Ich bin zwar nicht im helfenden Beruf, aber im öffentlichen Dienst beschäftigt. Auf keinen Fall wollte ich meinen Job riskieren, mich im Kollegium outen, um jedweder Tuschelei und Lästerei wegen verbreiteter Arroganz und Unwissenheit über den Alkoholismus als Krankheit zu vermeiden. Zumal mir selber noch gar nichts klar war, ich diese Krankheit für mich noch nicht annehmen konnte, am Anfang. Auch aus diesem Grunde entschied ich mich zur ambulanten Therapie. Das waren mit den 2 Terminen in der Woche zwar sehr anstrengende aber erfolgreiche / lehrreiche 2,5 Jahre.
Ich finde das richtig absurd und bescheuert, dass was SozialarbeiterInnen, Sozialpädagogen, Pädagogen usw. nach aussen vermitteln wollen (sollen), dieses aber nicht für sich und KollegInnen akzeptieren.
ZitatMir wurde zur Überbrückung eine kurzfristige stationäre Behandlung von 3 Wochen angeboten
wer bot dir dies?
Meines wissens erfährt ein arbeitgeber nicht warum, wieso, weshalb eine was auch immer "kur" gemacht wird. Deine krankenkasse, der rententräger, aber nicht der arbeitgeber. Oder hat sich da was geändert? Mal so in die runde gefragt. Möchtest du denn aufhören mit dem getrinke? Lieben gruss dir, Esther
Mein Selbstbetrug endete in einer Sackgasse. Meine Selbstbestimmung zeigt mir viele neue Wege in eine bunte Welt.
moin ich bin in einem ganz anderen Bereich beschäftigt. Bin allerdings beruflich auch nicht "geoutet". Das hat ganz viel mit mir zu tun, das weiß ich auch. Es sind meine Befürchtungen, meine Unsicherheit, meine Ängste vor allem in beruflicher Hinsicht. In anderen Bereichen ist es überhaupt kein Problem zu meiner Abhängigkeit zu stehen. Das spüre ich dann auch an der Reaktion meines Gegenüber. Das heißt für mich, so lange ich noch diese Negativgefühle mit mir rumschleppe, die meine Krankheit betreffen, werde ich immer auch den Gegenwind z.B. im Job spüren.
Als ich das erste Mal in die Suchtberatung ging, war ich enttäuscht, dass meine Beraterin keine Alkoholikerin war. Hätte mir das schon gewünscht um mich besser verstanden zu wissen. Damal war sie göttin sei dank noch abhängige Raucherin. Fand ich doch sehr beruhigend Gruß Ruby
Ich finde das richtig absurd und bescheuert, dass was SozialarbeiterInnen, Sozialpädagogen, Pädagogen usw. nach aussen vermitteln wollen (sollen), dieses aber nicht für sich und KollegInnen akzeptieren.
Stimmt - das wäre fatal, wenn das so wäre!
Ich denke aber nicht, dass das die Regel ist, auch wenn sich das Berufsbild nachteilig zu verändern scheint, was wohl auch mit den Arbeitsbedingungen, u.a. aufgrund vermehrter Stellenknappheit in den sozialpäd. Bereichen zu tun hat.
Grüßle Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
ZitatGepostet von Ruby Das heißt für mich, so lange ich noch diese Negativgefühle mit mir rumschleppe, die meine Krankheit betreffen, werde ich immer auch den Gegenwind z.B. im Job spüren.
Sehe ich auch so ...
Grüßle Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
in meiner LZT-Klinik waren voriges Jahr noch 3 trockene Alkoholiker und stimmt, es war gut auch die andere Seite des Schreibtisches zu kennen. Mal ne Frage gibts für dich nicht die Möglichkeit deinen Jahresurlaub für das Kurzprogram einzuplanen? und dann anschließend ambulant weiter zu machen? LG Petra
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich
glaub mir, ich kenne das mit diesem vermeintlichen Druck und den "Stille Post" Methoden. Aber letztlich geht es um die Arbeit, die man macht. Und darum, ob die was taugt. Dieses ganze Drumherum sollte man nicht ignorieren, aber eben auch nicht zu wichtig nehmen. Denn sonst bist Du Teil von dem System.
Rausmobben läßt sich nur der, der sich mobben läßt. Das ist eine brutale Einsicht, aber so ist das eben mit den einfachen Dingen. Die tun manchmal weh.
Nochmal: ich denke nicht dass Du Dich outen solltest, Du tust wahrscheinlich gut daran, es nicht zu tun. aber Deine eigene Einstellung dazu, deine fehlende Selbstsicherheit und Deine Angst vor vermentlichen Konsequenzen werden Dir noch reichlich Kopfschmerzen bereiten. Ich würde so nicht arbeiten wollen. das schöne ist: Du brauchst das auch nicht.
Gruß Merryl
aethylo
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.05.2008 18:12
#23 RE: selbst in einem helfenden Beruf + alkoholkrank
ich habe mir Eure Beiträge durchgelesen und wurde an zurückliegende Zeiten erinnert. Nach der Kurzzeittherapie von 8 Wochen in der Fachklinik Bad Tönisstein hatte ich mir auch vorgenommen meine Krankheit dem Arbeitgeber, eine LWL-Klinik mit vielen Patienten, deren Erkrankung eine Suchtproblematik zugrunde lag, offen zu machen. Ich bin dort als Krankenpfleger tätig. Die Klinikleitung ist damit in keinster Weise adäquat mit umgegangen. Ich wurde zu Sondergesprächen mit der Klinikleitung gebeten und wurde durch diesen immensen Druck beinahe wieder rückfällig. Ich hatte das große Glück eine tolle SH-Gruppe stärkend zur Seite zu haben. Bei der letzten Sitzung vor diesem "Tribunal", die ich selbst einberufen hatte, hatten sich zwei Gruppenmitglieder bereit erklärt an dieser teilzunehmen. Erst ab dem Zeitpunkt war Ruhe. Die Ausführungen bzw. Stellungnahmen von meinen Gruppenmitgliedern und mir wurden mit großer Betretenheit zur Kenntnis genommen. Für mich war das auch im Nachhinein der richtige Schritt. Ab dem Zeitpunkt der Klarstellung vor der Betriebsleitung fühlte ich mich entschieden besser. Ich wurde sogar zu Sonderaufgaben in Bezug auf die Sucht herangezogen.
Kurzzeittherapien werden als Kur- bzw. Rehamassnahmen bezeichnet. Dem Arbeitgeber wird dabei nicht benannt, um welche Form von Reha-Massnahme es dabei geht.
In der Klinik Bad Tönisstein setzt sich das therapeutische Team heute noch zu 55% aus selbst betroffenen Fachkräften zusammen.
Ich wünsche Euch die Kraft der richtigen Entscheidung, die natürlich jeder für sich selbst treffen muss!!!
ZitatMeines wissens erfährt ein arbeitgeber nicht warum, wieso, weshalb eine was auch immer "kur" gemacht wird. Deine krankenkasse, der rententräger, aber nicht der arbeitgeber. Oder hat sich da was geändert? Mal so in die runde gefragt.
Der Arbeitgeber erhält einen Wisch, auf dem steht, dass Frau X /Herr Y von bis in Klinik Z zur Kur war. Er braucht nur im Internet nachzuschauen und weiß Bescheid, um welche Art Klinik es sich handelt. Bei mehr als 6 Wochen werden eh die meisten Personalabteilungen hellhörig.
@Merryl So möchte ich auch nicht arbeiten, mit Kopfschmerzen und Angst vor vermeintlichen Konsequenzen. Aber zu der Grandezza, die Du da beschreibst, fehlen mir noch ein paar Jahre Trockenheit. Neben der Tatsache, dass die Selbstsicherheit durch die Sucht Federn gelassen hat, bekomme ich als Sozialarbeiterin haufenweise unerbittliche soziale Abstiege mit, die allermeisten angestoßen durch Verlust des Arbeitsplatzes. Vielleicht macht mich das zusätzlich noch vorsichtiger.
Im Übrigen finde ich es interessant, wie vielfältig hier geschilderten Einstellungen und Erfahrungen sind.
Grüßle von sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Ich bin auch überrascht, wie viele und vielfältige Beiträge kommen.
Hallo Esther, um deine Frage zu beantworten: An meinem Wohnort gibt es eine Fachklinik für Suchterkrankungen, die einen sehr guten Ruf hat und verschiedene Angebote bereithält. Ich war bis vor kurzem in einer ambulanten Gruppe (10 Termine), aber Abstinenz über einen längeren Zeitraum ist mir nicht gelungen. Daher hat der beratende Therapeut mir vorgeschlagen, eine 3wöchige sog. Motivationsbehandlung zu machen.
Ja ich möchte mit dem Trinken aufhören. Ich habe zu früheren Zeiten immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es mir erheblich besser geht, wenn ich nicht trinke. Ich habe ab heute 2 Wochen frei und werde noch einmal versuchen, aus dieser Spirale rauszukommen, da ich glaube, etwas mehr Energie für mich zu haben, wenn ich nicht arbeite.
Liebe Grüße
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
gerade diese Erfahrungen, dass es ohne Alk viel besser geht, habe auch ich mir immer wieder in Erinnerung gerufen, als ich im März letzten Jahres meinen 2. Trockenlauf gestartet habe.
Die haben mich motiviert und gestärkt beim Aushalten von Situationen, die ich zuvor wieder jahrelang zum Anlass genommen hatte, mich wegzubeamen.
Dieses Bewusstmachen und das tägliche Lesen hier im Forum -auch in vielen älteren Beiträgen- haben mich Schritt für Schritt wieder in ein abstinentes Leben geführt.
Und gerade am Anfang war eine große Hilfe, mir zu sagen:
Ich trinke heute nicht!
Ich wünsche Dir, dass Du schaffst, was Du Dir vorgenommen hast.
Diese 2 Wochen Urlaub können (D)eine Chance sein ...
Grüßle Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Ich finde das richtig absurd und bescheuert, dass was SozialarbeiterInnen, Sozialpädagogen, Pädagogen usw. nach aussen vermitteln wollen (sollen), dieses aber nicht für sich und KollegInnen akzeptieren.
Stimmt - das wäre fatal, wenn das so wäre!
Ich denke aber nicht, dass das die Regel ist, auch wenn sich das Berufsbild nachteilig zu verändern scheint, was wohl auch mit den Arbeitsbedingungen, u.a. aufgrund vermehrter Stellenknappheit in den sozialpäd. Bereichen zu tun hat.
Grüßle Paula
Hallo zusammen, ich denke auch, dass bestimmte Erscheinungen aufgrund verschlechterter Arbeitsbedingungen, fehlender Supervision und dem oftmals hohen Druck zustande kommen. Gerade beim Thema Alkohol wird natürlich sehr viel dahin gesagt - weil jeder kennt sich aus - was sehr verletztend sein kann (Vielleicht gar nicht sein sollte).
Es ist mir schon klar, dass ich in diesem Zusammenhang auch Ängste entwickel, die sich so noch gar nicht bestätigt haben. Dass ich damit nicht alleine stehe zeigen ja einige Beiträge hier. Eine große Angst ist es auch, mir selbst und anderen gegenüber einzuräumen, dass ich diesem Druck und den Bedingungen nicht (mehr) gewachsen bin. Ich hatte in dieser Woche wiederholt völlig betrunkene Männer vor meinem Schreibtisch sitzen und ich hätte hinterher fast losgeheult, weil ich nur noch dachte - ich will das hier nicht mehr.
Viele Grüße, Roswitha
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
[...] Eine große Angst ist es auch, mir selbst und anderen gegenüber einzuräumen, dass ich diesem Druck und den Bedingungen nicht (mehr) gewachsen bin.
Das kann ich sehr, sehr gut verstehen und nachvollziehen, Roswitha.
Es erscheint ja auch paradox ... ... denke da immer an "Die hilflosen Helfer" von Schmidtbauer.
> Wie kann ich anderen (sinnvoll) helfen, wenn ich nicht damit zuallererst bei mir selber anfange?
Aber gerade das einzugestehen - vor sich selbst! - wird Dich einen Riesenschritt weiterbringen - so meine persönliche Erfahrung.
Liebe Grüße Paula
[ Editiert von paula am 09.05.08 13:51 ]
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Moin Roswitha, welchen alkfreien weg würdest du denn gerne einschlagen? Mal ganz unabhängig von arbeitgeber und kopfkino? Was hälst du für dich für realistisch und umsetzbar? Angenehm auffallen tut mir bei deinen posts, dass du nicht versuchst barrieren aufzbauen, warum gerade jetzt dies und das nicht geht. Und deine, ich nenne es mal besorgtheit, weil mir angst zu schwer wiegt dafür, bzgl. job und kollegen scheint ja, wie einige reaktionen hier zeigen, nicht gerade aus der luft gegriffen. Ich bin ja auch eine aus der zunft der soz.päds. allerdings schon seit 14jahren nicht mehr aktiv und interessanter weise hat besagtes mich erst überrascht, im sinne von, wie jetzt, die wissen doch wie es laufen kann....... und dann, jupp in der theorie und für die klienten. Und na klar, es kommt ja immer auch darauf an in welchem bereich wer tätig ist. Ich war in sachen erwachsenbildung/langzeitarbeitslosen projekten und jugendhilfe am werken und wenn ich da so retour denke, so wären zumindest meine kollegen sicher ehr hilfreich als eben das gegenteil gewesen. Was meine direkten arbeitgeber angeht könnte ich nur einen spekulatius verkrümmeln, ist pikselig, mag ich nicht so. Das alkoholismus eine krankheit und kein kündigungsgrund ist weißt du ja sicher. Solltest du dich für die 3 wochen stationär entscheiden, erfährt keiner bei der arbeit wieso du krank warst. Es gibt durchaus die möglichkeit danach ambulant weiter zu machen. Die frage ist jetzt ja erst einmal, ob du dir das sinnig vorstellen kannst für dich. Das hat ja auch viel mit deinem direkten umfeld zu tun. Bekommst du da unterstützung?
Lieben gruss dir Esther
Mein Selbstbetrug endete in einer Sackgasse. Meine Selbstbestimmung zeigt mir viele neue Wege in eine bunte Welt.