ich kenne die häufig anzutreffende Art in Deutschland, mit der generell und nahezu alles was die AA anbetrifft sofort kritisiert und in Frage gestellt wird. Darauf einzugehen nur um festzustellen, dass es glücklicherweise viele verschiedene SHG gibt und jeder die seine finden kann in der er glücklich wird, ist nicht mein Stil. Ich freue mich über die Vielfalt in Deutschland. Woanders ist diese Vielfalt nicht vorhanden. Bestimmt könnte jede SHG Zeitgeistmäßig in Frage gestellt und zumindest in Teilen kritisiert werden. Mir geht das völlig am Sinn und Zweck und guten Vorsatz, der Hilfestellung jeder SHG vorbei.
Ich schrieb nicht, die AA hätte Exklusivrechte. Was ich schrieb, kann man verstehen wollen oder in Teilen zerpflücken und den Sinn verdrehen. In die AA kommen auch angetrunkene Trinker, die einfach nur Hilfe und Beistand suchen. Nicht immer und nicht in jede AA-Gruppe, aber eben doch im Vergleich zu anderen SHG öfters. Ich schrieb auch nicht von Rückfaller, weil da setzte voraus, dass ein Alkoholiker schon längere Zeit trocken bleiben konnte. Es gibt leider sehr viele Alkoholiker, die nicht von Rückfall zu Rückfall, sondern von Entgiftung zu Entgiftung taumeln. Die AA haben für sich angenommen, dass Alkoholismus eine lebenslange Krankheit ist, die stillzulegen nicht jeder fertigbringt. Deswegen bleibt in diesen Alkoholikern trotzdem ihr Leben lang der Wunsch mit dem Trinken aufhören zu können.
Ob eine SHG Organisationslos, ohne Träger oder Sponsor ist, oder ob eine SHG an eine Dachorganisation gebunden ist, ist für mich (und viele andere Alkoholiker) bedeutungslos. Es interessiert nur der Sinn und Zweck, die mit Unterstützung der SHG zu erreichende Abstinenz.
ZitatGepostet von Marle Ob eine SHG Organisationslos, ohne Träger oder Sponsor ist, oder ob eine SHG an eine Dachorganisation gebunden ist, ist für mich (und viele andere Alkoholiker) bedeutungslos. Es interessiert nur der Sinn und Zweck, die mit Unterstützung der SHG zu erreichende Abstinenz.
Hi Marle,
jein. Für mich macht es schon einen Unterschied, ob ich zu AA oder zum Kreuzbund gehe. Ich glaube meiner Abstinenz bringt der Kreuzbund mehr - gerade durch seine Organisation, die mir z.B. eine regelmäßige Weiterbildung ermöglicht.
Ansonsten vorbehaltlos: GöttinseiDank haben wir in Deutschland die Vielfalt an Angeboten. Deswegen erzähle ich bei meinen Selbsthilfevorträgen auch immer, die Leute sollten sich "alle" Gruppen mal anschauen. Ich habe auch schon Leuten, die in meiner Gruppe waren, empfohlen zu AA zu gehen, weil ich das Gefühl hatte, daß sie dort besser aufgehoben sind.
Ich sehe halt ein Problem (hier in D) mit AA: Das Konzept der Schritte ist zu einer Zeit entwickelt worden, als es noch keine Therapie gegeben hat. Hier in D ist ja inzwischen die hauptamtliche Suchthilfe sehr stark ausgebaut (kann sich wieder ändern), daher war es für mich nach der stationären Therapie nicht einsichtig zu den AAs zu gehen.
Ich schreckte auch vor den sog. "HardcoreTrockenen" zurück, die jede Abweichung von der "reinen blauen Lehre" ahnden. Zurückgeschreckt bin ich auch vor der "formelhaften" Sprache und den Ritualen.
Ich denke, hier in D sind die AAler auch deswegen so "zahm", weil sie in Konkurrenz zu anderen Konzepten stehen. Ich kenne AA-Freunde aus Luxemburg zum Beispiel, die eine AA-Spiritualität vertreten, gegen die Pfingstler Säuselchristen sind.
du hast ja schon öfter angedeutet, dass du das Konzept der AA für veraltet oder überholt hältst. Die Stärke des Programms liegt aber meiner Meinung nach darin, dass Alkoholiker selbst – und nur die können sich in Alkoholiker wirklich hineinversetzen – in Form der Schritte festgehalten haben, was sie hat trocken werden lassen. Die Schritte geben also Erfahrungen wieder.
Das Konzept der AA geht von der Machtlosigkeit aus, die der Betroffene dem Alkohol und seine Angehörigen dem Alkoholiker gegenüber erleben. Therapeuten und Gruppenleiter sind genauso machtlos, den Alkoholiker vom Trinken abzubringen. Deshalb der Glaube, dass ihm nur eine Höhere Macht helfen kann. Die muss nun nicht der viel geschmähte alte Herr mit Bart sein.
Ich bin dankbar, dass ich an eine Macht, größer als ich selbst, glauben kann. Der Glaube gibt mir Vertrauen in mich selbst. Ist so ein bisschen wie Glaube an einen imaginären großen Bruder, den ich zur Hilfe rufen kann. Indem ich mich so vertrauensvoll 'dem Leben' überlasse, habe ich meinen trockenen Weg gefunden.
Gruß
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
daß nur der Betroffene selber sich trocken legen kann, ist 'ne Binsenweisheit. Und das ohne Kapitulation nix geht, ist mir klar.
Ich denke, daß ich für mich keine 90 Tage/90 Meetings brauchte, weil es eben heute in D sog. professionelle Hilfe gibt. Einige der 12 Schritte konnte ich in der Klinik abarbeiten.
Wie und vor allem daß Selbsthilfe funktioniert, haben wir teilweise AA zu verdanken.Hier in D läuft die Selbsthilfe im Normalfall allerdings nach der TZI-Methode. Die wurde in den 60ern entwickelt und kommt GöttinseiDank ohne spirituellen Hintergrund aus. Meine Spiritualität lebe ich überall, nur nicht in meiner Gruppe.
vielleicht geht die Entwicklung der Diskussion an der Fragestellenden Vinnie vorbei?
Die wenigstens Betroffen können zu Beginn ihrer Suchtproblematik erkennen, dass es eine Binsenweisheit ist, Hilfe letztlich allein durch sich selbst zu erfahren. Bis zur Kapitualtion ist es dann zumeist noch ein weiter Weg.
Du denkst, dass du nicht brauchst, was für andere, nämlich diejenigen Alkoholiker, die zur AA gehen, zur Basis ihrer Trockenheit geworden ist. Was sollte daran schlecht sein, an deinem oder an ihrem Weg? Ist das Ziel nicht dasselbe? Ist es nicht im Grunde genau das, was wünschenswert ist? Dass jeder für sich finden kann, jeder einen Weg gehen kann, der für ihn passt?
Ich bin wahrlich kein AA Anhänger, aber ich freue mich über ihre Erfolge und darüber, dass viele mir bekannte Alkoholiker sich dort sehr wohl und aufgefangen fühlen. Ich kenne auch Betroffene, die andere SHG besuchen. Blaues Kreuz, Templer, Freie Freundesgruppen, Kreuzbund, und viele andere mehr. Manche, denen gar nichts richtig passte, haben sogar eigene Gruppen via Inserate in Regionalzeitungen gegründet. Toll!
Ich möchte dir nicht nahetreten und Widerspruch in dir wecken, jedoch glaube ich, Spiritualität ergibt sich automatisch aus jeder Gruppe heraus. Es gibt viele Arten dieser Spiritualtität. Ich möchte deinen Intellekt nicht dadurch beleidigen, dass ich einen Verweis zu entsprechenden Quellen einstelle. Bei tiefergehender Betrachtungsweise und beim Verlassen der eingefahrenen Schiene, dass Spiritualität stets „nur“ Gott oder Religion sein muss, wirst du selbst die dich ergreifenden Spiritiualiät deiner Gruppe erkennen. Sie ist für dich da. Sie bewahrt dich vor manchem, was ohne sie mit dir geschehen könnte. Sie ist in deinem Kopf, deiner Seele, deinem Dasein. Ohne sie würde dir etwas fehlen. Ist es nicht so?
Warum wird nur immer auf etwas herumgetanzt, das nichts weiter möchte, als helfen. Die AA. Sind wir einfach so? Kann man nicht achtungsvoll annehmen, was für andere – nicht notwendigerweise für uns – gut ist? Ich hoffe Vinnie, die in den USA nicht sehr viel andere Möglichkeiten hat, weiss mit der deutschen, alles und jeden kritisierenden Art umzugehen und läßt sich nicht davon abschrecken, oder „ihre SHG“ sich dadurch schlecht machen. Weil sie sonst dort irgendwo im Nirwana landet – wo es keine SHG mehr gibt.
mir gefällt, wie achtsam Du mit Menschen umgehen willst, so wie ich es Deinen Beiträgen entnehme.
Da scheint schon gelebtes Leben durch. Schön, daß Du hier im Forum schreibst, willkommen.
Nach Deiner Definition wäre ich ja doch ein spiritueller Mensch!
Ich meide dieses Wort "Spiritualität" sonst, ebenso wie "höhere Macht".
Für mich übersetze ich das mit Liebe; nicht mehr, nicht weniger. Vielleicht schreibe ich mal in ein paar Jahren hier: hey Leute, ich habe mich trocken geliebt!
Gibt es in USAland wirklich "nicht viel mehr" als die AAs zur Selbsthilfe?
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
ich kenne die häufig anzutreffende Art in Deutschland, mit der generell und nahezu alles was die AA anbetrifft sofort kritisiert und in Frage gestellt wird. Darauf einzugehen nur um festzustellen, dass es glücklicherweise viele verschiedene SHG gibt und jeder die seine finden kann in der er glücklich wird, ist nicht mein Stil. Ich freue mich über die Vielfalt in Deutschland. Woanders ist diese Vielfalt nicht vorhanden. Bestimmt könnte jede SHG Zeitgeistmäßig in Frage gestellt und zumindest in Teilen kritisiert werden. Mir geht das völlig am Sinn und Zweck und guten Vorsatz, der Hilfestellung jeder SHG vorbei.
Ich schrieb nicht, die AA hätte Exklusivrechte. Was ich schrieb, kann man verstehen wollen oder in Teilen zerpflücken und den Sinn verdrehen. In die AA kommen auch angetrunkene Trinker, die einfach nur Hilfe und Beistand suchen. Nicht immer und nicht in jede AA-Gruppe, aber eben doch im Vergleich zu anderen SHG öfters. Ich schrieb auch nicht von Rückfaller, weil da setzte voraus, dass ein Alkoholiker schon längere Zeit trocken bleiben konnte. Es gibt leider sehr viele Alkoholiker, die nicht von Rückfall zu Rückfall, sondern von Entgiftung zu Entgiftung taumeln. Die AA haben für sich angenommen, dass Alkoholismus eine lebenslange Krankheit ist, die stillzulegen nicht jeder fertigbringt. Deswegen bleibt in diesen Alkoholikern trotzdem ihr Leben lang der Wunsch mit dem Trinken aufhören zu können.
Ob eine SHG Organisationslos, ohne Träger oder Sponsor ist, oder ob eine SHG an eine Dachorganisation gebunden ist, ist für mich (und viele andere Alkoholiker) bedeutungslos. Es interessiert nur der Sinn und Zweck, die mit Unterstützung der SHG zu erreichende Abstinenz.
MfG Marle
vielen dank fuer dein posting und ich stimme dir absolut zu, dass ziel ist das gleiche.
ein frage noch: ab wann spricht man denn von einem rueckfall? ich meine wer setzt denn die zeiten fest, ab wann es ein rueckfall ist? kann man doch auch nicht so verallgemeinern oder?
In meiner SHG wird der Rückfall als "der erste Schluck Alkohol, der ganz bewusst getrunken wird" definiert.
Kein Rückfall dagegen ist, wenn du - ohne es zu wissen - ein Stück Torte isst, die mit Alkohol zubereitet wurde und du erfährst das erst im Nachhinein.
Ob man von einem Rückfall spricht oder nicht, hängt also nicht von der Dauer der vorangegangenen Abstinenz ab, sondern von der Art und Weise, wie der Alkohol wieder zugeführt wird.
Wir unterscheiden demzufolge eher zwischen "Abstinenz" und "Trockenheit". Jemand, der also erst seit wenigen Wochen keinen Alkohol mehr trinkt, ist in unseren Augen abstinent, nicht aber trocken. Trocken ist er frühestens nach einem Jahr Abstinenz.
über deine Frage „ein frage noch: ab wann spricht man denn von einem rueckfall? ich meine wer setzt denn die zeiten fest, ab wann es ein rueckfall ist? kann man doch auch nicht so verallgemeinern oder?“ streiten sich nach meinem Erleben schon fast ewig die Betroffenen. Trockene Nicht-Rückfaller ebenso wie die Rückfaller selbst.
Willst du für dich eine zufriedene, in dir selbst tief verankerte und zuverlässige Abstinenz erreichen, eine Trockenheit, die ganz allein aus dir selbst hervorgeht, weil du um deine Schwäche gegenüber dem Alkohol weißt, dann wirst du nicht umhin kommen manches des Geschriebenen und Gehörten ganz alleine für dich passend zu definieren.
Was ist für dich wichtig? Was ist oder wäre für dich ein Rückfall? Ein Zeitfaktor? Ein Mengenfaktor? Oder einfach nur der Schritt zurück, der dich wieder in die mit vielen Mühen abgelegten Verhaltensweisen des Trinkens fallen lässt?
Mancher braucht dafür nur ein paar Tage, andere Wochen oder Monate. Wieder andere Jahre. Das Ergebnis, der Schritt zurück, der Wunsch, mangels anderer Möglichkeiten und Fähigkeiten sich mittels Alkohol oder Drogen Erleichterung zu verschaffen, bleibt stets das gleiche.
entschuldige bitte, Du stellst mir zuviele "geschlossene" Fragen. Das ist mir zu unterschwellig alles. Das mag ich nicht. Mit keinem Argument gehst Du auf meine Erfahrungen mit AA ein. Stattdessen baust Du Strohmänner auf, um sie dann abzufackeln und mich zu fragen, das meinst du doch auch so.
Ich habe auch nicht auf den AA rumgedroschen. Ich habe geschrieben, daß es nicht mein Weg ist, dazu stehe ich. Ist AA sakrosankt?
Wenn ich das Gefühl habe, daß Leute bei AA besser aufgehoben sind, dann schicke ich sie dorthin. Das habe ich auch geschrieben.
Meine Spiritualität gehört mir; ich mag da keine Unterstellungen. Und ich mag da auch nicht mit Dir drüber reden. Es gibt ein oder zwei Threads von mir, wo ausführlich was dazu drin steht.
Entschuldige, Dein Stil ist mir zu watteweich und zu "pfäffisch".
Meine Spiritualität gehört mir; ich mag da keine Unterstellungen. Und ich mag da auch nicht mit Dir drüber reden. Es gibt ein oder zwei Threads von mir, wo ausführlich was dazu drin steht.
Entschuldige, Dein Stil ist mir zu watteweich und zu "pfäffisch".
Viel Spaß an Board. Das meine ich ernst.
Ich habe allerdings keine Lust auf Bordpfarrer 2
Viktor
Danke Vicco! Du sprichst mir aus der Seele!
Als ich eben die Ausführungen in einem anderen Thread las, dachte ich spontan, dass das Amt des Boardpredigers wohl einen neuen Anwärter gefunden hat!