohn in Euro, sondern auch um welchen Preis Du diesen Lohn bekommst und wieviel Dir dabei noch an Leben bleibt und ob Du dabei gesund bleibst.
Was hast Du sonst noch vor im Leben? Es hört sich nicht so an, als ob Dir z.B. noch Zeit für eine Partnerschaft bliebe?
Ich Dir nur raten, einen Gang runter zu schalten und Dich um Deine Gesundheit (Also z.B. Suchtverhalten) zu kümmern.
Du hast ja doch schon einige der Werte Deines Vaters übernommen, finde ich. In den paar wenigen Beiträgen hab ich schon ne Menge über Deinen Werdegang, Deinen Beruf und Deine Aufstiegschancen erfahren, und ich denke, zu definierst Dich schon ganz schön darüber, auch wenn Du jetzt schreibst, der Druck wäre enorm. Ich wünsch Dir wirklich, daß Du es schaffst, aus dem Schatten Deines Vaters herauszutreten. Und aus Deinem eigenen auch
Danke nochmals für die Antworten! Ich hatte schon Angst, als "arroganter Arsch" zu gelten von wegen Hong Kong und Prädikatsexamen. (Ist mir im Privatleben früher ein paarmal passiert; ist aber schon länger her.
Vielleicht war ich das ja auch.... Aber wegen der regelmäßige Alk-Exzesse kann ich das heute gar nicht mehr sein. Nimmt mir mein Selbstwertgefühl diese Aktionen.
Jau, ich bin deswegen so direkt auf meinen beruflichen Werdegang gegangen, weil der Druck echt enorm ist und ich das darlegen wollte. Ich könnte eben echt viel erreichen, wenn ich nicht saufe. Oder aber es kommt zumn Totalsabsturz. Bei mir hängt echt ALLES nur davon, dass ich NICHT weitersaufe. Und so extrem wie ich es tue, wenn ich es tue ist die andere Alternative eben echt der totale soziale Abstieg. Hatte letzte Woche einen Exzess und war daher zu einem Zeitpunkt NICHT auf der Arbeit als ich dort unbedingt hätte sein müssen. Wäre ein wichtiger Tag für mich gewesen. Mit anderen Worten: Ich habe die Hosen gestrichen voll und mich deswegen entschlossen hier zu posten.
Und es stimmt: Ich habe meinen Vater früher immer als Vorbild gesehen. Logisch, dass ich Werte von ihm übernommen habe.
Denkbar, dass es dir ohne deine Sauf-Auszeiten gar nicht möglich ist, dermaßen viel zu arbeiten. Auch denkbar, dass dir das unbewusst schon klar ist.
Mag sein, dass "Ich muss aufhören, sonst kann ich meine Leistung nicht aufrecht erhalten" oberschwellig dein Konflikt zu sein scheint. Für mich liest du dich allerdings, als ob dir was anderes an den Eingeweiden rumnagt.
Just my two cents.
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
ich hab gar nicht gezählt, wie oft - aber Du hast unglaublich oft das Wort "Angst" in Deinen Postings verwendet.
Alkohol als Angst- oder Depressions-Medikament einzusetzen, ist einer der Klassiker. Hier sind viele, die darüber abhängig geworden sind ... (Ich auch).
Sport, Leute kennenlernen etc. als Alternative zum Saufen - das klingt ja alles ganz nett - aber verharmlosend und daher für mich gefährlich. Bevor Du nicht Deine Angst überwunden hast, wäre das doch nur eine weitere Flucht. Als nette Variante zum Saufen könntest Du auch tablettensüchtig werden, oder kauf-, ess- oder sexsüchtig. Das nennt man dann "Suchtverlagerung" ...
Aber Du weißt es ja selbst und sagst es ja auch: Du musst Deine Angst besiegen. Deine Angst hat etwas Irreales. Da alleine rauszukommen, ist extrem unwahrscheinlich. Das schafft noch nicht einmal der Psycho-Papst selbst.
Daher wäre eine Psychotherapie wichtig. Auch wenn das vielleicht Scham-besetzt ist oder nach Weichei-Kram klingt - Therapien helfen, das Leben zu klären und machen Innen drin frei. Man fängt an, zu leben - anstatt mit Hilfsmitteln zu funktionieren und sich kaputt zu machen ...
Für einen angehenden Manager: Als erstes To-Do sollte daher asap auf Deiner Agenda ein Meeting mit einem Top-Consultant aus der Suchthilfe stehen. (Caritas, Diakonie - Suchtberatungsstelle)
Kostet auch nix und Du kannst auch anonym bleiben.
Nur die Angst vor dem Anruf, die musste überwinden. Und dann auch den ersten Termin einhalten. Und dann nicht vor lauter Angst und Scham kneifen und dem Irrglauben aufsitzen, bei Dir wäre es ja alles nicht so schlimm. (Hat mich knapp 3 Jahre gekostet).
Viel Erfolg beim Überwinden dieser Angst. Es lohnt sich.
wenn es bei mir um Alkohol geht, geht es echt um alles. Deswegen bin ich momentan panisch. Habe auch meine Exfreundin, ne bildhübsche Frau, unter anderem deswegen verloren. Ich hatte schon als Kind Minderwertigkeitskomplexe. Diese sind mit Sicherheit mitursächlich und wurden durch die Alkoholexzesse noch verstärkt. Ich glaube auch, daher kommt die extrem harte Arbeitsweise. Möglicherweise will ich mich auch durch die Exzesse selbst bestrafen weil ich mich im Unbewussten noch immer und trotz der Erfolge für minderwertig halte.
Ich glaube, ich gehe tatsächlich mal zu einem Psychologen. Ich kann ja meine Ex mal fragen,ob sie mich als Patienten annimmt haha.