ich bin neu hier, 25 Jahre alt und habe seit einigien Jahren ein großes Alkohol-Problem.
Der Witz ist, ich kann nicht mal genau sagen, wann das angefangen hat. Gut, "genau" kann man das wohl wirklich nie sagen, aber wenn ich bedenke, wie schleichend sich mein Trinkverhalten geändert hat, bis mein Konsum dann täglich war, krieg ich richtig Angst. Auch wird mir dann klar, wie schnell ich alle Rückfälle verdränge oder vielleicht auch nur "runterspüle"... Aber ich fange mal von vorne an:
Ich habe mit dem Alkohol-Konsum angefangen, wie wohl die meisten anderen auch, mit 15 das erste mal probiert, natürlich mit den Schulkumpels. So ab 16 dann öfter mal am Wochenende Party gemacht mit den Jungs, vielleicht mal 2 oder 3 Bier. Später hab ich dann Gefallen an Whiskey gefunden, aber mein Konsum hat sich wirklich auf einmal am Wochenende beschränkt und dass dann auch nicht heftig.
Ich bin bei meinem Vater aufgewachsen und dort wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich daheim zu betrinken, auch nicht in Gegenwart von Freunden. Zu Hause trinken war für mich tabu. Ich dachte wenn ich zuhause war nicht mal an Alkohol. Das wirkliche Problem fing wohl an, als ich meine erste eigene Wohnung hatte, das war vor ca. 4 1/2 Jahren, ich war damals im ersten Lehrjahr meiner Berufsausbildung zum Industriekaufmann. Was dort für mich auf einmal neu war, war der Umstand, alleine trinken zu können. Das war mir erstmal garnicht bewußt, ich habe, wie gesagt, ab und zu Whiskey mit Cola getrunken weil es mir geschmeckt hat. Ich hatte zuhause nun öfter mal eine Flasche rumstehen und wenn ich nach Feierabend Lust hatte, habe ich mir mal ein oder zwei Gläser eingeschenkt. Eine Flasche hielt bei mir dann mindestens einen Monat. Bier und Wein und alles andere waren für mich bis dahin uninteressant.
Durch meine alten Kumpels kam ich dann auf den Geschmack von Weizenbier, und ich lernte auch so tolle Sachen wie das "Feierabendbier" kennen.Über die nächsten 1, 2 Jahre hat sich mein Konsum extrem gesteigert, ich fing an mir Kästen für daheim zu kaufen und irgendwann konnte ich abends allein in meiner Wohnung nicht mehr aufhören, bis ich zu betrunken oder zu fertig war, um weiterzutrinken. Gegen Ende meiner Ausbildung hatte ich dann auch öfter schon Nächte, wo ich verkatert oder fertig oder auch garnicht zur Arbeit erschienen bin. Habe die Ausbildung dann doch noch gut abgeschlossen und auch ein Jahr in der Firma gearbeitet. Aber die Exzesse wurden immer häufiger und ich trank auch öfter schon morgens was bevor ich zur Arbeit furt. Ich war wohl recht talentiert darin, meinen Konsum zu verbergen, denn meinen Vorgestzten oder Kollegen ist wohl nie was aufgefallen.
Aber richtig schlimm ist es jetzt seit ca. 3 Jahren, ich habe vor 1 1/2 Jahren angefangen, Musik zu studieren, Jazzgitarre, aber mittlerweile habe ich es mir durch die Sauferei versaut. Denn ich habe während meines Studiums fast nur noch getrunken statt gespielt, wenn ich daheim war, und jetzt bin ich mehrmals durch die Prüfungen gefallen, Exmatrikulation! Natürlich ist mir schon lange klar, dass etwas nicht stimmt, ich bin alkoholkrank, aber ich denke immer wieder, ich schaffe es mit meiner Willenskraft aufzuhören.
Vorallem ist das krasse, dass wohl weder meine Eltern noch meine Freunde wissen wie schlimm es eigentlich um mich steht. Meine Freunde haben mit Sicherheit schon gemerkt, dass ich schneller und mehr trinke als früher. Aber bestimmt kann sich von denen keiner vorstellen wie ich morgens verkatert aufwache, nur um mir um 09:00 frühs erstmal ein Hefe einzuschenken. Alle 3 Tage habe ich 3 EInkaufstüten mit Bierflaschen voll zum Wegbringen, natürlich immer in unterschiedliche Märkte, damit es keiner mitkriegt, ihr kennt das ja sicher selber alle.
Es ist für mich eine Horrorvorstellung nie weder Alkohol trinken zu können. Alleine schon deshalb, weil dann alle merken würden, was mit mir nicht stimmt. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, aber was mich davon abhält, ist eigentlich bescheuert, aber es hemmt mich noch sehr: Meine Geschichte ist halt wirklich sehr unspektakulär, ich bin daheim und trinke und möchte aufhören. Punkt. Viele von euch haben viel heftigere Sachen erlebt, grade die mit Familie und Beziehung und allem. Ich bin ständig allein und trinke. Ich habe mir jetzt schon meine musikalische Zukunft versaut, ich war ziemlich talentiert, aber seit Jahre habe ich gesoffen anstatt zu üben. Jetzt muss ich mein Leben neu überdenken, bis jetzt war da nichts außer meinen Vorsätzen was ich alles tolles erreichen wollte... aber letztenendes bin ich echt nur ein versoffener Versager. Das will ich jetzt ändern, aber der Gedanke nie wieder gepflegt etwas trinken zu können ist schlimm. Ich weiß auch, dass es für einen Suchtkranken kein "gepflegt konsumieren" mehr gibt.
Was empfiehlt Ihr mir? ich habe gestern und heute garnichts getrunken, bin etwas nervös. Ich hoffe, meine Geschichte hat euch nicht zu sehr gelangweilt.
Zitat Vorallem ist das krasse, dass wohl weder meine Eltern noch meine Freunde wissen wie schlimm es eigentlich um mich steht.
aber wie ich unschwer rauslesen kann, weißt DU selbst, wie schlimm es um dich steht und das ist sehr wichtig und ein guter Ansatz
Da du ja alleine lebst, würde ich Dir dringend empfehlen Abstand von irgendwelchen Selbstversuchen (Entzug) zu halten...kann u.U. sehr gefährlich werden.
Sprich mit deinem Arzt offen über dein Problem...er wird es verstehen und kann weitere Schritte einleiten Auf jeden Fall würde ich Dir auch als nächstes eine Suchtberatungsstelle oder SHG empfehlen, um erstmal persönlichen Kontakt mit Gleichgesinnten aufzunehmen.
ich würde dir auch empfehlen zur Suchtberatung zu gehen. Die können Dir weiterraten und helfe. Ich habe eben eine ambulante Therapie bei der Caritas hinter mir. Fand ich sehr gut. Zuerst ging ich zur Beratung, dann einige Male in eine Info-Gruppe und dann 1 Jahr lang jede Woche einmal in die Gruppe der Amb. Therapie. Alle paar Wochen fanden dann auch Einzelgespräche statt, die mir sehr gut taten. Ich kann dich nur ermuntern, einmal zur Suchtberatung zu gehen und dann siehst Du weiter.
Alles Gute und liebe Grüsse Gerda
PS: Finde ich gut, dass du in deinem Alter schon was für deine Sucht tun willst. Du hast ja noch das ganze Leben vor Dir. Mach was draus. Ich habe auch 3 Söhne im Alter von 22, 28 und 30 Jahren.
Hallo Dorian erstmal es gibt immer welche den es schlimmer geht als dir darauf solltest du nicht schauen (erinnert mich an meinem Sohn wenn er eine Klausur verhauen hat kannte immer noch andere die noch schlechter abgeschlossen haben:sprachlos Schau nur auf dich was du möchtest! Studium verrissen füllst dich als Versager(crash) und warum? Was muss noch passieren? Ist es dein Lebensziel gepflegt ein Bier zu trinken und dann am anderen Morgen gepflegt Verkatert nach Alk stinkend aufzustehen und gepflegt in den Tag zu vegetieren? Deine Zukunft liegt alleine in deiner Hand stehe auf hol dir Hilfe schau nicht zurück sondern nach vorne. Es gibt immer eine Möglichkeit das Ruder herumzureißen mit Gleichgesinnte ist es leichter. Suchthilfe SHG Nur ein kleiner Schritt(auch wenn er schwer fällt) kann ein großer Schritt in deine Zukunft sein.
wenn ich mich dazu entschlossen habe, mit einer droge aufzuhören, gabs für mich die ersten tage immer mal ne runde käseglocke. einfach aushalten, denn ich wußte, daß es mir dann nach ein paar tagen wieder besser gehen würde. so war es immer. ich hätte in meinen ersten entzugstagen gar keinen kopf und nerv gehabt, in eine shg oder sonstwo hinzugehen. ich mußte erstmal über einen gewissen punkt drüber sein. für mich ist dieser weg der richtige und auch - natürlich mit vielen fehlversuchen - der erfolgreiche. ich hab mich über die ersten tage weggeschlafen. es muß erstmal nur etwas zeit vergehen, damit man abstand gewinnen kann. auch hier greife ich gern nochmal (m)ein thema auf, was von vielen belächelt wird. viel selbstbefriedigung um stress abzubauen, um die gedanken in eine andere richtung zu lenken und auch um sich müde zu machen, viel schlafen um einfach die erste wichtige (abstands)zeit vergehen zu lassen. der körper und geist erholt sich im schlaf
wenn du dann erstmal einen gewissen punkt oder eine gewisse zeit ohne alk erlebt hast, kannst du dir auch wieder vorstellen, wie ein leben ohne alk sein kann. denk doch einfach sonst mal an eine zeit, egal wie lange sie her ist, wo du noch keinen alk getrunken hast. das ging ja auch und du hast gelebt.
P.s. Es gibt extra Therapieeinrichtungen für junge Menschen Vorteil ist nicht nur der Ausstieg aus der Sucht sondern auch hilfe im Einstieg ins neue Leben. Viele Wege führen nach Rom aber auch aus der Sucht.
Ich wünsche dir von Herzen das du den richtigen Weg für dich findest.
Es ist für mich eine Horrorvorstellung nie weder Alkohol trinken zu können.
ich sag dazu nur: Ich bin froh nicht mehr trinken zu müssen. ansonsten kann ich auch nur raten zum Arzt, zur Beratungsstelle und in eine SHG zu gehen. Das Leben ohne Alkohol ist sehr lebenswert!!!! Es wird mit Sicherheit ein schwerer Weg, wünsche dir viel Kraft Elke
ZitatGepostet von mihu auch hier greife ich gern nochmal (m)ein thema auf, was von vielen belächelt wird. viel selbstbefriedigung um stress abzubauen, um die gedanken in eine andere richtung zu lenken und auch um sich müde zu machen,
Moin mihu hmmm...wäre ja mal ne Überlegung wert aber, wenn ich z.B. mal Stress habe, dann habe ich den ja nicht unbedingt in meiner Dusche, oder irgendwo, wo man sich mal schnell einen von der Palme wedeln kann, damit ich wieder runterkomme
Meistens kommt der Stress ja dann, wenn mann´s gerade nicht gebrauchen kann.
:gruebelder meinst Du das etwa so, dass man sich so ganz prophylaktisch...jeden Tag wenn man aufwacht so oft wie´s geht erst mal den Willi gibt
also ich bewundere mihu bei dem thema so offen sein zu können. aber so ganz unrecht hat er wohl nicht
ich habe mit einem suchtexperten darüber gesprochen, er hat mir erklärt, dass gerade während des entzugs der drang nach sexuelle-handlung oft sehr stark geprägt ist
also demnach kein wunder wenn die toilette auf der entgiftungsstaion sehr oft besetzt ist.
irgendwo hab ich mal ein bericht gelesen, über einen man der im knast einen kalten heroinentzug machen "musste"... er beschrieb es sehr genau... da reichte die berührung der arzthelferin am ARM, um zum orgasmus zu führen..
hat wohl damit zu tun, dass der körper im entzug extrem sensible reagiert...
ich denke mihu spricht mit diese massnahme spez. den entzug an... denke nicht dass er damit einen evtl. situation im alltag (stress mit der kassiererin im supermarkt) meint .... wäre vielleicht nicht so empfehlenswert
Du bist noch reichlich jung, in dem Alter hatte ich noch keinen kritischen Blick auf meinen Alkoholkonsum. Wie schon erwähnt, ist eine Suchtberatung eine gute Möglichkeit, dein Trinkverhalten zu "bewerten".