ZitatGepostet von Soda Nur was kann ich tun? Habt ihr Erfahrung damit, und wie kann man Geduld erlernen? Ich leide sehr.
LG Soda
"man" kann sicher lange drum diskutieren, was Du für Störungen hast oder nicht. Im Besten Fall weisst Du am Ende, was Du hast, aber Dein Problem ist dadurch nicht unbedingt gelöst. Jedenfalls gibt es dafür keine Garantie. Bestes Beispiel: wenn Du weisst, warum Du trinkst, bist Du deswegen noch längst nicht trocken. Und auch mit der Erkenntnis, Alkoholiker zu sein, kannst Du weitertrinken.
Was die Geduld angeht...tief Luft holen und üben. Und nochmal üben und nochmal. Leider braucht es auch Geduld, um Geduld zu erlernen...wahrscheinlich hättest Du die Geduld ja am liebsten sofort und genau dieses geht eben nicht.
Sich selbst zu verändern, ist echte Arbeit...und vieles geht nur in kleinen Schritten und mit selbstkritischer Betrachtung. Stabile Trockenheit heisst nicht, dass ich jetzt nach Belieben an mir rumschrauben kann. Sie heisst eher, dass ich irgendwann erkenne, was ich überhaupt ändern kann und dass ich das von dem unterscheiden lerne, wo ich gegen Windmühlen kämpfe.
Und in vielen Punkten hast Du vermutlich recht (so weit kennst Du Dich), dass die soweit Ok sind, dass es den Aufwand der Änderung gar nicht lohnt und Du Dich da auch mal so akzeptieren kannst, wie Du eben bist. Störungen sind ja nur dort relevant, wo sie mich auch wirklich stören.
Unter Heilung verstehe ich, daß ich lerne, damit umzugehen und nicht mehr darunter zu leiden. Heil-Werden im Sinne von wieder ein Stückchen ganzer werden, lebensfähiger. Die "Störung" bleibt, doch ich lerne, damit so zu leben, daß ich mich und auch Mitmensch davon unbehelligter lassen kann als früher. Bei mir ist es unter anderem auch Geduld mit mir selber, Einsicht, daß ich eben nicht so weit bin wie ich meine, Freude zulassen kann über das von mir bereits Geschaffte, auf mein Gefühl wirklich zu hören, mir da zu vertrauen, mich in Mitmensch auch einfühlen können (wie würde es mir an seiner Stelle gehen?), auf gute Art auch NEIN zu sagen, wenn ich NEIN fühle, mir selbst Struktur zu geben, aus dem Denken ins TUN zu kommen..........
gelingt mir je nach Tagesform mehr oder weniger.
Und bei "mehr" ist dann auch wieder Demut und bei "weniger" ist sowohl Geduld als auch Struktur und dann Tun angesagt.......
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
ZitatLeider braucht es auch Geduld, um Geduld zu erlernen...wahrscheinlich hättest Du die Geduld ja am liebsten sofort und genau dieses geht eben nicht.
genau das trifft es, diesen Satz werde ich gut aufbewahren
@ Genaro
weitermachen möchte ich auf jeden Fall, denn alles andere führt dahin, wo ich nie wieder hin will. Möglich, das ich jeden Tag neu beginnen muss, auch wenn mir das manchmal passiert.
@ Manuela
ich glaub auch, das ich mich nicht umkrempeln kann, vielleicht aber hier und da ein bißchen umstricken und lernen mit mir zu leben, damit auch meine Familie wieder mit mir leben kann.
Auf jeden Fall bleib ich heute freundlich, halt als kleines Ziel.
Und bei "mehr" ist dann auch wieder Demut und bei "weniger" ist sowohl Geduld als auch Struktur dann Tun angesagt.......
Völlig meine Meinung!
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Wie meinst Du das mit dem "heute freundlich" bleiben?
Wenn Du schreiben würdest "heute versuchen geduldiger zu sein",würde ich es besser verstehen.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
naja, Geduld ist ein so großer Brocken und ich glaube kleine Schritte können da hinführen. Im Klartext möchte ich für heute ruhig und freundlich reagieren, auch wenn meine Kinder Unsinn machen oder meine Frau mich kritisiert oder heut Abend einer meiner Schüler schlechte Trainingsdisziplin zeigt. Freundlich also mit anderen und mir selbst.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Hmmmm, ich bin nachdenklich und ein bichen verschämt. Du meinst der Impuls entsteht bei mir und überträgt sich? Ich liebe meine Kinder und möchte nur das Beste, kann das meine Ungeduld sein?
Du kannst mit Deiner Frau reden und bestimmte Situationen "auswerten".
Nu bleib mal weiterhin schööön freundlich heute
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Also ich kann ganz gut verstehen, was Olaf meint...
Ich versuche mal meine eigenen Erfahrungen zu schildern, unabhängig von irgendeiner Diagnose und (möglichst) wertfrei.
Mein damaliger Partner hatte ebenfalls ein großes Problem mit Geduld, ebenso mit Freundlichkeit. Seine Mitarbeiter hatten sehr unter ihm zu leiden, er machte sie fertig, kritisierte sie ununterbrochen. Gleiches galt für mich. Dagegen stand ein scheinbar unstillbares Verlangen nach Bestätigung und Anerkennung und das was es für sein soziales Umfeld am schwierigsten machte, war seine Unfähigkeit sich selbst und sein Verhalten angemessen zu reflektieren. Schuld waren immer, ausschließlich alle anderen, die waren alle böse, unfähig usw. Es ist sehr zermürbend, wenn jemand nicht merkt, wenn er andere verletzt..
Soda, ich möchte das keinesfalls auf Dich so übertragen, ist so meine Erfahrung.
Ich weiß, dass mein Ex-Partner niemals zu einer Einsicht gelangen wird (Menschen mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen fällt das schwer, das liegt wohl auch in der Natur der Sache, eben die mangelde Fähigkeit zur Selbstbewertung, vor allem leiden sie ja zunächst einmal garnicht unter Ihrem Verhalten).
Ich bewundere jeden, der so eine Diagnose annehmen kann.
Soda, packs an, Du hast schon viel gewonnen, jetzt gehts eben nur in kleinen Schritten...
vielen Dank für deine aufmunternden Worte. In der Tat, das reflektieren ist noch schwierig, wird aber hoffe ich besser. Akzeptieren kann ich diese Diagnose mittlerweile sehr gut und hab mich auch schon in vielem selbst erkannt. Es macht mir halt zu schaffen, das Denken-Fühlen-Handeln manchmal überhaupt nicht miteinander harmonieren. Allerdings war mein gestriges Ziel gut und ich hab es auch erreicht, heute mache ich weiter damit. Das Tagesziel ist Gelassenheit, nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Jo, Olaf....Denken-Fühlen-Handeln in totaler Dissonanz...kenne ich auch und hab das immer gespürt...Worte und Taten gingen oftmals garnicht konform, was zu absoluter Verwirrung (und mehr) führte. Ich konnte dadurch meinem eigenen Gefühl nicht trauen, weil es gegen die gesprochenen Worte stand, da hab ich mich dann selber Lügen gestraft...
Aber Du setzt Dich damit auseinander..vielleicht hilft es Dir, wenn Du am Ende eines Tages mal so Revue passieren lässt, wie Du gewisse Situationen gemeistert hast? Mir hilft das.
genau, Tagesreflektion hab ich in der TK gelernt, nur in der Gruppe war vieles einfacher. Danke das du es mir wieder ins Gedächtnis gerufen hast. War heute übrigens ein sehr guter Tag, so richtig mit Struktur und schönen kleinen Erfolgen. Morgens Kinder für die Schule klarmachen, Mittag kochen, kleine Aufgaben erledigen, hab sogar Brot gebacken und meine Frau, sie hat ordentlich Bauchweh, betüddelt. Irgendwie ein bißchen wie früher, als ich in Elternzeit war. Einfach nur schön.
genau, Tagesreflektion hab ich in der TK gelernt, nur in der Gruppe war vieles einfacher. Danke das du es mir wieder ins Gedächtnis gerufen hast. War heute übrigens ein sehr guter Tag, so richtig mit Struktur und schönen kleinen Erfolgen. Morgens Kinder für die Schule klarmachen, Mittag kochen, kleine Aufgaben erledigen, hab sogar Brot gebacken und meine Frau, sie hat ordentlich Bauchweh, betüddelt. Irgendwie ein bißchen wie früher, als ich in Elternzeit war. Einfach nur schön.
LG Olaf
Hallo, Olaf!
Nun, das liest sich ja wirklich gut, besonders Dein :"Einfach nur schön."
Ich selbst bin ein sehr geduldiger Mensch, Geduld ist eine meiner Stärken, obwohl ich durch jahrelange Stresssituationen und durch meine Alkohol-und Medikamentensucht einiges an Potential eingebüßt habe.
Früher konnte ich mich mit einem Buch stundenlang zurückziehen und lesen, heute schmeiss ich es nach ein paar Seiten in die Ecke, weil ich mich nicht auf den Text konzentrieren kann.
Wenn meine Enkelkinder kommen lese ich ihnen vor, so habe beide Seiten etwas davon.
Ich habe gelernt an meiner Konzentration zu arbeiten und ich denke auch Geduld ist zu einem gewissen Grad erlernbar.
Das alltägliche Leben bietet da ja vielfältige Möglichkeiten.
Doch sollte ich mir auch einige Fragen beantworten:
War ich schon immer ein ungeduldiger Mensch?
In welche Situationen wird meine Geduld besonders auf die Probe gestellt?
"Leide" ich unter meiner Ungeduld und will etwas für mich ändern?
Bin ich erst seit meiner Abstinenz ungeduldiger geworden?
Was tut mir so richtig gut?
Viel Spaß und Geduld beim Entdecken,Olaf und laß Dir viel Zeit!
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.