Obwohl wir in unseren aktuellen Verhältnissen (Etagen-Wohnung, ALG II-Bezug) keineswegs berufen sind, einen Tierheimbewohner zu adoptieren, wollte sie sich das gerne mal anschauen. Töchterchen ist nämlich recht engagiert im Tierschutz, will sagen, sie unterstützt dieses Tierheim regelmäßig mit Futtermittelspenden aus ihrem Taschengeld bzw. aus dem Erlös vom Verkauf nicht mehr benötigten Spielzeugs.
Besonders haben ihr es die Hunde angetan, und so war ich sehr froh, dass sie sogar ein Tier ausführen durfte (obwohl das aus versicherungsrechtlichen Gründen eigentlich nur Mitglieder des Tierschutzvereins dürfen, es war dies der Privat-Hund einer Mitarbeiterin ), das macht sie auch gerne mit Hunden aus der Nachbarschaft.
Beim Gang durch die Zwingeranlagen erregte ein Hund unsere besondere Aufmerksamkeit. Tommy, ein 14-jähriger(!) Staffordshire Terrier von freundlichem Wesen, stand wedelnd am Zaun und freute sich über den Besuch. Ein erster Anflug von Mitleid ereilte uns, als ein Mitarbeiter zur Fütterung erschien. Alle Hunde bellten nun laut, damit sie auf gar keinen Fall vergessen wurden. Auch Tommy wollte sicherlich laut bellen, er schaffte aber nur ein heiseres Kläffen... Wir standen dann noch länger vor seinem Zwinger, und ich gab meiner Hoffnung Ausdruck, dass es einen Tierfreund geben möge, der diesem lieben alten Hund einen schönen und zufriedenen Lebensabend bereitet. Töchterchen entgegnete mir skeptisch und traurig: "Aber Chris, so einen alten Kampfhund will doch bestimmt niemand mehr haben..."
Nun passierte etwas Grässliches. Ich möchte vorausschicken, dass ich als erwachsener und aufgeklärter Mensch natürlich nicht glaube, dass der Hund den Sinn unserer Unterhaltung etwa verstehen konnte. Aber just nach der letzten Bemerkung des Mädchens, senkte Tommy sein Haupt in den Sand und verbarg seinen Kopf und seine Augen, die uns eben noch so offen und interessiert musterten, unter den Vorderläufen. Er sah so sehr traurig aus.
Etwas benommen setzten wir unseren Rundgang fort, und ich versuchte Töchterchen zu trösten, indem ich ihr versprach, dafür zu beten, dass jemand den Tommy aus dem Tierheim holt. Das war insoweit bemerkenswert, als ich mich als Agnostiker bestimmt keines besonders guten Drahtes zu Gott rühmen kann. Wie auch immer, Kinder vergessen derlei Versprechen nicht, und so sah ich mich bereits am nächsten Tag mit der Erkundigung konfrontiert, ob ich mein Vorhaben auch in die Tat umgesetzt hätte. Das konnte ich guten Gewissens bejahen, denn ich hatte zwar sicherlich nicht formvollendet gebetet, aber mich hatte das Bild des zusammengekauerten Hundes nicht losgelassen. Ich hatte mit Britta vor dem Schlafengehen über dieses Erlebnis gesprochen, und so drehten sich meine letzten Gedanken vor dem Einschlafen wirklich um Tommy und den Wunsch, dass er auf seine alten Tage noch Aufnahme in einem schönen Heim findet. Ohne freilich den genauen Adressaten für diesen Wunsch zu nennen oder auch nur zu kennen....
Heute morgen vor dem Schulgang besuchte Töchterchen wieder die Homepage des Tierheims. Tommy fand sich nicht mehr unter den zu vermittelnden Hunden. Mein ängstlicher Blick in die Rubrik "Regenbogenbrücke" endete erleichtert. Diesen Weg war Tommy also noch nicht gegangen. Wenig später fanden wir die kleine Nachricht die sinngemäß besagte, dass es im Tierheim Anlass zu großer Freude gegeben hätte, weil endlich auch Tommy - nach langjährigem(!) Aufenthalt - ein neues Zuhause gefunden habe.
Nun komme ich natürlich ins Grübeln....Gottesmacht? Mein "Gebet" erhört? Vielleicht weil man sich sagte: " Wenn sich der Knabe schonmal meldet.."
Ich weiß es nicht! Was ich weiß ist, dass wir uns alle vier ( Britta und Sohni waren durch unsere Berichte ebenfalls stark empathisiert ) riesig gefreut haben. Über das neue Zuhause für Tommy. Darüber dass es Tierfreunde gibt, die sich auch der schwierigen Fälle annehmen. und Britta und ich auch über das ehrliche Engagement ihrer Tochter, die ja vielleicht auch ein paar Bissen dazu beitrug, dass Tommy bis zu seiner erfolgreichen Vermittlung durchhalten konnte.
Chris
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Danke für das "Erzählen" dieser berührenden Geschichte aus dem Leben
Vielleicht hat aber auch Eure Tochter einen besonderen Draht zu einer "höheren Macht"....
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
*schluck..hach wie schön. Ich glaube ja ans Universum. Denke mal Chris ihr habt echt Glück gehabt, du hast deinen Wunsch richtig formuliert. Hätte dir ja sonst auch passieren können, dass Tommy ein Familienmitglied geworden wäre...
Ich habe früher in 3 Tierheimen jeweils für 2 Wochen gearbeitet. Wo ich dann wieder aufgehört habe musste ich auch jedesmal heulen, weil alle mir so schnell ans Herz gewachsen sind. Manchmal bin ich echt froh das ich nicht mehr Platz haben.
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von F10 2 Und ernte verständnislose Blicke.."nein, nein, sowas MUSS ja ne höhere Macht pipapo machen, man selber darf sowas nicht können
Wer kann mächtiger sein, als das eigene ICH
Ich muß keine höhere Macht verteidigen, aber ich glaube aus dem Blickwinkel wäre mir mein ICH zu monströs.
Ging mir beim Lesen auch erst so, Monika. Gut, das Du, Uwe, nicht geschrieben hast: Wer kann mächtiger sein, als ICH?
Aber ich denke, dass ist eher in dem Sinne gemeint, dass z.B. nur ICH die Macht habe mein Leben zu verändern. Ich tue Dinge oder unterlasse sie. Ich will oder ich will nicht, usw.
Hoffe ich doch.....
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
vielleicht sollte F10 2 etwas Selbstbewußtsein an krümelinchen abgeben, dann wäre auch das Boardniveau wieder schön einnivelliert oder so ähnlich...
Aber eine schöne Geschichte, elefantino... Eine plumpe Erklärung für diese göttliche Fügung wäre übrigens, wenn das neue Zuhause der "Elefantino-Fuchsbau" wäre..., das hatte ich beim Lesen eigentlich als Pointe erwartet.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Ich auch! Zumal Britta neulich mal in einem anderen Zusammenhang so seufzend festgestellt hatte, dass sie wohl doch keinen Hund kriegt und ich mir dachte, nu ja, wart' doch erstmal ab, meine Liebe!
Ich wette, Chris ist zumindest angefixt, da ist das letzte Wort garantiert noch nicht gesprochen!