Erst waren es nur vereinzelte Kommentare, dann wurden es immer mehr Leute die mir sagten, daß ich immer bequemer werde. Jetzt hat mir schon mein Chef, mein Partner, meine Eltern etc. zu verstehen gegeben das ich etwas ändern müßte. Es ist mir schon bewußt, daß ich mich in letzter Zeit etwas hängen lassen habe und ich bin mit dieser Entwicklung auch nicht zufrieden, aber mein Nachbar der ist richtig faul. Am Kiosk sehe ich welche stehen die gehen nicht einmal zum Arbeiten und da soll ich faul sein.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen mich etwas mehr zu bewegen suchte ich im Internet nach Informationen. Ich hatte beschloßen einen Marathon zu laufen, dann würden alle sehen wie fit ich doch bin. Ich fand mehrere Foren aber es war nie das Richige dabei. Die einen verlangten Geld und zensierten die Beiträge und bei den anderen war nichts los. Bis ich eines Tages auf RennFit gestossen bin. Dies wurde das Forum meines Vertrauens. Der Betreiber des Forum übernimmt die nicht unerheblichen Kosten dafür einen großen Dank.
Im Forum wird einem immer geraten zur SB (SchuhBereifung) zu gehen. Gute Schuhe sind die Grundlage für einen Läufer. Es wird einem auch geraten ein halbes Jahr zur LZT(Lauf Zeit Training) zu gehen um sich auf den Lauf vorzubereiten. Das brauche ich natürlich nicht, da ich vor zwanzig Jahren bei der Bundeswehr die 5 km in 24 Minuten gerannt bin. Das wären für den Marathon (ca. 40 km) 192 Minuten also drei Stunden und zwölf Minuten. Aufgerundet und wegen der längeren Distanz noch ein kleines Pölsterchen wäre ich bei vier Stunden. Das schafft nicht jeder!
Im Forum gab es eine Läuferin die schon viele Marathon gelaufen ist. Ich fand sie sympathisch und sie schrieb das sie den Marathon langsam läuft und ihr das Ankommen das wichtigste ist. Sie schrieb das sie den gleichen Marathon wie ich laufen würde und ich wollte sie schon fragen ob wir nicht wenigstens einen Teil der Strecke zusammen laufen könnten als ein paar andere Frischlnge ins Forum kamen. Ich verstand mich sofort mit diesen. Die sprachen meine Sprache und wir motivierten uns gegenseitig. Es gab kritische Stimmen wegen unserer "Euphorie" aber die waren alle nur neidig und unzufrieden. Ich weiß wohl besser was ich meinem Körper zumuten kann. Die wissen nicht wie fit ich früher war und das vergißt der Körper nie. Ich verabredete mich mit den anderen Frischlingen zum Marathon. Wir würden den Besserwissern schon zeigen was in uns steckt.
Ich absolvierte mein Trainingsprogramm und merkte dabei bald das es wohl doch nicht so einfach werden würde. Ich war öfters kurz vor dem aufhören aber diese Blöße konnte ich mir nicht geben. Von den Frischlingen wurden es immer weniger. Manche schrieben einfach nicht mehr, andere schrieben etwas von einer Verletzung und ein paar gaben zu das sie sich überschätzt haben.
Am Tag des Marathon waren wir noch fünf Frischlinge. Wir wollten den Marathon gemeinsam laufen und trafen uns schon vorher um uns noch ein bißchen Mut zu machen. Dabei kam auch die sympathische Läuferin aus dem Forum. Mir fiel gleich auf, daß sie nicht gerade eine Läuferfigur hatte und ich zweifelte das sie den Marathon beenden würde. Sie war ganz entspannt, sprach ein paar Sätze mit uns und wollte sich dann vorbereiten. Wir Frischlinge besprachen noch die Taktik und überlegten wie wir unseren ersten Marathon gebührend feiern könnten.
Die sympathische Läuferin überholten wir schon nach wenigen Metern locker. Ich überlegte noch ob wir nicht auf sie warten sollen als unser ehrgeizigster Mitläufer etwas von Tempoverschärfung sagte. Es war heiß und wir ließen die erste "Tränke" links liegen weil wir gerade so gut im Laufen waren. Am ersten Anstieg erwischte es den Ersten. Er hatte von Anfang an schon geschnauft und konnte nicht mehr. Er hätte wahrscheinlich nicht kurz vor dem Lauf noch eine Zigarette rauchen sollen. Der Zweite macht auf einer langen Geraden schlapp. Seine letzten Worte bevor er Aufgab waren:"hört die Grade den nie auf"? Ich habe auf der Geraden immer nur auf meine Füße geschaut. Den Dritten erwischte es für mich vollkommen unerwartet. Er war in meinen Augen der fitteste von uns. Kurz bevor er aufgegeben hat, hatte er an uns noch Sauerstoffkärtchen verteilt. Jetzt waren wir nur noch zu Zweit. Wenn mein Mitstreiter nicht so geschnauft hätte, hätte ich schon lange aufgegeben aber so wollte ich wenigstens am längsten durchhalten. Mein Mitstreiter hatte einen eisernen Willen. Sein Spruch war auch immer mit meinem Willen schaffe ich alles. Irgendwann pfiff er nur noch und krachte zusammen. Ich stützte ihn und fragte ob es noch ging aber er japste nur noch. Mir war es Recht ich war am Ende!
Da kam die sympathische Läuferin mit zwei Wasserbechern die Sie 100 Meter weiter vorne mitgenommen hat und gab sie uns. Sie fragte mich ob ich weiterlaufen würde, da ich schon so viel geschafft hatte. Ich sagte "ich kann nicht mehr". Darauf antwortete sie, daß ich der Einzigste der Frischling gewesen wäre dem sie den Marathon zugetraut hätte. Ich solle es noch einmal probieren und ich hätte ja nichts zu verlieren. Ich wollte sie nicht enttäuschen und deshalb lief ich noch ein bißchen mit. Das Tempo war am Anfang unterirdisch langsam und trotzdem hatte ich Probleme mitzuhalten. Wir ließen keine Wasserstelle mehr aus. Die Steigungen haben wir das Tempo schön herausgenommen. Plötzlich war alles nicht mehr so schlimm. Wenn ich Probleme bekommen hatte hat sie nur gelächelt und das Tempo wieder eine Nuance herausgenommen. Sie sagte denk dir immer nur noch einen Schritt dann kannst du ja aufhören. Wenn ich übermütig wurde hat sie immer gesagt sie könne nicht so schnell. Dabei grinste sie verschmitzt.
Es war kaum zu glauben aber wir kamen im Ziel an. Wir fielen uns im Ziel in die Arme und ich war stolz wie Bolle. Es kamen noch viele nach uns ins Ziel und ich wurde immer noch stolzer.
Ich bedankte mich bei ihr und sagte ohne dich hätte ich es nie geschafft. Sie antwortete: "Das hast du alleine geschafft, ich bin keinen einzigen Meter für dich gelaufen".
Ich wachte verschwitzt auf und es war alles nur ein Traum. Ich brauchte keinen Marathon zu laufen. Mein Leben hält andere Herausforderungen für mich bereit.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.
Ich war dabei sehr überrascht, daß ich die meisten im Dezember geschrieben hab. Den Dezember habe ich bisher für mich eher für einen "unkreativen" Monat gehalten.
Bei den Frischlingen habe ich natürlich auch an dich und deine damaligen Frischlingsgefährten gedacht.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.