Bei aller "Verliebtheits-Euphorie" hier im Forum wollte ich nur zwei Sachen kurz anmerken:
1. Beziehungen können ein Quelle für wahnsinnige Enttäuschungen sein. Je höher die Erwartungen, umso böser kann der Absturz sein. Gerade Alkohiliker sollten die damit verbundene Rückfallgefahr m.E. immer im Auge behalten. Süchtige sind zudem immer geneigt, alles extrem zu leben, also auch Beziehungen.
2. Gerade in der Genesung sind Beziehungen bzw. das Verliebtsein (vor allem) bei Frauen ein beliebtes Anti-Depressivum. Man sollte dann den Partner aber auch darauf aufmerksam machne, dass er (auch unbewusst) evtl. nur ein Therapieersatz sein könnte.
@ newlife: Ich trau's den Betroffenen durchaus zu, diese Dinge wohl zu wissen und im Auge zu behalten. Das muss deren "Verliebtheits-Euphorie" aber nicht automatisch dämpfen, oder?
@ mihu: so what? Jede Beziehung hat ihre Telenovela-Phase, das ist wichtig, denn es schafft Bindung. Und wenn sich zwei in dieser Phase befinden, dann kann man's ihnen gönnen und sich mitfreuen, oder aber den Sauertopf spielen und mit dem Verweis auf die miefigen Zeiten, die da kommen werden, rumgranteln.
Gewittrige Grüße aus Hessen von sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Ich wäre gerne mal Zuschauer, wenn der Ehemann der Kuschelfreundin mal nen kleinen Überraschungsbesuch macht. Das wäre dann eine Telenovela mit Suchtpotential. Mal sehen, wie dann aus Mihu, dem sonnigen Primelbesitzer, Mihu, der "ich passe prima in jede Ecke" Knirps wird
Ist mir völlig klar gewesen, mihu, zumal ich ja selbst zu denen gehöre, die die Telenovela toll finden
@ Claudia und zu Deiner Thread-Eingangs-Frage:
Zitatob es klappt mit einem Menschen irgendwann zusammen zu leben, der selber nie Probleme oder therapeutische Hilfe hatte und eben nicht ständig reflektiert, sich hinterfragt wie "was macht es mit mir".
Was mich betrifft, so brauch ich das nicht, es wäre mir zu anstrengend und sicher auch kontraproduktiv. Ein Übermaß an Selbstreflexion kann auch für Menschen meines Schlages, der zu depressiven Gedankenkreisläufen neigt, schädlich sein.
Aber: Wenn ich trocken bleiben will und eine Partnerschaft lebe, dann müssen schon ein paar Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Mein Partner muss kein genesender Alkoholiker sein, aber wenn er welchen trinken kann, dann sollte er das unterlassen können, ohne darin einen Verlust seiner Lebensqualität zu sehen. Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Sucht und ihren Konsequenzen gehört auch dazu, um zu begreifen, wie ich ticke und warum. Und natürlich auch eine Reflexionsfähigkeit, die über das Beurteilen der Bundesliga-Ergebnisse hinausgeht.
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
@spieler, es ist so, daß muckelmäßig seit jahren nichts mehr in der ehe läuft und er in dieser richtung auch keinen wunsch danach hat. erklären tut er das seiner frau leider auch nicht wirklich auf ihre nachfragen. seine frau, die ehe und das familienleben nehme ich ihm nicht weg.
ZitatGepostet von newlife_reloaded Bei aller "Verliebtheits-Euphorie" hier im Forum wollte ich nur zwei Sachen kurz anmerken: 1. Beziehungen können ein Quelle für wahnsinnige Enttäuschungen sein. Je höher die Erwartungen, umso böser kann der Absturz sein. Gerade Alkohiliker sollten die damit verbundene Rückfallgefahr m.E. immer im Auge behalten. Süchtige sind zudem immer geneigt, alles extrem zu leben, also auch Beziehungen. 2. Gerade in der Genesung sind Beziehungen bzw. das Verliebtsein (vor allem) bei Frauen ein beliebtes Anti-Depressivum. Man sollte dann den Partner aber auch darauf aufmerksam machne, dass er (auch unbewusst) evtl. nur ein Therapieersatz sein könnte. Gruß NL
Moin, moin...
ich stimme newlife_reloaded's Sichtweise da umunwunden zu.
Aus genau der Überzeugung heraus heraus habe ich vor einem Vierteljahr im "WIR"-Thread genau DIESEN Beitrag gepostet, aus dem ich mich der Bequemlichkeit halber nun hier selber zum Teil zitieren mag, weil es auch das ist was ich Dir, liebe Claudia, in diesem Thread hauptsächlich antworten möchte:
Ich bin absolut überzeugt davon, dass ich all diese Intensität des ER-LEBENS, diesen "Mehrwert" (...), in den ersten beiden Jahren meiner Abstinenz gar nicht ertragen hätte ohne daran (und an mir) zu scheitern. Das wär nicht gutgegangen.
Auch bei mir hatte es schon seinen Grund und seinen Sinn, warum ich mich die ersten drei Jahre ausschließlich um meinen Kopf und dessen "Programmierung" gekümmert habe und die Regionen Herz und Bauch und Unterleib völlig ausgeklammert habe.
Ich hatte genug mit mir selber zu tun, und damit, mein Leben wieder in Ordnung zu bringen (dazu gehörte auch, mit Anstand eine Ehe zu beenden, die der nüchtern doch recht knallhart analysierende Kopf schnell als für mich hochgradig schädlich diagnostizierte - zumal mein Kopf nach einiger Zeit selbst bei intensiver Recherche keinerlei Herz-/Bauch-Beteiligung mehr bei mir erkennen konnte... .)
(..) Eine neue Beziehung stand daher für mich nicht "aufm Zettel" - wollt und musst ich doch erstmal lernen, mit mir selber umzugehen um künftig zu vermeiden, Entscheidungen zu treffen, die für mich nicht gesund (in körperlicher wie auch geistig-seelischerHinsicht) sein könnten.
Meine Aufgabe war erstmal, mit MIR SELBER nüchtern, gern und gut zu leben - und weiß Gott, das tat ich denn auch!
Auch ich hatte erst beim rundum zufriednen ICH anzulangen, bevor ich an ein richtiges "WIR" auch nur ansatzweise denken konnte. Meine Hausaufgaben habe ich da sehr gründlich gemacht. Wie sollte ich denn wissen, wer ich bin und was gut für mich ist, ohne es für mich klar definiert und als Lebenseinstellung verinnerlicht zu haben? Dazu gehörte ja viel mehr als "nur" eine potentielle Idealbesetzung für die männliche Hauptrolle in meinem Leben definieren zu können, vor allem ging es darum, meinen persönlichen Umgang mit mir, meiner Abstinenz und meiner Umwelt zu klären und so zu gestalten dass es mir guttut und mich weiterbringt. (...)
Was ich gerade das letzte Jahr dann auf dem inneren und tatsächlichen Weg hierher erlebte, das sprengt jede von mir gekannte und erlebte Dimension an Intensität und Bewusst-Sein, - ich bin sicher, das hätte mich am Anfang meiner Abstinenz komplett überfordert und vom Wesentlichen - dem ICH - abgebracht. Es mag Ausnahmen geben, aber wenn ich von mir ausgeh und welche Extreme an Emotion, Erleben, Fühlen, Vertrauen, Entscheiden, Konflikt, Verantwortung, An-Forderungen und Selbst-BEWUSST-werden ihre Anforderungen nun dieses Zusammenleben an mich stellt, dann weiß ich dass mich das noch vor zwei oder drei Jahren wieder hätte ans Glas bringen können, weil ich noch gar nicht in der Lage gewesen wäre, das zu handeln und zu verkraften. Für nen Abstinenz-Frischling ist das meiner Meinung nach ein hochbrisantes Minenfeld, über das schwer trockenen Fußes zu wandern ist.
Nicht nur das Schwierige - das hatte ich ja in meiner problembeladenen Ehe auch schon zuhauf, darin war ich geübt - sondern auch und gerade das Rauschhafte, Überschäumende, Jubelnde, Euphorische - das will auch erstmal verkraftet werden. Ich glaub das hätt mir das Genick gebrochen, die Übermaß an LEBEN.
...dazu kam: ich finde, jedes Wunder verdient Zeit zum Wachsen, zum Reifen, zum Auskusten und zum Erleben. Und jedes Wunder verdient eine gewisse Zeit völliger Konzentration darauf und ungeteilter Aufmerksamkeit dafür. Das Wunder der Abstinenz genauso wie das der Liebe.
So genommen wollte ich erst mit der Abstinenz ausgiebig und genüsslich "flittern" und eine feste, stabile lebenslange Beziehung mit ihr eingehen, bevor ich das auch mit dem MANN meiner Wahl genauso halten konnte und wollte.
...außerdem hätt der Uwe vor drei Jahren als Frischabstinenter eh noch keine Chance bei mir gehabt.... < 1 Jahr trocken war ein absolutes Ausschlusskriterium - da hätt der noch so werben können
...hinzufügen mag ich noch, dass ich überzeugt davon bin, dass mit ähnlichem Hintergrund (wenn überhaupt) nicht nur eine Beziehung zu "meinem Schlag" sondern auch eine Beziehung zu einem sog. "ganz normalen" seelisch-geistig gesunden Menschen" ohne Sucht- und Therapiebedarfshintergrund für "unseresgleichen" Abstinentgewordene im Prinzip ganz genauso (und nur unter den selben Voraussetzungen) funktioniert. Nur mit dem Unterschied, dass der "Normalo" das eben alles eh schon "kann", was "wir" erst mühsam und dringend zu lernen haben... ...und eben u.U. schon von Haus aus in seiner Persönlichkeit und seiner Art, mit dem Leben umzugehen mitbringt (etwas ,das "wir" uns erst mühsam und bewusst aneignen müssen: das "normale" Umgehen mit zwischenmenschlichen Gefühle und Beziehungen.) Insoweit ist es dem "Normalo" vielleicht einfach selbstversändlicher, eben schon bei sich angekommen zu sein und ein ernstzunehmender, bewusster Teil einer Beziehung sein zu können.
...die "Normalos" - die sind einfach schon erwachsen; und ich musste das erst noch werden.
Uwes Beitrag gestern (der ja wohl Zündfunke für Dein Thread hier war, liebe Claudia) spricht ja eben grade nicht davon, dass es ein gefühlt "schwerelos-behender Tanz über Blumenwiesen mit rosa Brille und Honeymoonfeeling" ist (das war es übrigens nie) - sondern gerade da ist doch die Rede davon zuhauf auch ernstliche (und durchaus zahlreiche) Herausforderungen und Schwierigkeiten zu meistern. Betrachtet eben unter dem Aspekt, dass das geradeuns als Ex-Akut-Alkis besonders viel abverlangt um damit gesund, gut und bewusst umgehen zu können - gerade und vor allem der Eigenverantwortlichkeit erst mal SICH SELBST gegenüber.
Dass die Reaktionen auf seinen inhaltlich ja eher beziehungs- und selbstkritischen und zum Großteil ja gar nicht mal so romantischen Beitrag dann so emotional-seufzend und "telenovela-"mässig mihu" ausfallen, wundert mich nicht - berührt es doch die Ursehnsüchte jedes Menschen, wenn da einfach jemand hergeht und mit solch einer Selbstverständlichkeit erstrebenswerte Dinge ausspricht, die sich wohl jeder für sich als gelebten "Standard" wünscht...
....ich hatte ja selbst so ein Erleben noch nicht einmal am Anfang früherer Beziehungen, geschweige denn dann in deren Fortgang - da war es eher so, dass man einfach so vor sich hin-beziehungte und sich gar keine Gedanken drüber machte, ob man noch auf dem rechten Weg befand oder nicht, und irgendwann stellte man erstaunt fest, dass der andre schon lang nicht mehr wirklich Teil des eignen Lebens war. Das erfordert nämlich eine Wachsamkeit, die mit Verliebtheit absolut nichts zu tun hat, sondern eher mit knallhartem Kalkül und permanenter buchhalterischer Betriebsprüfung und Bestandsaufnahme.
...was den "repräsentativen Zeitraum" in meinen Augen angeht: da isses wie mit der Trockenheit: egal, wie lange sie schon währt - was zählt ist nicht seit wann schon, sondern DASS überhaupt mal damit angefangen wurde und WIE udn DASS sie gelebt wird. Die Kunst ist nur, dann auch so weiterzumachen. Und da ists hilfreich, wenn eben nicht nur Bauch und Herz, sondern auch der Kopf zu 100 % klar und auf "on" sind und vor allem bleiben.
Ich wünsch Euch einen schönen, heißen und trockenen Frühsommertag Eure IngMarie
[ Editiert von Ingmarie am 31.05.08 12:04 ]
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
ZitatGepostet von Ingmarie DAs erfordert nämlich eine Wachsamkeit, die mit Verliebtheit absolut nichts zu tun hat, sondern eher mit knallhartem Kalkül und permanenter buchhalterischer Betriebsprüfung und Bestandsaufnahme.
@sole, keine ahnung. ich vertrau da einfach mal auf die ehrlichkeit und so manche tränen und traurigkeit meiner muckelfreundin, die aufgrund dieses themas schon öfters bei ihr zum vorschein kamen.