Hallo! Nachdem ich vor zwei Wochen mein Alkoholsuchtproblem offen zugegeben habe, habe ich mich entschieden sofort mit dem Trinken aufzuhören. (siehe Forum Alkoholkarriere). Da der früheste Termin für eine stationäre Entgiftung frühestens zehn Tage später war, habe ich die Entgiftung auf eigene Faust gemacht (dumm, ich weiß, aber ich konnte einfach nicht länger warten. Würde es auch niemandem Empfehlen). Glücklicherweise habe ich diese Phase gut überstanden und bin jetzt seit dem 1.3. trocken. Jetzt spielt mein inneres Teufelchen verrückt und sorgt dafür, dass ich nicht nur Wellen, sondern Tsunamis des Verlangens bekomme seit ein paar Tagen. Die Wellen werden nicht durch Stress, Trauer, o.Ä. ausgelöst, die springen einfach in meinem Kopf hoch. Mal beim Auto fahren, mal beim TV schauen, mal beim Joggen. Bisher war ich immer stark genug und die Wellen kamen und gingen, aber es wird immer schwieriger, da das Verlangenimer größer wird . Wenn es nach mir gehen würde, würde ich sofort mit einer Therapie anfangen (Sucht- und Psychotherapie), aber leider mußte ich auch hier feststellen, dass es nicht so einfach von heute auf morgen geht. Ich mußte ende letzer/anfang dieser Woche alleine mit 42 (!) Psychotherapeuten telefonieren bis ich einen ersten Termin für diese Woche (morgen) bekommen konnte. Die Termine für eine Suchttherapie ziehen sich auch in die Länge. Nächste Woche wieder zwei "Beratungstermine", aber keine konkrete Therapie innerhalb der nächsten zwei Wochen in Aussicht Mein Arbeitgeber wird auch langsam ungeduldig wie es mit mir konkret weitergehen wird.Da werde ich mich wohl solange irgendwie über wasser halten müssen. Irgendwie. Meine konkrete Frage: Falls ihr ähnliche "Überbrückungsphasen" hattet, was habt Ihr getan um solche teuflichen Wellen des Verlangens so gut wie es geht in den Griff zu kriegen? Jeden Tag Joggen, Spazieren gehen und 1-3 Packungen Haribo Gummizeugs am Tag helfen leider nicht mehr so. Würde mich über ein paar nette und hilfreiche Tipps von euch freuen, ganz egal ob praktisch, einfach, kompliziert oder verrückt klingend. Gruß Gamecock
Du bist nicht der einzigste auf der Welt mit dem Problem
Moin, wie du gesehen hast bei deinen verzweifelten Telefonaten, sind die Leute voll mit Terminen. Also eine Entgiftung ist immer in einem Krankenhaus zu empfehlen, und das macht auch jedes, welches eine Innere Station hat oder Psychiatrie. Auch relativ Zeitnah. Und dort immer auf Bedrafsmedikation umstellen lassen. Da weiß ich nun nicht, wo du hängengeblieben bist.
Beim Gesundheitsamt gibs auch Beratungsstellen, bzw haben die Telefonnummern für solche Fälle. Und da gibs das auch Zeitnah. Innerhalb von einer Woche, in dringenden Fällen sogar am gleichen, wenn nicht am nächsten Tag.
Die erste Zeit ist immer hart. Ich habe mir damals meine Faulheit zu nutze gemacht, denn ich durfte bei meiner ersten Entgiftung vor Weihnachten wieder raus und dann erst im März zur Therapie. Die Laufzeit von Antragstellung bis Behandlungsbeginn in einer Suchtklinik sind in der Regel 3-5 Monate.
Meine Faulheit liess mich nicht mit dem Fahhrad zur Tanke fahren und ort Stoff zu holen, weil es Bitterkalt war. Aber ich habe auch mehr anläufe bis zur heutigen Abstinenz gebraucht.
denk dran, Du darfst Trinken, Du willst nur nicht. Und wenn es nur für die nächsten Stunden ist. Besuch Selbsthilfegruppen oder so. Sei ehrlich und offen zu deinem Chef. Wenn er dein Problem kennt.
Suchtkrankheit ist kein Beinbruch, was schnell nach ein paar Wochen wieder verheilt ist, sondern wird in der Abstinez zu einer Lebensaufgabe. Und nur für Heute, denn wie lang jemand Leben darf, entscheidet jemand anders.
Der Tod gehört zum Leben dazu, wie die Geburt. Und wann was ist, weiß kein Mensch genau.
Hallo Gamecook, wie sieht es denn mit einer Gruppe in Deiner Nähe aus. Mir hilft es sehr, wenn ich mit jemanden reden kann. Mit Therapeuten wird es ja noch etwas dauern. Oder kannst Du Dich sonst jemanden anvertrauen und dann mit demjenigen gemeinsam etwas unternehmen.
Ablenken hat mir geholfen. Ich weiß es ist blöd, weil es so einfach klingt, ist es weiß gott nicht. Und außerdem der Gedanke, es wird besser werden und es ist tatsächlich so. Während jetzt die Gedanken um Alkohol in Deinem Kopf Karusell fahren, wird es wirklich von Tag zu Tag weniger.
Ich wünsche Dir, dass Du Deinen gewählten Weg weiter gehen wirst.....
Hallo gamecock! Manchmal hilft es bei Saufdruck auch einfach Wasser oder etwas anderes alkoholfreies in rauen Mengen zu trinken. Auch mit jemanden reden, dem du vertraust, kann hilfreich sein. Zum Thema Therapiebeginn kann ich ich dir Hoffnung machen. Bei mir hat es vom Tag der Antragstellung bis zur Bewilligung 3 Wochen (!) gedauert und ich konnte dann innerhalb von 2 Wochen in meiner Wunschklinik mit der Lang- zeittherapie beginnen. Also drück bei der Suchtberatung auf die Tube, damit deine Antragsunterlagen fertig werden. Und denk dran: Wenn du jetzt dem Druck nachgibst, war die ganze Quälerei des Entzugs umsonst. Alles Gute wünscht dir Gaby
Es gibt bei AA die Faustregel: 90 Tage / 90 Meetings. Vorteile: - Im Meeting verschwindet der Saufdruck - Die Zeit, die man Aushalten muss, ist überschaubar - Bei AA bekommst Du alles was Du brauchst, aber nichts, was Dein süchtiges Hirn gerne hätte
Ansonsten empfehle ich einen Tanklastwagen Wasser (Du solltest IMMER etwas Wasser zu trinken in der Nähge haben!), viel Essen (nichts Fetthaliges), viel Bewegung, wenig Kaffee, das Vermeiden von alten "Spielplätzen" und "Freunden", angenehme Unternehmungen in Umgebungen, in den Trinken nicht möglich ist (Kino, Theater, Unternehmungen mit trockenen Freunden ...) und Entspannung (z.B. Autogenes Training)
Denk dran: Saufattacken sind Genesungsreaktionen Deines Geistes. Du trinkst ja schon nicht mehr, Dein Geist will das nur nicht wahrhaben.
Hallo! Ich danke euch für die Tipps. Zu den Meetings gehe ich bereits. Anfangs immer AA, aber da mir ein Dialog mehr hilft, besuche ich mittlerweile eher die SHGs anderer Organisationen. Ja, die Gruppen helfen definitiv. Dauert halt leider nur bis man eine Gruppe/Gruppen findet, die zu einem passen, aber habe jetzt welche. Da mit dem Wasser war ein guter Tipp. Ich sehe zwar jetzt nach den Verlangenswellen aus als wäre ich hochschwanger, aber das ist ja ein billiger Preis zu zahlen um den Saufdruck zu reduzieren.
du bist jetzt seit fast 2 Wochen trocken. Man könnte sagen dein Körper ist Clean. Der Saufdruck, den du verspürst ist rein psychischer Natur. Meine Empfehlung.
1. Besuche eine Selbsthilfegruppe. (Kreuzbund AA, egal) 2. Meditiere darüber, warum du aufgehört hast zu trinken (muss ja ein Vorteil gewesen sein für dich.) Überlege dir welche Vorteile dir die Trockenheit bringt. Wenn du an Alkohol denktst, gewöhne dir an, dass du negativ denkst. Beispiel: Du denkst an ein frisches Bier, dir läuft das WAsser im Mund zusammen. Denke jetzt wie du dich im Suff danebenbenimmst, wie du mit dem Auto heimfährst nach 4 Bier, von der Polizei gestoppt wirst und du den Führerschein verlierst. Oder sieh dich mit einer Bierflasche in der Hand verwahrlost und Stockbesoffen deine Liebsten treffen. Du wirst merken, dass diese Gedankengänge sofort Erfolg bringen werden. Wenn du das oft genug wiederholst, wird es dir bald wesentlich besser gehen.
Da ist ne Menge Wahres dran, an dem was Alex sagt. Ich glaube es ist eine gute Idee, sich die negativen Assoziationen täglich aufs neue vors Auge zu führen.
Ich habe es beispielsweise gehasst, Samstag morgens die Reste vom Freitag zu vernichten, und morgens dicht aus dem Haus zu gehen oder morgens mit dickem Kopf aufzuwachen und die Reste vom Vortag mit schlechtem Gewissen ins Klo zu spülen, immer mit dem Vorsatz "heute abend trinkst du nichts" nur um mein Selbstvertrauen ins gleiche Klo zu spülen, wenn ich abends einkaufen ging und am Alkregal - schwach wie ich war - einfach nicht vorbeigehen konnte, ohne was mitzunehmen; jedesmal auf Abstand gehen, wenn ein Kollege im Büro an mir vorbeiläuft; die trockene rote, sich pellende Haut, die jedem sofort erzählt, was Sache ist; der Druck im Oberbauch, die erhöhte Temperatur; die schwitzigen Hände; der vorprogrammierte Kontrollverlust und die Gewissheit, sich bei jedem Zusammenkommen im Bekannten- und Freundeskreis der Lächerlichkeit preis zu geben; das Messie-vor-sich-hinvegetieren; der beinahe Herzstillstand beim Ertönen der Klingel. Gott bin ich froh, das hinter mir zu haben
This is your life, and it's ending one minute at a time.
ZitatGepostet von Gamecock Würde mich über ein paar nette und hilfreiche Tipps von euch freuen, ganz egal ob praktisch, einfach, kompliziert oder verrückt klingend. Gruß Gamecock
Davon gehe ich aus, die will jede/r.
Praktische Tipps und nonchalante Möglichkeiten, sich selbst ein Schnippchen zu schlagen. Ich will mir auch immer gerne ein Schnippchen schlagen. Mal sehen, wohin das führt.
Hi! Gibt es bei Euch eine AWO??? Arbeiterwohlfahrt? Damit bin ich ganz gut gefahren, habe nach dem klinischen Entzug dort jetzt eine Suchtberaterin und für die Beantragung einer ambulanten Therapie einen wöchentlichen Termin mit einer Therapeutin, bin also erstmal versorgt. Und sogar mein Hausarzt steht mir ganz lieb zur Seite, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Und wenn Du über die SHGs Telefonnummern hast, wo Du Tag und Nacht anrufen kannst, wenn es nicht mehr geht: Nutze dies, wir haben doch alle dasselbe Ziel!!!!!! Viel Glück, zickedora