Hallo an alle hier, ich lese hier ja meistens still mit und schreibe nicht viel, weil ich immer noch rumeiere und es nicht dauerhaft hinkriege...immer nur ein paar Tage, und das mit größter Willensanstrengung. Ist ja fast klar, daß man dann irgendwann wieder verliert gegen einen so mächtigen "Gegner"... hier lese ich immer mal wieder von Kapitulation, den Alk einfach nicht mehr brauchen, nicht mehr kämpfen müssen usw. Wie geht das?????? Wie habt Ihr das geschafft????? Ich wäre dankbar für jeden tip....
schön das Du noch nicht aufgegeben hast und trotz Deiner Eierei hier liest und postest, irgendwann fällt der Groschen dann hoffentlich doch.
Ich musste um trocken zu werden erst an den Punkt kommen an dem ich schon lange ohne Alk nicht mehr konnte aber nun auch mit Alk keinen Ausweg mehr sah. Es war die Zeit für neue Wege, ich war bereit, habe keine Bedingungen mehr gestellt.
Verlieren kann ich nur wenn ich kämpfe, versuche, die Sucht in den berühmten Griff zu bekommen, die Sauferei zu kontrollieren - wenn ich Alkoholikerin bin, kann ich dabei nur verlieren.
Manchmal erkläre ich Kapitulation so: stell Dir vor Du bist Erstklässlerin, jeden Tag tapfer auf dem Weg zur Schule. Vorn an der Ecke wartet jeden morgen der bekloppte Viertklässler, der Dir jeden morgen zuverlässig Dein Stullenpaket und Dein Milchgeld abknöpft, mit Gewalt.
Um daran nicht zu sehr zu leiden kannst Du:
A: Dich aufgeben und ihm die Brote und die Knete gleich freiwillig in die Hand drücken, das erspart Dir für einige Zeit Schmerzen aber bald wird der Typ mehr wollen, schauen wie er noch mehr von Dir haben kann,
oder B: kapitulieren, heißt akzeptieren das Du gegen den nicht ankannst und einen anderen Weg einschlagen sobald Du ihn siehst, egal wie heute das Wetter ist oder ob Dir die Füße weh tun, was auch immer, bedingungslos eben.
Ich habe am Ende keine Bedingungen mehr gestellt. Hätte man mir gesagt ich könnte dauerhaft trocken bleiben wenn ich 3x nackt um den Block renne, ich schwöre, ich hätte es getan. Ich konnte einfach nicht mehr mit Alk. Ich musste mühsam lernen, neue Wege zu finden und zu gehen wenn ich überleben wollte. Ohne Wenn und Aber.
Laß das erste Glas stehen, laß keinen Alk in Deinen Körper und schon kannst Du garnicht mehr verlieren - nicht gegen den Alk.
Alles andere kommt dann nahezu automatisch. Ich wünsche Dir den baldigen "klick"
Liebe Grüße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ich glaube, jemand hört mit dem Trinken auf, wenn die Angst weiter zu trinken größer wird, als die Angst vor dem Aufhören.
So war's bei mir. ich wollte meine damalige Freundin nicht verlieren. Das (die Angst davor) war mir wichtiger, als alles andere. Ich 'wußte' schon länger, dass mein Trinkverhalten nicht 'normal' ist, aber es bedurfte dieses entscheidenden Anstosses.
Danach begann ich, meine persönlichen Defizite aufzuarbeiten - sprich, mein Selbstwertgefühl aufzubauen. Von heute aus gesehen habe ich damals etwas getan, das mir Spass machte oder anders ausgedrückt, etwas das mir Lebensfreude brachte.
Diese beiden Punkte, Angst und Lebensfreude, halte ich für entscheidend.
Vielleicht fragst du dich einmal, wovor du Angst hast, bzw. was du glaubst mit dem Trinken in Vergessenheit bringen zu können (was natürlich nicht geht) und auch, wofür du eigentlich lebst.
Liebe Grüße Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
hallo latina, ja, ich wollte "einfach" nicht mehr. ich hatte keine lust mehr auf heimlichkeiten, verstecken, kater, schlechtes gewissen usw., usw. das hat mich soooo angekotzt, dass ich so nicht weitermachen wollte. ergo hab ich aufgehört zu trinken. hört sich jetzt vll. leicht an, war es letztendlich auch. ich wünsch dir, dass es bei dir endlich "klick" macht.
ZitatGepostet von Grosser Bruder ich glaube, jemand hört mit dem Trinken auf, wenn die Angst weiter zu trinken größer wird, als die Angst vor dem Aufhören.
ich glaube das und die Tatsache, dass ich einfach nicht mehr wollte, dass es mir schlecht ging war der Auslöser. Mir gehts jetzt auch nicht immer gut, manchmal sogar richtig mies, der Wunsch, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und mich wegzubeamen ist schon immer wieder mal da, aber mit Alk würde ich mich noch viel schlechter fühlen und das will ich nicht mehr.
Grüßle - Tina
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
bei mir war's jeweils so, dass ich aufhören konnte, nachdem ich die Einsicht gewonnen hatte, dass mir der Alkkonsum nicht mehr das bringt, was er ursprünglich (und lange Zeit) tat; nämlich Entspannung, Verdrängen unangenehmer/unbequemer Gefühle etc. - mir im Gegenteil nur noch auf allen Ebenen anfing zu schaden.
Ich war es mir dann wert, mich für das Leben (und meine Gesundheit) zu entscheiden.
Ich wünsche Dir, dass Du mit dem Fahrstuhl nicht bis ganz nach unten fahren muss, um zu kapitulieren.
Herzliche Grüße Paula
[ Editiert von paula am 18.12.08 17:19 ]
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
ich finde es auch Klasse, dass du weiterhin hier bist und für dich einen Weg suchst. Bei mir hatte es auch ganz viel mit Angst zu tun. Zuerst war die Angst ganz groß, ohne Alkohol leben zu müssen. Dabei waren es die Lebensumstände, mit denen ich eigentlich nicht mehr leben wollte und so habe ich mich zugeschüttet um nichts zu spüren. Irgendwann hatte ich wahnsinnige Angst, mich zu verlieren und mich aufzugeben. Erst da konnte ich aufhören und habe dann auch nach einiger Zeit meine Lebensumstände geändert, Therapie gemacht und musste nicht mehr trinken. Ich habe langsam gelernt, die Probleme die ich habe, nicht wegzutrinken sondern anzugehen. Inzwischen, nüchtern, merke ich meine Stärke. Das ist ein ganz tolles Gefühl, allein dafür lohnt es sich aufzuhören.. Hoffe wirklich für dich, dass du deinen Weg findest. Gruß Ruby
Bei mir ging es über viele Jahre nie ums aufhören, sondern nur um "das nächste mal trink ich ein bissel weniger".
Ich wollte den Schaden durch die Sauferei möglichst klein halten, aber ich habe mir nicht vorgemacht, daß ich aufhören will. Auf die Weise habe ich es auch zu zahllosen kürzeren und längeren Trinkpausen gebracht.
Ich habe viel zu viel positives mit dem Trinken verbunden, ich war überzeugt, dass das Leben ohne Alkohol so fade ist, dass ich mir gleich einen Strick nehmen kann. Abstinenzler, wie öde... Und stur wie ich bin, hatte ich die Augen gut davor verschlossen, wie beschissen es in Wirklichkeit schon war. So beschissen, daß die öde Abstinenz kaum schlimmer sein konnte.
Dabei war nach aussen aber alles bestens...ich hab wunderbar funktioniert, nur gelebt hab ich eigentlich nicht mehr. Zombie.
Und als ich dann zum 432. Male...es kann auch einige hundert mal öfter der Fall gewesen sein...in den Morgenstunden wach lag, mir heiss und schlecht war und ich mich nur bruchstückhaft an den vergangenen Abend erinnern konnte, hatte ich so was wie eine tiefere Einsicht.
Nämlich die Einsicht, daß mich nix und niemand zum Saufen zwingt, ausser meiner eigenen Einbildung, daß Saufen das Leben schöner macht und daß ich das unter Kontrolle halten können müsste. Und nur wegen dieser Einbildung hab ichs immer wieder und wieder versucht, das nächste Mal weniger zu trinken.
Sagen wir mal, ich war reif zu der Erkenntnis, dass ein Leben ganz ohne saufen für mich viel schöner ist als der ewige Versuch, es unter Kontrolle zu halten.
ZitatGepostet von Lauralisja A: Dich aufgeben und ihm die Brote und die Knete gleich freiwillig in die Hand drücken, das erspart Dir für einige Zeit Schmerzen aber bald wird der Typ mehr wollen, schauen wie er noch mehr von Dir haben kann,
oder B: kapitulierengewinnen, heißt akzeptierenzu glauben und zu wissen, das Du gegen den nicht ankannst und einen anderen Weg einschlagendich nicht von deinem weg abringen lassen sobald Du ihn siehst, egal wie heute das Wetter ist oder ob Dir die Füße weh tun, was auch immer, bedingungslosüberzeugt und zuversichtlich eben.
@lauralisja, ich hab meine version einfach mal anders ausgelegt.
Hallo Latina Mir ging es wie viele anderren von uns Versuch kontrolliert zu trinken,selbst auf zuhören usw.,erst als ich mir professionle Hilfe geholt habe habe ich es geschafft.Wengistens für 4Jahre. Es gibt hier Keinen der dir sagt das es leicht ist.Aber nu ein nur so ist ein Entzug medizinisch sicher. Wenn du bereit bist diese Hilfe anzunehmen,wirst du auch ganz viel neues über dich erfahren. Es gibt keine Garantie das du danach nie wieder Trinkst.Ich bin im Moment das beste Beispiel.Aber ich weiß jetzt das ich aufhören kann.Wichtig ist nur das man sich auf den weg macht. Moni
Ganz herzlichen Dank für Eure Beiträge, ich habe lange nachgedacht und versucht, ganz ehrlich zu mir selbst zu sein...
Ja, ich habe fürchterliche Angst vor einem Leben ganz ohne Alk. Immer klar zu sein, immer auf der "gleichen" Bewußtseinsebene, nie mehr dieses tiefe "Entspannungs- und Erleichterungsgefühl" zu haben, wenn die Dinge auf mich einprasseln Oder daß es ganz einfach nur fad und langweilig sein könnte.. Ich denke, die meisten hier verstehen genau, was ich meine.
Andererseits möchte ich schon mehr aus meinem Leben machen, die Tage nicht mehr einfach so vorbeiplätschern lassen, alte Hobbys wieder aufnehmen, Ziele setzen, die ich momentan nur sehr bruchstückhaft umsetzen kann. Nein, aufgegeben habe ich mich noch nicht, kenne auch zeitweise noch das Gefühl der Lebensfreude, nur halt immer seltener:-(
Ich werde eure Worte weiter auf mich wirken und sacken lassen...versprochen...und versuchen, diesen unsinnigen Kampf endlich aufzugeben.
die beiden Fragen, die ich dir gestellt habe, sind meiner Meinung nach von ganz fundamentaler Bedeutung und auch noch miteinander verknüpft.
Wenn du ein wirkliches Ziel (im Leben) hättest, etwas, das dich erfüllt und dir Lebensfreude bringt, dann würdest du doch auch nicht Trinken. Das Trinken würde dich doch nur von diesem Ziel abbringen, dir den Zugang zu deiner Lebensfreude/Erfüllung versperren.
Und selbst wenn du trinkst, weil du in deiner Vergangenheit schlimmes erlebt hast - und das Schlimme dir auch bewußt ist - und das vergessen möchtest, dann trinkst du, weil du dir nicht vorstellen kannst, dass die Zukunft noch lebenswertes für dich bereit hält. Auch dann ist die Angst vorm Aufhören größer und du glaubst, dein jetzt nicht aushalten zu können. Was dir jetzt fehlt, ist das Vertrauen in die/deine Zukunft.
Ich glaube, 'man' stellt sich die/seine Lebensaufgabe einfach zu bemerkenswert, zu außergewöhnlich oder du bedeutungsvoll vor. Ich glaube, dass der größte Teil des Lebens einfach eher 'fad' ist - so wie du es ausgedrückt hast. Was ist denn am 8-Stunden arbeiten so schön, wo du Vorgesetzte hast, die dich eventuell gängeln - es sei denn, du hast auch ein wenig Freude an deiner Arbeit.
Was ist denn an der Hausarbeit schön, am Kochen, Waschen oder Bügeln - es sei denn, du bist zufrieden mit dir, wenn du deine Aufgaben erledigt hast.
Was ist denn an einem Hobby so schön, wenn es z.B. deinen Partner nicht interessiert und niemand das Ergebnis deiner Arbeit brauchen kann - es sei denn, du findest Befriedigung in dem, was du tust.
....
"Der Weg ist das Ziel" heißt es in einem Spruch.
Da steht weder was davon drin, wie bedeutend dieser Weg ist noch welche (allgemeine) Bedeutung in dem Ziel steckt.
Und dieser Weg (=Ziel) muß auch nichts großartiges sein, hinter dem du 'herjagen' müßtest. Hauptsache, der Weg bringt dir (und nur dir allein) 'innere Zufriedenheit'. Wenn's jemand anderem (zufällig) auch noch gefällt, dann schadet's natürlich auch nicht.
Liebe Grüße Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
nein - ich habe auch oft keine konkrete Vorstellung und das was Du beschreibst beschäftgt mich in den letzten Tagen auch sehr. Ich finde das recht anstrengend, psychisch und körperlich.
Ich merke, dass ich mich manchmal gar nicht wirklich traue, eine Vorstellung davon zu entwickeln, was ich möchte und wie und ein "innerer Zensor" gleich ruft: Hey -das geht nicht, dafür bist du zu alt. Du bist zu anspruchsvoll! und so weiter".
Manchmal werden diese Sachen von außen auch bestätigt.
Ich habe im Moment etwas wenig Zeit, vielleicht schreibe ich heute abend noch mal.
Schöne Grüße, Roswitha
[ Editiert von närrin am 19.12.08 13:30 ]
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
Am 30.04.2006 war mein letzter Alktag. Anfang Dezember 2006 war aber erst mein eigener Kampf zu ENDE. Ich bin ein Mensch, der gegen Verbote ist. Und zu dieser Zeit (11/12-2006 Therapie Tönisstein) setzte ich mich mit dem paradoxen Weg auseinander. Seitdem sage ich mir, ich kann zu jeder Zeit Alkohol trinken - und seitdem habe ich das Verbot -keinen Alkohol mehr - dem Druck weggenommen.
LG Andreas
[ Editiert von Administrator nuela am 19.12.08 15:54