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Saufnix  
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Dieses Thema hat 169 Antworten
und wurde 11.657 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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Timberwolf ( gelöscht )
Beiträge:

29.01.2009 21:24
RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Hallo Ihr alle hier,

ich bin Grace und reihe mich hier mal bei Euch ein.
Ich glaube, dass ich ein Alkoholproblem habe. Ich trinke abends gern ein, zwei oder drei "Absacker", eigentlich immer Wein, andere alkoholische Getränke reizen mich überhaubt nicht. Ich kann es auch mal ein, zwei oder drei Tage sein lassen und nichts trinken, aber ungern.
Außerdem nehme ich seit gut einem Jahr Antidepressiva. Ich war schon immer irgendwei depressiv verstimmt, seit ich die Tabletten nehme geht es mir gut, was die Depression betrifft, ich habe auch sonst nichts, was mich belastet und auch langweilig ist mein Leben nicht.
Dass ich so regelmäßig abends was trinke hat mich allerdings zum Nachdenken gebracht. Ich habe auch schon mit meinem Hausarzt darüber gesprochen, aber der meint lediglich, dass ich das Problem dramatisiere. Zwei Gläser Wein am Abend wäre nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müßte, erst recht nicht, wenn ich auch mal drauf verzichten kann... Hm... hab ich nun ein Problem oder nicht?
Oft habe ich mir schon vorgenommen: Heute Abend trinke ich nichts! Und dann bin ich doch noch schnell in den Supermarkt gegenüber und hab mir eine Flasche Wein gekauft.
Ich weiß nicht, ob das normal ist. Vielleicht lasse ich es tatsächlich einfach mal ganz, für eine längere Zeit, aber ich weiß jetzt schon, dass ich mich nach drei alkoholfreien Tagen darin bestätigt sehe, dass ich doch kein Problem habe und dann guten Gewissens wieder ein Glas trinke abends...
Versteht Ihr was ich meine?
Was kann mich denn motivieren, dass ich es einfach lasse? Nicht nur heute, morgen und übermorgen (für heute ist es auch schon zu spät :o), sondern auch länger oder für immer?
ach man...


Träumi ( gelöscht )
Beiträge:

29.01.2009 21:29
#2 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

herzlich Willkommen.
Ich bin auch erst seit kurzem hier.
Hier gibt es so viele trockene User, die Dir sicher auf
Deine Frage antworten können.


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

29.01.2009 22:40
#3 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Hallo Grace,

herzlich willkommen hier.

Bei mir war es anders als bei dir. Ich konnte zwar ein, zwei, drei Tage und länger nichts trinken, wenn ich aber eine Flasche geöffnet hatte, musste die auch leer werden, und dann machte ich noch die nächste auf. Beim Einkauf war ich wählerisch, hätte mir nie Likör oder lieblichen Wein gekauft, weil mir das nicht schmeckte. Diese Sachen habe ich aber gelegentlich geschenkt bekommen, und die waren dran, wenn nichts anderes im Haus war. Ich konnte mich in Gesellschaft (wenn auch nicht immer) zusammenreißen und auf ein, zwei Gläser beschränken, dann brauchte ich aber zu Hause unbedingt mehr.

Diese Unfähigkeit, die Kontrolle über die Trinkmenge zu behalten, wenn ich einmal angefangen hatte, ist meine Krankheit. Es hat lange gedauert, bis ich das verstand, und ich brauchte auch noch einen persönlichen Tiefpunkt, bis ich etwas unternahm.

Ich finde es gut, dass du deinem Alkoholkonsum kritisch gegenüber stehst. Was könnte dich motivieren, das Trinken einfach zu lassen? Vielleicht die Aussicht auf das Wohlgefühl, das sich einstellt, wenn du dich von einer Abhängigkeit befreit hast? Überwinde dich doch tatsächlich mal, eine Zeit lang nicht zu trinken.

Ein Forumsmitglied (Lauralisja) hatte mal geschrieben "Es gibt Zeiten, da gilt es durchzuhalten. Weiter nix. Durchhalten, aushalten". An diese Worte denke ich, wenn ich in der Situation bin, mit meinen Vorsätzen zu brechen (bezieht sich zur Zeit bei mir auf das Essen), und ich bin immer froh, wenn ich ausgehalten/durchgehalten habe.

Um dir Klarheit zu verschaffen, empfiehlt sich natürlich auch ein Termin bei der Suchtberatung.

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


amethysmena ( gelöscht )
Beiträge:

29.01.2009 22:45
#4 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

sálü Timberwolf!

herzlich willkomman an bord!

es gab zeiten, da ging es mir so ähnlich, wie du es von dir beschreibst:

.... eigentlich wollte ich heute nichts trinken,
aber dann bin ich doch wieder zur tanke - noch schnell während der tagesschau, damit der tatort nicht so trocken wird

oder:

.... eigentlich wollte ich ja heute nur den rest vom wein von gestern trinken,
als erfrischende schorle während meiner feierabendseifenopfer um sechs.
aber dann bin ich danach doch noch schnell zu penny geflitzt
(damals machte mein supermarkt noch pünktlich um 18uhr30 die schotten dicht),
um mir eine neue flasche zu kaufen für den rest vom abend

bis dann irgendwann:

.... nach dallas habe ich noch einen brief geschrieben vor dem schlafengehen - da war die flasche wein dann leer.
und eigentlich wollte ich nur noch schnell den brief zum briefkasten bringen
(damals noch mitternachtsleerung!) - aber dann war ich doch wieder bis um vier in der früh in der disco
(machte noch zwei bis drei hefeweizen und vier sekt)

so oder ähnlich.
immer wieder.
jahrelang.
jahrzehnte im ganzen.
in denen mein alkoholkonsum nicht weniger wurde:
so sehr ich mich auch darum bemühte.
es gelang mir nicht.
ich fühlte mich als versagerin
und gleichzeitig stark genug, "das bißchen alkohol"
adäquat zu verstoffwechseln,
ohne allzu großen schaden zu nehmen.

am ende war ich bei einem satten liter wein pro tag.
im schnitt.

jahrelang hatte ich versucht,
das alleine in den griff zu kriegen.
pustekuchen!
am ende hatte die sucht meine trinkmenge im griff - nicht ich!

bis zum letzten tropfen habe ich bestens funktioniert:
die fassade von wohnung, job, beziehung etc. war noch ziemlich intakt.
inwendig war ich eine ausgehöhlte ruine aus scham und promille.


es ist schwierig, mit dem allgegenwärtigen alkohol aufzuhören
solange die innere notwendigkeit noch nicht durch äußeren druck verstärkt ist.

aber glaube mir:
ich habe noch nicht erlebt, dass ein mensch,
der sich ernsthaft gedanken macht um seinen alkoholkonsum
nicht auch tatsächlich ein problem hat.


irgendeinen rat'schlag' mag ich dir nicht geben.
ich wünsche dir, dass du ehrlich zu dir selbst sein kannst
und ganz ganz ganz genau hinschaust, was die paar gläser wein am abend
wirklich mit dir machen.

alles gute!


Wickie712 Offline



Beiträge: 677

29.01.2009 23:19
#5 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Och so fing das bei mir auch mal an.
Erst ma´l am WE, dann mal in der Woche so zwischendurch, dann in der Lehre jeden abend mal 3-6 kleine bier, eben schnell zur Tanke radeln, ich habe damals währen der Lehre im Betrieb gewohnt, also so radeln und organiseren, so das es möglichst wenige mitbekommen. Und jedes Mal, wenn es abends war ne andere Tankstelle, bei 2 ist die Auswahl nicht so abwechslungsreich. Na ja, später mit Auto ging es ja einfacher. Am WE bei Kumpels oder so.
Und nein ich hatte kein Alko Problem. Sollte nur was im Haus sein.
Erst als der Führerschein mal weg war, davor 3 Jahre intensiv getrunken gefahren teils bis zu 100 km nachts, ja mit 2,02 Promille, müßte mal weniger Trinken. Das geht, mal ein paar Tage ausgesetzt, reicht doch.

Kontrolliertes Trinken, hui das hat funktioniert so lange, wie ein Hai an Land überleben kann.

Später ging es immer Bergab, auch als ich wusste das ich Alki bin. Der Total absturz kam dann schneller und heftiger als Gedacht. Der Spielfilm ging immer weiter. Auch Medikamente und noch heftiger, alles durcheinander, Alk, Medikamente (Anti Depris, Benzos und Co.) Cannabis und so.

heute Clean und Sauber und viel besser Zuifrieden das Leben so geniessen so zu dürfen, wie es kommt. Und wenn ich mal nicht so gut drauf bin, dann akzeptiere ich es einfach so, wie meine Launen kommen.

Viel Erfolg und Besuch mal die Suchtberatungsstelle. Die Tun nichts, die wollen nur Helfen !!

Der Tod gehört zum Leben dazu, wie die Geburt.
Und wann was ist, weiß kein Mensch genau.

:saufies: FC.St.Pauli :saufies:


grufti Offline




Beiträge: 3.769

29.01.2009 23:44
#6 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Hallo Timberwolf !

Herzlich willkommen hier

einen netten Nick hast du, klingt so nach Holzfäller...

Zum Thema:

Mein Trinkverhalten war über viele, viele Jahre deinem sehr ähnlich. Aber je mehr ich mir Gedanken machte wegen meines Konsums, umso schlimmer wurde es. Die amethysmena hat diesen Prozess in ihrem Beitrag sehr anschaulich beschrieben. Ein klassischer Teufelskreis, aus dem ich letztendlich ohne Hilfe nicht mehr herausgefunden habe.

Und diesen Satz:

"aber glaube mir:
ich habe noch nicht erlebt, dass ein mensch,
der sich ernsthaft gedanken macht um seinen alkoholkonsum
nicht auch tatsächlich ein problem hat."


kann ich hundertprozentig unterschreiben...

Deswegen finde ich gut, dass du hier bist, u.U. ersparst du dir viel Leid dadurch.

Nun habe ich gleich noch eine Frage:

Du schreibst:

"Ich trinke abends gern ein, zwei oder drei "Absacker","

"Zwei Gläser Wein am Abend wäre nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müßte..."

Kann es sein, dass deine Angaben über die Trinkmenge etwas "schöngefärbt" sind? Konkrete Frage: Wie oft ist die Flasche, die du noch schnell im Supermarkt kaufst, am Ende des Abends auch leer? Und kaufst du auch immer die großen Ein-Liter-Flaschen, so wie ich seinerzeit?

Ich frage einfach mal in der Hoffnung, dass du das so gleich am Anfang nicht zu schroff findest, und wenn du darauf nicht antworten willst, ist das für mich völlig ok.

Alles Gute wünsch ich dir!

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


Mary61 Offline




Beiträge: 6.128

30.01.2009 04:51
#7 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

hallo und willkommen timberwolf

kann mich den anderen nur anschließen!

ob du bereits tatsächlich ein suchtproblem hast oder ( noch ) nur gefährdet bist , kann dir keiner sagen.

ich wünschte ich hätte deine befürchtungen schon gehabt, als ich damals da stand ,wo du heute bist

hausärzte können eine ausgewachsene sucht zwar erkennen, die vorstufen dazu aber oft nicht, deshalb ist die suchtberatung ein sehr guter tipp um sich gewissheit zu schaffen.

mich würde aber mal interesieren wo dein problem liegt, 2 gläser wein am abend.... hmmm
da glaubt kaum einer ein problem zu haben, ist da vieleicht doch mehr oder bist du irgendwie aufgefallen?

lg, mary

--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden.
Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin.....
..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."


Timberwolf ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2009 07:35
#8 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von grufti

"Ich trinke abends gern ein, zwei oder drei "Absacker","

"Zwei Gläser Wein am Abend wäre nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müßte..."

Kann es sein, dass deine Angaben über die Trinkmenge etwas "schöngefärbt" sind? Konkrete Frage: Wie oft ist die Flasche, die du noch schnell im Supermarkt kaufst, am Ende des Abends auch leer? Und kaufst du auch immer die großen Ein-Liter-Flaschen, so wie ich seinerzeit?

Ich frage einfach mal in der Hoffnung, dass du das so gleich am Anfang nicht zu schroff findest, und wenn du darauf nicht antworten willst, ist das für mich völlig ok.

Alles Gute wünsch ich dir!



Hi Grufti,

nein, meistens kaufe ich 0,75 l Flaschen und dann auch nur einen Wein den ich mag. Gestern habe ich eine 1l Flasche gekauft, weil mich der Wein interessiert hat, neue Sorte, hörte sich gut an... *seufz* die steht nun aber noch halbvoll im Kühlschrank, ich hatte vorher aber noch den Rest von vorgestern... also insgesamt waren es sicher 0,75 l Wein und das schaffe ich locker. Wenn ich nach zwei Gläsern aufhöre zu trinken, dann muss ich mich aber schon bremsen, ich kann meistens auch gut die Flasche austrinken, da hast Du Recht...


Timberwolf ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2009 07:40
#9 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Mary61

mich würde aber mal interesieren wo dein problem liegt, 2 gläser wein am abend.... hmmm
da glaubt kaum einer ein problem zu haben, ist da vieleicht doch mehr oder bist du irgendwie aufgefallen?

lg, mary



Hi Mary,

es sind zwei Gläser, wenn ich mich sehr zusammen reiße, oft ist es aber auch eine ganze Flasche. Nein, aufgefallen bin ich noch nicht, jedenfalls nicht in letzter Zeit. Früher auf Partys habe ich oft so viel getrunken, bis es peinlich wurde, aber auf Partys gehe ich nicht mehr. Ich habe eine gute Freundin, die trinkt ähnlich viel und wenn die vorbei kommt, dann trinken wir auch schon mal "ganz lustig" tagsüber zusammen und machen das dann bis spät nachts weiter. Ich fand das immer sehr lustig und sie auch, aber inzwischen finde ich das nicht mehr lustig, sondern bedenklich...


RdTina Offline




Beiträge: 4.304

30.01.2009 07:43
#10 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Hallo Grace (was für ein schöner Name)

und herzlich willkommen bei Saufnix.

Meine "Alkoholkarriere" begann ähnlich wie Deine. Auslöser war die Herzerkrankung meines damaligen Mannes und die entsprechenden Sorgen, die mir den Schlaf raubten. Um "zur Ruhe" zu kommen und das Gedankenkarussel zu stoppen, trank ich abends 2-3 Gläser Wein. Das ging eine ganze Weile "gut", sprich der erhoffte Effekt stellte sich ein.

Mein Exmann kam zu Kur und zur Sorge kam dann noch das Gefühl des Verlassenseins und die Überforderung, mit zwei kleinen Kindern alleine zu sein. Beides Sch...gefühle aber ich wusste ja, wie ich sie weg bekomme. Aus den 3 Gläsern am Abend wurde rasch eine Flasche. Gedanken über meinen Konsum habe ich mir an diesem Punkt noch nicht gemacht. Eines Morgens stellte ich ein leichtes Zittern meiner Hände fest und das Gefühl der Sorge hatte sich in Angst verwandelt. Das war der Tag, an dem ich das erste Mal morgens meinen Wein zu mir nahm. Und was soll ich sagen, auch DAS klappte. Ich wurde ruhiger, die Angst verschwand, ich konnte wieder funktionieren.

Ich war mir sicher, wenn mein Mann erst wieder daheim und gesund ist, meine Angst verschwindet, ich auch den Alk nicht mehr "brauchen" würde. Nun ja, mein Mann kam zurück aber nicht so wie ich es erhofft hatte. Lange Rede kurzer Sinn, er hatte in der Kur seine "Traumfrau" (seine Wortwahl)gefunden und beabsichtigte seine/unsere Familie zu verlassen. Er konnte mir allerdings noch nicht sagen WANN dies sein wird Und dann war sie wieder da die Angst und dieses mal viel stärker als vorher. Aber ich wusste ja in der Zwischenzeit, was mir "helfen" würde

Ein halbes Jahr ging dieser Schwebezustand bis ich mich entschloss meinen Mann zu verlassen. In diesem halben Jahr passierten Dinge die es mir unmöglich machten, bei ihm zu bleiben und abzuwarten. Meine "Tagesration" belief sich mittlerweile (nach 9 Monaten) auf 2 Flaschen Wein.

Ich zog mit meinem Kinder wieder in meine Heimatstadt (550 km entfernt) und meine Ängste verstärkten sich um ein vielfaches. Da musste ich natürlich "gegenhalten" mit einer immer höher werden "Tagesration". Nach kurzer Zeit, ein paar Wochen, war ich bei 2 Flaschen Wein und 5 halbe Liter Bier. Da fing ich so langsam an mir den ein oder anderen Gedanken zu machen, fand es aber nicht so dramatisch. Wäre ja nur für die "Übergangszeit" und wenn es mir besser ginge, würde ich aufhören. Wieder nur wenige Wochen später merkte ich, dass es viel praktischer wäre (und schneller ging) wenn ich den Wein weg lasse und mir dafür etwas höher prozentiges zulegen würde. Hat den Vorteil von weniger Leergut und der erhoffte "Erfolg" stellt sich schneller ein. Mein Konsum begann mittlerweile früh morgens und endete spät abends. Ich musste mittlerweile meinen "Pegel" halten. Soziale Kontakte fanden zu dieser Zeit so gut wie nicht mehr statt und wenn ich einmal das Haus verließ, hatte ich meine "Ration" immer dabei um den Pegel wieder aufzufüllen.

Ungefähr 1 1/2 Jahre nach meiner inzwischen erfolgten Scheidung war ich auf einem Level von 1 1/2 Flaschen Wodka oder Weinbrand und 10 halben Liter Bier. Gedanken habe ich mir immer mal zwischenzeitlich gemacht aber diese ganz schnell wieder im Alk ersäuft, weil sie meine Ängste und Gewissensbisse um ein vielfaches verstärkten, was mich nicht mehr "funktionieren" ließ.

Das ging ungefähr 10 Jahre so weiter, bis mich mein Körper im Stich ließ. Ich hatte Schmerzen überall, wog bei 166 cm noch 45 kg. Feste Nahrung zu mir nehmen konnte ich schon ewig nicht mehr, mein Magen war voll mit Alk. DA habe ich erkannt, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und ich WOLLTE dieses Leben nicht mehr.

Lange Rede kurzer Sinn, ich ging zum Arzt, zur Suchtberatung, zur Entgiftung und schließlich für 16 Wochen zur Therapie. Nach meiner Entlassung schloss ich mich einer SHG an und bin seitdem (fast 10 Jahre) trocken.

UND ALLES BEGANN MIT 2 GLÄSERN WEIN AM ABEND

LG, Tina

Alles im Leben hat seinen Sinn



Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern


Adda Offline




Beiträge: 850

30.01.2009 08:26
#11 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Grace

ganz zu Anfang meiner Alk-„Karriere“ hatte ich bereits Bedenken bzw. ein schlechtes Gefühl und Gewissen bezüglich meines Konsums, hab mich leider nicht ernst genommen. Es fiel mir leichter, so weiterzumachen und Bestätigung, daß das „völlig normal ist“ zu finden.

Ich hab noch viele Jahre gebraucht, um zu erkennen, daß ich ein echtes Problem habe und daß Abhängigkeit keine Frage der Menge ist.

Was fehlt Dir wirklich, wenn Du nicht trinkst?

Gruß von Adda

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Lass Dich nicht gehen - geh selbst. (M. Bentrup)


grufti Offline




Beiträge: 3.769

30.01.2009 09:36
#12 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Guten Morgen Grace,

danke für deine Antworten. Die Tina hat die Steigerung der Trinkmengen gut beschrieben, ganz ähnlich ist es bei mir abgelaufen, nur die "Saufgründe" waren andere.

Wenn ich deine Posts so lese, kann ich nicht anders als zu dem Schluß zu kommen, dass du den gleichen Weg wie die Tina gehst. Wo du auf diesem Weg heute genau stehst, ist nicht so wichtig, nur, dass du ihn gehst und irgendwann am "Ziel" ankommen wirst.

Der Haken dabei ist, und das denke ich mir oft, wenn ich solche oder ähnliche Beiträge schreibe:

In deinem jetzigen Stadium bist du noch nicht soweit, die notwendige Konsequenz anzuerkennen, oder gar in die Tat umzusetzen, nämlich ganz auf Alk zu "verzichten".

Das ist die Krux: "Ich kann doch den einen oder anderen Tag nichts trinken, so schlimm ist es mit mir nicht, der Arzt hat doch auch gesagt, ich brauch mir keine Gedanken machen und überhaupt..." Solche und ähnliche Gedanken beherrschen das vom Alk angefressene Hirn. Folglich wird weitergetrunken.

Und selbst wenn du dir heute sagst, ich nehme den Rat der Leute hier an und trinke ab heute nichts mehr, ist es unendlich schwer, gegen den Gedanken anzukämpfen: "Ich könnte ja doch, warum tue ich mir das eigentlich an, ich bin ja doof, mich selbst so zu kasteien etc..."

Und die Gesellschaft, die voller alkoholhaltiger Versuchungen ist, tut ein übriges dazu, dich von dem schweren Entschluß der Abstinenz wieder abzubringen. Nicht umsonst ist es immer und immer wieder Thema im Forum, wie man in Gesellschaft Alkohol ablehnt, ohne "aufzufallen".

Alle diese Gedankengänge habe ich mitgemacht. Solange, bis es eben gar nicht mehr ging. Und dann kam (aber nur mit Hilfe einer Therapie) die Erkenntnis:

ICH, zuallererst ICH und niemand anders will dieses Scheißleben beenden. Ich weiß, ich kann mit Alkohol nicht umgehen. Das ist nichts Schlimmes, ich muss mich nicht schämen dafür, ich trinke eben keinen mehr und gut ist es.

Unglaublich, um wieviel einfacher mein Leben dadurch geworden ist. Aber der Weg bis dahin war steinig, lang und schwer.

Ich wünsche dir sehr, dass du eine Abkürzung findest!

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

30.01.2009 11:28
#13 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Hallo Grace,
willkommen im Forum. Ich finde mich in deinen Schilderungen wieder. Gerade am Anfang meiner Trinkkarriere, die Menge war ähnlich wie deine, war mir auch schon klar, dass ich ein Problem habe. Ich habe gut funktioniert und alles war intakt. Damals (ist so 20 Jahre her) gab es solche Foren wie dieses noch nicht. Ich habe es mir ja auch irgendwie nur mir selber eingestanden...irgendwie. Habe mir keine Hilfe von aussen gesucht.
Bin immer noch fasziniert, wie diese Verdrängung bei mir funktioniert hat. Ich, die eigentlich immer sehr offen und ehrlich zu mir war, habe massiv verdrägt ein Problem zu haben.
Es hat noch einige Jahre gedauert. Jahre voller Scham, Zweifel und schlechtem Gewissen, bis ich den Absprung aus dieser Abwärtsspirale gefunden habe.
Finde es echt Klasse, dass du hier bist und dir Hilfe suchst.
Wünsche dir, dass dir die Schilderungen weiterhelfen und kann dir auch nur empfehlen, bleib weiterhin offen und geh zu einer Suchtberatung.
Wäre ich noch einmal an diesem Punlkt (was natürlich nicht geht :grins2 ich würde sofort aufhören zu trinken. Mir andere Freunde suchen und die Jahre abstinent zufrieden leben. Diese Zufriedenheit habe ich in der Jahren mit Alkohol nie gefunden.

Alles Gute für dich
Gruß Ruby

es sind die kleinen Dinge im Leben...


Timberwolf ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2009 13:46
#14 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von RdTina
Hallo Grace (was für ein schöner Name)

und herzlich willkommen bei Saufnix.

Meine "Alkoholkarriere" begann ähnlich wie Deine. Auslöser war die Herzerkrankung meines damaligen Mannes und die entsprechenden Sorgen, die mir den Schlaf raubten. Um "zur Ruhe" zu kommen und das Gedankenkarussel zu stoppen, trank ich abends 2-3 Gläser Wein. Das ging eine ganze Weile "gut", sprich der erhoffte Effekt stellte sich ein.

Mein Exmann kam zu Kur und zur Sorge kam dann noch das Gefühl des Verlassenseins und die Überforderung, mit zwei kleinen Kindern alleine zu sein. Beides Sch...gefühle aber ich wusste ja, wie ich sie weg bekomme. Aus den 3 Gläsern am Abend wurde rasch eine Flasche. Gedanken über meinen Konsum habe ich mir an diesem Punkt noch nicht gemacht. Eines Morgens stellte ich ein leichtes Zittern meiner Hände fest und das Gefühl der Sorge hatte sich in Angst verwandelt. Das war der Tag, an dem ich das erste Mal morgens meinen Wein zu mir nahm. Und was soll ich sagen, auch DAS klappte. Ich wurde ruhiger, die Angst verschwand, ich konnte wieder funktionieren.

Ich war mir sicher, wenn mein Mann erst wieder daheim und gesund ist, meine Angst verschwindet, ich auch den Alk nicht mehr "brauchen" würde. Nun ja, mein Mann kam zurück aber nicht so wie ich es erhofft hatte. Lange Rede kurzer Sinn, er hatte in der Kur seine "Traumfrau" (seine Wortwahl)gefunden und beabsichtigte seine/unsere Familie zu verlassen. Er konnte mir allerdings noch nicht sagen WANN dies sein wird Und dann war sie wieder da die Angst und dieses mal viel stärker als vorher. Aber ich wusste ja in der Zwischenzeit, was mir "helfen" würde

Ein halbes Jahr ging dieser Schwebezustand bis ich mich entschloss meinen Mann zu verlassen. In diesem halben Jahr passierten Dinge die es mir unmöglich machten, bei ihm zu bleiben und abzuwarten. Meine "Tagesration" belief sich mittlerweile (nach 9 Monaten) auf 2 Flaschen Wein.

Ich zog mit meinem Kinder wieder in meine Heimatstadt (550 km entfernt) und meine Ängste verstärkten sich um ein vielfaches. Da musste ich natürlich "gegenhalten" mit einer immer höher werden "Tagesration". Nach kurzer Zeit, ein paar Wochen, war ich bei 2 Flaschen Wein und 5 halbe Liter Bier. Da fing ich so langsam an mir den ein oder anderen Gedanken zu machen, fand es aber nicht so dramatisch. Wäre ja nur für die "Übergangszeit" und wenn es mir besser ginge, würde ich aufhören. Wieder nur wenige Wochen später merkte ich, dass es viel praktischer wäre (und schneller ging) wenn ich den Wein weg lasse und mir dafür etwas höher prozentiges zulegen würde. Hat den Vorteil von weniger Leergut und der erhoffte "Erfolg" stellt sich schneller ein. Mein Konsum begann mittlerweile früh morgens und endete spät abends. Ich musste mittlerweile meinen "Pegel" halten. Soziale Kontakte fanden zu dieser Zeit so gut wie nicht mehr statt und wenn ich einmal das Haus verließ, hatte ich meine "Ration" immer dabei um den Pegel wieder aufzufüllen.

Ungefähr 1 1/2 Jahre nach meiner inzwischen erfolgten Scheidung war ich auf einem Level von 1 1/2 Flaschen Wodka oder Weinbrand und 10 halben Liter Bier. Gedanken habe ich mir immer mal zwischenzeitlich gemacht aber diese ganz schnell wieder im Alk ersäuft, weil sie meine Ängste und Gewissensbisse um ein vielfaches verstärkten, was mich nicht mehr "funktionieren" ließ.

Das ging ungefähr 10 Jahre so weiter, bis mich mein Körper im Stich ließ. Ich hatte Schmerzen überall, wog bei 166 cm noch 45 kg. Feste Nahrung zu mir nehmen konnte ich schon ewig nicht mehr, mein Magen war voll mit Alk. DA habe ich erkannt, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und ich WOLLTE dieses Leben nicht mehr.

Lange Rede kurzer Sinn, ich ging zum Arzt, zur Suchtberatung, zur Entgiftung und schließlich für 16 Wochen zur Therapie. Nach meiner Entlassung schloss ich mich einer SHG an und bin seitdem (fast 10 Jahre) trocken.

UND ALLES BEGANN MIT 2 GLÄSERN WEIN AM ABEND

LG, Tina



Hallo Tina,

Danke Dir für Deine lange ausführliche Antwort
oh mensch, Deine Geschichte ist schlimm und traurig. Hut ab, dass Du das alles so gepackt hast!
Genau das ist es, was mir Angst macht, dass sich die Sucht so einschleicht und dann verselbstständigt. Ja, ich stehe gerade da, wo Du auch mal standest aber es liegt an mir, zu ändern wo es hinführt...
Ich werde mir Deine Geschichte zu Herzen nehmen!


Timberwolf ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2009 13:52
#15 RE: warum kann ich`s nicht einfach lassen... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von grufti
Guten Morgen Grace,

danke für deine Antworten. Die Tina hat die Steigerung der Trinkmengen gut beschrieben, ganz ähnlich ist es bei mir abgelaufen, nur die "Saufgründe" waren andere.

Wenn ich deine Posts so lese, kann ich nicht anders als zu dem Schluß zu kommen, dass du den gleichen Weg wie die Tina gehst. Wo du auf diesem Weg heute genau stehst, ist nicht so wichtig, nur, dass du ihn gehst und irgendwann am "Ziel" ankommen wirst.

Der Haken dabei ist, und das denke ich mir oft, wenn ich solche oder ähnliche Beiträge schreibe:

In deinem jetzigen Stadium bist du noch nicht soweit, die notwendige Konsequenz anzuerkennen, oder gar in die Tat umzusetzen, nämlich ganz auf Alk zu "verzichten".

Das ist die Krux: "Ich kann doch den einen oder anderen Tag nichts trinken, so schlimm ist es mit mir nicht, der Arzt hat doch auch gesagt, ich brauch mir keine Gedanken machen und überhaupt..." Solche und ähnliche Gedanken beherrschen das vom Alk angefressene Hirn. Folglich wird weitergetrunken.

Und selbst wenn du dir heute sagst, ich nehme den Rat der Leute hier an und trinke ab heute nichts mehr, ist es unendlich schwer, gegen den Gedanken anzukämpfen: "Ich könnte ja doch, warum tue ich mir das eigentlich an, ich bin ja doof, mich selbst so zu kasteien etc..."

Und die Gesellschaft, die voller alkoholhaltiger Versuchungen ist, tut ein übriges dazu, dich von dem schweren Entschluß der Abstinenz wieder abzubringen. Nicht umsonst ist es immer und immer wieder Thema im Forum, wie man in Gesellschaft Alkohol ablehnt, ohne "aufzufallen".

Alle diese Gedankengänge habe ich mitgemacht. Solange, bis es eben gar nicht mehr ging. Und dann kam (aber nur mit Hilfe einer Therapie) die Erkenntnis:

ICH, zuallererst ICH und niemand anders will dieses Scheißleben beenden. Ich weiß, ich kann mit Alkohol nicht umgehen. Das ist nichts Schlimmes, ich muss mich nicht schämen dafür, ich trinke eben keinen mehr und gut ist es.

Unglaublich, um wieviel einfacher mein Leben dadurch geworden ist. Aber der Weg bis dahin war steinig, lang und schwer.

Ich wünsche dir sehr, dass du eine Abkürzung findest!



Hey Grufti,

da liegt sehr viel Wahrheit in Deinen Worten und auch wenn es mir grundsätzlich widerstrebt, Dir zuzustimmen, es ist so, wie Du sagst und ich möchte es wirklich nicht so weit kommen lassen. Da ist so ein unglaublicher Konflikt in meinem Hirn, das ist wirklich Wahnsinn, wie Engelchen und Teufelchen die einem auf der Schulter sitzen und in jedes Ohr was anderes quatschen! Das Engelchen weiß genau wo das Problem liegt und spricht Mut zu und sagt:"Das schaffst Du! Du bist jetzt an einem Punkt, wo Du noch aufhören kannst!" und das Teufelchen sagt im Gegenzug:"Ach was, was ist denn schon dabei??? Das bißchen Wein abends!"
Weißt Du, wie ich meine?
Es ist paradox. Ja, durchhalten, einfach nur durchhalten, das kann doch nicht so schwer sein....


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