Dieses Forum habe ich vor kurzem entdeckt und was ich bisher las, gefiel mir gut. Da ich grad so nicht zum schreiben komme, wollte ich euch wenigstens mal "Hallo" sagen.
Kurz zu mir: Ich trinke so ziemlich genau seit 22 Jahren täglich Alk und habe die Nase voll. Noch in diesem Jahr fange ich eine Thera an, die muss nur noch genehmigt werden.
rumgeeiert hab ich schon lang genug. Jetzt wird nicht mehr geeiert. Meine Thera ist schon beantragt und muss noch von der Rentenversicherung genehmigt (darf man das Wort hier schreiben?)werden. Wäre ja auch nicht das erste mal. Ich habe da schon so meine Erfahrungen. Was jetzt anders ist, ich hasse den Alk und mich ein bisschen auch, aber das muss aufhören.
Ja, ich denke, ich bin so der typische Alki mit all seinen Verhaltensweisen. Ich wollte es Jahre lang nicht wahrhaben, habe mich selbst belogen, heimlich getrunken...alles was ein Alki so eben macht Ich hatte immer so einen Pegel und lag so bei 6 Bier, am Tag. Manchmal mehr, manchmal weniger, gerne mal 'nen Rotwein dazu. Ich war auch mal verheiratet und habe eine Tochter. Meine Ehe war alles andere, als harmonisch.
Nach der Scheidung, wollte ich nochmal durchstarten und es besser machen, aber nix is. Ich lernte eine neue Freundin kennen...MarieJuhana. Irgendwann kamen Depressionen und Panikattacken. Seit ein par Monaten habe ich mich dann von Marie getrennt, aber mir ging es nicht wirklich besser, denn mein Alk-Konsum wurde höher.
Jetzt habe ich endgültig die Nase voll.
Es ist so, dass ich seit einiger Zeit intensiv über mich, meine Tochter, mein Leben nachdenke und ich soviel im Kopf habe, dass ich das nicht alles aufschreiben kann.
irgendwie fällt es mir schwer, über mich zu schreiben. Ich will aber versuchen das nächste Häppchen zusammen zu bekommen. Wo fange ich an?
Vielleicht bei meine Alk-Karriere. Das erste Mal war ich mit 14 volltrunken. Damals noch in der DDR, beim Tanzstundenball. Das Problem ist, dass in der DDR ziemlich locker mit Alkohol umgegangen wurde. Aufklärung war gleich Null und irgendwie haben alle gesoffen, was irgendwie fast auch verständlich war...was hatten wir denn sonst für Freuden?
Es hatte also keiner ein Problem damit, dass für 14 Jährige, beim Tanzstundenball, für jeweils zwei Tanzpärchen Tische gedeckt wurden, auf denen 2 Flaschen Wasser und 2 Flaschen Wein standen. Nachdem wir alle unsere Tanzkünste aufgeführt hatten, ging es zum gemütlichen Teil über. Wir aßen gemütlich und natürlich tranken wir Jungs den Wein und die Mädels das Wasser. Später ging ich dann zu meinem Vater und frug, ob er nicht noch eine Flasche Wermut spändieren könnte. Natürlich hat er das. Was danach kam, weiß ich nur vom Hörensagen. Später wurde darüber nur gelacht.
Damals war ich noch aktiver Sportler. Ich war Leichtathlet...Dauerläufer und Weitspringer.
Ich war aber auch schon immer ein Musikfreak und so interessierte mich, mit 16 Jahren die Discotheken und die entsprechende Szenen, die damals so entstanden. New Wave usw. wurden meine Welt. Auf Sport hatte ich keine Lust mehr. Ich wollte in die Disco, mit bunten, oder schwarzen Klamotten, die Haare gestylt...und immer war Alk dabei. Das war meine Welt.
Mir 18 Jahren wurde ich dann eingezogen. In der Grundausbildung geb es erstmal keinen Alk, aber später, ich war beim Wachdienst, wurde in der Freizeit eigentlich nur gesoffen.
Als die Grenze plötzlich offen war, flog ich mit meinen Freunden nach Spanien und es war der beste Urlaub meines Lebens. Wir Ossis sind damals mit offenen Armen empfangen worden und es gab fast überall Freibier für uns.
Dann gab es ein Szene, an die ich mich heute noch erinnere. Als wir wieder zurück waren gingen wir essen. Meine Freunde bestellten Wasser und ich Bier. Sie frugen mich, warum ich denn schon wieder trinken will, schliesslich haben wir jetzt zwei Wochen lang gesoffen. Ich war ziemlich sauer, aber ich habe diese Szene auch nie vergessen. Heute weiß ich, dass ich damals schon drauf war und nicht mehr aufhören konnte.
Das Häppchen lasse ich jetzt mal so stehen. Später mehr
Das Problem ist, dass in der DDR ziemlich locker mit Alkohol umgegangen wurde. Aufklärung war gleich Null und irgendwie haben alle gesoffen, was irgendwie fast auch verständlich war...was hatten wir denn sonst für Freuden?
Bist Du der Meinung das Gesellschaftssystem von damals ist (mit)Schuld, oder trägt einen Anteil an deiner Alkoholsucht?
Danke für Deine Häppchen, die machen Appetit auf mehr.
Aber wichtig ist,sich schon mal alle Zutaten die gebraucht werden bereit zu legen und zu sortieren...
Wo wirst Du Deine Therapie machen?
LG
M
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ich gebe mal grundsätzlich niemanden die Schuld. Es gibt keine Schuld, aber 14 Jährigen 8 Klässlern Wein auf den Tisch zu stellen ist nicht so ganz richtig, denke ich.
Wir waren halt eingesperrt und haben jeden Grund zum Feiern genutzt und es war normal. Hat man jemanden besucht, gabs ein Begrüssungsschnäpschen, oder was anderes usw.
Ich denke, dass ich zu denen gehöre, die ein gewisses Suchtpotential haben, ob das jetzt vererbt ist, oder an gewissen Genen liegt weiß ich nicht. Das will ich noch rausfinden, aber irgendwas in der Richtung.
Ich war damals mit 4 Freunden unterwegs und wir hatten eigentlich immer ähnliche Mengen getrunken und einer war immer besoffen. Die Jungs sind heute verheiratet und stehen voll im Leben, trinken kaum noch. Nur ich bin drauf geblieben und wenn ich es mir so überlege...so seid ich 20 war.
Hallo Septembersonne,
der Plan ist, eine Entzugswoche einzulegen und danach LZT in einer Tagesklinik. Der Antrag von mir, meinem Hausarzt und meinem Suchtberater ist raus, zur Rentenversicherung. Ich warte nur noch auf das ok. Tagesklinik deshalb, weil meine Tochter (16J)bei mir wohnt. Mit der Klinik habe ich gesprochen und wenn alles klappt, kann ich da ab 1.Dezember anfangen.
Die Jungs sind heute verheiratet und stehen voll im Leben, trinken kaum noch. Nur ich bin drauf geblieben und wenn ich es mir so überlege...so seid ich 20 war.
Ja, das ging Mir ähnlich...Als ich noch Nass war, fragte ich mich ständig....wieso, weshalb, warum gerade ich es so übertreibe.
Und von dieser Erkenntnis hat es dann noch mal ziemlich lange und viele Abstürze gebraucht, bis ich den einzig-richtigen Weg für Mich erkannte, nämlich die Abstinenz.
Heute denke ich kaum noch darüber nach, warum ich nicht mehr trinken darf/kann/will...Ich verschwende höchstens mal noch ein paar Gedanken daran, mich zu fragen: Warum habe ich überhaupt so lange gutrunken....Bin doch sonst so´n schlaues Kerlchen...hätte ich ja eigentlich schon viel eher drauf kommen können...hätte Mir ne Menge erspart
ZitatBin doch sonst so´n schlaues Kerlchen ...hätte ich ja eigentlich schon viel eher drauf kommen können ...hätte Mir ne Menge erspart
Da haben wir doch was gemeinsam
Ich hatte halt nur diese Abstürze nicht, war immer so auf meinem Level. Seit ein par Wochen weiß ich, dass die lezten Jahre ein einziger Absturz waren. In Form von Depression, nichts mehr auf die Reihe kriegen, zurück ziehen usw. Also eher so schleichend.
2 Entzüge habe ich schon hinter mir und sie mehr, oder weniger abgesessen. Je besser es mir ging, umso mehr hatte ich wieder Lust auf'n Bier. Heute sehe ich das anders und ich hoffe, dass alles genehmigt wird. Scheiß Alk!!!
So, später mehr. Ich muss jetzt weg. Allen einen schönen Abend
ZitatGepostet von J Silver Meine Freunde bestellten Wasser und ich Bier. Sie frugen mich, warum ich denn schon wieder trinken will, schliesslich haben wir jetzt zwei Wochen lang gesoffen. Ich war ziemlich sauer, aber ich habe diese Szene auch nie vergessen. Heute weiß ich, dass ich damals schon drauf war und nicht mehr aufhören konnte.
Hallo J Silver , bäh, das löst blöde Erinnerungen aus... Solche Szenen habe ich früher auch oft erlebt. Freundinnen, die locker mit mir 'n Sixpack Prosecco niederknüppelten, um dann wieder auf "Normalbetrieb" umzustellen - während ich im Saufmodus blieb.
ZitatGepostet von J Silver Wir waren halt eingesperrt und haben jeden Grund zum Feiern genutzt und es war normal.
Hast du das schon als 14-jähriger gewusst, oder ist das ein Gedankengang der späteren Zeit? Weil die Aussage wundert mich als Ossitrine sehr. Ich hab gefeiert, ohne das ich mich eingesperrt fühlte, zumindest nicht von den Grenzmauern, von denen hab ich in dem Alter noch gar nix gewusst.