Das kenne ich sehr gut! Und es ist nicht einfach, mit der Betäubung aufzuhören. Das Etwas, was nach Beruhigung / Besänftigung schreit, ist da!
Ich dachte, es kommt nüchtern dann mal raus: aber bislang nichts. Jedoch, es ist ruhig, braucht z.Zt. den Wein nicht. Hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ich dachte, nüchtern kommt "das Ungeheuer" zum Vorschein.
Gerade abends nach Stress im Beruf, so als Belohnung, es wieder mal geschafft zu haben und sonst hat man (ich) außer der Arbeit nicht mehr viel....
Ulli
Hallo Ulli.
Da kommt erstmal Nix raus - dem Trugschluss war ich auch einmal erlegen.
Wobei wir bei der Eingrenzung der Gründe für den Alkoholmißbrauch sind.
Ich bin davon überzeugt, dass es pathologische Gründe geben muss, die Einen sich betäuben lassen.
Bsp: Mißbrauch, Burnout, Überforderung allgemein, Zukunfts/Lebensängste, Sozialphobien, den Vater, der Einem nie das Gefühl gab, auch ohne besondere Leistung "besonders" und akzeptiert zu sein usw. ...
Neben diesen Gründen (Vorwänden?) zu Trinken gibt es meiner Meinung nach auch andere Faktoren, die wirken können :
Schlafstörungen, Schmerzen, Spaß, Party zu machen , Geselligkeit,Entspannung, angenehme Gefühle etc.
Wo Deine Gründe liegen/lagen , wäre herauszufinden - die Schaufel zum Graben kannst du ja jetzt halten .
Ja, Perseus, ich fürchte mich nur davor, was ich "dort unten" finde.
Mir hat jemand hier in einem anderen Zusammenhang gesagt (Minitiger?), man kann sich auch zu Tode suchen.
Ich habe lange getrunken, um die Ursache - was immer das auch sein mag - zu ergründen und meinen Konsum zu begründen.
Das brachte aber mal so gar nichts für mich, außer jede Menge Selbstmitleid. Ich glaube, nur nüchtern finden ich das, was die Abhängigkeit voran getrieben hat. Betrunken habe ich in die falsche Richtung geschaut. Ulli
Vor dem Gründe suchen sollte allerdings die Kapitulation vor dem Alk kommen, und zwar bedingungslos. Egal was die Ursache für das Trinken waren, führte der Alk zu solch krassen Fehlschaltungen im Kopf? Gemüt? Persönlichkeit, die dazu geführt hatten, dass der/diejenige nicht mehr auf eigenen Füßen läuft. Punkt! Die 'Fehlstellen' in der Persönlichkeit müssen zuerst erkannt, dann berichtigt werden, sonst bleibt man sein Leben lang ein Defekter. Wenn ich dann noch Zeit habe zu suchen - und wer möchte nicht wissen woran das denn eigentlich lag mit dem Suff! - dann kann ich gerne suchen. Das kommt dann sowieso. Aber die Reihenfolge sollte nicht vertauscht sein, sonst geht das nämlich nicht, Max (das ist lediglich meine eigene Meinung, Erfahrung in 20 Jahren Gruppen, und selbstverständlich können einzelne Exemplare dieses gaaaanz anders sehen)
Es sind allgemein gesagt immer Dinge im emotionalen/zwischenmenschlichen oder sozialen Bereich, die dich veranlassen Suchtmittel zu konsumieren. Du musst dahinkommen, dich selbst so akzeptieren zu können, wie du gestrickt bist. Und du hast zudem die Möglichkeit an dir zu arbeiten, dass geht aber nur nüchtern. Ich habe über 20 Jahre mein kärgliches Dahinvegetieren im Alk ertränkt. Ich stand beruflich nie schlecht da, im Privatleben war ich aber ne Totalnull. Ich hab einiges aufzuarbeiten, bin inzwischen bereit dazu und habe wieder Lust. Die Abhängigkeit hat mich völlig isoliert von der Außenwelt. Mir wurde alles zu anstrengend. Hatte ja Dauerstress durch Saufen, Beschaffen, Entziehen. Da war kein Platz mehr für was anderes. Ich hatte am Schluss auch keine Kraft mehr, mir irgendwelche Ausreden einfallen zu lassen. Die Sucht zerrte so dermaßen an mir und riss mich in tausend Stücke. Die wollen alle wieder zu einer Einheit werden. Habe viel Zeit gebraucht um den Totalschaden zu beheben. Inzwischen sitz ich hier mit einer völligen Gelassenheit und Ruhe und kann das bewusst genießen.
ZitatIch habe lange getrunken, um die Ursache - was immer das auch sein mag - zu ergründen und meinen Konsum zu begründen.
Zu begründen oder zu verteidigen?
Alkoholismus ist als Krankheit anerkannt, dies ist keine Neuigkeit. Man (und dies ist nicht auf Dich bezogen, Ulli) sich auch gut dahinter verstecken.
Ich habe gesoffen, weil ich saufen wollte. Mal, weil ich Lust hatte, mal, weil ich mich belohnen wollte, mal, weil ich Probleme vertagen wollte.... Irgendwann war es dann nicht mehr "mal", sondern Alltäglichkeit. So, wie geschildert, betrachtet, habe ich ab und an meine Probleme mit dem Wort "Krankheit". Wenn ich mich bei den jetzigen Temperaturen in Deutschland jeden Tag unbekleidet auf den Balkon lege, dann muss ich mich über eine Erkältung auch nicht wundern.
Lange "Rede" kurzer Sinn: Ich bin jetzt alkoholkrank, weil ich gesoffen habe. Die Krankheit zeigt sich darin, dass ich mich zwar für den Suff entscheiden kann, die Konsequenzen allerdings nicht überschaubar sind. Dieses "aber ich bin doch krank" kann ich für mich so nicht akzeptieren.
Eine Begründung (ist wie eine Rechtfertigung) brauche ich somit auch nicht wirklich.
ZitatGepostet von Max mX [b]Vor dem Gründe suchen sollte allerdings die Kapitulation vor dem Alk kommen, und zwar bedingungslos. Egal was die Ursache für das Trinken waren, führte der Alk zu solch krassen Fehlschaltungen im Kopf? Gemüt? Persönlichkeit, b]
genau so ist es. nur ist die arbeit, an sich selbst, die schwierigste aufgabe überhaupt. da werden wunden aufgebrochen, die manchmal den suchti wanken lassen, wo er sich sagt, was solls. kürzlich schrieb hier jemand, die nach 8 jahren trockenheit wieder angefangen hat zu saufen.woran hats gelegen?
ZitatVor dem Gründe suchen sollte allerdings die Kapitulation vor dem Alk kommen, und zwar bedingungslos. Egal was die Ursache für das Trinken waren, führte der Alk zu solch krassen Fehlschaltungen im Kopf? Gemüt? Persönlichkeit, die dazu geführt hatten, dass der/diejenige nicht mehr auf eigenen Füßen läuft. Punkt! Die 'Fehlstellen' in der Persönlichkeit müssen zuerst erkannt, dann berichtigt werden, sonst bleibt man sein Leben lang ein Defekter. Wenn ich dann noch Zeit habe zu suchen - und wer möchte nicht wissen woran das denn eigentlich lag mit dem Suff! - dann kann ich gerne suchen. Das kommt dann sowieso. Aber die Reihenfolge sollte nicht vertauscht sein, sonst geht das nämlich nicht, Max
Ja, Max, das sehe ich auch so. Allerdings hat es bei mir einige Zeit gedauert, bis ich das für mich begriffen habe.
Zitatgenau so ist es. nur ist die arbeit, an sich selbst, die schwierigste aufgabe überhaupt. da werden wunden aufgebrochen, die manchmal den suchti wanken lassen, wo er sich sagt, was solls. kürzlich schrieb hier jemand, die nach 8 jahren trockenheit wieder angefangen hat zu saufen. woran hats gelegen?
lg uwe
Ja, das ist schon etwas, was auch Angst machen kann oder zumindest wachsam!
ZitatIch habe lange getrunken, um die Ursache - was immer das auch sein mag - zu ergründen und meinen Konsum zu begründen.
Zu begründen oder zu verteidigen?
Alkoholismus ist als Krankheit anerkannt, dies ist keine Neuigkeit. Man (und dies ist nicht auf Dich bezogen, Ulli) sich auch gut dahinter verstecken.
Ich habe gesoffen, weil ich saufen wollte. Mal, weil ich Lust hatte, mal, weil ich mich belohnen wollte, mal, weil ich Probleme vertagen wollte.... Irgendwann war es dann nicht mehr "mal", sondern Alltäglichkeit. So, wie geschildert, betrachtet, habe ich ab und an meine Probleme mit dem Wort "Krankheit". Wenn ich mich bei den jetzigen Temperaturen in Deutschland jeden Tag unbekleidet auf den Balkon lege, dann muss ich mich über eine Erkältung auch nicht wundern.
Lange "Rede" kurzer Sinn: Ich bin jetzt alkoholkrank, weil ich gesoffen habe. Die Krankheit zeigt sich darin, dass ich mich zwar für den Suff entscheiden kann, die Konsequenzen allerdings nicht überschaubar sind. Dieses "aber ich bin doch krank" kann ich für mich so nicht akzeptieren.
Eine Begründung (ist wie eine Rechtfertigung) brauche ich somit auch nicht wirklich.
Ich habe das Trinken für mich verteidigt, entschuldigt, runtergespielt, alles was zum Weitertrinken nützlich war! Die Anerkennung, krank zu sein, fällt mir noch sehr schwer Ulli
ZitatIch habe das Trinken für mich verteidigt, entschuldigt, runtergespielt, alles was zum Weitertrinken nützlich war! Die Anerkennung, krank zu sein, fällt mir noch sehr schwer Ulli
Stop, Stop, Stop. Fühle Dich bitte nicht angegriffen, so war es überhaupt nicht gemeint. Ebenfalls unterstelle ich Dir nicht, dass Du entschuldigst etc.
Ich denke nur, dass man nicht alles zwanghaft begründen muss.
Weiß ich nicht. Ist mir zur Zeit aber auch egal. Ich fühl mich klasse so wie es ist. Muss mir mit solchen Fragestellungen jetzt nicht die Birne zerhacken.
ZitatIch habe das Trinken für mich verteidigt, entschuldigt, runtergespielt, alles was zum Weitertrinken nützlich war! Die Anerkennung, krank zu sein, fällt mir noch sehr schwer Ulli
Stop, Stop, Stop. Fühle Dich bitte nicht angegriffen, so war es überhaupt nicht gemeint. Ebenfalls unterstelle ich Dir nicht, dass Du entschuldigst etc.
Ich denke nur, dass man nicht alles zwanghaft begründen muss.
Nein, nein, ich fühle mich nicht angegriffen, es war nur tatsächlich so, dass ich meinen Konsum jahrelang auch vor mir selbst gerechtfertigt habe, rechtfertigen musste, damit ich mich überhaupt ertragen konnte.
Und eine gewisse Zwanghaftigkeit wird mir durchaus nachgesagt
ZitatGepostet von Perseus Ich bin davon überzeugt, dass es pathologische Gründe geben muss, die Einen sich betäuben lassen.
Bsp: Mißbrauch, Burnout, Überforderung allgemein, Zukunfts/Lebensängste, Sozialphobien, den Vater, der Einem nie das Gefühl gab, auch ohne besondere Leistung "besonders" und akzeptiert zu sein usw. ...
Neben diesen Gründen (Vorwänden?) zu Trinken gibt es meiner Meinung nach auch andere Faktoren, die wirken können :
Schlafstörungen, Schmerzen, Spaß, Party zu machen , Geselligkeit,Entspannung, angenehme Gefühle etc.
Wo Deine Gründe liegen/lagen , wäre herauszufinden - die Schaufel zum Graben kannst du ja jetzt halten .
Grüße, Perseus
heute habe ich in einem anderen Thread schon mal geschrieben, dass ich in der Motivationsgruppe der Suchtberatung wirklich was mitgenommen habe.
Eines meiner einprägsamsten Aha-Erlebnisse hatte ich bei der Beantwortung eines Fragebogens.
Ich dachte damals noch, es wird der Frage nachgegangen, WARUM ich trinke. Aber nein....die Fragen hiessen "bei welcher Gelegenheit trinken Sie"
Da gabs alles Mögliche als Gelegenheit - Stress oder Langeweile, ärgern oder feiern, und noch so ca. 25 verschiedene Themen.
Und ich musste mir eingestehen...ich kann zu jedem Anlass trinken. Das einzige was ich in der Schlussphase noch hatte, war, dass ich aus Prinzip drei Tage die Woche gar nichts getrunken habe, aber sonst brauchte ich ausser meiner Gier überhaupt keine Gründe, um zu trinken. Ich konnte das immer, jaja.
Apropos Gier - nachdem ich ein gutes Jahr nicht getrunken habe, hab ich meine Kettenraucherei auch gesteckt. Und da bin ich der Sache dann schon ziemlich auf den Grund gekommen, denke ich. Ich hatte da vor meinem inneren Auge nämlich viel von einem Säugling, der nach der Mutterbrust giert. Das Bild drängte sich richtiggehend auf...mitsamt so ner inneren Verlassenheit, weil dieses Bedürfnis nicht befriedigt wurde.
Bei mir hat sich das Alkoholproblem übrigens auch manifestiert, als es nach aussen hin prächtig lief...und ich auch einen Haufen Stress hatte (getrunken hab ich schon vorher gern und zu Schul/Studienzeizten auch exzessiv, aber damals hat es mich nicht gestört). Ich glaube, die Gier ist grundsätzlich und in praktisch jedem vorhanden, aber so richtig kommt sie zum Vorschein, wenn man "einseitig" lebt...also einige Bedürfnisse längere Zeit vernachlässigt, weil man sie geringschätzt oder sich auch nicht traut, sie zu leben oder sonstwie Gründe sieht, "Gegen sich" zu leben.
Hilfreich finde ich ganz persönlich übrigens auch das Wissen, dass diverse Drogen, Nikotin und Alkohol an verschiedene Stellen im Hirn andocken und dort "normale Reaktionen" abschwächen bis blockieren, so dass "man" ich Laufe der Zeit ohne diese Stoffe gar keine Befriedigung mehr erfährt.
Das heisst nämlich im Umkehrschluss auch, dass sich vieles im Erleben nach der Entwöhnunsphase wieder normalisiert, wenn der Körper keinen Nachschub mehr kriegt.