ich hab momentan das Gefühl, als bricht die ganze Welt über mir zusammen.
Meine Mum, ihre Schwester und ich sind nun heute ins Krankenhaus gefahren. Dort hat sie den Befund gekommen. Sie hat definitiv bösartigen Brustkrebs, schlimmer als die Ärzte erwartet haben und jeder Tag bis zur OP zählt. Ein brusterhaltener Eingriff ist ausgeschlossen, die linke Brust muss definitiv entfernt werden und dann noch 20-30 Lymphknoten im Achselbereich. Die OP wäre am Dienstag, die Entscheidung muss sie bis Freitag fällen. Ich habe nun heute den Papa angerufen, sodass er seine Dienstreise abbrechen musste und nun morgen schon aus Spanien zurückkehrt (bzw. habe ich ihn darum gebeten). Nächstes Jahr muss meine Mum dann 7 Zyklen Chemotherapie und noch Bestrahlung über sich ergehen lassen. Sie fragte, was wäre wenn sie nichts machen würde - dann sagte der Arzt, das sie definitiv sterben wird und zugrunde rafft. Nun überlegt sie, sich operieren zu lassen, so weiter zu leben oder sich eben das Leben zu nehmen. Ich hab heute wirklich alles versucht...einfach alles. Ich habe ihr gesagt, dass sie nun am Boden ist und nun die Entscheidung hat, will ich noch mal ein Leben haben oder gebe ich mich ganz auf. Sie hat es in der Hand und die Heilungschancen stehen gut, jedenfalls sagte das der Arzt. Ich kann nicht verstehen, wie eine Frau sich fühlen muss, nur mit einer Brust zu leben, aber ich kann es mir vorstellen. Es ist schlimm. Die Wissenschaft ist heute jedoch so weit, das eine Brust rekonstruiert werden kann und man danach trotz einem Invalidenpass (meinte Mum heute) ein vernünftiges Leben führen kann. Sie hat die letzten Jahre nur noch vor sich her vegetiert und gesoffen...und auch kein Leben gehabt, das sagte sie mir heute. Sie kann nun entscheiden, sich helfen zu lassen, alle Unterstützung zu nutzen, sich aufpäppeln zu lassen und ein mit sich zufriedener Mensch zu werden. Davon will sie nichts hören, da sie ihrer Aussage nach eine "Flasche", "ein ungebildetes Arschloch", "eine Niete" ist. Sie hat heut getrunken, das habe ich ihr nicht verboten, sie ist alt genug. Dann hat sie sich stundenlang im Spiegel betrachtet und geweint und sich die "Warumfrage" gestellt. Nach der OP wäre sie neben dem psychischen nun noch ein verstümmeltes Wrack. Sie begreift es einfach nicht, sie sieht nur noch das Negative und Schlechte. Sie sieht es nicht als Möglichkeit, ihr Leben wieder durch Therapeuten und Unterstützung wieder in den Griff zu bekommen - Null Lebenswillen. Sie macht sich einfach nur madig, wo es nur geht. Heute riss sie alle Poster von meiner Zimmerwand ab...da waren FHM Poster, die ich seit dem 17 Lebensjahr hier hängen hatte...die Models oben ohne registriere ich gar nicht mehr...aber sie legt jetzt alles auf die Goldwaage. Niemand kommt an sie ran. Morgen kommt Papa heim, der wird dann wahrscheinlich auch nur saufen und durch sein Saufprogramm die vollste Unterstützung leisten. Ich kann gar nicht daran denken, wie es wäre, wenn er und der altersdemente Opa hier allein im Haus wohnen, wenn Mutti im Krankenhaus und zur Reha ist. Die nächsten 9 Monate ist sie arbeitsunfähig, sagte der Doc. Sie sieht kein Ende vom Alptraum...die Arbeit wäre weg, der Opa...die Winterbetten müssen gemacht werden...sie ist völlig verwirrt, was ich verstehen kann - allerdings macht ihre Psycho das Ganze zu einem Desaster. Der Papa macht im Grunde genommen immer nur einen auf stark nach außen, ist aber ebenfalls so gebrechlich. Es ist einfach nur der Horror.
Heute verspürte ich das erste mal Verlangen nach ALK, um mich auszuklinken. Ich hab nichts getrunken und werde es auch nicht tun. Morgen würde ich aufwachen und die Probleme sind die gleichen...und ich habe mich wieder einen Schritt nach hinten gebracht...und mein Gewissen könnte das auch nicht mit mir vereinbaren.
Am Montag müsste bei Mutti noch eine Untersuchung des Bauches gemacht werden, weil die Krebszellen gestreut haben könnten. Ihre Leber ist nicht betroffen...aber sie hat eine Fettleber - der ALK, wem wunderts?
Ich habe sie nun ins Bett gebracht und kann endlich mal "entspannen" und endlich mal heulen. Die Gefühle sind einfach unvorstellbar...
Ja, hier bei meinen Eltern hab ich die Oma und Tante mit denen ich rede, aber die sind alle selber geschockt. Zu Hause habe ich dann wieder meine Freundin. Ich fahre am Samstag Nachmittag dann erst mal nach Hause. Der ALK würde derzeit einfach nicht helfen und mir nur noch schlechtere Gefühle zusetzen. Außerdem trinke ich nun schon seit letzter Woche Donnerstag nix und bin so froh darüber, das ist das einzige, was mich nicht zusammenbrechen lässt. Ich esse jetzt erst mal was und dann versuch ich n bissl zu lesen. Morgen kommt zumindest schon mal Papa und dann sehen wir weiter.
..wenns kommt dann richtig! es tut mir leid so schlechte nachrichten von deiner mum zu hören. trotzdem finde ich es gut,dass du nicht zur flasche greifst. da kannst du echt stolz auf dich sein. vielleicht wird es dir angesichts deiner mutter gerade klar, dass es zweierlei arten des siechtums gibt.
alkoholismus hat der kranke "selbst in der hand" krebs ist eine schwere erkrankung "von aussen "
deine aktuelle Lebenssituation ist wirklich ganz schön hart Für deine Mum gute Besserung, und für dich viel, viel Kraft und das du liebe Menschen um dich rum hast, die für dich da sind, wenn du Zuwendung, Trost oder einfach jemanden zum Reden brauchst. Alles Gute für dich/euch Ingwer
olli ich finde, du hast eine echt harte geschichte
und vor allem starke schultern auf die deine mum sich verläßt und draufsetzt.
irgendwie sind das verkehrte rollen.das kind bringt die weinerliche selbstmitleidige mutter ins bett,die sich vorher auch noch erlaubt hat vor dem kind über einen eventuellen selbstmord zu philosophieren.
das ist so schäbig und macht mich gerade total sauer und gleichzeitig traurig und hilflos,
ja hilflosigkeit und ohnmacht so was löst das in einem aus,wenn man dabei zusehen muß,das jemand todkank ist und sich aber dabei weiterhin total destruktiv verhält(säuft)
...und wenn sie ausrastet,was hat sie deine !!! bilder abzureißen? bist du dann "schuld"das sie ihre brust verliert
weinen kannst du nur im stillen kämmerlein, sprich wenn mutti selig schläft. wer ist denn für dich da hört sich deine nöte an und tröstet dich?
fühl dich hier mal gedrückt und aufgemuntert und auf jeden fall ist es total klasse,das du dem wunsch,dich wegzubeamen widerstanden hast. das war ein kleiner weiterer schritt in die richtige richtung,in die freiheit,in die möglichkeit,den ganzen irrsinn mit nüchternem blick zu beurteilen.
du solltest dir möglichst schnell reale menschen suchen,mit denen du deine momentane belastung besprechen kannst und dich von dem druck,der auf dir lastet,etwas erleichtern kannst.die dich vielleicht auch einfach mal in den arm nehmen.
ansonsten schreib hier einfach weiter,gerade wenn du zu platzen drohst ob einer geschichte,hier ist fast immer jemand zum antworten unterwegs.
wünsch dir viel kraft für dich olli und einen schönen tag dir mit ruhigen momenten gewünscht
vera (die jetzt zur arbeit flitzt)
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
ZitatGepostet von Greenery Nein, danke - weder traue ich mir zu, mit "Meinen[sic!] Gedanken" irgendwelche Fäden auf "Normalnull" zurückzuholen, noch hab' ich Bock drauf
Schade Greens, Mr. maiusculus majestatis hat den Wink mit der Dachlatte nicht verstanden
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
ZitatGepostet von olli85 Heute verspürte ich das erste mal Verlangen nach ALK, um mich auszuklinken. Ich hab nichts getrunken und werde es auch nicht tun.
...dazu weiterhin viel Kraft
ZitatGepostet von olli85 Morgen würde ich aufwachen und die Probleme sind die gleichen...und ich habe mich wieder einen Schritt nach hinten gebracht...
...genauso siehts aus.
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ZitatGepostet von sole
Schade Greens, Mr. maiusculus majestatis hat den Wink mit der Dachlatte nicht verstanden [/b]
Nein...den "Wink" dazu hab ich tatsächlich nicht wirklich verstanden
boah, da wurden dir zu deinen eigenen 'Päckchen' auch noch zusätzlich 'familiäres Sperrgut' zugestellt.
Vielleicht musste es so heftig kommen, damit du siehst, warum du dir zuliebe mit dem Alk aufgehört hast. (ich glaube nämlich nicht an Zufälle)
Hier meine Gedanken, wie ich mit dieser schwierigen familiären Situation umgehen würde: (vielleicht hilft's dir ja ein wenig)
Organisiere Hilfen für deine Familie, so dass du etwas an Verantwortung abgeben kannst!
Wer oder was hilft deiner Mutter? Freundinnen, der Hausarzt oder Frauen, die selbst einen Umgang mit ihrem Krebsleiden erlernen mussten (Es gibt auch SHG's für von dieser Krankheit Betroffenen)
Wer oder was hilft deinem Vater?
Der Alkohol sicher nicht, rede mit ihm über seinen Konsum, dass es dir Angst macht und du dich dieser Gesamtbelastung nicht gewachsen fühlst. Vielleicht bin ich auch blauäugig, sehe ich doch in der Krankheit deiner Mutter auch eine Chance für deinen Vater mit dem Trinken aufzuhören, da er ja jetzt von ihr (nüchtern) gebraucht wird?.
Vielleicht Freunde der Familie oder ein Arzt seines Vertrauens?
Wie ist die Situation mit deinem Opa zu managen?
Ein Pflegedienst könnte die Betreuung übernehmen.
Olli,
ich kann dir nur sagen, dass ich mit dir fühle, dich trösten möchte (weiß jedoch nicht wie).
Ich wünsche dir viel Kraft und die nötige Unterstützung von außen ...
... und alle Hilfe, diedu brauchst um auf deinem Weg zu bleiben!
Acqua
- sprudeln statt plätschern -
Nichts existiert, das von Dauer ist. Das einzig Dauerhafte ist die Veränderung. (Buddha)