Anlässlich einer alljährlichen wiederkehrenden Familenverköstigungsfeier bekam ich einen Gutschein geschenkt.

Wellness pur, eine Ganzkörpermassage. Na, da lass ich mich doch mal überraschen was das so wird. So marschiere ich bei 12 Grad Außentemperatur an einem Mittwochnachmittag zum Studio das mit Hochglanzbildern ein angenehmes Ambiente mit Rundumwohlfühl-Programm verspricht.

Gleich als ich die Tür aufmache ist mir schon der erste Schweißausbruch sicher. Nein, nicht weil mich die Panik überkommt, sonder weil die Räume auf gefühlte 48 Grad überheizt sind. Nun ja, das wird nicht lange dauern, die Klamotten kann ich ja gleich alle ausziehen. Die sphärischen Klänge die durch die Räume schweben nehme ich nur am Rande wahr.

Zur Begrüßung wird mir die Hand gereicht. Öhm, sagte ich Hand?? Was ich da bekomme erinnert mich eher an einen lauwarmen Waschlappen. Da steckt ja im heimischen Frottee mehr Energie.

Ich werde in einen minimal überdimensionierten Schuhkarton gebracht wo ich eine kurze Einweisung bekomme. Ja super, ich wäre doch gar nicht auf die Idee gekommen das eine Massage in Klamotten nicht funktioniert. Mal sehen was das noch wird. Ich werde allein gelassen, ziehe mich aus und lege mich auf die Liege. Kurz vorm wegnicken erscheint die Masseurin wieder und warnt mich vor das ihre Hände sich zuerst ein bisschen kühl anfühlen könnten. Was heißt denn kühl? Ich bin familienerprobt und eine eisgekühlte Cola auf meinem sonnendurchglühten Rücken entlockt mir im Sommer höchstens ein „Huch, wer versucht denn da schon wieder mich zu erschrecken?“.

Es geht los. Von den Schultern abwärts über den Rücken, die Beine bis zu den Füßen ….. kneten, reiben, streicheln, schütteln ……. und ich fühle mich wie eine Gliederpuppe die nach Belieben zu formen ist ………. sooooo entspannt bin ich schon und setze so gar keine Spannung dagegen. Das alles wird untermalt von den sphärischen Klängen die sich grad zum zweiten Mal wiederholen.
Himmel sei Dank liege ich auf dem „gesunden“ Ohr so das nur die Plings und Gongs mein schwerhöriges linkes Trommelfell durchdringen. Die Frage ob ich an den Füßen kitzelig bin schreckt mich aus der Entspannung. „Woher soll ich das wissen? Ich bin Barfußläufer und habe Naturledersohlen.“ So werden dann auch die Füße durchwirkt bevor das „bitte wenden“ kommt und es auf der Vorderseite wieder nach oben geht. Hm, es ist ja ganz angenehm, ich vermisse nur den Aha-Effekt wie entspannt ich doch gerade bin. Wieder bei den Schultern angekommen versucht die Masseurin meine Schultern flach auf den Tisch zu bekommen. Na ja, das wird wohl eher nix. Dem stehen eindeutig die ausgeprägten Trapezmuskeln im Weg und nach mehreren Versuchen gibt sie dann auf.

Nach einer knappen Stunde bin ich von Hals bis Fuß frisch gefettet und abgeschmiert, fertig mit der Massage. Ich solle doch noch einen Moment liegen bleiben damit der Kreislauf nicht wegsackt. Von was redet die Frau? Ich habe nur noch den Drang ……. Nix wie weg hier. Die ganz Plings und Gongs in Endlosschleife gehen mir so langsam auf den Zeiger, das Glas Wasser habe ich innerhalb von Sekunden intus und bin kurz darauf wieder in frischer Luft. Eine Erholung für die Lungen nach der dumpfen, überheizten Luft im Studio.

Fazit: Wellness auf Kommando ist so gar nix für mich, wenn ich mich entspanne (was selten ganz dringend nötig ist) dann mach ich das wenn ICH das will und nicht in einer Zeit die mir vorgegeben wird. Es ist weitaus befriedigender nach dem Rasenmähen oder Hecke schneiden in den Liegestuhl zu fallen und nix zu tun welches dann nahtlos in gar-nix-tun übergeht was dann von überhaupt nix tun abgelöst wird.

LG

Tina

Also herrlich liebe Tina,

Du solltest mal ein Buch schreiben ich hab mich köstlich amüsiert.

VLG Ute