Eine ganze Weile habe ich überlegt, was ich hier beitragen kann.
Im Verlaufe der letzten 13 Jahre war ich in einigen Gruppen unter verschiedenen Dächern unterwegs. Diakonie, Caritas, freie Gruppen, willkürlich zusammengepferchte und Freiwillige, vom Gesundheitsamt mit Therapeuten versehene, mit Trockenzeit-Score-Listen, seminarwütige mit Wochenend-Familienzwang, mit und ohne Angehörige im Raume und seit etwa fünf Jahren AA, erst im Bergischen, jetzt hier an der Lippe.
Der an 'straffe Organisation' und 'nachzubetende Vorgaben' gewöhnte Ossi fühlt sich bei den AA am wohlsten. Klar, das liegt an der ganz konkreten Zusammensetzung. Ein knappes Dutzend Stamm, derdiedas immer da ist und ein halbes Dutzend 'Laufkundschaft', das ist für mich eine angenehme überschaubare Sache.
Kein Leiter, ein jährlich wechselnder Gruppensprecher moderiert. Da war es eine Wasser-Limo-Runde, hier wird koffeinfreier Kaffee gekocht und Süßigkeiten stehen zur Ersatzbefriedigung bereit. In der Halbzeit ist Rauchpause draußen, ( sonst tät's anschließend auch in der Kirche müffeln... ) Da waren es 25 % Frauenanteil, hier sind es 75 %.
Ich lasse kein Meeting aus, wenn ich am Ort bin. Das ist eine Regel, die ich mir auferlegt habe, weil es mir so wichtig erscheint.
Wenn ich in seltenen Ausnahmefällen verhindert bin, informiere ich jemanden von der Gruppe, obwohl das nicht nötig ist. Ist für mich eine Frage des Respekts. Funktioniert sogar, wenn ich nur eine einzige Telefonnummer von jemandem anrufe, der meist gar nicht da ist (weil er ein anderes Stamm-Meeting im Umkreis hat). Merkwürdig - nicht?
Am Anfang gibt es immer die 'Befindlichkeitsrunde'.
Und dann wird ein Thema aus aktuellem Anlass aus der vorausgegangenen Runde (kann ein persönliches Problem mit Gesprächsbedarf sein) oder auf individuellen Vorschlag oder aus der Monatszeitschrift in den Mittelpunkt gestellt.
Bei uns haben die Schritte eine Geländer-Funktion. Wichtig ist der erste. Danach kann die Reihenfolge variieren.
So eine Indoktrination, wie sie von einigen Teilnehmern hier im Forum an mehreren Stellen dargestellt wurde, konnte ich bisher nicht erkennen.
AA erhält sich aus eigenen Spenden, um unabhängig zu bleiben. Dass es über den Literaturverkauf auch Einnahmen geben muss, die eine weltweite Organisation finanziell ermöglichen, ist für mich völlig selbstverständlich.
Alleine der Sprung nach Osteuropa im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts um dort Selbsthilfe für Betroffene zu ermöglichen, war ohne eine finanzielle Ausstattung undenkbar.
Über die Arbeitsweise der regionalen Strukturen habe ich mich gut informieren können, in dem ich an Meetings der Regionalgruppe und der Intergruppe teilnahm (Höhepunkt DLT jährlich mit 4000plus TeilnehmerInnen).
Da sind auch (nur) Menschen in ihrer Freizeit tätig. Manche mit Profilierungssucht - ja - und? Die Regeln für diese Veranstaltungen sind nicht alle glücklich formuliert, aber - nichts ist vollkommen. Zumindest sind sie so beschaffen, dass noch immer gilt:
Bei AA kannst Du nichts werden - außer trocken.
LG Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
Guten Morgen Wobei ich mal für mich behaupte ,gruppen stunden in einer familiären Umgebung . Dazu beiträgt das sich manche Gruppenmitglieder dort leichter öffnen können . Ich gehe nun schon 4jahre in meine shg und kann nicht feststellen, das durch Getränke,die arbeit darunter leidet. Auch die Raucher pause ist gut für uns,da wir am abend 2gruppen haben und in der pause auch kontakte zu anderen Gruppenmitgliedern gepflegt werden. Aber jede Gruppe ist anders und das ist gut so. Über all dem steht die Abstinenz.
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
So jetzt die angekündigte Stoffsammlung zum Thema „Wandel in der Suchthilfe“. Ich beschränke mich jetzt doch auf die Selbsthilfe, sonst wird es zuviel.
Hallo Vicco,
ich bin hier auf einen sehr interessanten Artikel gestoßen, in dem es u.a. um den Wandel in der Suchthilfe geht – Abkehr vom 'Tiefpunkt-Dogma' hin zur Frühtherapie in Form des Qualifizierten Entzugs, der das Ziel hat, den Suchtkranken zu einem Leben ohne das Suchtmittel zu motivieren. http://www.aerztekammer-hamburg.de/funkt.../1195470792.pdf
Ob das bei mir auch funktioniert hätte, keine Ahnung, habe weder einen Qualifizierten Entzug noch eine LZT gemacht. 'Gott sei Dank' hatte ich einen Tiefpunkt. Der war äußerlich nicht erkennbar, ich hatte weder Arbeit, Führerschein noch Wohnung verloren, aber doch meine Selbstachtung. Ich hatte Angst, wie es weitergehen würde. Diesen Tiefpunkt habe ich innerlich so stark gefühlt, dass er für mich zum Wendepunkt wurde und ich nun dabei bin, Einstellung und Verhalten in kleinen Schritten (12) zu ändern.
Ist aber interessant, auch andere Möglichkeiten kennenzulernen.
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel