ich habe einige Fragen zur körperlichen Abhängigkeit und zum Entzug.. Ich habe diese Fragen bereits im Beratungsgespräch gestellt und dachte auch das diese geklärt wären, aber nach nun knapp 6 Monaten kommt alles wieder hoch und vieles ist verschwommen.
Zu mir, immernoch 29, seit Februar kein Absturz mehr, zwar 2 mal was getrunken aber kein maßloses Überziehen und gut gefühlt habe ich mich auch nicht. Das waren eigentlich Selbst- versuche um zu sehen wie es meinem Körper geht. Aber wirklich einschätzen kann ich die Erlebnisse nicht, da ich mir vieles Einbilden kann.. leider.
Was ist nun mit unserem Körper?! Mir wurde gesagt das sich unser Körper langsam an den Alk gewöhnt und das dies schleichend passiert. Nach langem, regelmässigem Konsum entwickelt sich erst eine Toleranz, dann eine Abhängigkeit. Wielange sowas geht konnte mir keiner sagen. Ist auch klar, jeder Mensch ist anders. Steigern sich Entzugserscheinungen? Die sind doch nicht plötzlich von heute auf morgen mit voller Intensität da?
Was heisst regelmässiger Konsum. Regelmässig heisst täglich, richtig? Also täglich über mehrere Monate / Jahre? Was passiert beim Absetzen? Der Körper verlangt sein Stoff, der Entzug setzt ein, wenn sich die Blut/Alk-Konzentration gegen Null nähert? Hab ich das so richtig verstanden?
Ich selbst hatte nie krasse Entzüge, das eine mal, weshalb ich nun nichts mehr Trinke war aber ausschlaggebend. Ich hatte 3 Tage durchgesoffen und am vierten Tag ging es mir hundselend. Ich war allein daheim und ziemlich aufgedreht, mein Fehler war dann, dass ich im Internet gegoogelt habe und nachdem ich gelesen habe welche Symptome es geben kann, fing ich an Panik zu bekommen. Von jetzt auf gleich wurde mir heiss und kalt und meine Arme zuckten.. Ob das Entzug oder Einbildung war weiss nur Gott. Da ich zu Panikattacken neige und diese sehr ähnlich sind, kenn ich den Unterschied nicht. Dieses Erlebniss hat mir allerdings solche Angst gemacht das ich von dort an den Alk gehasst habe. Egal in welcher Situation, egal wo ich Alk sah, egal in welcher Form es hat mich null gereizt im Gegenteil, es hat mich abgeschreckt. Ist das normal? Als "Süchtiger" hätte ich doch tierisch Suchtdruck bekommen müssen? Mir wünschen müssen das ich was zu trinken bekomme oder nicht? Zuhause steht die Bude voll mit Wein und Zeugs, ich habe aber nicht im geringsten daran gedacht den anzurühren.
So vergingen die Wochen, die Beratungsstelle meinte nur das mein Problem psychisch ist und ich zuviel Angst vor dem Leben habe. Damit konnte ich mich nicht abfinden.. Allerdings hat meine Lebensqualität seit dem extrem gelitten. Nach einigen Wochen des Grübelns und der Unwissenheit kam dann die Frage, wie reagiert mein Körper? Und auf einer Feier habe ich dann etwas getrunken, paar Schnaps und Wein. Ich habe den Alk deutlich gemerkt aber konnte ohne Probleme aufhören. Kontrollverluste hatte ich ohnehin immer nur wenn ich getrunken hatte, also an dem Tag. Am Tag danach hatte ich selten das Bedürfniss weiter zu trinken. Ab und zu, wenn das Kopfweh zu stark war, aber das war die Ausnahme. Nach dem erneuten Trinken hatte ich extrem Angst vor dem nächsten Tag, ich wusste nicht was mich erwartet. Es passierte nichts... Doch seit dem kontrolliere ich wie ein gestörter meine Hände. Ich zpreitze sie aus und schaue ob sie zittern. Das geht schon soweit, das meine Verlobte hier echt die Kriese bekommt. Ich esse z.B. ein Stück Kuchen, erfahre danach das da ein Schuss Rum drin war und sofort rede ich mir ein, irgendwas ist passiert... Die Hände sind immer ruhig, doch umso mehr ich sie anschaue umso mehr beginnen sie zu zittern.. Das ist doch KRANK!
Beim zweiten Besuch in der Beratungsstelle meinte man nur, ich übertreibe. Ich soll mir nichts einreden, es gibt Menschen die es viel schlimmer getroffen hat und die sich nicht solche Sorgen machen. Mein Kopf fährt Karussell mit mir. Heute so, morgen so.. letztens habe ich Mundwasser benutzt und in dem Moment wo ich gurgelte wurde mir bewusst das da Alk drin ist. Der ganze Tag war im Arsch, ich saß da und wartete auf Entzugserscheinungen. Ausser meine wirren Gedanken ist nichts passiert.
Mein ganzes Leben besteht nur noch aus Angst und Zweifel, ich kenne mich so nicht. Es ist als ob ich einen Schleier vor den Augen habe. Die ersten paar Wochen sagte ich mir, dass ist normal aber nach 6 Monaten zweifle ich an mir selbst. Mich stört es nicht wenn jemand in meiner Gegenwart Alk trinkt, mich stört es nicht nüchtern zu sein. Ich bin viel aktiver, ausgeglichener und eigentlich top fit, wenn da diese Gedanken nicht wären. Vergangene Woche war ich bei meinen Eltern, mein Dad trinkt gerne mal einen. Dort gibt es eine gut gefüllte Bar. Unter anderem Jägermeister, der mich plötzlich angelacht hat. Ich konnte mich nicht mehr erinnern wie er schmeckt und wollte es wissen. Die ersten Minuten habe ich versucht es zu verdrängen, doch dann sagte ich mir: Probiere es! So schenkte mir mein Dad ein gutes Glas ein, ich trank es genüßlich und gut war. Ich hatte kein Verlangen nach mehr, ich wollte den Geschmack und damit basta. Kurz danach kam gleich wieder die Angst, was passiert in meinem Körper, werde ich gleich zusammenbrechen? Nichts ist passiert, doch die Gedanken und Paranoia waren schrecklich und der Abend war im Arsch.
Wenn ihr bis hier durchgehalten habt und alles gelesen habt, dann habt meinen Dank. Es ist sehr schwer für mich, dass alles aufzuschreiben aber mein Kopf macht mich verrückt.
LG ein sehr verwirrter Ratloser, der bei diesem trostlosen Wetter gedanklich im Kreis läuft.
Wenn man nun nach 6 Monaten Abstinenz z.B. ein Schnaps trinkt, dann ist die Blut/Alk Konzentration nach einer Stunde wieder auf 0,0. Würden dann die Entzugerscheinungen beginnen? Oder ist das Unwahrscheinlich? Laut Beratungsstelle stellt sich die körperliche Abhängigleit nicht sofort wieder ein, wenn man wirklich körperlich Abhängig war, ist man nicht nach einem Suff wieder entzügig, aber es kann wohl Ausnahmen geben. Schlimmer sei die psychische Schiene, dass man nach einmaligem Konsum nicht mehr aufhören kann und dann kommt auch der Körper wieder schnell auf den Geschmack. Wie ist eure Erfahrung dazu?
Die Beratungsstelle hat mir z.B. empfohlen nicht mehr als eine Flasche Wein zu trinken,.. echt krasse Aussage, nachdem ich denen klar gemacht habe, das ich gar nichts trinken will.
Wenn man sich auf 3 Promille abschießt kann ich mir schon eher vorstellen das man nach 12-15h ein komisches Gefühl bekommt.
Das Buch ist absolut empfehlenswert (leis mal bei amazon die Rezensionen).
Der Autor beherrscht auf geniale Weise zu erklären, was der Alkohol im Gehirn und Nervensystem anrichtet - bei Normaltrinkern bis zu den Abhängigen, wo ein riesiger Unterschied besteht. Auch der Weg dahin und warum Alkoholiker bspw. sofort wieder bei Ihrem alten Pegel sind.
Also sowohl die psychischen wie biochemischen Prozesse werden verständlich und sogar mit schrägem Humor amüsant beschrieben.
Geniales Buch und lohnende 7,95 €
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
was du schilderst, das sind Zwangsgedanken oder -ideen. deine alkoholproblematik ist der "gegenstand", an dem sich diese zwangsideen festmachen. im prinzip könnte das auch irgend ein x-beliebiges anderes thema sein, z.b. die angst, zu verarmen, panik vor bakterien oder die sorge, dass dir der himmel auf den kopf fällt.
ich an deiner stelle würde das ernst nehmen und einen mit dieser materie vertrauten psychotherapeuten oder psychiater aufsuchen.
so wie du schreibst, leidest zu sehr unter dieser situation. und ich denke, dass vertieftes wissen um die biochemie des alkohols nix schadet, dein problem aber nicht beseitigen wird.
leider habe ich in der Vergangenheit schon öfters Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gehabt. Als Kind mit 13 einen Waschzwang, mit 25 dann Hypochonder, mit dem Zwang meinen Körper nach Knoten abzusuchen (Angst vor Krebs) und seit nun 6 Monaten die Angst vor der Alkoholkrankheit.
Ich weiss da nicht mehr raus. Früher habe ich mich betrunken wenn die Gedanken zu schlimm waren. Heute weiss ich das dass keine Lösung war. Aber habe ich mir damit nun mein ganzes restliches Leben verbaut?
Es gibt Momente, da sage ich mir: Scheiss drauf! Alles oder nichts. Man lebt nur einmal! Kurz drauf holt mich mein Gewissen ein und der Sumpf beginnt von vorne.
so wie du schreibst, hat dein leiden an deiner seele schon mit 13 begonnen und es liest sich so, als ob dieses gedankenkeisen schon lange krankheitswert hat. psychotherapeutische und psychiatrische hilfe, möglicherweise erstmal auch mit medikamentöser unterstützung, können dir mit hoher wahrscheinlichkeit weiterhelfen. dass alkohol als medikament hierfür untauglich ist, hast du bereits erfahren. und du hast ja alkohl als medizin eingesetzt, um die quälenden gedanken los zu werden.
ich glaube übrigens nicht, dass du dir dein restliches leben verbaut hast. allerings denke ich, dass du wirklich psychiatrische hilfe brauchst, damit du dein leben wieder als für dich lebenswert empfinden kannst.
vermutlich hast du recht. Meine Mutter ist mit 13 mit mir zum Arzt, danach wurde der Waschzwang besser und war bald ganz verschwunden. Alk war damals noch kein Thema, das kam wie bei Vielen erst so mit 16-17. Wurde auch selten übertrieben, quasi nur am Wochenende. Von 19-25 gabs auch wenig Alk, ich gehörte eher zu den gemütlichen kiffern. Aber als dann die Angst vor Krankheiten, insbesondere Krebs kam, begannen die Abstürze. Meist in kurzer Zeit sehr viel hochprozentiges. Nach vielen Arztbesuchen um klörperliche Ursachen auszuschliessen hat sich auch das alles gebessert. Mein Konsum hat sich wieder aufs Wochenende reduziert. Vor knapp einem Jahr habe ich die kifferei komplett aufgehört, dafür dann aber wieder mehr Alkohol getrunken. Zwar auch nie täglich, aber doch viel mehr als früher. Besonders die Mengen haben sich gesteigert. Von früher einer halben Flasche Wein auf plötzlich 2-3.. Mit 25 war ich nach einer Flasche Wein so fertig das ich mich übergeben musste. Bis vor 6 Monaten habe ich dagegen noch locker 3 Flaschen platt gemacht und es war noch Platz für mehr.
Seit Februar bin ich nun also mehr oder weniger sauber und oft auch glücklich. Wenn sich da nicht immer wieder die oben stehenden Fragen und Gedanken aufdrücken würden.
Im Gegensatz zu vielen kollegen war ich nie ein Freund von Drogen oder Besäufnissen. Meine 2 Tüten und ich war zufrieden. Hätte ich das mal lieber beibehalten als auf Alk umzusteigen.
da du nun schon geraume zeit ohne alk und thc lebst, der drogenbedingte nebel sich verzogen hat, kommt halt leider deine ursprüngliche erkrankung umso mächtiger wieder zum vorschein.
das gute an deiner jetzigen situation ist, dass du, da drogenfrei, die besten voraussetzungen für eine wirkunsvolle therapie mitbringst.
ich wünsch dir alles gute und vor allen dingen nen guten arzt/ therapeuten.
ich schließe mich Callysta an und empfehle auch immer das "ALK"-Buch. Gibts auch in meiner SHG, ich mache da gelegentlich Sammelbestellungen. Bei Borowiak habe ich mich selbst so wiedergefunden, wie noch nirgends wo anders. Super und alles wird hervorragend erklärt.
Buch habe ich gestern bestellt. Nach dem ich gestern das wirre Zeugs aus meine Birne hier aufgeschrieben habe gings mir besser. Renate hat mit Ihrem Rat zum psycho Doc zu gehen sicher absolut Recht. Nur ob ich das schon hinbekomme..
na klar schaffst du das! du willst es doch! schnapp dir zumindest das telefonbuch und ruf ein paar therapeuten an, es dauert ja sowieso ewig bis du mal einen termin bekommst aber so hast du den ersten schritt gemacht.
komm, na los!
danach gibts auch applaus ;-)
Damit sich etwas ändert, muss sich etwas ändern, sonst ändert sich nichts :D
leide auch schon sehr lange und Zwangshandlungen und auch Gedanken, wenn du dich austauschen willst dann schicke mir ne nmail. Habe es dank langer Therapie in den Griff bekommen, ohne Alkohol!