Hallo zusammen, ich möchte mal etwas erzählen, was ich vor 2 Tagen erlebt habe. Ich bin seit einer Woche aus meiner teilstationären Therapie zurück und arbeite im Rahmen einer Wiedereingliederung direkt wieder. Insgesamt war ich 3,5 Monate weg
In einem anderen Thread (selbst in einem helfenden beruf...) hatte ich sehr viele Sorgen geäußert, wie ich mit einer Alkoholerkrankung am Arbeitsplatz umgehen kann.
Nun, als ich jetzt meine Arbeit wieder aufgenommen habe, bin ich ausgesprochen herzlich begrüßt worden. Das war richtig gut, aber mir war auch klar, dass ein paar Leute genau wissen wo ich war, einige aufgrund von Gerüchten etwas wissen und andere gar nichts.
Ich habe mir all meinen Mut zusammengenommen und im Großteam (also auch mit Menschen, die mir vielleicht nicht so wohl gesonnen sind) gesagt, dass ich alkoholkrank bin. Dass ich das sage, weil ich mich darüber gerne unterhalten möchte und weil es sicher gut wäre, wenn jemand einen Kuchen mitbringt, in dem eine halbe Flasche Rum ist für den Geschmack, dass mir das gesagt wird.
Wie das jetzt nächste Woche weitergeht weiss ich nicht, aber ich kann euch sagen: Das war ein richtig gutes Gefühl und ich war unglaublich stolz auf mich!!
Ja - das wollte ich Euch erzählen.
Gruß, Roswitha
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
Guten Morgen Roswitha, da kannst du auch verdammt stolz drauf sein Du hast etwas gegen deine Sucht getan und kümmerst dich um dich Durch deine Offenheit bist du auch nicht mehr angreifbar und gibst den Anderen (deinen Kollegen/Innen)auch die Chance offen mit dem Thema umzugehen. Klasse Gruß Ruby
hast du klasse gemacht...denen die dir nicht wohlgesonnen sind hast du gleich den wind aus den segeln genommen...und allen anderen wird es gut getan haben dich so offen und ehrlich zu erleben...ein mutiger und großer schritt zu dir und deiner krankheit zu stehen...
Ich habe in der Richtung auch positive Erfahrungen gemacht. Die komplette Belegschaft wußte Bescheid, und es war ein gutes Gefühl, offen damit umgehen zu können.
Vorallem war meine Sauferei sowieso ein offenes Geheimnis.
Frei nach dem Motto: Alle wußten daß ich Saufe, jetzt dürfen sie auch wissen daß ich nicht mehr Saufe.
nun kann keiner mehr hinter deinem rücken über dich hetzen! mutiger aber notwendiger schritt! respeckt
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
und für Deine Entscheidung, am Arbeitsplatz klar Schiff zu machen.
Das zeigt auch, dass Du Dich und die Krankheit ernst nimmst; dazu stehst - denn wie können wir von anderen verlangen, dass sie das tun, wenn wir selbst ein Geheimnis draus machen, so als müssten wir uns schämen?
Die Suchtspirale gestoppt zu haben, ist doch eher ein Grund, stolz und selbstbewusst zu sein - diese Leistung wird (meist) auch von anderen gewürdigt - so jedenfalls meine Erfahrung.
Liebe Grüße Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
hatte ich, nachdem ich nach der therapie an meinem neuen arbeitsplatz angefangen habe, auch gleich gemacht.
es waren damals 17 personen, mit denen ich eng zusammen gearbeitet habe. ich wusste, dass sie - gerüchteweise - über mich bescheid wussten.
um die gerüchte nicht weiter blühen zu lassen, habe ich ihnen erzählt, was ich für wichtig fand und bot ihnen an, auf mich zuzukommen, wenn sie was genauer wissen wollen.
eine woche lang kam niemand, dann doch etliche, die einiges fragten.
dies nahm mir viel druck und war im nachhinein die richtige entscheidung.
grüsse, ulli
"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)
Hatte ich damals auch so geloest. Waehrend der Entgiftung habe ich mit meiner Lieblingskollegin im Park gesessen und ueberlegt was ich nun sage, was ich nun hatte, warum ich im KH war usw. Wir hatten schon alles moegliche durchgekaut, aber schan da ich mit lauter Medizinern zusammanarbeite war mir das alles zu unsicher.
Ich habe mich dann entschieden reinen Tisch zu machen und ehrlich zu sein. Gut war das, richtig gut. Ich habe dem ueblichen Gerede die Nahrung entzogen, und mit eine weitere Hintertuer zugemacht.
Allerdings musste ich dann auch mit den vereinzelten Gutmeinern und Aufpassern leben - Uta, ich habe extra fuer Dich O-Saft gekauft, Du trinkst doch O-saft oader, Uta, extra fuer Dich... oder: also den Kuchen da drueben den darfst Du nicht essen - da ist ngchngch drin nun ja, man kann nicht alles haben. Ich finds super und mutig.
Liebe Grueße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ich freu mich grad sehr, wie Du geradeaus Deinen Weg gehst. Kann mich noch an Deinen zaghaften Beginn hier erinnern, wie Du dann schnell immer mutiger wurdest und jetzt.....wow! Das hat Klasse.
Dankeschön für´s Schreiben hier,
günter
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
ein Wikinger spricht natürlich von "Wind aus den Segeln nehmen", Lauralisja spricht von:
Zitat"... reinen Tisch zu machen und ehrlich zu sein. ... Ich habe dem ueblichen Gerede die Nahrung entzogen, und mit eine weitere Hintertuer zugemacht."
Ich möchte da nur noch 2 Dinge hinzufügen: 1.) Da andere Leute auch ihre anderen (eigenen) Probleme haben, wird deines für sie bald 'uninteressant'. 2.) Dadurch dass du 'ehrlich warst', hast du dir viel Energie gespart, die du so viel sinnvoller für dich nutzen kannst.
Liebe Grüße Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
Ich ahbe das vor meiner Therapie im Arbeitsumfeld (20 Personen)
und ein Jahr nach meiner Therapie allen öffentlich gemacht.
Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, und ich habe auch jetzt offen erzählen können, wo es am Donnerstag hingeht. (kannst du im Mitglieder berich und deprssionen nachlesen)
Das Gefühl offen drüber reden zu können hat mir sehr gut getan und nimmt hier allen Gerüchtemchern den Wind aus den Segeln.........