Wenn sie es nur erkennen könnte, Britta, wenn sie es doch nur erkennen könnte. So klar und umfassend und in wenigen Worten habe ich die eigentliche Wahrheit hier noch selten durch die Zeilen leuchten sehen.
Danke Dir!
GreisesHauptWiegeNick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
GENAU SO kann ich deine Zeilen auch für mich stehen lassen, Britta.
danke !
[color=black][color=white]Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite,als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen. (Marc Aurel)[/color][/color]
Du bist ein erwachsener Mensch und kannst letztlich so aufhören wie Dir das passt.
Wenns nicht klappt, bist Du allerdings auch selbst dafür verantwortlich.
Es gibt viele Wege, mit dem Saufen aufzuhören. Ich hab sogar ganz ohne Therapie oder Selbsthilfegruppe aufgehört, und im ersten Jahr hab ich mich nicht mal in Internetforen rumgetrieben.
Dass ich das konnte, hat sich aber alles erst rausgestellt, nachdem ich schon mal Experten gefragt hattte. Ich war in der Suchtberatung, habe mich medizinisch durchchecken lassen und hatte sogar ne Langzeitthera beantragt, die ich dann aus beruflichen Gründen - und weil mir das Trockenbleiben leicht fiel - nicht angetreten habe.
Aber zuerst hätte ich halt einfach mal alles getan, was nötig gewesen wäre, denn ich hatte die Schnauze restlos voll. Und von daher kann ich es absolut nicht nachvollziehen, wenn jemand beim Thema "Fachleute fragen" rumzickt. Was soll denn schon passieren - oder hast Du Angst, dass die Dir sagen dass Du Nägel mit Köpfen machen sollst?
du glaubts gar nicht, wie oft ich immer gesagt habe, ich krieg das wieder hin. Ich wollte an schlimmen Tagen zur Suchtberatung und dann wollte ich zwei Tage später schon nicht mehr. Ist ja alles doch nicht so schlimm, dachte ich.
Es ist aber schlimm und ich war schwer abhängig. Ich brauchte schon den Krankenwagen, der mich dann da hin fährt, wo ich hingehörte.
Als ich das erste Mal aufhören wollte, konnte ich nicht mehr aufhören. Da hab ich den Stoff dann so nötig gehabt, dass ich meinen Alltag nicht mehr bewältigen konnte. Ist richtig Mist, wenn du so in dem Sumpf hängst, dass du nicht mal mehr ein WE was schönes unternehmen kannst, weil sich nur noch die Pulle in der Birne dreht.
Wenn ich beruflich nicht ganz gut dastehen würde, hätte ich mich vielleicht aufgegeben und nichts getan. Das ist ein verdammt schmaler Grad und er wird immer schmaler, desto süchtiger du wirst. Alles um dich rum interessiert dich bald nicht mehr.
Hallo Tina, Dein Konflikt ist auch mir bekannt. Einerseits will ich aufhören, andererseits habe ich Angst vor der Hilfe, die ich gerne hätte.
Du sagst, dass Du es schaffst, ohne klinische Hilfe nicht zu trinken. Aber warum fängst Du wieder an. Für mich sind das Trinkpausen, aber Nüchternheit ist etwas anderes. Deine Probleme sind tiefer, nur kannst Du sie nicht erkennen. Was weißt Du von Dir selbst? Wenn Du wissen willst, wie Du von hinten oder der Seite aussiehst, brauchst Du Spiegel, Fotos oder Beschreibungen. Mit Deiner Persönlichkeit ist das ähnlich. Du hast Deinen blinden Fleck. Daher weißt Du auch nicht, warum Du immer wieder trinkst. Wenn Du das wirklich wissen willst, brauchst Du andere Menschen, die den Blick dafür haben.
Stell Dir vor, der Therapeut ist ein Tomograph und eine Gruppe ist eine Runde von Spiegeln, in die Du blickst und die Dich reflektieren. Es ist nicht immer das, was man sehen möchte, aber es hilft.
Ich kann Dir nur raten, in eine Gruppe zu gehen. Und nicht nur einmal oder zwei Mal. Es dauert eine ganze Zeit bis man überhaupt ein wirkliches Verständnis bekommt, worum es geht. Ich wollte erst in keine Gruppe. Mein Arzt hat mich dort hin geschickt. Da ließ er nicht mit sich verhandeln. Er wollte sehen, ob ich es wirklich ernst meine. Ich war nicht in der Klinik und bin mit der Gruppe und dem Arzt trocken geworden. Ich bin heute noch mit der Gruppe sehr verbunden, ich gehe sehr gern hin, trinke dort Kaffee, unterhalte mich mit den Freunden und ich bin auch bereit zu helfen, wo es erforderlich ist. So wie ich Hilfe bekommen habe, so bin ich auch bereit, sie anderen zu geben.
Verstehen kann man das erst viel später. Ich bin einfach erst mal hingegangen. Es ist die Medizin, die ich brauchte.
Es ist übrigens auch eine Investition in Deine Gesundheit. Wenn Du meinst, Du hast keine Zeit für Deine Krankheit, dann wird sie immer schlimmer, bis der Alkohol Deine Lebenszeit ganz einnimmt. Jede Minute, die ich mit anderen trockenen Alkoholikern verbracht habe hat sich kolossal ausgezahlt. Niemals hätte ich gedacht, dass das Leben so schön werden kann. Es lohnt sich. Und niemand sagt, dass das einfach ist, es ist Überwindung, Anstrengung, wirkliche Arbeit. Es lohnt sich.