nach drei Wochen ohne Alk bin ich leider wieder rückfällig geworden - wie konnte ich nur so blöd sein, den an und für sich gelungenen Anfang wieder zunichtezumachen. Ich möchte jetzt nichts beschönigen und mir "Gründe" zurechtbiegen- trotzdem möchte ich die Situation kurz schildern, in deren Kontext ich wieder zur Flasche gegriffen habe: Also, ich werde seit November auf der Arbeit gemobbt, indem man mich teilweise vollkommen "kaltstellt" oder mir demütigende Aufgaben zuteilt- Hintergrund ist, dass man mich für einen neuen Kollegen "opfern" will. Ich habe einige Wochen später gekündigt, weil die Situation nicht mehr zu ertragen war und mit den involvierten Personen auch keine Gespräche möglich waren. Während der Weihnachtszeit ging es mir eigentlich schon wieder besser, und ich habe mich auch etwas energiegeladener gefühlt. Letzte Woche ging die "Arbeit" dann wieder los- nach dreieinhalb Tagen ohne irgendeine zugeteilte Aufgabe wurde es mir zu bunt und ich beschwerte mich mal wieder bei dem mir unmittelbar übergeordneten Kollgen, und dieser hat mir in extrem menschenverachtender Art rübergebracht, dass tatsächlich geplant war, mich über so eine Zermürbungsstrategie loszuwerden (in Absprache und auch auf Initiative des Chefs), und dass er auch keine Schuldgefühle deswegen habe. Ich begann noch auf der Arbeit zu weinen, bin dann irgendwann gegangen und hab mich dann ziemlich heftig zugesoffen. Das geht nun seit Donnerstag so- ich komme von dem Scheiß einfach nicht runter, bin immer noch irgendwie paralysiert. Im Krankenhaus habe ich mir einen Termin für morgen geben lassen, der aber eventuell noch dadurch platzen kann, dass mein an und für sich in Sachen Suchtkrankheiten erfahrener Arzt es noch nicht weiß, ob ich wirklich so "drauf" bin, dass eine Entgiftung nötig sei. Heute hatte er mich bereits wieder weggeschickt, weil ich ein kleines bißchen zu spät dran war, da meine Bahn im Stau war. Entweder er gibt mir morgen sein Placet , oder ich darf dem Krankenhaus wieder absagen. Gut, ich trinke erst den sechsten Tag wieder, allerdings sehr heftige Mengen- trotzdem ist ein kalter Entzug doch nicht unbedingt anzuraten, oder?! Ich sehe ja ein, dass eine Entgiftung teuer ist, aber trotzdem... Der erneute Absturz läßt langsam die Erkenntnis reifen, dass ich vermutlich doch keine Chance habe, die Sache ambulant zu packen, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Erstmal danke fürs Lesen.
Ich sehe ja ein, dass eine Entgiftung teuer ist, aber trotzdem... Der erneute Absturz läßt langsam die Erkenntnis reifen, dass ich vermutlich doch keine Chance habe, die Sache ambulant zu packen, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Erstmal danke fürs Lesen.
Viele Grüße Eleanor
Wieso teuer??????
Erstens musst Dus nicht selbst zahlen, wozu gibts das Gesundheitssystem? Zweitens ist es vieleel teuer, eine Leberszhirrose zu behandeln........
Du hast eingesehen, dass su es alleine nicht packst, hol DIr so schnell wie mgl. Hilfe
Viel Kraft
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
also dein Arzt schickt dich einfach wieder weg? Unglaublich, das grenzt ja an unterlassene Hilfeleistung, zu der er ja besonders verpflichtet ist.
Wie dem auch sei. Du hast in jedem Fall auch die Möglichkeit einer Selbsteinweisung in eine Klinik. Und wenn es ganz hart kommt, du getrunken hast und nichts mehr geht, kannst du in jedem Fall den Notarzt rufen, er muß dir helfen.
gut, das mit dem Rückfall ist nicht besonders schön, aber gehört irgendwie zum Krankheitsbild und ist durchaus menschlich.
Ich kann dir nur sagen, wie es hier in Düsseldorf abläuft: Du brauchst, um auf der Entgiftungsstation aufgenommen zu werden, nicht unbedingt eine ärztliche Einweisung. Du machst in der Suchtambulanz einen Gesprächstermin mit einem der dortigen Ärzte aus, führst ein Gespräch mit ihm und er wird dich auf die Station einweisen. Ach ja, da sind dann allerdings 10 Euro Praxisgebühr fällig.
Es kann aber durchaus sein, dass die Station belegt ist und du noch ein paar Tage warten musst. In diesem Fall rät er dir, mäßig weiter zu trinken um nicht in den kalten Entzug zu kommen. Aber nach ein paar Tagen bist du dann auf der Entgiftungsstation.
Anders verhält es sich in Notfällen, da musst du aufgenommen werden, aber wenn dann die Station belegt ist, kommst du auf die geschlossene Abteilung. Aber das trifft ja in deinem Fall sowieso nicht zu.
Woher ich das so genau weiß? Als ich mich endlich entschlossen hatte, mir professionelle Hilfe zu holen sprich mich zur Entgiftung zu begeben, habe ich mich so geschämt und mich nicht getraut zu einem Arzt zu gehen. Und die zuständige Dame in der Ambulanz meinte dann, dass das doch kein Problem sei wenn ich bereit bin, die 10 Euro Praxisgebühr zu zahlen.
Ich kann mir vorstellen, dass es in anderen Kliniken deckungsgleich abläuft.
Ich wünsche dir viel Glück - auch du kannst es schaffen!!!!
Kopf hoch auch wenn der Hals dreckig ist. justcinderella
Sobald du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen
Der Arzt hatte mir dann doch noch eine Überweisung geschrieben. Bin seit zwei Tagen wieder aus dem Krankenhaus und hatte heute meinen letzten Arbeitstag- damit ist erstmal viel Druck von mir genommen.
@Lotta1: Natürlich ist es noch teurer, eine Leberzirrhose zu behandeln. Allerdings war das nun bereits meine fünfte Entgiftung, wofür ich mich schon etwas schäme... Es ist ja durchaus wahr, dass ich mir selbst die Flasche an den Hals gesetzt habe, auch wenn ich mir in dem Moment wie "ferngesteuert" vorgekommen war. Was die Leber betrifft, so ist der Befund mittlerweile Gott sei Dank wieder vollkommen unauffällig (ich hatte nämlich zwischenzeitlich bereits Anzeichen einer Fettleber gehabt).
Die Tatsache, bei emotional stressigen Situationen recht schnell jeglichen Boden unter den Füßen zu verlieren, ist bei mir leider ein Muster, welches ich durchbrechen muß, um eine Chance zu haben, vom Alkohol loszukommen. Wie man dagegen ankommt, habe ich bislang noch nicht herausgefunden...
Jedenfalls wäre es mit Sicherheit besser gewesen, einen Arzt zu finden, der bereit gewesen wäre, mich für die Restdauer meines Arbeitsvertrags krankzuschreiben. Mit meinem Chef hatte ich heute noch eine Unterredung- er hat sich aber argumentativ geschickt herausgewunden... Nun, Gott sei Dank ist das Kapitel nun abgeschlossen, aber es nagt eben schon an mir, dass man mich auf so perfide Weise "losgeworden" ist und von der anderen Seite keinerlei Gesprächsbereitschaft zu erkennen war, sondern alles so "hintenrum" lief.
schön das es dir besser geht. Mir ist dieser Satz aufgefallen:
Zitatist bei mir leider ein Muster, welches ich durchbrechen muß
Besonders das "MUSS". War bei mir ein grosses Problem, der eigene Druck. Mein Therapeut riet mir freundlicher zu mir selbst zu sein und jedes muß durch ein nettes möchte zu ersetzen. Gar nicht so einfach wie es sich anhört, mittlerweile gehts aber.
ZitatGepostet von Soda Besonders das "MUSS". War bei mir ein grosses Problem, der eigene Druck.
sehe ich auch so. Bin von Anfang an mir der Einstellung rangegangen, dass ich jederzeit wieder trinken kann, wenn ich das möchte.
Es macht für mich nen Unterschied, ob ich bei Druck denke "ich darf nicht" oder ob ich in mich reinhorche, ob ich jetzt wirklich mit allen Konsequenzen saufen will (nach langjähriger Erfahrung weiss ich ganz genau, wie die Konsequenzen sind, wenn ich mit dem Saufen anfange).
Und damit fahre ich schon einige Jahre gut. Bis jetzt wollte ich jedenfalls noch nie so wirklich wieder saufen.
ZitatGepostet von Eleanor Allerdings war das nun bereits meine fünfte Entgiftung, wofür ich mich schon etwas schäme...
Einstweilen viele Grüße Eleanor
Ich war mindestens 20 mal zur entgifftung,schämen ja ein bisschen,aber ich war froh das ich unter aufsicht entgiften konnte.Wer weis was sonst passiert wäre
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
ZitatGepostet von Eleanor Allerdings war das nun bereits meine fünfte Entgiftung, wofür ich mich schon etwas schäme...
Einstweilen viele Grüße Eleanor
Ich war mindestens 20 mal zur entgifftung,schämen ja ein bisschen,aber ich war froh das ich unter aufsicht entgiften konnte.Wer weis was sonst passiert wäre
... da kann ich mich nur anschliessen (bei mir warens 11) UND: der Entgiftungsstation ist es lieber Du kommst rechtzeitig als wenn DUs daheim versuchst und wirst mit Delir eingeliefert. Es reisst Dir dort keiner den Kopf ab, das sind Profis.
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
Ja, kann tatsächlich sein, dass man mit "Druck" erst recht nichts ausrichten kann - die AA sprechen ja auch von "Kapitulation", wobei ich immer noch etwas Schwierigkeiten mit dem Begriff habe. So oder so scheint es gewissermaßen "paradox" abzulaufen- je verbissener man kämpft ("ich darf nicht trinken"), desto tiefer bleibt man in der Sucht verstrickt. Nur: Wie gelingt es, einfach "loszulassen"? Bisher habe ich es tatsächlich so erlebt, dass diese Anfälle von Saufdruck mich oft regelrecht überfallen haben und ich den Eindruck hatte, mich dagegen wirklich nicht wehren zu können. Und immer war irgendein Problem oder eine emotional belastende Situation der Auslöser. Vom Verstand weiß ich natürlich, dass man gar nichts löst, wenn man sich "zuschüttet"- und es ging mir danach ja auch jedesmal sehr schlecht. Ich will die beschissene Sauferei einfach nicht mehr.
Hallo Eleanor, ein lieber Freund hat mir vor vielen Monaten einmal den nachfolgenden Text geschickt - vielleicht hilft er dir ja genauso weiter wie mir damals.............
ZitatGepostet von Eleanor Nur: Wie gelingt es, einfach "loszulassen"? Bisher habe ich es tatsächlich so erlebt, dass diese Anfälle von Saufdruck mich oft regelrecht überfallen haben und ich den Eindruck hatte, mich dagegen wirklich nicht wehren zu können. Und immer war irgendein Problem oder eine emotional belastende Situation der Auslöser.
"einfach" gelingt das nicht.
Ich hatte solche Situationen anfangs natürlich auch. wir haben uns gestritten und dann der Gedanke "leck mich, ich gehe saufen"...aber dann sofort innerlich mit einem "ich will nicht saufen und da kriegt mich auch niemand hin" gekontert.
Im Grunde hilft nur Glauben...wenn andere Alkis erzählen oder der der Suchtberater pipapo dass der Saufdruck auch wieder nachlässt, dann wird das wahrscheinlich auch bei Dir so sein. Die Zeit musst Du eben aushalten und wenn Du das ein paarmal gemacht hast, dann merkst Du, dass dich der Saufdruck nicht umbringt. Der lässt sich aushalten,auch wenn das am Anfang sehr unangenehm ist. Musst du durch, sonst fängst Du immer wieder von vorn an. Ja das hört sich einfach an...ist es auch, wenn Du mal geschnallt hast dass Du dem unangenehmen Gefühl sowieso nicht auskommst, sondern es durch Saufen nur nach hinten - Kater, Entzug - verschiebst.
Und wenn der Druck gerade sehr hoch ist, dann hilft oft auch Wasser, Schokolade, Spaziergang oder eine handvoll anderer, ziemlich simpler Massnahmen, das zu überbrücken.
ZitatUnd immer war irgendein Problem oder eine emotional belastende Situation der Auslöser
... was ist es denn, was du daran "wirklich" nicht aushalten kannst ? Welches "Gefühl" steckt dahinter, das du *wegmachen* willst ? ( Und wie du schreibst, wirklich helfen tut saufen dann ja nicht).
Ich denke heute - und es ist nicht so, das ich in all den Jahren nicht emotional belastende Situationen erlebte - das ich im Hinterkopf irgendwie immer weiß, das ich da wo ich durch das Saufen schon war, auf keinen Fall wieder hin will. Und nichts so schlimm sein kann, wie das, was ich mir selbstdestruktiv durch das Saufen selbst angetan habe.
@justcinderella2000: Vielen Dank für den Text! Fand ihn sehr interessant.
@minitiger2: Stimmt. Man verschiebt das unangenehme Gefühl tatsächlich nur nach hinten. Und von mir selbst kann ich behaupten, dass ich mich während des Saufens ja auch nicht wirklich wohlfühle - ehrlich gesagt klappt noch nicht mal das "Gefühle wegmachen" so richtig, denn ich bin während der akuten Trinkerei meistens in so ner richtigen Scheißstimmung. Da ist nix mehr von dem wärmenden entspannenden Gefühl, das mir der Alk zum Anfang meiner "Karriere" gegeben hat. Hab, was das betrifft, mal folgenden Satz in einem Buch einer Betroffenen gelesen: "Alkohol macht zunächst alles besser, bis er dann irgendwann alles schlimmer macht." Ist was Wahres dran, finde ich.
@Beachen: Was das für ein Gefühl ist,das ich "wegmachen" will? Gute Frage, aber nicht ganz einfach zu erklären. Teilweise ist das mein ganzer "Lebensentwurf", mit dem ich nicht klarkomme (und ich stelle leider bei mir auch eine gewisse Resignation fest, obwohl es tatsächlich vieles gibt, was ich gerne ändern würde). Konkret sind es Gefühle wie Einsamkeit, depressive Verstimmungen, die ich auf diese ungesunde Art abzuschalten versuche. Was den aktuellen Vorfall mit meinem nunmehr Ex-Arbeitskollegen betrifft, so war das Gefühl, was ich in der Situation bekämpfen wollte, einfach eine unsägliche Ohnmacht- Ohnmacht darüber, dass ich einer solchen Unverschämtheit nichts entgegensetzen konnte und auch, dass er mit seinem arschlochmäßigen Verhalten durchkommt. Tatsächlich habe ich mich dadurch nur noch selbst geschwächt, das ist mir natürlich klar.