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Saufnix  
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Dieses Thema hat 32 Antworten
und wurde 3.786 mal aufgerufen
 Selbsthilfe und Gruppengespräche
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vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

18.07.2008 15:03
RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

So jetzt die angekündigte Stoffsammlung zum Thema „Wandel in der Suchthilfe“. Ich beschränke mich jetzt doch auf die Selbsthilfe, sonst wird es zuviel.

Ich schreibe mal Beobachtungen und Erfahrungen der letzten Jahre auf, die ich in meiner Kreuzbundgruppe, im Kreubund selber und in der Diskussion mit Vertretern anderer Verbände machte.

Noch ein Wort vorneweg: die sog. „Stahlhelmfraktion“ mit ihrem: „das haben wir schon immer so gemacht; wie kämen wir dazu, nachzudenken, ob die eine oder andere Änderung nicht schlecht wäre“ gibt es auch in meinem Verband. „Traditionsbewahrer“ finde ich einerseits wichtig, andererseits kann das wörtliche Beharren auf Grundsätzen, die in „heiligen Büchern“ niedergelegt sind, den Blick auf die Zukunft verbauen. Traditionen halte ich für wichtig, jede Generation sollte aber für sich überprüfen können, wie sie damit leben kann.

Wie ich vor 11 Jahren meine Therapie machte, fand ich mich als End40er in einem Kreis ungefähr Gleichaltriger (zwischen 40 und 55) wieder, die alkohol- u./od. medikamentenabhängig waren. Heute jedoch sind die Abhängigen immer jünger und im Unterschied zu früher nehmen die Polytoxen zu. Den „reinen“ Alkoholiker gibt es immer weniger.

Die Bewertung eines Rückfalls hat sich radikal geändert. Führte er noch vor 15 Jahren unweigerlich zum bitteren Ende, wir er heute mE zu lasch gesehen – so nach dem Motto: ohne Rückfall biste kein richtiger Alkoholiker.

Immer weniger Menschen wollen sich für längere Zeit festlegen. „Lebenslang in 'ne Gruppe – um Himmelswillen“, geschweige denn Verantwortung übernehmen (ist auch in anderen Vereinen so). Als Konsequenz daraus gibt es jetzt beim KB die sog. „Abschiedskarten“, d.h. das Bedürfnis nach „Lebensabschnittbegleitung“ wird anerkannt.

Problem junge Abhängige: als 20 jähriger hätte ich auch mein Problem, mich wöchentlich in einem Stuhlkreis mit Menschen wiederzufinden, die nicht nur meine Eltern, sondern vielfach sogar meine Großeltern sein könnten. Außerdem „Stuhlkreis“ ist ja so was von ätzend – seit dem Kindergarten immer nur Stuhlkreis. Wo bleibt die Action, wo kann ich mich auspowern

Wieso soll ich wöchentlich in eine Gruppe gehen? Ich habe Therapie und Nachsorge gemacht, das Thema Alkohol ist erst mal gegessen. Habe ich je wieder Probleme, rufe ich meinen/einen Suchtberater an; die gibt es inzwischen flächendeckend. Außerdem habe ich im Notfall noch meinen Nervendoc, der verschreibt mir schon das Richtige, damit ich nicht rückfällig werde.

Wieso soll ich mich an eine Gruppe binden? Geht doch gar nicht – bin im Außendienst, arbeite Schicht ...

Für mich die Frage: wie stark bewerte ich die Helferseite? Bin ich für meine Gruppenfreunde mit verantwortlich. Bewerte ich sie danach, inwieweit sie meinen/unseren Vorstellungen entsprechen? Wie einengend ist der „Gruppenkonsens“? Der Kreuzbund nennt sich zwar „Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft“; was ist, wenn sich der andere gar nicht helfen lassen will, weil nur ich meine, ihm müsse geholfen werden?

Warum ist in so vielen Gruppen der "Gruppenkonsens" so prägend. Warum muß der/die Neue gleich "katholisch" gemacht werden?

Am Rande: es gibt Tendenzen, die Gruppen nicht nur zu finanzieren (außer AA), sondern sie dadurch in die Pflicht zu nehmen, sie zu instrumentalisieren. In Zeiten knapper Kassen versucht der Staat, dem Ehrenamt hauptamtliche Aufgaben aufs Auge zu drücken.

Das sind einige Gedankensplitter, unsortiert Euch serviert. Jetzt warte ich gespannt auf Eure Erfahrungen, vielleicht sogar auf die eine oder andere Fantasie, wie Selbsthilfe noch aussehen könnte.

Ich bin am Wochenende in München. Ich nehme zwar den Laptop mit, habe aber vor, das Altstadtringfest zu besuchen und werde daher eher weniger im Forum sein.

Gruß
Viktor


paula Offline



Beiträge: 2.202

18.07.2008 17:00
#2 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Moin Viktor,

gutes Thema!

Zu Deiner Aussage "Den reinen Alkoholiker gibt es nicht mehr" drängt sich mir spontan ein Vergleich auf:
In den 80er Jahren diskutierten wir (auf beruflicher Ebene) über den Wandel der "Fixerpersönlichkeit" im Zusammenhang mit Hilfsangeboten ...

> Gab es in den 60er Jahren noch die/den, auf der Suche nach Bewußtseinserweiterung, eher intellektuelle/n Ideolog/in, die/der idR das Jugendalter bereits überschritten hatte, waren es in der nächsten Generation bereits vielfach jugendliche polytoxikomane Kosumenten, die u.a. wegen Problemen, die in der Pubertät auftraten, wahllos oder ideologielos alles einschmissen, was der Drogenmarkt (einschließl. Alkohol) hergab. Damals nahm auch die Herstellung synthetischer Drogen zu.

Während die erste Gruppe beim Ausstieg noch gut mit Selbsthilfe (Ex-User helfen Ausstiegswilligen > s. Bsp.: SYNANON) auskam,
nahmen die Abhängigen der Nachfolgegeneration schon vermehrt die zunehmenden professionellen Hilfsangebote in Anspruch.

Ich kam Ende 1977 zum Kreuzbund (Berlin) -
beim ersten und einzigen Gespräch in der Suchtberatung wurde mir empfohlen, mir eine SHG zu suchen;
ich hatte die Wahl zwischen Guttempler, Blaukreuz, AA und Kreuzbund.

In dieser Zeit war es noch so,
dass in den großen Selbsthilfeorganisationen i.d.R. eine Therapie für überflüssig gehalten wurde.
Die Therapeut/innen selbst sahen sich damals auch nicht in der Lage, eine Suchtkrankheit mit herkömmlichen Methoden zu therapieren -Suchttherapie entwickelte sich erst später-
ich weiß zB noch genau, dass eine (klassische) Psychoanalyse bei einem Suchtkranken für undurchführbar gehalten und deshalb abgelehnt wurde.

Eine LZT war auch nicht üblich -
die meisten Alkoholkranken absolvierten eine 6-wöchige Entgiftung & Nachsorge im Jüdischen Krankenhaus Berlin -
dessen Leiter war Dr. Lothar Schmidt - DER "Alkoholpapst"......, sein Modell machte bundesweit Furore -
ich durfte ihn auch mal bei einem Vortrag kennenlernen ...)
Gruppen der einzelnen SH-Organisationen rekrutierten ihre neuen Mitglieder während deren KRH-Aufenthalte - was sich auch jahrelang bewährte.

Als ich mit 27 Jahren auf meine Kreuzbundgruppe stieß,
war ich die Jüngste, eine von wenigen Frauen und die einzige ohne stationäre Entgiftung...
so ganz ernst genommen wurde ich anfangs nicht ...... konnte ich doch mit den Alkoholkarrieren der gestandenen Jungs nicht mithalten.

Was ich aber damals schon gut fand am Kreuzbund (weiß nicht, wie's heute ist),
war die Offenheit neuen Ideen, Verbesserungen etc gegenüber -
auch Fortbildungen wurden großzügig angeboten -
(für die Org. hatten wir unseren Pater Vinzenz ... der eine oder die andere wird von ihm gehört haben; er ist in die Kreuzbund-Geschichte eingegangen ......)

Ich blieb bis 1984 in dieser Gruppe (die sich später teilte),
wobei ich mir im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedern nie vorgenommen hatte,
lebenslang eine Gruppe zu besuchen.
Im Laufe dieser Jahre veränderte sich die Zusammensetzung meiner SHG stark -
mehr Jüngere, mehr Frauen und zunehmend Menschen ohne stat. Entgiftung...
was auch zu Spaltungen führte.

Ich hatte während dieser Zeit studiert (Soz.Päd. mit Schwerpunkt Sucht)
und setzte mich infolgedessen noch mal auf einer ganz anderen Ebene mit mir und meiner 'Suchtpersönlichkeit', und auch im Allgemeinen, auseinander,
was (leider) in meiner Gruppe tw (von den "Altvorderen") argwöhnisch registriert wurde,
weil ich meine Erkenntnisse und Fragen natürlich auch dort einbringen und diskutieren wollte.

Das störte -
und mich störte die Festgefahrenheit des Weltbildes einiger maßgeblich an den Strukturen Beteiligter,
die keine Veränderung, i.S. von Erweiterung & Weiterentwicklung, für sich wünschten ... und Hinterfragen oder "neue Gedanken" für gefährlich hielten.

Dadurch kam es dazu, dass mir die Gruppe irgendwann nichts mehr "gab" - die Folge war mein Abschied.

Auch wenn ich später wieder angefangen habe zu trinken (Ende 1993),
habe ich doch nie aufgehört, mich mit meiner Sucht auseinanderzusetzen -
und auch das, was mir die SHG damals als Grundlage gegeben hat, konnte ich ziemlich schnell wieder abrufen, nachdem ich mich letztes Jahr erneut für ein abstinentes Leben entschieden habe.

Soviel erst einmal von mir -
Grüßle
Paula

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.

Japanisches Sprichwort


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

18.07.2008 18:20
#3 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Hi Paula,

nur kurz, bevor ich nach München entschwinde: ich empfinde den Kreuzbund, konkret den Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart als sehr aufgeschlossen Neuem gegenüber. Im Gegensatz zu anderen Diözesanverbänden hat er schon lange eine Gruppenleiterausbildung (die ja inzwischen obligatorisch im gesamten Verband ist).

Wir haben eine "Angehörige" als Bundesvorsitzende, diese Abschiedskarten habe ich oben erwähnt, in der Gruppenleiterausbildung wurde ich angehalten, auch mal Verqueres zu denken. Dazu später mal was.

Danke für Deine Schilderung aus der Anfangszeit der Alkoholsuchtbehandlung in D.

Gruß
Viktor


paula Offline



Beiträge: 2.202

18.07.2008 19:08
#4 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von vicco55

Danke für Deine Schilderung aus der Anfangszeit der Alkoholsuchtbehandlung in D.



... da nicht für ......

Hier ist noch was 'Nostalgisches'

> topic.php?id=300226

Zum Thema *Rückfall* ist mir noch eingefallen,
dass diese so gut wie gar nicht vorkamen (in meiner Gruppe) - ich kann mich, genau gesagt, nur an einen einzigen erinnern;
dafür an den aber ganz genau, weil diese junge Jura-Studentin sich ausgerechnet mich und meine Wohnung für den ersten Tag ihres (kalten!) Entzuges ausgesucht hatte.
So traurig das war - dieses Bild des Jammers hat sich ganz fest in mein Gedächtnis eingebrannt ... vermutl. zu meinem Vorteil.

Die damaligen Gruppenleiter/innen hatten zwar keine Ausbildung,
aber dafür schon eine professionell durchgeführte Fortbildung, deren Inhalte kontinuierlich aufgefrischt und erweitert wurden.

Eine gute Zeit in München

wünscht Dir
Paula

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.

Japanisches Sprichwort


mihu ( gelöscht )
Beiträge:

18.07.2008 20:52
#5 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

@paula und @vicco, finde ich interessant, den thread und was ihr da schreibt.


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

18.07.2008 21:27
#6 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Hallo Viktor und Paula,

ich schließe mich Mihu an und danke erstmal für eure Ausführungen. Ich habe gerade nicht die Muße, selbst mehr zu schreiben, zumal bei den AA alles gaaanz anders läuft.

Paula, vielleicht interessiert dich dieses Buch von Professor Lothar Schmidt?
http://www.amazon.de/Fahrschule-Lebens-H...e/dp/3937446842

Gruß

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


paula Offline



Beiträge: 2.202

18.07.2008 23:31
#7 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Danke für den Tipp, Friedi ...
hast Du das Buch gelesen?

Ich bin schon gespannt auf Deine Erfahrungen bei den AA.

Ich selbst war exakt ein einziges Mal in einer AA-Gruppe - damals im Rahmen meiner 1-wöchigen SHG-Suche.
Ich meine, dass damals die 'Konkurrenz' zwischen den SH-Organisationen noch nicht so groß war ...
es gab auch meines Wissens keine größeren Reibereien oder Feindschaften;
was zählte, war das Trockenwerden.

Grüßle
Paula

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
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Japanisches Sprichwort


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

19.07.2008 11:40
#8 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Hallo,

bei meinem ersten AA-Besuch ging es mir noch sehr schlecht. Ich hatte nach meinem 10-Tage-Trinkmarathon kalt entzogen und war damit noch nicht durch.

Der Ablauf des Meetings wirkte auf mich ziemlich mystisch und fremd. Komisch, heute ist für mich nichts normaler als ein AA-Meeting.

Ich fühlte mich von der Stimmung und den Ritualen dort sehr angezogen. Die Teilnehmer begrüßten sich mit Umarmungen, das Meeting begann mit einer Schweigeminute, um zur Besinnung zu kommen und daran zu denken, weshalb wir uns dort versammelt hatten, um an die noch Leidenden (Trinkenden) zu denken und an die Freunde, die es nicht geschafft hatten (gestorben waren). Die spezielle AA-Ausdrucksweise war mir natürlich nicht geläufig, und manches wirkte befremdlich.

Dann verlas der 'Sprecher' die Präambel der AA, es folgten die 'Gedanken zum Tag' aus dem Heute-Buch und anschließend las jeder Teilnehmer einige Sätze aus dem Text 'Wie es funktioniert', einem Kapitel des Blauen Buchs, vor. Es folgte das Rundgespräch, danach kamen die Wortmeldungen dran, die der Sprecher notiert hatte. Das Meeting wurde mit dem Gelassenheitsspruch beendet, zu dem sich alle an den Händen fassten, und mit der Aufforderung 'Komm wieder, es hilft'. Zur Verabschiedung gab es wieder Umarmungen.

Ich hatte damals aus beruflichen Gründen von Hannover nach Magdeburg ziehen müssen und kannte hier privat keinen Menschen. Die Herzlichkeit im Meeting und das Gefühl, mit meiner Krankheit nicht allein zu sein und Menschen gefunden zu haben, an die ich mich wenden kann, haben mir unwahrscheinlich gut getan.

Diese Gruppe, die meine geworden ist, ist eine sogenannte Schrittegruppe. Wir orientieren uns bei den Gesprächsbeiträgen am jeweiligen Monat, im Juli also am 7.Schritt. Das ist aber nicht verpflichtend. Grundsätzlich kann jeder über das sprechen, was ihn bewegt (nur nicht über 10 Minuten), oder braucht auch gar nichts zu sagen.

Ist ein Neuer in der Gruppe, gibt es ein 1. Schritt-Meeting. Jeder erzählt von der eigenen Alkoholkarriere, dem Tief- und Wendepunkt und dem heutigen Leben, sozusagen 'wie wir waren, was geschah, und wie wir heute sind'.

So war das damals bei meinem ersten Meeting auch, und ich war zutiefst beeindruckt von dem, was ich zu hören bekam. Nächste Woche beginne ich das siebte Jahr in dieser Gruppe. Wie gesagt, nichts kommt mir mehr mystisch vor. Ich hatte mich damals mit einiger AA-Literatur eingedeckt (in die ich schon lange nicht mehr reingeguckt habe, aber mal wieder sollte).

Hier ist aber auch das Einzige, was ich zu kritisieren habe: die mir oft so altväterlich und schwülstig erscheinende Sprache sowie Bespielfälle, die in die heutige Zeit einfach nicht mehr passen. Ich meine, die Texte sollten von jemandem mit viel Einfühlungsvermögen und Sprachgefühl überarbeitet oder neu übersetzt werden. Solche Äußerungen werden in meiner Gruppe nicht gern gehört.

An dem 12-Schritte-Programm selbst habe ich nichts auszusetzen. Ich finde, es ist unabhängig davon, ob ich alkoholkrank bin oder nicht, als Leitlinie für ein zufriedenes Leben zu gebrauchen. Deshalb stört mich auch bei einigen Gruppenmitgliedern, dass sie betonen, 'ja, der 1. Schritt, mit dem kann ich was anfangen, aber sonst….?' Na ja, das ist nicht mein Problem. Vom anfänglichen Missionierenwollen bin ich abgekommen, das bringt mir nichts.

Das soll jetzt erstmal reichen.

Paula, das Buch von Lothar Schmidt habe ich mir gekauft, bin aber übers Rumblättern noch nicht hinaus gekommen.

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


paula Offline



Beiträge: 2.202

19.07.2008 14:01
#9 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Moin Friedi,

vielen Dank für Deinen Bericht.

Bei mir hätte es damals auch eine AA-Gruppe sein können -
mit oder ohne Rituale - wichtig war zunächst allein das Gefühl, aufgehoben zu sein und verstanden zu werden.

Bei den Guttemplern war ich im Rahmen meiner Suche auch einmal - dort traf ich allerdings überwiegend Abstinenzler/innen an, die sich ohne Not zu einem alkfreien Leben entschieden hatten.

Beim Kreuzbund blieb ich deshalb, weil mir die Menschen in dieser einen Gruppe zusagten; es 'passte' einfach (jedenfalls lange Jahre) - und dafür nahm ich auch eine relativ lange U-Bahn-Anreise wöchentlich in Kauf.

Ich hätte mir letztes Jahr wohl auch eine SHG gesucht, wenn's notwendig gewesen wäre;
dh, ich es ohne nicht geschafft hätte, wieder trocken zu werden.
Diese Option hatte ich jedenfalls immer im Gepäck - all die Jahre, in denen ich wieder trank.

Inzwischen ist mir aber in diesem Zusammenhang klargeworden,
dass ich heute nicht mehr so 'unbefangen' oder unbedarft (und auch tw schwarz-weiß-denkend) bin wie in meinen Anfängen vor 30 Jahren; das macht's wohl schwierig ...
ich habe auch irgendwie Bedenken, dem Alkohol (wieder) zuviel Raum in meinem Leben zu geben; schließlich hat dieser über einen langen Zeitraum keine Rolle mehr in meinem Leben gespielt.

Möglicherweise habe ich aber einfach nur Vorurteile ......

LG
Paula

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
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Japanisches Sprichwort


HeinerHH Offline




Beiträge: 724

19.07.2008 16:59
#10 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Hallo Viktor, danke für die tolle Eröffnung, da ich heute mich nicht auf die Sache konzentrieren kann werde ich später etwas darüber schreiben


Heiner

Seit dem 10.03.06 trocken...
Immer noch trocken


grüne fee Offline



Beiträge: 2.384

19.07.2008 18:02
#11 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten



hier ein link von der hamburger suchttherapie-tagung.
die pdf`s sind sehr interessant,beschäftigen sich überwiegend mit dem wandel auf der therapeutenseite.

KLICK

liebe grüße sabine

there are things known
and there are things unknown.
in between there are doors. william blake


eventually, everything connects. charles eames


paula Offline



Beiträge: 2.202

19.07.2008 19:05
#12 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Danke Sabine wirklich ein interessanter Link -
folgendes ist mir gleich in's Auge gesprungen ...

> von Peter Volksdorf (Uni Marburg):

1. Soziale Interaktionen
mit Folgen für das spätere Verhalten
führen zu messbaren biologischen Veränderungen.

2. Das Wahrnehmen, Zulassen und Aushalten von (ausgeprägten) Emotionen
ist Voraussetzung für Veränderungen synaptischer Verschaltungen,
und muss deshalb "trainiert" werden.

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.

Japanisches Sprichwort


HeinerHH Offline




Beiträge: 724

20.07.2008 20:16
#13 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Hallo Ihrs,

my2cents:

Ich habe direkt nach meiner Therapie, den Kreuzbund, und vier A.A Gruppen aufgesucht.

Nun ja
in der Kreuzbund und zwei A.A. Gruppen war ich beim ersten Besuch gleich zweimal...
Das erste und das letzte Mal.
Befragungen, was machst du eigentlich hier, bzw. Unterhaltungen über den letzten Urlaub und qualmen ohne Ende oder aber, so eingeschliffen, dass ich noch micht einmal eine Fragen stellen durfte.

Hängen geblieben bin ich dann in zwei A.A. Gruppen:

1xVöllig formlos

1x Präambel und zwölf Schritte vorlesen

Wichtig dabei: bei Gruppen nicht dogmatisch. Zweifeln an der HM ( höhere Macht) durchaus angenommen, eigenes denken erwünscht und Menschen, die ich auch im privaten Umfeld annehmen könnte.....
Dabei auch Gruppenmitglieder, die seit 18 Jahren bei A.A. sind/waren und dass nicht raushängen lassen.
Gute Tipps bekam ich da auch....

Jetzt nach zwei Jahren bin ich nur noch in einer A.A. Gruppe und ab und zu in meiner Ex Tönissteingruppe..

Was aber erschenkend ist:
Ich bin der einzige,der hängen geblieben ist.
Ab und zu kommt mal eine Neuer, viele davon auch 3 oder 4 mal , dann sind sie wieder weg.

Woran liegt dass:
Einige kommen unregelmäßig später wieder. Ich komme nur zu Gruppe, wenn es mir schlecht geht...

Einige sieht man abends statt bei der Gruppe in der Kneipe...

Auch aus anderen A.A. Gruppen höre ich dies, voll sind nur die an Krankenhäuser angeschlossenen Gruppen.

Mein Senf:
Ees ist schwer an "junge" Menschen zu kommen, weil die was anderes suchen, aber kaum finden. Außerdem meine hier viele, dass habe ich nicht nötig.

A.A. hat generell ein Image Problem. Und ein teil der Gruppen bestätigt die Vorurteile.

Was tun?
In deiner Gruppe versuchen offen für neue zu sein, und nach Möglichkeit keine Rituale zu schaffen, aber das ist schwer...

Seit dem 10.03.06 trocken...
Immer noch trocken


F10 2 Offline




Beiträge: 4.679

22.07.2008 19:59
#14 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

jo..interessantes Thema....

Grundtenor: "herkömmliche" Gruppenstrukturen erreichen die "neulinge" die - aufgrund des Trinkverhaltens und Suchtverlauf, sowie des Beikonsums-wesentlich eher(also an Jahren jünger) in einer Shg aufschlagen-nicht mehr...Gründe sind bekannt..
Passt gut zu einem alten Thread von mir
=====>KLICK

den ich jetzt an dieser Stelle weiterführe..

Heute war ich zum Gespräch in der Klinik um das damals angedachte in trockenere Tücher zu bringen...

Vorher hatte ich mir Gedanken gemacht und ein (Vor)konzept ansatzweise zu Papier gebracht.

---> EXPOSE_SHG_Uwe.pdf
Neuester Adobe-reader benötigt....und ja es funzt!!!

Fakt ist: Ich und meine Mitstreiter (2 an der Zahl) kriegen Support, Räume, Hilfe, binden zumindest die ambulanten Patienten der Klinik ein, sowie die Patienten der Sprechstunde der Klinik. im Laufe der Suchtkarriere schlägt man irgendwann mal dort auf.....und sichert uns die ersten Kandidaten!!!

Voraussetzung für die Hilfe, die ich bekomme, ist allerdings der Suchtkrankenhelfer-Lehrgang....

..und nun kommts....ich bekomme nicht nur den Lehrgang bezahlt, sondern-weil am WE stattfindend-den Verdienstausfall ersetzt, weil die armen Taxifahrer am WE an meisten verdienen....und..keine Arbeit(also kein Umsatz )==>kein Geld/Lohn
..das empfinde ich als großen Vertrauensvorschuss...
und reflektiert die Ernsthaftigkeit und konsequente Verbindlichkeit, mit der ich das Vorhaben vorgetragen habe..

tbc...

LG Uwe
_______________________________________________
"...und wenn das Ding noch so beschissen ist....mit ´nem Bahnhof fängt alles an.."

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


Theo45 Offline




Beiträge: 1.963

22.07.2008 20:23
#15 RE: Überlegungen zur Selbsthilfe Zitat · Antworten

Respekt !!Uwe .wünsch dir Guten Start.
GrußTheo

Lebe den Tag und las den Tag dich leben.


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