Hallo! Ich muss das einfach mal loswerden, was mich zurzeit bedrückt: Ich war eineinhalb Jahre trocken, habe seinerzeit eine qualifizierte Entgitung absolviert und dann 1 1/2 Jahre eine ambulante Therapie (1mal wöchentlich Gruppe, 1 mal wöchentlich Einzelgespräch) und jede Woche SHG (AA). Die ambulante Therapie war gerade mal eine Woche beendet, da habe ich in einer Drucksituation (finanzielle Sorgen, waren aber nicht so dramatisch, wie ich dachte) wieder zum Wodka gegriffen. Habe abends ein halbes Wasserglas getrunken und mir vorgemacht: Morgen werf ich die Flasche weg. Aber: Am nächsten Morgen war ich so sehr von Ängsten und Schuldgefühlen (wegen des Trinkens) geplagt, dass ich weitergetrunken habe. Erst am Mittag, ich war schon arg voll, ist mir klar geworden, was ich da gemacht hab! Ich hab sofort die Klinik angerufen, in der ich damals zur Entgiftung war, hab auch meine SHG informiert - und dann musste ich noch drei Tage warten, bis ein Platz in der Klinik frei war. Das hieß: Drei Tage rund um die Uhr betrunken! Mit knapp 3 Promille bin ich in die Klinik gebracht worden. Den körperlichen Entzug habe ich gut überstanden, die folgenden Tage waren richtig schön! Ich hab mich wohl gefühlt, habe aktiv am Therapieprogramm teilgenommen und bin guten Muts nach Haus gekommen. Ich hab zwar kein Verlangen mehr nach Alk und will die schöne Zeit der Trockenheit fortsetzen, aber: Irgendwie fühl ich mich als Versager, bin zeitweise deprimiert, habe zu nichts richtig Lust, möchte morgens am liebsten im Bett bleiben - und gar nix tun. Ich versteh das nicht! Anstatt froh zu sein, dass ich so schnell wieder aus dem Alk-Teufelskreis rausgekommen bin, häng ich lustlos rum, hab nicht mal Lust zum Verreisen, was ich sonst gern tue. Hab mich auch noch nicht bei der Suchtberatung bei meinem Therapeuten gemeldet - ich schäme mich, weil ich wieder rückfällig geworden bin. Kennt jemand hier vielleicht ähnliche "Depri-Phasen" o. ä. nach der Entgiftung? LG Kroko
hallo kroko, ich kenne depressionen sehr gut. allerdings habe ich die immer noch, obwohl ich "schon" seit 2 jahren trocken bin. viele alkoholiker schlagen sich mit dieser diagnose rum, alkoholsucht und depression gehen oft hand in hand, wobei oft nicht klar ist, was zuerst da war. lass dir doch mal nen termin bei einem psychiater geben und lass dich untersuchen.
so ein rückfall ist nie schön,... aber bei vielen gehört er nun mal dazu.
nun kannst du dir sicher sein das es mit dem kontroliertem trinken nicht geht, du hast es ausprobiert und für dich entschieden, das du so nicht leben willst
einen zu bauen kann passieren, aber danach nichts dagegen zu tun, dafür müßte man sich schämen. und du hast ja sofort die notbremse gezogen
deshalb kannst du dich auch wieder an deinen therapeuten wenden, ohne scharm.
du bist hingefallen, aber wieder aufgestanden, damit hat dein therapeut bestimmt kein problem, im gegenteil, er kann dir helfen deinen weg, trotz rückfall, weiter zu gehen und dich stark zu machen bei nächster gelegenheit, wenn du mal wieder in seelischer not bist, nicht wieder einen zu bauen.
ich hoffe das ich, falls ich mal einen haben sollte, genauso schnell handeln kann wie du und wieder aufstehe.
lieber gruß, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
und herzlichen Glückwunsch zum ersten Schritt raus aus dem Loch Hier zu schreiben ist schon mal ein guter Anfang, schließlich öffnest Du Dich, teilst Dich mit.
Vielleicht ist Dein nächster der Weg zum Psychiater oder Deiner Beratungsstelle - Scham ist verständlich aber völlig unbegründet finde ich.
Und auch wenn Du es grad nicht spüren kannst, ich finds super das Du wieder auf dem Weg nach draußen bist.
Viel Kraft wünsche ich Dir Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
Hallo! Erstmal vielen Dank für die guten Worte! In der kommenden Woche habe ich einen Termin beim Psychiater wegen der Depris, und dann treffe ich auch meinen Therapeuten aus der Suchtberatung wieder. Ich hab heute festgestellt, dass die Depris abnehmen, sobald ich irgendwie aktiv werde, im Garten was tue zum Beispiel. Doch sobald ich nur "still dasitze", werd ich wieder trübsinnig. Verlangen nach Alk habe ich nicht - und ich hoffe, dass das nicht wider auftritt. Morgen treffe ich einen Freund in Hamburg, der auch bei den AA aktiv und schon sehr lange trocken ist - ich wollte erst allein einen Stadtbummel mit Shopping und so machen, aber ich weiß nicht, ob mir das gut tun würde. Gemeinsam macht sowas wohl doch mehr Spaß! Ich wünsche allen, die dies hier lesen, ein schönes Wochenende! LG Kroko
ZitatIch hab heute festgestellt, dass die Depris abnehmen, sobald ich irgendwie aktiv werde, im Garten was tue zum Beispiel. Doch sobald ich nur "still dasitze", werd ich wieder trübsinnig.
Ja, das kenne ich von mir nur zu gut! Ich muß mich heute noch teilweise richtig in den Arsch treten, wenn so eine Phase die Finger nach mir ausstreckt. Aber es funktioniert wirklich! Raus aus dem Elend geht bei mir viel besser, wenn ich mich richtig auspowere.
Deshalb finde ich Deine Aktionen jetzt auch richtig und wichtig,Kroko ! Du merkst, das es Dir guttut und so'ne Eigenwahrnehmung ist doch toll
Viel Erfolg und Grüße von Dagmar
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
ZitatGepostet von Kroko01 Hallo! Ich muss das einfach mal loswerden, was mich zurzeit bedrückt: Ich war eineinhalb Jahre trocken, habe seinerzeit eine qualifizierte Entgitung absolviert und dann 1 1/2 Jahre eine ambulante Therapie (1mal wöchentlich Gruppe, 1 mal wöchentlich Einzelgespräch
LG Kroko
Genau in dieser zeit warst du trocken,da waren viele menschen die sich um dich gekümmert haben und aufgepasst haben. Es ist ein lernprozess auch allein trocken zu bleiben,der eine braucht länger-andere weniger. willkommen
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
Ich habe gestern auch mit dem Stationsarzt vom UKE darüber gesprochen, was während der Zwischenzeit ist, bis die Tagesklinik beginnt. Er meinte zu mir, dass sie mir Hilfestellung geben werden nach den 3 Wochen und wenn ich rückfällig werde, mich wieder aufnehmen für ein paar Tage. Dass das nicht ungewöhnlich wäre, nur dass ich in meinem Fall wirklich drüber nachdenken sollte, ob ich mir das antue... Irgendwie hat der mir den Druck genommen und auch ein Stück die Angst davor. Ich denke jetzt nicht mehr:du musst, du musst, du musst, sondern:ich will, ich will, ich will.......es schaffen. LG Biggi
ich kenne depressionen so, dass man mir soviel in den arsch treten kann, wie man will, ich KANN nicht aktiv werden. es geht nicht. es ist ein beinahe lebloser, bleierner zustand, der nichts damit zu tun hat, dass man mal eben keinen bock auf irgendwas hat. ich weiß, ich sollte, aber ich kann nicht.
Ich bin dabei zu lernen. Und auch zu erkennen, wer redet nur und wer nicht. Damit meine ich nicht das board hier, sondern die Leute, die mir ja so nahe stehen..........
ZitatGepostet von funkelsternchen ich kenne depressionen so, dass man mir soviel in den arsch treten kann, wie man will, ich KANN nicht aktiv werden. es geht nicht. es ist ein beinahe lebloser, bleierner zustand, der nichts damit zu tun hat, dass man mal eben keinen bock auf irgendwas hat. ich weiß, ich sollte, aber ich kann nicht.
Moin kroko,
Funkel beschreibt das gut. Wenn du erst mal richtig drin bist im Loch, sieht das so aus da drin Ich habe in einer Psychotherapie gelernt, die Frühzeichen einer depressiven Episode zu erkennen und gegenzusteuern, so dass ich den oben beschriebenen bleiernen Zustand noch abbiegen kann, wenn ich's rechtzeitig merke. Insofern ist dein "raus aus dem Sessel" eine gute Maßnahme, werde aktiv und gehe in die Außenwahrnehmung, so lange das noch möglich ist!
Außerdem glaube ich, dass drei Tage Dauer-Besoffen auch die Hirnchemie ziemlich durcheinander bringen Da würd ich mich erst mal über gar nix wundern.
Gruß sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Erfreulich - und Mut machend, hier so gute Worte zu lesen! Danke! Ich hab nun die "nächsten Schritte" hinter mich gebracht, vor denen ich anfangs, nach der Entgiftung, doch etwas Angst hatte: Heute früh war ich bei der Suchtberatung ("Der Paritätische") bei meinem Therapeuten, und es war eine wirklich gute, aufrichtende und Weg weisende Sitzung. Die nächste steht bereits im Terminkalender. Heute Abend - ich komm gerade nach Haus - war ich bei meiner AA-Gruppe, und auch die zwei Stunden dort haben mir gut getan. In der kommenden Woche steht nun am Dienstag ein Termin beim Psychiater an - und die Kontaktaufnahme mit einem Psychologen zwecks ambulanter Psychotherapie.
Meine Depris sind nun zwar nicht "weggeblasen", aber ich bin nicht mehr ganz so niedergeschlagen - und heute hatte ich auch richtig Spaß, was anzupacken (Rasenmähen, Hühnerstall reparieren) - und nun mach ich mir, das hat mir mein Therapeut heute geraten, für das Wochenende eine Tagesplanung, damit ich nicht in die Gefahr gerate, in "trübe Löcher" zu fallen.
Es ist schön, von diesen kleinen Schritten in einem Forum "berichten" zu können, weil es Mitbetroffene sind, die das lesen - während viele andere Menschen doch nicht wissen, wie schwer so "kleine Schritte" fallen können!. Für heute wünsche ich allen
mensch kroko, da haste aber heute so richtig was weggeschafft! mein voller respekt. da auch ich depressionsgeschlagen bin, weiss ich sehr genau, was du momentan für einen immensen kraftaufwand betreibst. aber bleib auf jeden fall dran, es lohnt sich so sehr. ich wünsch dir alles gute.