Hier kommt nun etwas verspätet die versprochene Suchkarriere.
Geboren bin ich 1976 in Hannover. Dort habe ich zum Teil meine Kindheit verbracht. Ich bin die Jüngste von 3 kindern. Meine älteren Geschwister sind alles Brüder. 1980 sind wir aus beruflichen gründen meines Vaters nach Berlin gezogen.
Meine Alkoholkarriere begann im Alter von 13 Jahren. Wir haben in der Schule des öfteren heimlich süße Liköre getrunken. Ich fand damals schon das Gefühl angeduselt zu sein schon sehr schön. Mit 15/16 ist dann meine Clique zu härteren Sachen übergegangen. Komischerweise ist das den Lehrern und meinen Eltern nie aufgefallen. Meine damals schon volljährigen Brüder haben auch Alk getrunken. Als kleine Schwester bin ich oft zu ihren Feten mitgegangen und bin da das erste Mal an Haschisch gekommen, aber die Droge hat mir nie wirklich gut gefallen und ich habe sie dann Weggelasen und dem Alk den Vorrang gegeben.
Nach dem Abitur habe ich eine Lehre als Bürokauffrau gemacht. Als ich aus gelehrt hatte, bin ich in eine Firma gewechselt und habe mich dort sehr schnell hoch gearbeitet und war dann die Sekretärin des Chefs. Mein Chef war nasser Alkoholiker und dadurch ist es ihm nicht aufgefallen, dass ich permanent angeheitert war. In der Kantine gab es sogar Alk zu kaufen, heute unvorstellbar, aber keine harten Alkoholika nur Sekt, und Wein. Während der Arbeitszeit war ich auch nicht richtig betrunken. Es als ich zu Hause war habe ich alleine eine Flasche Wein und ein paar Piccolos getrunken. Ich bin jeden Abend breit ins Bett gegangen.
Mit 24 habe ich geheiratet. Mein Exmann hat zwar auch Alk getrunken aber in normalen Maßen. Mir war damals noch nicht bewusst das ich Alkoholikerin war. Mein Exmann hat aber auch nie etwas gegen meinen übermäßigen Konsum gesagt. Wir hatten zwar kein Kind geplant aber dann einfach die Verhütung weggelassen und der Natur ihren Lauf gelassen. Mit 26 wurde ich dann schwanger, und da meinte mein Exmann das erste Mal, das ich nun keinen Alk mehr trinken dürfte. Ein befreundetes Pärchen hatte ein behindertes Kind, weil meine Freundin während der Schwangerschaft geraucht und getrunken hatte. Das hat mir solche Angst gemacht das ich sofort mit dem Alkohol aufgehört und auch nicht mehr geraucht habe. Die Ersten paar tag ging es mir sehr schlecht, heute weiß ich das ich schon entzügig war.
Meine Lieblingstante starb und ich erbte ein Haus in Brandenburg zum Glück in der nähe von Berlin. Wir zogen um und der ganze Stress ließ mich wieder an Alk denken. Ich stillte meine Tochter hab und begann wieder zu trinken. Dieses Mal aber statt Wein Cocktails die ballerten besser und ich schmeckte den harten Alkohol nicht, Schnaps pur konnte ich nie trinken der war ekelhaft und ich habe ihn nicht runter bekommen. Zeitgleich ging mein alter Chef in Rente und übergab seine Firma an seinen Sohn weiter. Der sehr schnell mit bekam, dass ich ein Alkoholproblem hatte. Er stellte mich vor die Wahl aufhören zu saufen oder die Kündigung. Da ich ja kein Problem mit Alk hatte, trank ich auf der Arbeit heimlich. In meinem Suff vergas ich natürlich wichtige Sachen und es kam die Kündigung. Nun saß ich den ganzen Tag zu Hause und war mittags schon dicht. Jetzt bekam ich auch mit meinem Ex Probleme. Und die Ganzen Sachen eskalierten (Alk, Ex). Mein Ex reichte dann die Scheidung ein.
Zur Gerichtsverhandlung kam ich natürlich angetrunken denn ohne Alk funktionierte ich nicht mehr. Mit dem Erfolg das mir auch noch das Sorgerecht für meine Tochter entzogen wurde. Mein Ex hatte sich noch Hoffnung auf das Haus gemacht aber das bekam er nicht und er musste mir Unterhalt zahlen. Ein sehr schlechter Tausch, ich hätte lieber meine Tochter behalten und ihm das Haus gegeben. Aber welcher Richter gibt einer nassen Alkoholikerin schon das Kind. Ich durfte meine Tochter am Anfang nur alle 2 Monate für ein paar Stunden sehen und auch nur unter Aufsicht des Jugendamtes.
Nun alleine im großen Haus trank ich noch mehr. Aber langsam bemerkte ich selber das ich ein Problem mit Alk hatte. Dann lernte ich einen neuen Mann kennen, der sich um mich kümmerte und ich ihm zuliebe eine Entgiftung machte. Nach einem halben Jahr bin ich rückfällig geworden und der Mann war weg. Ich trank dann mehr als je zuvor. Was beim Jugendamt überhaupt nicht gut ankam. Inzwischen war meine Tochter aber schon in einem Alter, das sie mit bekam „das Mutti nicht normal“ (Zitat) war. Das tat mir sehr weh, und ich begann mein Denken langsam zu ändern.
Ich machte dann für mich und meine Tochter eine zweite Entgiftung und anschließend eine stationäre Langzeit Therapie. Seit dem bin ich trocken. Ich besuche 5 mal in der Woche verschiedene SHG und hoffe das dieses Forum beim trocken bleiben hilfreich sein wird. Das erste Forum war es nur bedingt, weil ich nicht schreiben konnte, was mir auf der Seele lag. (Ich will auch mal Scheiße schreien/schreiben dürfen, ohne gleich eine Verwarnung zu bekommen)
Ich bekam eine neue Arbeit und arbeitete mich wieder schnell nach oben. Inzwischen darf ich meine Tochter alle 14 Tage für ein Wochenende zu mir nehmen und ein Mal im Jahr mit ihr in den Urlaub fahren. Mein Leben ist wieder schön! Etwas Probleme habe ich mit meinem „Nochfreund“, aber die sind leicht zu Regeln ich muss mich nur entscheiden.
puh, ja was soll ich sagen, nocheinmal willkommen im club. manch einer kann sich jetzt fragen, ob er auch so ausführlich geschrieben hat. ich danke dir dafür.
nein, Dein Geschreibsel war nicht zu lang und ich finde es gut, dass Du nach dem etwas verkorksten Einstand Deine Geschichte doch noch aufgeschrieben hast.
Auch von mir noch mal und einen guten Austausch hier.
deine geschichte ist kein geschreibsel und ich kann mir nun ein besseres bild von dir machen, danke fürs aufschreiben.
sie berührt mich sehr grade weil ein kind eine rolle spielt.
in meiner geschichte, spielen meine mädchen eine ähnliche rolle, allerdings das ich das glück hatte den absprung zu schaffen bevor sie mir weggenommen wurden. viel gefehlt hat da aber nicht mehr.
ich wünsch dir regen austausch und viel spass beim scheiße schreien.
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von sandy_alex Ich hoffe mein Geschreibsel war nicht zu lang.
Hallo sandy,
weder "Geschreibsel" noch "zu lang". Einfach Deine Geschichte, die den Platz beansprucht, den es braucht, um sie zu erzählen. Und dass Du sie uns erzählst, finde ich gut, denn wenn Frau nach gewissen "Startschwierigkeiten" bereit ist, einen Schritt auf die Meute zuzugehen, ist das für mich persönliche Stärke. Von mir (weil erst gestern wieder nach Abwesenheit hier aufgeschlagen) ein herzliches nachgereicht.
Ich wünsche Dir einen interessanten Austausch hier.
LG
Chris
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
5mal in der Woche der Besuch einer SHG....alle Achtung
LG
ManuelaBrandenburgerin
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Ja, der Vorteil an diesem Forum ist, das man im rechtlichen Rahmen schreiben darf, wie einem die Finger gewachsen sind. Dafür gibt es halt auch mal Kloppe. Une hier ist es lebendig und eben kein Nonnenkloster. Das ist der Suff ja auch nicht. Suff ist dreckig und stinkt - zumindest in vielen Fällen.
auch von mir nun ein Herzlich Willkommen. Deine Geschichte hat mich sehr berührt, welche Mutter würde dies nicht an dieser Stelle schreiben. Respekt auch dafür, dass Du "diesen Schritt" hier gemacht hast.