Hallo an alle. So, nun bin ich also registriert hier. Kurz zu mir, ich hab - sagen wir mal - eine klassische karriere hinter mir, jahrelanger mißbrauch, das ganze geriet dann so vor 5 Jahren gänzlich außer kontrolle und ich begann mit oder gegen den alkohol zu kämpfen, was zur folge hatte das sich mein trinkverhalten änderte, dh. Ich trank nun nicht mehr täglich aber dafür an den tagen an denen ich trank umso heftiger. Ich wurde zu einem blackout-trinker. Einige krankenhausaufenthalte folgten, so von einer nacht bis zu 14 tagen, jedesmal hochmotiviert soff ich spätestens nach ein paar tagen wieder. Mein standartspruch war "mit solchen problemen die ich habe würde ja jeder saufen" - das die meisten probleme durch den alk kamen oder zumindest verschärft wurden sah ich nie ein. Vor ca 3 jahren war ich ziemlich am ende, ich war zwar noch nicht auf der parkbank angelangt aber meine bank stand im wohnzimmer. Die einsamkeit war perfekt und ein grund noch mehr zu trinken. Mittlerweile im langzeit-krankenstand angekommen, von entzügen gebeutelt und mit einem denken gesegnet das alle aspekte von paranoia bis zwangshandlungen beinhaltete. Ich erinner mich noch halbwegs an meinen letzten drink, oder besser and die letzte flasche wodka, ich heulte nurmehr vor mich hin, es war mitten in der nacht und ich rief den notarzt an. Im spital war ich ja eh schon bekannt, den entzug machte ich ambulant, dh ich ging täglich in das krankenhaus um tabletten zu bekommen, nach 3 wochen war ich dann fähig wieder unter menschen zu gehen ohne gleich in panik zu kommen. Heute bin ich 1 1/2 Jahre trocken, vieles hat sich verändert, am meisten ich mich selbst, ich habe alles in anspruch genommen was es gibt um trocken zu bleiben, sprich therapien und auch AA meetings. Eigentlich könnte ich recht zufrieden sein, was mir allerdings geblieben ist ist der gedanke an alkohol, oft und oft stelle ich mir vor wie es wäre zu trinken, ich mein nicht das ich die illusion habe kontrolliert trinken zu können, es ist eher der wunsch mich ins koma zu befördern. Krank, was? aber der gedanke ans saufen ist immer noch da, und das fast täglich... Wie geht’s euch damit? Verschwinden diese gedanken je? LiGrü T.
Zitates ist eher der wunsch mich ins koma zu befördern. Krank, was? aber der gedanke ans saufen ist immer noch da, und das fast täglich...
...fällt mir persönlich nur ein,daß es bei mir ähnlich war.
Ich habe Quartalstrinkerei betrieben mit konsequemtem Black-Out-Saufen. Ich hab dann auch eine Reha gemacht,aber so richtig glücklich wurde ich immer noch nicht. Die Ursache waren Depressionen und eine Nicht-fähigkeit zwischen mir und der Umwelt Grenzen zu setzen. Somit war ich mit dem täglichen Leben und den damit verbundenen Eindrücken und Überflutungen völlig überfordert.
Geholfen haben mir eine medikamenmtöse Behandlung und eine Tiefen-Psychotherapie,in der ich u.a. lerne mich abzugrenzen und mir die nötigen Auszeiten zu verschaffen.
Vielleicht solltest Du das ganze mal ärztlich abklären lassen.
LG,Roswitha
Man sollte auch aus den Fehlern anderer lernen, denn kein Mensch hat so viel Zeit, sie alle selbst zu machen!
Ich selbst habe eine ähnliche Karriere hinter mir, nur habe ich vielleicht etwas früher(vom Schweregrad des Saufens)als du die Schnauze genügend voll gehabt, um aufzuhören. Ich bin ziemlich gleich lang wie du trocken.
Und ich konnte auch erst dann aufhören, als ich Hilfe in Form von Therapie und SHG zuließ.
Gedanken an Alk habe ich selbstverständlich auch noch, auch der Bltzgedanke in schwierigen Situationen, mich abzuschießen zu wollen, ist irgendwie noch da.
Bei mir genügt dann aber ein winziges, kurzes Nachdenken, was das wohl bewirken würde, wenn ich zur Flasche greifen würde, um den Gedanken an diese "Lösung" sofort wieder verschwinden zu lassen. Saufdruck kommt dabei gar nicht wirklich auf, so kurz sind diese Momente.
Dass die Momente aber da sind, stimmt mich immer wieder nachdenklich und bestärkt mich darin, nicht unvorsichtig zu werden und z.B. immer schön brav zur SHG zu gehen...
[ Editiert von grufti am 31.07.08 12:38 ]
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Danke für deine rasche antwort, naja, das ich eine art psychischen knacks habe kann ich durchaus annehmen, vermutlich stimmt das auch mit der depressiven grundeinstellung bei mir, ich habe natürlich antidepressiva genommen, früher noch sinnloserweise mit alk und später ohne, die wirkung hat mich nicht überzeugt, die ärzte überigens auch nicht, da ich alle paar wochen ein neues medikament bekam die alle außer nebenwirkungen keine wirkung hatten.
diese oft zitierte "zufriedene trockenheit" ist etwas das ich nicht wirklich kenne, das ist auch ein grund warum ich zb nicht so gerne in AA meetings gehe, da sind mir fast alle zu zufrieden mit ihrem leben, ok, evtl ist das auch neid :-)
ich habe zum glück keinen saufdruck, aber ich traue mir auch kein bisschen in bezug auf das.
Zitat Dass die Momente aber da sind, stimmt mich immer wieder nachdenklich und bestärkt mich darin, nicht unvorsichtig zu werden und z.B. immer schön brav zur SHG zu gehen...
Danke für die antwort :-) ja das mit SHG gehen... ich weis es eh und so sagt es auch mein gewissen, wäre irgendwie angebracht, ich geh eher sporadisch in ein AA meeting das mir zusagt, ist halt weit dorthin und ein auto ist zZ nicht drinnen. mittlerweile habe ich auch eine familie "gegründet" was die sache auch nicht vereinfacht. auch hänge ich bei dem AA programm noch immer an meiner unfähigkeit an auch nur irgendetwas spirituelles glauben zu können.
ZitatGepostet von Tatonka diese oft zitierte "zufriedene trockenheit" ist etwas das ich nicht wirklich kenne, das ist auch ein grund warum ich zb nicht so gerne in AA meetings gehe, da sind mir fast alle zu zufrieden mit ihrem leben, ok, evtl ist das auch neid :-)
Hallo,
ich besuche auch AA-Gruppen. Ich bin nun fast 3 Jahre trocken und kann sagen, dass es mir langsam (!) gut geht. Ich dachte auch vor zwei Jahren noch, dass ich all die erwürgen könnte, die davon berichteten, dass es ihnen kurz nach der Trockenlegung gut geht. Wir sind aber mit unseren Beschwerden beleibe kein Einzelfall.
Ein Psychiater sagte mir, dass Depressionen in der Entwöhunung (auch dazu habe ich schon ne Menge Verschiedenes und sich Ausschließendes (!) gehört) bis zu sechs Jahre kommen können - wellenartig, wobei die "Amplituden" niedriger und die Abstände zwischen den Schüben größer werden. Ich kann das für mich bestätigen. Ich kenne auch einige (!) Leute, bei denen es Jahre gedauert hat, bis es Ihnen wieder halbwegs gut ging.
Ich sage heute zu mir: Da muss ich durch, auch wenn es sich wieder verschlimmern sollte. Zurück in den Alk-Sumpf will ich nicht. Wenn ich den Weg im Ernstfall zur Tanke schaffe, dann schaffe ich es auch VORHER zum Arzt (hab dann einen sehr guten Psychiater in meinem "Notfallkoffer") oder ins AA-Meeting.
Entgegen landläufiger Meinung gibt es nicht nur AA-Selbsthilfegruppen. Hier in D gibt es noch Blaukreuz-, Kreuzbund-, Freundeskreis-, Guttempler- und freie Gruppen. GsD ist der Tisch für jeden Geschmack gedeckt; natürlich regional unterschiedlich.
Wenn es geht, probier doch einfach mal eine andere Gruppe aus. Auch innerhalb eines Verbandes gibt es Unterschiede. Nicht jede AA-Gruppe z.B. gleicht der anderen. Hängt von den Leuten ab, die sich dort treffen.
ZitatGepostet von newlife_reloaded Ich dachte auch vor zwei Jahren noch, dass ich all die erwürgen könnte, die davon berichteten, dass es ihnen kurz nach der Trockenlegung gut geht.
Du sprichst mir aus der seele :-) genau das ist es was mich in dem meetings irgendwie stört, diese "wie-wunderbar-ist-jetzt-nicht-alles-nachdem-wir-nicht-saufen" sch..., nichts ist wunderbar, und dieses gerede erzeugt bei mir nur neid da mein leben nicht gerade unkompliziert ist. andererseits hat sich enorm viel verändert seit ich trocken bin, ich habe meinen führerschein zurück, meine zähne komplett saniert, eine familie samt tochter, meinen "schuldentrümmerhaufen" soweit im griff als das ich nun weis was ich zu zahlen habe und das alles in 18 monaten, ist ja auch nicht wenig...
nur diese gedanken ans saufen sind noch da, manchmal träume ich auch davon, das erwachen dann ist eher ein schock.
vieleicht habe ich auch nur zuwenig geduld mit mir.
ZitatGepostet von vicco55 Nicht jede AA-Gruppe z.B. gleicht der anderen. Hängt von den Leuten ab, die sich dort treffen.
hallo viktor, ja ich habe einige AA gruppen durch probiert, eine davon ist recht gut, ich kann zZ auch nicht so oft wie ich vielleicht wollte, mag sein das es eine ausrede ist, da traue ich mir selber nicht übern weg, meine frau arbeitet lange und ich bin viel mit der kleinen zusammen, was mir auch wirklich gut tut und ich denke es hilft mir einiges aus meiner kindheit aufzuarbeiten (alkoholikerfamilie). sicher, es gibt auch babysitter, nur finanziell schauts nach wie vor nicht so toll aus bei uns
"ja das mit SHG gehen... ich weis es eh und so sagt es auch mein gewissen, wäre irgendwie angebracht, ich geh eher..."
Hm...
Ich glaube, es bringt nichts, nur in eine SHG zu gehen, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, oder weil man muss, oder soll oder so...
Die Formulierung "...und z.B. immer schön brav zur SHG zu gehen..." klingt so, ist aber mißverständlich geschrieben und nicht so gemeint.
Ich gehe wirklich gerne in die SHG, sie gibt mir bei jedem Besuch etwas mit. Und ich würde sicher auch hingehen, wenn die weiter oben beschriebenen Gedanken nicht da wären.
Übrigens habe auch ich drei oder vier verschiedene Gruppen "ausprobiert", bis ich bei meiner gelandet bin.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
das ist ja nicht gerade wenig, was Du geschafft hast. Auch meine Liste der positiven Dingen in den vergangenen 3 Jahren fällt sehr (!) umfangreich aus. Nass hätte ich noch nicht einmal einen Bruchteil geschafft bzw. ich wüsste nicht, wo ich heute stünde.
Sprich doch mal Deine Saufgedanken im Meeting an oder sprich mal mit einem Psychiater drüber. Ich habe Gottseidank (?) eigentlich nie Saufdruck. Wenn dann kippe ich Wasser in mich rein wie ein blöder. Wasser säubert auch das Hirn
Das mit dem Träumen kenne ich. Ich hab so das Gefühl, dass da bei mir die tiefste Persönlichkeitsschichte berührt wird. Aber auch die muss ja genesen.
Ich jedenfalls betrachte mich, wenn es mir mal wieder nicht gut geht, als "Genesender".
Wie soll in 3 Jahren alles heilen, was vorher jahrzehntelang beschädigt war/wurde?
ZitatGepostet von newlife_reloaded Sprich doch mal Deine Saufgedanken im Meeting an oder sprich mal mit einem Psychiater drüber. Ich habe Gottseidank (?) eigentlich nie Saufdruck.
Saufdruck in dem sinn hab ich auch nicht, es ist einfach dieses immerwährende dran denken wie es wäre mal wieder was zu trinken. ich kann nicht sagen das ich so 2 oder 3 wochen im dauerrausch als besonderst erhebend ansehe, und mit einem glas ist es bei mir nicht getan, das weis ich aus leidvoller erfahrung. ich kann das so schwer beschreiben, es ist wie wenn der alkohol eine eigene "macht" in mir wäre die auf eine gelegenheit wartet, pffff schwer zu beschreiben das ganze. vermutlich hat es mir mit dem saufen mehr als nur eine sicherung durchgeknallt :-)
ich geh zu einer psychotherapeutin, das geht auf kasse, zum glück, aber manchmal habe ich den eindruck sie kann dieses "suchtdenken" nicht wirklich nachvollziehen.
ich bin auch seit 1 1/2 jahren trocken, nach schwerem unfall und therapie hatte ich noch ein paar monate therapeutische nachsorge. mein führerschein habe ich auch wieder und führe ein leben, dass mir gefällt. natürlich gibts auch probleme oder diskussionen/streit, aber die löse ich - und zwar ganz in dem bewusstsein, trocken zu sein.
ich stelle mir auch ab und zu die frage: wie war das früher, als du nass warst? und vergleiche, wie ich heute handele.
da fällt es mir nicht schwer, keinen verlangen an alkohol zu haben. sicher denke ich manchmal, früher wärs jetzt zeit für weinschorle o.a. gewesen, aber lust, wieder zu trinken hab ich bislang noch nie gehabt.
denke mal, ich stelle die vorteile des nüchtern sein in den vordergrund, das wegsaufen in eine "sorgenfreie welt" kam mir bislang nie in den sinn.
werde mich jetzt mal auf den weg zu meiner shg machen, die ich regelmäßig besuche. dort sind (nicht immer aber oft) genug themen zum diskutieren vorhanden, wir haben uns dort nicht alle "lieb",
grüsse, ulli
"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)
vieleicht habe ich auch nur zuwenig geduld mit mir.
das sehe ich auch so, mann sei froh was Du schon alles geschafft hast, und Neid , warum bist Du neidisch und auf WAS? Du bist trocken, arbeite weiter an Deine Trockenheit step by step.
Ich bin jetzt ein wenig (angenehm) überrascht von dem vielen feedback hier :-)
ich denke das es auch mein schwarz/weis denken ist (das ja bei alkoholikern ab und zu vorkommen soll) also entweder alles oder nichts, perfekt und glücklich trocken oder saufen bis zur bewußtlosigkeit, eine perfekte beziehung oder einsam auf der bank,.... usw usw
angeblich soll es dazwischen auch noch leben geben
so ist es auch mit den meetings, ich bring mich da selber unter druck indem ich mir sage "ich muss" statt "ich will..."
trocken zu leben ist ganz schön kompliziert :-) aber unglaublich lohnenswert wenn man mal den unterschied ansieht