Liebes Forum, es ist merkwürdig. Derzeit verfüge ich über vielleicht ca. 30 Prozent meiner Leistungsfähigkeit. Umstrukturierungen im privaten und im Beruf, eine Grippe und eine blöde Geschichte in einer Korrespondenz mit einem Amt gingen dem voraus; genau wie einige Wochen des viel zuviel an Arbeit. Zudem ein Tod eines mir früher sehr, sehr nahestehendem Mitglieds meiner Shg. Alkoholgedanken kamen ab und an auf; aber eher kurz und impulsiv. Nach kurzer Zeit habe ich dem aber vieles entgegenzusetzen was ich hier, in der Shg und in der LZT gelernt habe. Was mich erschreckt hat ist das ich meinen Gefühlen so ausgeliefert war und bin. Vielleicht ist es das was ich daraus lernen kann. Ich freu mich schon wieder darauf hier schreiben zu können das es trocken überwunden ist, aber ich denke ich muss mir ein bisschen Zeit einräumen. Ich probiere auf jeden Fall arbeiten zu gehen, in die Shg´s zu gehen und das wichtigste zu machen. Darüberhinaus wird nicht viel gehen, wie Sport oder so.
Ich hatte schon viele Tiefs in der Trockenheit, keinen Rückfall ein Glück, aber diesmal ist es irgendwie anders, stark körperlicher Natur, aufgrunddessen viele Selbstzweifel, aber aus der körperlichen Schwäche kommend. Vor zwei Jahren wo ich so down war nach einer Trennung war klar das geistige im Vordergrund, Ängste vor allem und sich immer wiederholende Gedanken. Ich schrieb auch damals hier und war erstaunt über die harten ehrlichen Antworten, aber sie haben geholfen.
Auch dies geht vorüber, Über Tipps von euch wäre ich aber echt froh, vielleicht hat ja jemand die Erfahrung auch gemacht. Interessieren würde mich vor allem ob was körperliches dahinterstecken könnte.
@Friesenvolker: was heißt denn nun IMHO was du immer schreibst, habe die Frage schonmal gestellt, aber ich glaube du hast noch nicht geantwortet.
IMHO heißt "in my honest opinion", also meiner aufrichtigen Meinung nach".
Das mit dem Burnout kenne ich auch, lustigerweise habe ich das - sowohl geistig als auch körperlich jetzt, wo ich trocken bin, nicht arbeite und vor Energie nur so strotzen müsste. Außer einem Job habe ich wirklich alles, um zufrieden zu sein, bin aber häufig müde, ohne etwas getan zu haben oder nur nach einem kleinen Einkauf. Und Antriebslosigkeit kommt noch dazu. Zum Glück keinerlei Alkgedanken, aber mich stört das schon.
Ich denke, so muss sich ein Burnout anfühlen - und ich habe die letzten 15 Jahre wirklich für zwei gearbeitet (Werbung), meistens 12-15 Stunden, keinen Urlaub (der letzte war vor 8 Jahren und dauerte ganze 5 Tage).
Vielleicht ist es bei Dir ähnlich? Ein Mittel dagegen habe ich noch nicht wirklich gefunden, denn es schwankt auch recht stark. Erinnert mich stark an Depression, aber eigentlich fühle ich mich nicht danach, bekomme auch recht hoch dosierte ADs
[ Editiert von Callysta am 31.03.08 21:19 ]
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
es ist sicher nichts Neues, dass Dir eine gründliche Untersuchung beim (Haus-)Arzt darüber Auskunft gegen kann, ob es organische Ursachen für die eingeschränkte Leistungsfähigkeit gibt.
Zumindest bist Du dann einen Schritt weiter.
Ich habe so einen Arzt, dem ich dann auch meine Befindlichkeit schildern kann.
Auf diese Weise kommst Du darüber nicht ins Grübeln und möglicherweise gibt es auch wertvolle Hilfe?
Dass durch's Trinken nichts besser wird, weißt Du ja.
LG Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
mir fallen spontan zwei Möglichkeiten ein: 1. Schilddrüse prüfen lassen und 2. eventuell eine Depression. Die gibt es bei vielen Alkis, die aufhören 1/2 - 2 Jahre nach dem Entzug. Dann ist der "Honeymoon" (Die-toll-ich-hab's-geschafft-Phase) vorbei und es treten die Alltagsprobleme auf, die früher mit Alk "weggemacht" wurden, und die Erkenntnis, dass eben nicht alle Probleme durch die Trockenheit verschwinden.
Geh mal zum Arzt und lass Dich durch checken. Erstmal körperlich, ansonsten könnte es wie Du selber schreibst BurnOut oder Depress sein.
ZitatGepostet von Callysta ... - und ich habe die letzten 15 Jahre wirklich für zwei gearbeitet (Werbung), meistens 12-15 Stunden, keinen Urlaub (der letzte war vor 8 Jahren und dauerte ganze 5 Tage). ...
Ich habe mich schon lange gefragt, wer das arme Schwein ist, der dieses Land noch am Köcheln hält...
Danke Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
Hi, schön das es euch gibt. Wenn ich die Lage gerade voll annehme wie sie wirklich ist, mit dem Wissen das ich nur einmal lebe und dieses Leben irgendwann vorüber ist, geht es mir um einiges besser. Ich denke meine dahinterliegenden Ansprüche an mich und das Leben sind für meine Zweifel zuständig.
Ich muss anmerken das meine Denke AA geprägt ist, also eher spirituell geprägt. Viele in der Gesellschaft würden bestimmt das Gegenteil sagen, du musst vom Leben und dir was verlangen, etc. Gleichzeitig denke ich das das Leben mir immer genug bieten kann, es keinen Mangel gibt. Den Mangel bilde ich mir ein. Meine Spiritualität ist übrigens konfessionslos und undogmatisch. Ich will damit keinen nerven oder missionieren, sondern nur berichten über das was mir hilft.
Arzt(?): ich habe auch einen sehr guten Hausarzt, mit ihr kann ich recht gut reden. Was würdet ihr denn empfehlen was der Arzt checken soll, ich meine außer der Schilddrüse. Blutwerte? Falls ja, welche? Oder kommt es eher spezifisch auf meine Situation an, Krankheiten vorher etc.?
und wenn es "ganz einfach" so ist, dass du in letzter zeit halt doch viele baustellen gehabt hast und du jetzt dir bewusst mal eine auszeit nehmen solltest.
keine zwangsweise auszeit, in der du schon im hinterkopf hast, bald wieder altes tempo aufzunehmen, sondern in der du dir selber ruhe verordnest, dich quasi pflegst und renegerierst.
ich selber ziehe mich nach körperlicher anstrengung oder stress im beruf öftersmal auf die couch oder die sauna zurück und lass die seele baumeln.
mit tut das gut,
grüsse, ulli
"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)
den Tipp, evtl. körperliche Ursachen vom Arzt untersuchen zu lassen, würde ich Dir primär auch geben.
Zum anderen ist vll. zu bedenken, was Du Deinem Körper (Deiner Seele?) jahrelang zugemutet hast. Immer unter Strom stehend holt er sich wohl die nötige Erholung. Und dieses macht sich jetzt spürbar bemerkbar. Statt dieses Gefühl mit "Aktivitäten" wieder zu "vergraben" fände ich es besser, sich dem zu stellen und Dich damit auseinanderzusetzen. Den Ausspruch "Hör auf Deinen Körper!" kann ich nur unterstreichen. Der Körper sagt Dir laut und deutlich was er braucht, ignorierst Du dies auf Dauer, wird er sich "rächen".
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
ich verfolge ja nun Deinen Weg schon lange, erinnern mich die Auswirkungen Deiner Suchstruktur sehr stark an mich. Wir sind ja auch ungefähr gleich lang trocken.
Spontan hatte ich beim Lesen Deiner heutigen Posts das Gefühl, daß Du uU zuviel grübelst. AA + 12 Schritte hin + her, aber muß denn jede geistige Blähung bis ins Letzte analysiert werden?
A bisserl a süddeutsche "katholische" Gelassenheit und Zuversicht wäre vielleicht nicht schlecht. Mir hilft meistens, hinzuschauen, was mir gut tut, nicht was andere oder ein Buch von mir verlangen.
Dabei helfen mir inzwischen die vier Schritte der "gewaltfreien Kommunikation" Beobachtung - Gefühl (was fühle ich) - Bedürfnis (was möchte ich) - Bitte. Wenn es mir schlecht geht, ich grantig und unausgeglichen bin, tue ich mich sehr schwer, raus zu finden, was ich "tatsächlich" fühle und was meine "wirklichen" Bedürfnisse sind.
Wünsch Dir was - ich würde Dich gerne mal auf einem SN-Treffen kennen lernen. Wir hätten uns viel zu erzählen, behaupte ich mal ganz frech
ZitatJREWING:"Was mich erschreckt hat ist das ich meinen Gefühlen so ausgeliefert war und bin."
und da kam ich erst hinter, als ich nicht mehr soff. Davor habe ich meine Gefühle, meinen Frust und all' den ganzen Scheiß immer regelmäßig weggesoffen und das hat ja auch über Jahre geklappt.
Nur, heute will ich das nicht mehr. Muß also meine Gefühlswelt wieder zulassen, wieder mit ihr leben können, sie akzeptieren oder besser noch annehmen, also ein Teil mir mir. Das hat gedauert. Nicht nur ein paar Monate, nee, eine ganze Reihe von Jahren, und auch nur, weil ich an und mit mir "gearbeitet" habe via Weiterbildung in Richtung Selbsterkenntnis und Suchterfahrung (Bücher, freuwillige Suchtkrankenhilfe, SHG's, Seminare usw.). Ein langer Weg, ein Weg vom Kotzbrocken und Arsch mit Machogehabe hin zum sensiblen Softi, wenn man so will, der endomorphe Egozentriker mit cholerischem Einschlag in mir ist aber geblieben, alles krieg' ich da nicht weg. Muß auch nicht. Es geht ja nicht darum, wie bastel ich mir einen Androiden zurecht, das wäre fatal.
Da ich nun meine Gefühle auch zulasse, sie auch in Worte fassen kann und unter anderen Menschen auch zur Sprache bringe, bekomme ich Rückmeldungen, die ich annehmen kann und mich weiterbringen. Das war früher nie so. Und weil sich jetzt meine "feinen Antennen" weiter herausgebildet haben, muß mein Ich auch mit diesen neuen Informationen fertigwerden. Das ist nicht immer einfach und erfordert neben "Speicherplatz" auch das Vermögen der Informationsverarbeitung und - im besseren Fall - einer entsprechenden bedarfsgrechten Umsetzung. Ganz ähnlich sieht's mit meinen eigenen Bedürfnissen aus. Ein schwieriger Lernprozeß, für mich jedenfalls, ich weiß nicht, wie andere damit umgehen.
Das ich dann ab und an richtig "geschafft", ausgebrannt usw. bin, weil mir dieses umsetzen und er- und ausleben auch Kraft kostet, ist mir dann auch klar ... und ich muß dann etwas zum "Auftanken" haben. Das finde ich in meiner Kamerabastelei oder der Fahrradtour, dem kleinen Motorradtrip, in der Sauna und in all' den ganzen "kleinen Fluchten", die ich mir im Verlauf der letzten Jahre so aufgebaut habe.
Nur, so richtig schwungvoll leistungsfähig bin ich nicht (mehr), ich glaube ansich auch noch nie gewesen, eher so die "faule Socke", aber Gemütsmenschen haben auch etwas für sich. Und ein Workaholic werde ich auch wohl nie. Obwohl ... wenn ich Bock drauf habe, kann ich sehr wohl tagelang an einem Projekt ohne Unterbrechung arbeiten. Das ist aber selten vorgekommen.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.