Mein Freund hat direkt nach Weihnachten bei der Diakonie angerufen mit Bitte um einen Termin bei der Suchtberatung. Zwei Wochen musste er dann auf den Termin warten, was ich persönlich schon als lange Wartezeit fand. Seitdem geht er einmal die Woche hin (3x war er da), wobei es im Moment nur darum geht alle Anträge auszufüllen, alkoholischen und beruflichen Lebenslauf erzählen, die möglichen Formen der Therapie usw. Dann muss die Betreuerin ja auch noch ein Profil von ihm erstellen, dass das zusammen alles eingereicht und bewilligt werden kann. Nun könnte mein Freund diese Woche erst Freitag zum Termin (wg. Montage), aber da ist die gute Frau schon im Urlaub - und somit wird der Antrag erst nach ihrem Urlaub fertigwerden. Wie lange das dann dauert bis der durch ist, weiß ich nicht.
Abgesehen davon, dass es für ihn schon interessant war, seinen alkoholischen Lebenslauf zu erstellen (und zu sehen wie sehr der Alkohol immer wieder eine große Rolle in seinem Leben gespielt hat), hat er bisher nicht so das Gefühl, dass er dort schon große Hilfestellungen bekommen hat. Es geht wirklich eher um die "Fakten" und nicht um das was untendrunter steckt, Ursachen, mögliche Auswege usw.
Sicherlich ist das die Darstellung aus seiner Sicht, ich war bei den Gesprächen nicht dabei und weiß somit nur was er mir erzählt, aber ich finde es merkwürdig dass sich das so lange hinzieht und er bis dahin auch nicht an Therapiesitzungen teilnehmen kann (ich kenne das z. B. von Psychotherapie so, dass man 5 Sitzungen auf jeden Fall frei hat... was einem ein bisschen Raum gibt, die Anträge auszufüllen und einzureichen und trotzdem schon wenigstens etwas weiterzumachen bis es gewilligt ist).
Was ist denn, wenn ein Pegeltrinker ankommt, der morgens schon das erste Bier trinkt und er schon alleine 4 - 5 Wochen warten muss, bis sein Antrag eingereicht wird? Mein Freund ist "nur" Quartalstrinker und seit dem 30.12. hat er nichts mehr getrunken... aber deswegen ist er ja genauso krank und gefährdet wie ein anderer Säufertyp.
Ist das normal, dass die Mühlen da so langsam mahlen bis man eine richtige Therapie gegen die Alkoholsucht beginnen kann?
lg, Drosera
To begin the journey of change we must pull on the boots of selfawareness.
ich denke, die Suchtberatung macht selbst keine Therapie, sondern hilft dabei, die Dinge einzustielen. Sicher sind die Wartezeiten blöd, aber mal ganz ehrlich, ich denke, wer jahrelang Zeit hat zu saufen, der kann auch ein paar Wochen auf die LZT warten.
Pegeltrinker können in dieser Zeit entgiften und oft bieten Suchtberatungen moderierte SHG`s an.
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
ZitatGepostet von drosera meine frage war, ob es normal ist, dass der amtsweg so lange dauert bis man die therapie beginnnen kann.[/b]
Bei mir vergingen vom ersten Termin bei der Suchtberatung zwecks Beantragung der LZT bis zum Therapieantritt 3 1/2 Monate.
Das lag aber auch daran, daß ich Dödel erst mal nur entgiftet habe. Während der Entgiftung wurde mir schon eine Therapie nahe gelegt, die ich dann sogar recht zeitnah antreten hätte können, weil sie bereits aus der Entgiftung heraus angeleiert worden wäre. Bei mir waren damals auch ein oder zwei Leute in Entgiftung, die übergangslos in die LZT gegangen sind. Ich wollte mich aber noch nicht festlegen.
Ergebnis: ich bin aus der Entgiftung raus (Freitag), habe mir über das Wochenende Gedanken gemacht und bin am Montag zur Suchtberatung, um die LZT zu bekommen. Ergebnis: siehe oben!
Ich war nie bei ner Suchtberatungsstelle. Ich war zwar mal kurz davor im August 2009, weil auf einmal alles höchstdramtaisch war, aber ich traute mich wieder nicht.
Im November hab ich gar nix mehr gepeilt und holte mir nen Termin zur Entgiftung. Den brauchte ich aber nicht, da ich kurz darauf eingeliefert wurde.
In der ersten Woche wollte ich nur ne Entgiftung und sonst gar nix. Die haben mir dort aber ordentlich die Hammelbeine langgezogen und ich war in der zweiten Woche dann doch bereit einen Antrag zu stellen.
Zwischen Entgiftung und Therapiebeginn lagen bei mir vier Wochen. Ging alles ganz reibungslos und satte 16 Wochen.
Ich habe die Vermutung (nicht Wissen), dass der gesamte zeitliche Ablauf und das Warten auch einen Sinn hat. Es ist ja nicht so, dass LZT, Entgiftung und Suchtberatung kein Geld kosten.
Wer ist denn in seiner Alkoholkarriere nicht schon aufgewacht nach einem intensiven Besäufnis und hat Stein und Bein geschworen: Jetzt ist Schluß. Heroisch und in Kenntnis der eigenen Wankelmütigkeit wurden sofort "Nägel mit Köpfen gemacht"; der vorhandene Restalkohol sorgte für den Mut; die körperlichen Beschwerden nach dem Exzess für die Scheineinsicht in die Notwendigkeit.
Und abends dann, mit fest vereinbarten Terminen, kam der Pegel Null, der Magen gab sich dem ersten Bier gegenüber begrüßungsfreundlich und das so vermisste Wohlbefinden setzte langsam wieder ein.
Vielleicht trank man an diesem Abend weniger, was wieder zu dem Trugschluß führte, dass es ja doch geht, was am nächsten Morgen dann wieder zu einer gewissen "Erholung" führte. Und zur vorübergehenden "Alkoholdemenz", weil Termine und Vorsätze wieder vergessen waren.
Liegt ein Termin 14 Tage später und erscheint man dann zu dieser "Verabredung", dann sind die Vorsätze und die Ernsthaftigkeit respektive der Wille, tatsächlich etwas zu ändern, immer noch vorhanden. Und dies trotz vorhandenem Freibrief, da man sich 14 Tage erzählen kann, dass man nicht kalt entziehen soll.
NB: Gelegentlich werde ich "man" mal durch "ich" ersetzen, wobei es bei mir etwas anders lief, wozu ich heute noch schreiben werde.