es ist schon recht lange her, dass ich hier geschrieben habe. Inspiriert von einem aktuellen Beitrag, fasse ich mir jedoch selbst nochmal ein Herz.
Meine Situation ähnelt fast der von Desperate. Ich war im Juni 2009 (nach einem Rückfall) in der Entgiftung. Während meines Aufenthaltes dort, wurde ein Antrag gestellt für eine ambulante Reha... sprich Tagesklinik. Leider vergingen knappe 3 Monate bis zur Aufnahme. Hinzu kam: der therapeutische Schwerpunkt der Klinik lag im Bereich Depression, Burnout und Arbeitsplatzkomflikte. Wochenlang war ich die einzige Patientin mit einer Abhängigkeitserkrankung. Dementsprechend bot das Programm im Bezug auf Alkohol praktisch nichts. Auch nicht, als nach ca. 4 Wochen ein weiterer Alkoholiker aufgenommen wurde. Das ist das Eine.
Das andere betrifft meine persönliche Situation. Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern (13+16), meine gesamte Familie lebt ca. 700 km weit entfernt und ich habe zudem (was vielleicht unbedeutend klingt) zwei Hunde. Soll heissen: ich war nach wenigen Wochen mit der Doppelbelastung Therapie, Kinder, Haushalt, Hunde etc.pp. komplett überlastet.
Lange Rede, kurzer Sinn... nachdem die 12 Wochen rum waren, fühlte ich mich derart am Limit, dass ich in ein tiefes Loch fiel. Endresultat: Rückfall
Ein Gespräch mit meiner Suchtberaterin hatte ich zwischenzeitlich. Sie sagte, ich hätte meine Grenze rechtzeitig erkennen müssen. Ich jedoch hatte im Kopf, das Ganze unbedingt durchziehen zu müssen, egal wie. Dieser Schuss ging jetzt wohl nach hinten los.
Im Moment bin ich einfach total resigniert weil ich einfach die Kurve nicht mehr krieg, weil ich meiner Verantwortung nicht gerecht werde weil... weil... weil.
Ich frage mich, wie kann das sein?? Ich WILL abstinent leben und schaffe es nicht
Im Moment entwickle ich immer mehr Ängste, reale wie auch diffuse. Und... mir ist es peinlich es wieder nicht geschafft zu haben...
Ich danke euch schon jetzt für`s Lesen. Liebe Grüße, Madi
Die Fähigkeit, die Folgen einer Handlung in die Überlegung einzubeziehen, auch wenn dies auf Kosten der Spontanität geht, erweist sich gar nicht selten als höchst nützlich.
Die Suchterkrankung verändert die Persönlichkeit, vor allem wird sie labiler, auch für Rückfälle.
Nach einer Entgiftung dauert es viele Wochen und Monate, bis die Seele sich erholt hat.
Stabilität und Belastbarkeit kommen nicht von Heut auf Morgen, erst ganz allmählich.
Ich bin jetzt über 3 Jahre ohne Medis und im Juli 2010 3 Jahre ohne Alk, aber meine Konzentration und Belastbarkeit haben ihre Grenzen.
So hüte ich mich immer vor Selbstüberschätzung, da meine Psyche noch sehr labil ist
Rückfälle gehören zu Suchterkrankungen dazu, sie sollten vermieden werden klar, aber manche Lebensumstände sind nicht immer geeignet, Rückfälligkeit zu vermeiden.
Die Entscheidung für ein abstinentes Leben setzt nicht selten radikale Veränderungen voraus.
Die Aufarbeitung eines Rückfalles ist unerläßlich, was hat meinen inneren Druck so gesteigert, das ich den Wunsch hatte mich zu betäuben?
Entscheidend ist das ich mir rechtzeitig Hilfe hole, wenn ich die Aura meines Rückfalles kenne/spüre.
Wie kann ich mit Belastungssituationen umgehen , wo/wie Hilfe bekommen, nehme ich mir genug Auszeiten, um mich zu erholen und Kraft zu schöpfen ?
Wenn ich akut mit einem Beckenbruch in die Klinik komme geht das Leben auch daheim weiter.
Ich denke, Madi, schaffe Dir eine stabile Basis und fang HEUTE noch mal an, es ist zu schaffen...., indem Du weniger "schaffst"
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Maditjen Es nicht gleich zu schaffen,ist das normalste ,die meisten haben es nicht mit dem erstenmal geschafft.Ich habe auch mehrere anläufe gebraucht. Aber hier schreiben ,lesen ist doch wieder ein anfang. Nur jetzt den kopf hängen lassen bringt es auch nicht. Erstmal eine entgifftung und die welt sieht anderst aus.
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
es ist schon recht lange her, dass ich hier geschrieben habe. Inspiriert von einem aktuellen Beitrag, fasse ich mir jedoch selbst nochmal ein Herz.
Meine Situation ähnelt fast der von Desperate. Ich war im Juni 2009 (nach einem Rückfall) in der Entgiftung. Während meines Aufenthaltes dort, wurde ein Antrag gestellt für eine ambulante Reha... sprich Tagesklinik. Leider vergingen knappe 3 Monate bis zur Aufnahme. Hinzu kam: der therapeutische Schwerpunkt der Klinik lag im Bereich Depression, Burnout und Arbeitsplatzkomflikte. Wochenlang war ich die einzige Patientin mit einer Abhängigkeitserkrankung. Dementsprechend bot das Programm im Bezug auf Alkohol praktisch nichts. Auch nicht, als nach ca. 4 Wochen ein weiterer Alkoholiker aufgenommen wurde. Das ist das Eine.
Das andere betrifft meine persönliche Situation. Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern (13+16), meine gesamte Familie lebt ca. 700 km weit entfernt und ich habe zudem (was vielleicht unbedeutend klingt) zwei Hunde. Soll heissen: ich war nach wenigen Wochen mit der Doppelbelastung Therapie, Kinder, Haushalt, Hunde etc.pp. komplett überlastet.
Lange Rede, kurzer Sinn... nachdem die 12 Wochen rum waren, fühlte ich mich derart am Limit, dass ich in ein tiefes Loch fiel. Endresultat: Rückfall
Ein Gespräch mit meiner Suchtberaterin hatte ich zwischenzeitlich. Sie sagte, ich hätte meine Grenze rechtzeitig erkennen müssen. Ich jedoch hatte im Kopf, das Ganze unbedingt durchziehen zu müssen, egal wie. Dieser Schuss ging jetzt wohl nach hinten los.
Im Moment bin ich einfach total resigniert weil ich einfach die Kurve nicht mehr krieg, weil ich meiner Verantwortung nicht gerecht werde weil... weil... weil.
Ich frage mich, wie kann das sein?? Ich WILL abstinent leben und schaffe es nicht
Im Moment entwickle ich immer mehr Ängste, reale wie auch diffuse. Und... mir ist es peinlich es wieder nicht geschafft zu haben...
Ich danke euch schon jetzt für`s Lesen. Liebe Grüße, Madi
Hallo Madi,
das ist meines Erachtens der "Knackpunkt". Du hast einfach nicht früh genug "Stopp" gerufen um dir Hilfe zu holen. Für mich ist es eines der wichtigsten Anliegen, zugunsten meiner Trockenheit und auch meines Wohlbefindens, Situationen die belasten und überfordern früh genug zu erkennen, um dann daran etwas zu ändern. Priorität Nr.1 ist und bleibt ein extrem wachsames Auge auf sich selbst zu werfen!! Dran bleiben, aus der Sache lernen und ja nicht aufgeben, Madi.
Scheinbar hatte meine Suchtberaterin tatsächlich Recht. Dabei unterlag ich die ganze Zeit der irrigen Annahme, ich hätte nur eine Chance, wenn ich das Ganze auf Biegen und Brechen durchziehe.
Eure Beiträge haben mich sehr nachdenklich gemacht. Ich habe in diesem Punkt tatsächlich ein erhebliches Problem... meine eigenen Grenzen einerseits zu erkennen und andererseits sie dann auch zu verteidigen. Zudem habe ich ein Talent, mir zu meinen eigenen Problemen auch noch die von anderen aufzuhalsen. Mir ist das bewusst und doch schaffe ich es (noch) nicht, das abzustellen.
Ein Beispiel dafür ist, dass ich mich in den vergangenen Monaten um einen guten Freund gekümmert habe, der seinerseits ebenfalls Alkoholiker ist und alle paar Wochen heftige Rückfälle hatte. Dabei hätte ich doch alle Kraft für mich gebraucht. Ich weiss, ihr werdet jetzt den Kopf schütteln aber dieses Verhalten ist bei mir leider kein Einzelfall. Da wären wir dann beim Thema "Prioritäten"
Dagegen habe ich große Probleme, selbst Hilfe anzunehmen.
Allerdings muss ich sagen, dass mir allein das Schreiben hier schon sehr gut tut!!
LG, Madi
Die Fähigkeit, die Folgen einer Handlung in die Überlegung einzubeziehen, auch wenn dies auf Kosten der Spontanität geht, erweist sich gar nicht selten als höchst nützlich.
Na, da kommt mir aber einiges bekannt vor.Ich habe bis zu meiner Entgiftung auch das leidliche Talent gehabt. Ich war immer für alle da, oder habe für andere Probleme gelöst. Ihnen aus der Patsche geholfen.Tja, und ich habe gemerkt wie mir die Kraft ausging, und Hilfe holen ach ich warum denn das? Bei meiner qualifizierten Entgiftung und in der Suchtberatung, ist das thematisiert worden.Klar noch nicht so wie es wohl in der LZT demnächst erörtert wird. Aber ich kann jetzt schon so gut Stopp sagen, das meistens mein Gesichts Ausdruck dem anderen schon zeigt, okay der macht das nicht. Damit ich keinen Mist baue vor der LZT, mache ich nur noch was, wenn ich meine ich will es machen. Und ich begrenze es grundsätzlich auf eine Gefälligkeit maximal in der Woche. Ich brauche eben Zeit für mich, das haben nun alle hinzunehmen.
Ich ging in die Wälder,denn ich wollte Leben wohl überlegt Leben. Damit ich in der Stunde meines Todes nicht inne würde, das ich nicht gelebt habe.(H.D. Thoreau)
ZitatGepostet von Maditjen Zudem habe ich ein Talent, mir zu meinen eigenen Problemen auch noch die von anderen aufzuhalsen. Mir ist das bewusst und doch schaffe ich es (noch) nicht, das abzustellen.
LG, Madi
Das wirst du wohl lernen müssen,ein gesunder eco ist da schon sehr hilfreich.
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
die guten Ratschläge muß ich den anderen überlassen. Im Gegenteil, ich lese sie sehr aufmerksam.
Auch ich war die längste Zeit alleinerziehend, lebe jetzt mit einem Partner und den zwei Kindern. Aber leichter wurde es da auch nicht. Manchmal fühlt es sich an wie ein 3. Kind. Er will versorgt werden. Das geht bei mir oft über meine Grenzen hinaus. Dann belohne ich mich mit Alkohol, wohin das geführt hat sieht man ja.
Ich wünsche uns beiden, die persönlichen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren.
wenn ich deinen Beitrag so lese, muss ich leider feststellen, dass ich keinen gesunden Egoismus besitze Da gilt es jetzt wohl mal genauer hinzuschauen.
Im Übrigen gehe ich heut mittag zum Arzt, mal schauen was er zu der Situation meint. Mir ist das so peinlich...
Ich meld mich später wieder.
Liebe Grüße, Madi
Die Fähigkeit, die Folgen einer Handlung in die Überlegung einzubeziehen, auch wenn dies auf Kosten der Spontanität geht, erweist sich gar nicht selten als höchst nützlich.
ZitatGepostet von Maditjen wenn ich deinen Beitrag so lese, muss ich leider feststellen, dass ich keinen gesunden Egoismus besitze
Damit bist du aber weiß Gott nicht allein. Ich denke, daß gerade unter suchtkranken Menschen die Anzahl derer, die nicht über gesunden Egoismus verfügen, überdurchschnittlich hoch sein dürfte.
Aber man kann es lernen, das sei zu deiner Beruhigung gesagt.