"Ist es eigentlich für den Kopf besser, die Tage mit zu zählen oder es lieber sein lassen? Zählt ihr alle immer jeden Tag mit oder denkt ihr nach einer gewissen Zeit nicht mehr daran, lässt das automatisch nach???"
Ich habe am Anfang jeden Tag gezählt. Auch schon vorher, als ich noch nass war, habe ich einen kleinen Kalender geführt, in dem ich die trockenen Tage markiert habe und wenn genügend beisammen waren, habe ich mich wieder mit Saufen belohnt.
Ab meinem Umkehrpunkt (=Therapiebeginn) habe ich zwar noch eine Weile den Kalender geführt, aber zunehmend das Interesse verloren.
Im Nachinein glaube ich:
Am Anfang hilft es schon, die trockenen Tage zu zählen und sich zu freuen über jeden Tag, den man dem Alkohol abgerungen hat. Aber mit der Zeit werden die trockenen Tage selbstverständlicher und dadurch das Zählen uninteressanter.
Ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, wenn man nach einer Weile mit dem Zählen aufhört...
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
ohne den Inhalt deines Beitrages in Frage stellen zu wollen, aber das da oben halte ich für eine Pauschalbehauptung.
Meiner eigenen Erfahrung nach ändert sich dies früher oder später. So hatte ich mehrfach Träume, in denen ich angebotenen oder gar aufgedrängten Alkohol verweigert habe.
Randolf
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
Das mit dem Zählem muss jeder sebst wissen, ich hatte es auch mal exerziert, ich hatte wie ein Knasti einen Zettel mit Strichen überm Bett.
Bis Tag 174 bin ich gekommen, nach dem Rückfall + Entgifung etc. was es dann super schwer, weil die 174 Tage waren eine Messlatte, die für mich unerreichbar schien Inzwischen zähle ich nichtmehr einzeln, aber ich reflektiere jeden ABend im Bett den trockenen Tag HEUTE und freu mich darüber. In der Gruppe werd ich dann erinnert "Hey, heute sind es 9 Monate" das freut mich dann umso mehr. Ich kenne aber viele die schwören auf die inzwischen endlose Strichliste.
Machs gut,
LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
Hallo Pietje, erstmal das du das so geschafft hast. irgendwann wurden bei mir aus Tagen Wochen, später kam dann ups es sind ja schon x Monate, heute "feiere" ich meine Trockenburzeltage, inzwischen war es im Juni der 18., aber jeder muß da für sich selbst den Weg finden. Aber für die Zukunft solltes du noch in kleinen Schritten denken, da zählt noch das heute. Das wegschütten war wie ein Ritual, das alte Leben ist vorbei, ein neues besseres beginnt. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem weitern Weg in eine zufriedene von dir akzeptierte Trockenheit Elke
Am Anfang habe ich schon auch die Tage gezählt, ich denke, das ist auch ganz normal.
Später bin ich dann dazu übergegangen, die Monate zu zählen und das mache ich auch jetzt noch hin und wieder. Aber nur in Gedanken, eine Strichliste führe ich nicht.
Und ich gebe auch zu, daß ich dann einiges an Stolz empfinde, aber ich denke, das kann man mir nicht verübeln.
Da ich nun über das gestrige Tief dank euch hinweg bin, möchte ich gerne ein wenig über meine Person plaudern bzw erst mal erzählen. Ich hatte eine ganz normale Kindheit, ich bin mit Liebe und Fürsorge erwachsen geworden. Im Elternhaus war Alkohol nie ein Thema, er war einfach immer da (Normalität?). Mein Vater trinkt, seitdem ich denken kann, aber es war nie irgendwas aussergewöhnliches vorgefallen wie Aggressionen oder so. Meine Mutter genehmigt sich auch mal was, aber ist nicht jeden Tag, zumindest nicht, dass ich wüsste. Meine "Alkoholkarriere" fing mit meiner "Fußbalkarriere" an. Ich habe mit 15 angefangen in einem Sportverein zu kicken und irgendwann, wann weiss ich nicht mehr genau, fing ich an, erst nur nach einem Sieg, dann auch bei Niederlagen und schliesslich auch nach den Trainingseinheiten, Bier zu trinken (normale Härte???). Wenn wir uns nicht mehr nach dem Sport mit der Mannschaft zusammengesetzt und getrunken haben, holte ich das zuhause nach. Seit ich meine erste eigene Wohnung hatte, habe ich Alkohol im Haus. In meinen Partnerschaften war Alkohol auch nie nie ein Thema (er wurde einfach getrunken ohne, dass irgendwelche Probleme auftraten, Aggros, Streitigkeiten etc.). Bis zu meiner vorletzten Beziehung, meine Partnerin war starke Alkoholikerin, was mir gar nicht auffiel, ich trank einfach mit. Ist ja auch einfacher, selber was zu trinken, als sich darüber Gedanken zu machen, geschweige denn, darüber zu reden, dass was nicht stimmen könnte. Nach ein paar Jahren wurde mir durch eine Bekannte von uns klar, dass meine Partnerin Hilfe brauchte (ich ja nicht, ich bin doch kein Alki), worauf ich sie in eine Klnik brachte. Das zog mich wiederum runter und ich trank noch mehr (ich kein Alki:sauer2. Die ganze Sache mit der Partnerin zog sich über Jahre hinweg, bis ich mich von ihr trennte, aber nicht wegen ihrem Trinkverhalten, sondern weil sie fremdgegangen (und fremdgetrunken) war. Kurz darufhin wurde ich auch noch arbeitslos. So saß ich da in einer für mich noch fremden Wohnung, lauter Fremde um mich rum (das gab sich schnell, bin kontaktfreudig) und nun noch ohne Job. Wenn das mal keine Gründe sind, sich selbst zu bemitleiden und sich jeden Tag den Freuden des Alkohltrinkens hinzugeben. Zu allem Überfluß kam meine Ex wieder angekrochen, sie hat Zoff mit ihrer Neuen und braucht einen Unterschlupf, was mache ich.... Dann fand ich durch Zufall wieder eine Arbeit und eine neue Liebe (stellte sich später als ein megafehler raus). Ich gab meine Wohnung auf, weswegen meine Ex sich auch was eigenes suchen musste und ich sie erst mal los war. Die unschönen Telefonate noch Jahre später werde ich jetzt nicht vertiefen, es war einfach nur Stress pur. Das gab sich dann irgendwann, die neue Beziehung auch (dort wurde auch immer getrunken, zwar "kontollierter" und "zivilisierter", aber Alk ist ALk, wie auch immer man ihn zu sich nimmt. Wieder eine Bude für mich allein, aber wenigstens hatte ich meine Arbeit noch und hatte mir ein soziales Umfeld aufgebaut. Aber auch dort wurde getrunken:-( Mittlerweile bin ich ein halbes Jahr arbeitslos (unverschuldet, war wegen Wirtschaftskrise), ständig auf zermürbender Suche nach was Neuem, bisher ohne Erfolg. Das einzige Gute, was ich in diesem Jahr vollbracht habe, ist, mit dem Trinken aufzuhören, obwohl es mir wegen der Arbeitslosigkeit gedanklich nicht gut geht. Mein Selbstbewusstsein ist total unten. Im Sportverein ärgere ich mich momentan mehr, als dass ich Freude empfinde, da ich mich nicht respektiert fühle für das, was ich tue. Ich schreibe viele Mails an die Leute, die mit Sicherheit manchmal nervig sind, aber ich bin der Meinung, dass das, was ich schreibe, wichtig ist und irgendwie erwarte ich auch Antworten, wenn die ausbleiben, frage ich mich schon, warum und für wen oder was mache ich das? Bei privaten Mails denke ich immer, wenn eine Reaktion ausbleibt, ob ich was falsches geschrieben oder gesagt habe, auch wenn dem gar nicht so ist. Ich werde aber nicht aufgeben, so steinig, wie der Weg auch noch werden wird, es geht immer wieder aufwärts So, das war jetzt "ein wenig" über mich, hoffe, es ist keiner beim Lesen eingeschlafen wegen des vielen Textes Freue mich eure Meinung zu lesen. LG Pitje
ich ziehe immer noch meinen "trockenbalken" in outlook länger, gestern bis vorgestern, heute bis gestern usw. erst wenn der tag vorbei ist, zieh ich ihn weiter. vor ein paar monaten ist noch ein "grasbalken" dazugekommen, weil ich ja auch nicht mehr kiffe. ich dachte, ich mach dafür auch nochmal einen *gg*. manchmal vergesse ich es, dann kann ich gleich für mehrere tage an den balken ziehen. und ich kann nur sagen...es macht mir immer noch spaß...das trockenbalkenziehen.
Sodele, habe den Rat von Shara befolgt, der Alkohol, den ich zu Weihnachten verschenken werde, steht bei der Vermieterin, so dass ich nicht drankomme (sie weiss Bescheid, ich habe mich bei ihr geoutet) und den Rest habe ich weggeschüttet. Ob es therapeutisch wertvoll war, weiss ich noch nicht, aber es fühlt sich schon mal gut an Grüße Pitje
Hallo Pitje! find ich in allen Teilen klasse und richtig gemacht
Na, und ganz unbedingt war und ist auch "therapeutisch wertvoll" - so wie schlichtweg alles, was Du zum Abstinentbleiben tust wenn es Dir im Anschluss dran ein besseres Gefühl gibt als vorher.
Besonders wertvoll find ich dabei, dass Du keine Ausreden vorgeschoben hast sondern mit der Dame offenen Klartext geredet hast. Allein dafür schon ein dreifaches
EDIT: Wenn er nicht eh schon da wär, der "Verschenkstoff", dann tät ich als "fortgeschrittene Übung" dazu übergehen, künftig auch keinen Alk mehr zu verschenken. Ich mach das seit Jahren nicht mehr. Und die Leuts freuen sich trotzdem über meine Aufmerksamkeiten - zumal die eindeutig einfallsreicher ausfallen als ne Pulle zu überreichen.
Viele Grüße Ingmarie
[ Editiert von Ingmarie am 06.12.09 17:31 ]
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
Gut, Pitje, sicher ist sicher, wenn das Zeug weg ist.
Wir hatten in der SHG letzte Woche das Thema:Soll man allen Alk aus der Wohnung entfernen oder nicht, da gingen die Meinungen sooo weit auseinander,
ich bin der Meinung, in der ersten Zeit ist es sicherer, nix da zu haben, ich hatte vor einem meiner Rückfälle so einen Saufdruck, dass ich sogar die letzten teuren Andenkenflaschen (Hochzeitssekt etc...) im Keller gefunden und niedergemacht habe, da war mir in diesem Moment der Preis und der ideelle Wert der Pullen wurschd.
Andererseits bin ich auch schon sonntags nachts-als nix im Haus war - mit dem Taxi zur Tanke gefahren.... Ich finde Du hast richtig entschieden.
LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Wenn ihr mich jetzt hier sehen könntet. Ich sitze mit stolzgeschwellter Brust und grinse wie ein Honigkuchenpferd (gibt es von einem Honigkuchenpferd auch ein Smilie :frage3, während ich eure Komplimente und Zusprachen lese Den Alk, den ich verschenken will, war ursprünglich nicht zum Verschenken gedacht, sondern zum selbersaufen
Ich sitze mit stolzgeschwellter Brust ...(...) ...den Alk, den ich verschenken will, war ursprünglich nicht zum Verschenken gedacht, sondern zum selbersaufen
Dann kannst jetzt munter weiterschwellen - weil dann find ichs noch viel stärker.
LG IngMarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
Pitje, Ich denke, davon kannst nicht nur Du, sondern sehr viele von uns profitieren, falls ich mal wieder in so eine Situation komme, werde ich mich (hoffentlich!!!!) an diese posts erinnern
Lotta
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....