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Neulich im Fitnessstudio

Ich erwähnte ja mal vor ein paar Wochen, dass ich mich seit einiger Zeit an einem Ort herumtreibe, den ich vor gar nicht allzulanger Zeit direkt in Verbindung gebracht habe mit frustrierten Hausfrauen, altgewordenen Mantafahrern und abgehalfterten Versicherungsvertretern.
Also, absolutes No go Land.
Und nun latsche ich selbst dahin, als Rechtfertigung immer das Zitat unseres Altbundeskanzlers auf den Lippen, demnach mich doch der Scheiß, den ich gestern gelabert habe, heut nicht mehr interessiert.
Jedenfalls gehe ich 3-mal die Woche dorthin und es macht mir sogar Spaß. Ich trainiere auch nicht auf extreme Muckibildung, sondern mehr auf Erhalt und Stabilisierung. Zumindest sage ich mir das selbst immer insgeheim vor.
Angetreten bin ich mit den Worten " Mach mich den Arnie" als mir der erste Trainer über den Weg lief. Ich spreche Dritten gegenüber gerne von Trainer, am liebsten sogar von meinem Personalitycoach, dass klingt bedeutender, als wenn ich sage, dass mich da so ein Studi anleitet, der im 25. Semester Religion studiert und der sich nen paar Euro dazuverdient.
Es ist mittlerweile so, dass ich da 3 -mal die Woche hinlatsche und zwar gleich morgens um 8 Uhr.
Gewandet bin ich in die gute 9,95 Jogginghose von "Fruit of the Loom", an den Füßen die geilen Treter von Adidas, die aus der Zeit stammen, als der Adi Dassler dem Sepp Herberger noch persönlich die Schraubstollenschuhe ins Trainigslager brachte.
Obenrum ein Poloshirt in möglichst grellen Farben, dass dem Rettungsteam schon auf große Entfernung meinen Standort verraten soll, falls ich mal vor Erschöpfung vom Gerät knalle.
Meine liebste Farbe ist so ein grelles, in den Augen schmerzendes Grün.
Dieses Grün verleiht mir in Verbindung mit meiner Ausgezehrtheit und Erschöpfung nach dem Training nämlich kurzzeitig das Aussehen einer gutabgehangenen Wasserleiche.
Und jedesmal, wenn ich dann zu Hause über die Schwelle taumle, hoffe ich, dass die Pewe mich in meinem erbarmungswürdigen Zustand sieht und beschließt, mich aufopferungsvoll zu pflegen.
Aber, das ist auch nur ein frommer Wunsch. Denn sie pennt natürlich noch, wenn ich wiederaufschlage. Und bis sie wach ist, hat sich auch meine Gesichtsfarbe wieder normalisiert.
Genauso lieblos verhält sie sich, wenn ich morgens das Haus verlasse.
Ich schlage ihr regelmäßig am Abend vorher vor, sie doch morgens, bevor ich gehe, noch schnell zu wecken, damit sie sich durch meinen Anblick noch mal schnell den Kick holen kann, der sie durch den Tag trägt.
Ihr Hohngelächter empfinde ich schon als sehr verletzend.

Nun geht es also los. Ich betrete das Studio, schaue mal kurz ob es sich lohnt, meine leicht den Bund der Jogginhose übertretende Magensenkung einzuziehen, werfe einen Blick darauf, welcher Trainer heute anwesend ist und nähere mich dem ersten Trainingsgerät, dem Fahrrad.

Stopp, heute ist der Sohn des Inhabers, ein 21-jähriger, muskelbepackter , Z4-fahrender Hohlbratz, anwesend. Der Neid frißt mich fast auf und passt hervorragend zu meinem grünen Polo.
Was muß der kleine Wichser auch ein Auto fahren, dass ich mir nie leisten kann?.
Ich beschließe, ihm mal ne kleine Lehrstunde in wahrer Männlichkeit zu geben.
" Stimmt es eigentlich, dass es den Mädels egal ist, ob man nen ganz Kleinen hat, wenn man so ein Auto fährt"? begrüße ich ihn freundlich.
"Hä"?
Na, toll, der Kerl ist ja noch blöder, als ich dachte. " Ich meine, warum mußt du denn so eine Schwanzverlängerung fahren"?
Sein, " weil es geil ist und weil ich alle haben kann und du bist doch bloß neidisch", verschlägt mir die Sprache.
Was für ein undankbarer, kleiner Pinscher, möge ihm derselbige bei nächster Gelegenheit abfallen.
Ich habe das doch gar nicht nötig, mich auf dieses primitive Niveau herabzulassen. Mit einem leise gemurmelten"Steroide machen kleine Eier" troll ich mich aufs Fahrrad.

10 Minuten können verdammt lang sein, besonders, wenn man permanent von so einer Hipp-Hopp Grütze berieselt wird. Deshalb schleppe ich seit Neuestem auch immer nen MP3 Player mit geiler 70-er Jahre Mucke mit mir rum. Da höre ich den anderen Schrott nicht dauernd.

Und so quäle ich mich von Gerät zu Gerät, ich trainiere den Bauch, die Arme, den Rücken und was weiß ich nicht noch alles. Anfangs war ich noch völlig demoralisiert, wenn ich an ein Gerät kam, auf dem beispielsweise mein Vorgänger 90kg eingestellt hatte und ich habe dann auf 20 kg runterkorrigiert.
Das macht mir mittlerweile nichts mehr aus. Denn, wenn ich mit der Übung fertig bin, dann stecke ich jetzt immer den Stift in die 120 kg Marke und ziehe pfeiffend weiter, immer in der Hoffnung, dass nach mir so ein Looser kommt, den der Schlag trifft, wenn er sieht, was vor ihm für ein echter Macker trainiert hat. Nieder mit den Weichern.
Es lebe die Fitness.

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