Hallo Adriana, genau das ist ja die Legende, die verbreitet wird. Sicherlich haben Leute mit Schmuggel usw. Geld verdient. Insbesondere kanadische Whiskey-Hersteller. Auch war sicherlich die Mafia in dem Geschäft drin. Übrigens auch beim Sex-Geschäft. Das wäre dann die Frage, ob wir dann die Prostitution komplett legalisieren sollten, weil sonst die Frauenhändler-Mafia stark wird? Ich glaube, das Problem ist differenzierter. Weder ein komplettes Verbot, noch eine komplette Legalisierung löst das Grundproblem. Es geht darum, Lösungen zu finden, die die Auswirkungen minimieren. Dennoch ist es eine sehr gern herbeizitierte einseitige Legende, dass die Prohibition Schuld an der Mafia-Macht war. Dass die Mafia stark wurde, hat ganz sicher noch andere Hintergründe. In den USA gab es traditionell eine ganz starke Volksbewegung gegen den Alkoholismus. Das hat religiöse Gründe, aber auch ganz einfach Existenz- ängste der Familien und Frauen. Es gab eine sogenannte Anti-Saloon-Bewegung, die sich mit dem Kampf um das Frauenwahlrecht verband. Um Frauenstimmen zu bekommen, haben Präsidentschaftskandidaten daher die Antialkoholgesetze verstärkt. Übrigens hat Jack London in König Alkohol beschrieben, dass seine Hoffnung als Alkoholiker war, dass die Frauen das Wahlrecht bekommen und ein Präsident gewählt wird, der die Kneipen schließen läßt und er wäre dann gerettet. Leider wußte er noch nicht, dass es eine Krankheit ist. Er hat heldenhaft gegen seine Sucht gekämpft, diesen Kampf in "König Alkohol" auf Bitten seiner Frau beschrieben, aber er hat sich lediglich Abstinenzzeiten verschafft, die wir heute Trinkpausen nennen. Er starb an den Folgen seines Alkoholismus noch vor dem 40. Lebensjahr. Die Geschichte von der Mafia wird immer dann benutzt, wenn die politische Debatte sich zuspitzt für eine restriktive Alkoholpolitik. Die Auswirkungen des Liberalismus bezüglich Drogen sehen wir in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion und auch zum Beispiel in den Niederlanden zur Frage des Haschisch-Konsums. Auch dort hat die Legalisierung zu einer Marktausweitung geführt und zur Erhöhung des Wirkstoffanteiles geführt. In den Niederlanden wird ebenfalls über eine Korrektur nachgedacht.
Ich denke nicht, dass eine Kriminalisierung der Nutzer erfolgen sollte. Ich bin für eine Beschränkung des Verkaufs in speziellen Geschäften wie in Schweden und eine Verteuerung. Übrigens ist auch in New York der Alkoholverkauf restriktiv. (Gut fände ich, wenn auf Alkohol gleich eine Gesundheitsabgabe aufgeschlagen wird, mit der man die Therapieeinrichtungen, Selbsthilfegruppen und anderen Behandlungskosten finanziert und direkt den entsprechenden Kostenträgern zuführt. Es ist gut berechenbar, welche Kosten der Alkoholkonsum im gesundheitlichen und gesellschaftlichen Bereich verursacht, nämlich das dreifache des erzielten Gewinns).
Das führt nicht zur Abschaffung des Alkoholismus grundsätzlich. Allerdings führt es zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes.
Wer also nicht alkoholkrank ist, der überlegt sich doch schon, ob er bereit ist, extra loszufahren, diesen Preis zu bezahlen und die Alkoholmenge reduzieren im Jahresdurchschnitt. Die alkoholfreie Zone Betrieb hält ja schließlich auch die nichtabhängigen Kollegen davon ab, die früher üblichen Alkoholrituale während der Arbeitszeit zu pflegen. Bei uns jedenfalls hat sich das im Betrieb im Laufe der letzten Jahrzehnte Stück für Stück geändert. Jetzt gibt es auch Leute, die trinken, aber sie machen es meist heimlich und allein. Früher haben z.B. auf der Freitagsschicht fast alle mitgetrunken ab der großen Schichtpause. Für mich war es eine grosse Hilfe, als ich einen alkoholfreien Arbeitsbereich hatte. Und es entstand keine Mafia - Alkohollieferanten lernte ich in meiner betrieblichen Beginnerzeit kennen. Da brachten sowohl Kollegen einen gewissen Umfang mit, aber es gab Spezialisten, da konnte man andere Mengen ordern und auch noch bestimmte Marken. Und das ist jetzt bei uns in diesem Umfang nicht mehr der Fall. Ich finde das sehr gut.
Also Vorsicht mit den Legendenbildungen. PS: ich habe das übrigens früher auch geglaubt mit der Prohibition und der Mafia, weil es sich plausibel anhört; bis ich dann den wirklichen Hintergrund der Abschaffung der Prohibition erfuhr. Tja, bevor die Industriebetriebe selbst Steuern bezahlen, schlägt sie der Regierung lieber andere Quellen vor. Das hört sich doch auch sehr plausibel an. Das ist dann nicht die italienisch-stämmige Mafia, sondern das sind die Detroit-Autobosse gewesen.
Das als kleiner Seitenschlenker. Das alles hilft uns allerdings nicht, selber trocken zu werden und zu bleiben. Da gibt es eben auch einen subjektiven Anteil. Zu warten, dass die Politik und Gesellschaft sich ändert, hat noch keinem Alkoholiker das Leben gerettet. Das ist sicher eine wichtige Diskussionsnotwendigkeit im politisch-gesellschaftlichen Präventionsbereich.
Hier ist ja eher der Ort für die, die bereits in den Brunnen gefallen sind. Und da heißt es, bei sich selber bleiben.
Guten Morgen Hans, der Glaube versetzt ganze Weinfässer. Aber ein Tipp: es geht auch mit Traubensaft, wenn der nicht so lange offen steht. Dafür sind Vorgänger von uns schon bei vielen Pastoren vorstellig geworden. Ich weiß aber nicht, ob noch alle aus einem Kelch trinken (wg. Herpes etc.)
ZitatGepostet von Matthias53 Guten Morgen Hans, der Glaube versetzt ganze Weinfässer. Aber ein Tipp: es geht auch mit Traubensaft, wenn der nicht so lange offen steht. Dafür sind Vorgänger von uns schon bei vielen Pastoren vorstellig geworden. Ich weiß aber nicht, ob noch alle aus einem Kelch trinken (wg. Herpes etc.)
Matthias
[ Editiert von Matthias53 am 13.02.11 9:46 ]
Hast recht Matthias,die Zeiten ändern sich.Den momentanen Stand kenn ich auch nicht,war schon länger nicht mehr dort
Alle glaubten es geht nicht,bis einer kam und es einfach tat!
Um nochmal die Verbotsfrage aufzugreifen: In meinem Ausbildungsbetrieb (den ich sonst wirklich immernoch sehr schätze) gabs dauernd Bier. Die Tatsache hat mein Abrutschen in die Sucht zumindest beschleunigt. In meinem jetzigem Betrieb herrscht ein striktes Alkverbot welches rigoros durchgesetzt wird (incl. Abmahnung bei Verstößen). Finde ich auch sehr richtig. Alkohol hat bei der Arbeit eigentlich nichts zu suchen, warum auch? Ein Alkoholverbot im öffentlichen Leben bringt meiner Meinung nach nichts. Wenn ich mich aber an die Anfänge meiner Alkkarriere mit 15 Jahren erinnere, wurde es uns viel zu einfach gemacht, an Bier und auch härtere Sachen zu kommen. Auch deutlich höhere Preise wie z.B. in Skandinavien machen bestimmt Sinn (siehe Tabakpreise bei uns). Und wenn dadurch nur ein paar Jugendliche später zum Alk kommen und denen vielleicht dadurch eine ähnliche Karriere wie meine erspart bleibt.
Kleiner Hinweis noch an clausb: Wir dachten damals als wir jung waren die tollsten und coolsten zu sein, weil wir schon Bier getrunken haben. Das Alkohol in der Gesellschaft als etwas gilt, der Champus und der Degistif zum guten Ton gehören und dies von Vögeln wie Dir auch noch hochgehalten wird leistet dem Start in eine Abhängigkeitskarriere unglaublich Vorschub. Dementsprechend brauchst Du Dich auch aus diesem Grund über gewisse Anfeindungen nicht wundern...
Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)