...eigentlich wollte ich heute ganz gemütlich das Finale von Germanys next topmodel schauen, doch die Glotze ist aus.
Bei mir kullern die Tränen. Meine Oma, sie ist jetzt 94 und im Pflegeheiem. Mein Vater und meine Tante (seine Schwester) erzählen mir immer wie es ihr geht, nämlich schlecht. Seit sie dort liegt bin ich noch nicht ein mal dort gewesen, über ein Jahr.
Meine Oma war einer der liebsten/tollsten Menschen in meinem Leben.
Warum bekomme ich es nicht hin dort hin zu gehen? Ich habe Angst, sie zu sehen, hilflos, orientierungslos und sie wird mich nicht erkennen. Ich möchte zu ihr und doch sträubt sich alles in mir. Ich muss hin. Ich vermisse sie.
Warum ist es so schwer? Vielleicht stirbt sie bald und ich werde mir vorwerfen, dass ich nicht einmal bei ihr war. Warum hab ich solche Angst? Warum?
Nicht fragen - hingehen. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht, niemals nachholen.
Ich war oft bei meiner Oma, im Altenheim. Gerade in den letzten Wochen (üblicher weise besuchte ich sie mindestens ein Mal pro Woche) ging ich nicht hin (Scheiß-S.)
Sie ist dann gestorben. Mein Vater sagte mir, ein Woche vor ihrem Tod habe sie noch gesagt "A. soll doch unbedingt noch schnell vorbei kommen"..... Das erfuhr ich nach ihrem Tod.
Wir waren sehr, sehr verbunden, seelisch, da spielte es keine Rolle, dass sie zeitweise etwas desorientiert war.
Heute noch frage ich micht, was sie mir wohl sagen wollte damals... Als ich anderes zu tun hatte als ins Altenheim zu fahren.....
Es sind wenige Dinge, die ich gerne rückgängig machen würde in meine Leben. Diese gehört dazu!
pack ein schönes bild von dir (vielleicht auch von deiner familie oder deinen kindern) ein und fahr hin. schenk ihr eine pflanze. und diese pflanze nimmst du dann wieder, wenn deine oma nicht mehr da ist. so hast du immer eine schöne erinnerung, die sogar mit dir zusammen wächst.
ich hab heute noch die yuccapalme, die ich damals vor 13 jahren als dankeschön an meine familienmitglieder verschenkt habe, weil sie mich nicht aufgegeben haben und ich meine heroinsucht endlich durch hatte. damals war sie vielleicht 30cm groß. nach dem tot meiner oma hab ich die pflanze wieder zu mir genommen, da war sie ca. 70 cm groß. sie hat schon ein paar umzüge mitgemacht und heute ist sie mit 150 cm die größte, die ich hier habe.
und ich glaube, meine oma lebt als guter geist in ihr weiter...zumindest in meinen gedanken...denn sie hat ja täglich auch energie auf die pflanze verwendet.
mir geht es ähnlich. meine oma ist auch im pflegeheim, seit nunmehr 4 jahre, sie ist 86.
sie hat einiges die letzen jahre hinter sich (oberschenkelhalsbruch, schlaganfall) und mehrmals wurden wir darauf vorbereitet, dass sie nicht mehr lange zu leben hat.
als ich sie das letzte mal sah (sie ist 300 km entfernt) ist für mich die welt zusammengebrochen. ich habe sie kaum wiedererkannt. sie ist demenz und weiss auch nicht wer sie besuchen kommt
es ist wirklich schwer und ich war lange nicht mehr bei ihr.
ich habe einfach angst sie zu sehen, da ich mich sehr hilflos fühle.
das hohe alter kann mitunter echt eine strafe sein, so mein empfinden.
fühle dich fest und ich wünsche dir viel kraft. auch für deine familie
Zitatich habe einfach angst sie zu sehen, da ich mich sehr hilflos fühle.
Das was Du Lulu sagst, trifft es meiner Meinung nach!
Ich glaube, daß diese Hilflosigkeit Angst ist .Angst vor eigenen Todesängsten, vor Verlust der Mauern, die schön hochgezogen schützen ,vor Gefühlen, dem, was kommt,kommen könnte, wenn es bei einem selbst soweit ist. Das wird dann auf den Menschen projekziert, der sich verändert hat, nicht mehr so ist, wie in den Kindertagen.
Ich hatte das sehr stark bei dem Sterbeprozess meines Vaters und es hat mir nicht geholfen, das jemand zu mir sagte, ich würde es mir nie verzeihen, nicht bei ihm gewesen zu sein. Geholfen hat mir, mich mal wieder intensiv mit dem Tod an sich auseinander zu setzen. Mir bewußt zu mache, wovor ich überhaupt Angst habe . Da ist es mir leichter(nicht leicht!) gefallen, ihn so zu sehen ,wie er als alter, sehr kranker Mann nun mal war .
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
ZitatGepostet von Yonka Ich glaube, daß diese Hilflosigkeit Angst ist .Angst vor eigenen Todesängsten, vor Verlust der Mauern, die schön hochgezogen schützen ,vor Gefühlen, dem, was kommt,kommen könnte, wenn es bei einem selbst soweit ist.
Bingo
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
vielen Dank für Eure Antworten und Erfahrungen, die ihr geschildert habt.
Es ist tatsächlich diese Hilflosigkeit, gepaart mit Angst. Einfach Angst. Und Feigheit, so nach dem Motto: wenn ich die Augen schliesse, dann sehe ich das alles nicht.
Ich habe Angst davor, dass das Bild meiner Oma sich in meinem Kopf verändert. Und egoistischer geht es wohl kaum noch.
Meine Mutter hatte kürzlich einen Oberschenkelhalsbruch und bekam ein neues Hüftgelenk. Im Krankenhaus lallte sie teilweise, teilweise redete sie wirr. Sie war immer stark gewesen und immer der Fels der Familie. Ich hatte auch ziemlich Angst davor, ob ich das kann. Ich bin dann zu ihr gefahren - und das erstaunlichste war: Es war Okay für mich auch meine Mutter mal als hilflos zu erleben. Und ich konnte ihr wohl doch bestehen. Ich war dann eine Woche lang zwischen 6 und 10 Stunden bei ihr im Krankenhaus. Sie musste in der Zeit auch für zwei Tage zur Überwachung in die Neurologie - aber es war ein Erlebnis, was und viel, viel, viel näher gebracht hat.
Gut, in meinem Fall hat das Ganze ein "gutes" Ende. Sie war innerhalb weniger Tage geistig wieder "voll da" und ist akutell zur Reha. Nach der Reha werde ich erstmal wieder zu ihr fahren.
nun sind 4 Monate seit diesem Thread vergangen und ich konnte mich nicht überwinden.
Heute habe ich meine Tante angerufen und wir werden zusammen am kommenden Montag zu meiner Oma fahren.
Ich werde nicht kneifen. Habe mir so viele Gedanken gemacht und mein Leben hat in diesem Jahr eine ganz neue Richtung bekommen. Neue Wege, alte Muster überwinden usw.
Dazu gehört auch, sich unangenehmen Situationen zu stellen....auch wenn es in diesem Fall 4 Monate gedauert hat.
Dazu gehört auch, sich unangenehmen Situationen zu stellen....auch wenn es in diesem Fall 4 Monate gedauert hat.
Hallo Honey,
ich finde 4 Monate gar nicht so lang für das Überwinden einer großen Angst.
Und jetzt gehst Du zu Deiner Oma, weil Du es möchtest und Dich darauf vorbereitet hast. Das ist besser, als wenn Du sie früher aus einer gefühlten Verpflichtung heraus. aber voll von inneren Zweifeln, besucht hättest.
Passt schon.
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
..gestern nun war ich dort, bei meiner lieben Omi.
Ich bin glücklich, froh und erleichtert endlich meine seltsame Angst überwunden zu haben.
Ich habe ihre Hand gehalten, mit ihr geredet. Sie liegt nur starr im Bett. Als ich kam hob sie leicht ihren Kopf und sie gab Laute von sich. Meine Tante meinte, das hätte sie seit Monaten nicht mehr bei ihr beobeachtet, als würde sie mich erkennen und mir etwas mitteilen wollen.
Es war nicht schlimm, eher ein liebevolles Gefühl in mir.
Werde nun regelmäßig zu ihr gehen..und bin froh mir nicht vorwerfen zu müssen es nicht getan zu haben.
Und nun kann ich selbst bestätigen: "Wo die Angst sitzt, da gehts lang". Dankbar für diese kostbare Erfahrung.