Es gibt ja eine Vielzahl von Selbsthilfegruppen (SHG). Außer den "großen vier" Anonyme Alkoholiker, Kreuzbund, Blaues Kreuz und Guttempler ja schließlich auch die Freundeskreise, freie Gruppen usw.
Mir ging es am Anfang meiner Orientierung so, dass ich das ziemlich verwirrend fand.
Auf den Webseiten der SHG erfährt man eine ganze Menge, in der Regel fehlt aber meist das Wichtigste: Wie läuft so ein Gruppenabend eigentlich ab?
Klar, wenn man lange genug von der Suchfunktion im Forum Gebrauch macht, findet man die Infos auch aber es wäre doch vielleicht ganz gut, wenn man einen Thread hätte, in dem die Infos konzentriert vorhanden sind.
Um den Thread nicht zu zerreden ist es natürlich unabdingbar, dass nicht über die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Gruppen diskutiert wird. Also ein reiner Info-Thread.
Ich stelle mir das so vor, dass jeder kurz den Ablauf eines für seine SHG typischen Gruppentreffens beschreibt.
Ich mache dann auch gleich mal den Anfang:
Anonyme Alkoholiker (AA)
Die Treffen der AA werden "Meeting" genannt. In der Regel handelt sich dabei um "geschlossene" Meetings. Das bedeutet, Teilnehmen können nur Alkoholiker, bzw. Menschen, die sich bezüglich ihres Trinkens Sorgen machen.
Am Anfang werden die "Zwölf Schritte" des AA-Programms verlesen (ein Zettel geht rum und jeder liest einen Schritt vor). Danach wird aus dem AA-Buch "Heute-Gedanken zum Tag" der Abschnitt für das betreffende Datum vorgelesen.
Danach nimmt der Gruppensprecher Wortmeldungen entgegen und führt eine Rednerliste. Es wird nicht von Jedem erwartet, dass er was sagt, wer will sagt etwas, wer nicht will eben nicht.
Der Redende beginnt seinen Vortrag mit den Worten: "Mein Name ist...ich bin Alkoholiker." Der Redende wird nicht unterbrochen. Der Wortbeitrag muss nicht unbedingt etwas mit Alkohol zu tun haben. Mann kann über alles reden, was einen derzeit beschäftigt, belastet oder erfreut. Jeder kann auf seine Vorredner eingehen, in dem er seine eigenen Erfahrungen zum Geschilderten beschreibt wenn er an der Reihe ist. Eine Diskussion am Tisch findet nicht statt!
Nach etwa 90 Minuten wird das Meeting dann beendet, indem sich die Teilnehmer die Hände reichen und gemeinsam den "Gelassenheitsspruch" sprechen:
"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
und schließlich:
"Gute 24 Stunden! Kommt wieder, es funktioniert!"
Danach stehen manche noch ein paar Minuten zusammen, die Kaffetassen werden gespült usw.
Während des Meetings gibt es natürlich auch eine kleine Raucherpause.
Nasse Alkoholiker dürfen am Meeting teilnehmen, wenn sie nicht durch ihr Verhalten stören.
Ja, soweit mein Beitrag. ich bin gespannt auf Eure
du vergisst aber bei deiner idee das auch die einzelnen gruppen inerhalb eines verbandes unterschiedlich arbeiten können.
zb bei den AA`s gibt es hartcore-gruppen für die ihr blaues buch heiliger als die bibel ist, und gruppen, die dieses buch nur als groben leitfaden benutzen.
bei der suche nach der besten gruppe für einen persönlich, hilft nur ausprobieren
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Ja, klar sind die Gruppen unterschiedlich. Ich denke mir aber, dass der Rahmen des Ablaufes immer gleich ist. Deswegen schrieb ich ja auch, dass jeder den Ablauf in seiner Gruppe beschreiben soll. So gibt es doch etwas typisches, wie z. B. das nacheinander, nicht diskutierende Reden bei den AA. Das dürfte in jeder AA-Gruppe so sein, egal wie heilig das blaue Buch ist
Oder z. B. das sogenannte "Blitzlicht" in anderen Gruppen.
Meine Absicht ist, dass jeder das typische seiner Gruppe beschreibt (z. B. dass es auch gemeinsame Freizeitaktivitäten beim Kreuzbund gibt u. a.).
Es soll ja auch nur der ersten Orientierung dienen.
Ich gehe seit 2000 in Kreuzbund-Gruppen, erst in München, dann in Stuttgart. Seit einigen Jahren bin ich Gruppenleiter, habe auch einige Seminare, ob in der Diözese oder im Bund mitgemacht. Ich kann also von mir sagen, daß ich mich bei uns im Verband recht gut auskenne. Trotzdem kann ich nur von den Gruppen berichten, in denen ich teilgenommen habe, bzw. aktuell teilnehme.Ich habe allerdings das Gefühl, daß die Selbstwahrnehmung als katholischer Verband in den südlichen Diözese lang nicht prägend ist wie im Westen und Norden. Dort gibt es eine durchgehende über 100jährige Tradition, während wir im Süden uns erst in 70ern als Selbsthilfeverband neu gründeten. Ich hätte in manchen Kreuzbund-Gruppen der strengen Observanz um Düsseldorf/Münster oder Paderborn rum meine massiven Schwierigkeiten. Nicht unbedingt wg. des katholischen Selbstverständnisses (das katholische Herz kann sehr weit sein), sondern wg. so mancher eherner Grundsätze (z.B.Abstinenzgebot für Angehörige), die aus Zeiten stammen, als der KB ein Fürsorge- und Abstinenzverband war.
Jetzt aber zu meinen ureigensten Erfahrungen. Wichitg: wir sitzen im Kreis, geraucht wird nicht, Kaffee wird, wenn es örtlich möglich ist, vorher oder nachher getrunken. Am Anfang steht die Befindlichkeitsrunde, auch Blitz genannt, in der jeder/jede ohne unterbrochen zu werden kurz über sein momentanes Befinden berichtet; was ihn bedrückt, was gut gelaufen ist oder ganz einfach: mir geht es gut. Aus dieser Eingangsrunde ergeben sich meistens schon die Themen für den Abend, die dann in Rede/Gegenrede behandelt werden. Der Moderator schaut darauf, daß die RednerInnen bei sich und ihren Erfahrungen bleiben und daß nicht durcheinander geredet wird. Sollte es tatsächlich kein aktuelles Thema geben, so wird ein Thema aus vorigen Sitzungen aufgegriffen oder ein Thema vorgeschlagen. Zum Schluß gibt es noch eine ganz kurze Schlußrunde, wo jeder bei sich hinschaut, wie er sich fühlt.
Für mich ganz wichtig: Störungen haben Vorrang, jeder bleibt bei sich, Rückmeldungen gibt es nur wenn gewünscht.
Zur Freizeitgestaltung: es gibt Stadtverbände mit einem sehr hohen Freizeitangebot, wir in S machen einen Sommerausflug und einen Neujahrscafe zusammen mit der Suchtberatung der Caritas, einen kleinen feinen Adventscafe und dieses Jahr wieder eine Grillfete bei mir im Garten. Letzten Herbst gab es ein Theaterangebot: Die Legende vom heiligen Trinker im Theaterhaus. Dazu kommen die Seminare auf Diözesan-, bzw. Bundesebene. Ich verstehe den KB allerdings so, daß das Freizeitangebot keinen Schwerpunkt bei uns bildet, im Gegensatz zum Freundeskreis z.B.
Nachtrag: - beim KB sind Betroffene wie Angehörige willkommen. Nicht umsonst sind wir eine "Selbsthilfe und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige" - Nasse ja, sofern sie nicht sichtbar angetrunken sind. Allerdings sollte er/sie sich möglichst bald entscheiden, was tun. (so ist es in meiner Gruppe Konsens) - Es wird nach ca. 1 Jahr gewünscht, Mitglied zu werden. (Um am Diabektikersport teilnehmen zu können, mußte ich schon nach einer Schnupperstunde in den Sportverein eintreten.) - sog.Profis sind nur auf Einladung in unserer Greuppe, sei es, um uns bei Prozessen in der Gruppe zu unterstützen, sei es, um Infos zu einem Thema zu liefern, bei dem wir nicht weiter kommen.
Kommentar: so oder ziemlich ähnlich läuft es bei den Nicht-Schrittler-Gruppen. Und wie schon gesagt, es kommt mE mehr auf die Menschen als aufs Etikett an, ob ich mich wohlfühle. Deswegen ganz klare Ansage: egal, was hier im Thread odeer auf irgendwelchen Internetseiten steht, die Wirklichkeit ist nochmal ganz anders. Deshalb hingehen. Der Mao hat glaube ich mal gesagt, um den Geschmack einer Birne zu erfassen, muß ich sie essen (oder so ähnlich)
Also meine Gruppe ist von einer örtlichen, christlichen Gemeinde "organisiert". Man muss allerdings nicht kirchlich sein, um dort teilzunehemen. Ich bin es auch nicht, allerdings ca.90% der Gruppenmitglieder. Es geht recht locker zu. Zu Beginn eröffnet unser Gruppenleiter die Stunde, es wird ein kleines Gebet gesprochen (was ich für mich auslasse, da ich kein überzeugter Christ bin), Grüße werden ausgerichtet, organisatorische Dinge besprochen und gefragt, ob jemanden etwas auf dem Herzen liegt. Dann gibt es jede Woche ein Thema, entweder kommen uns welche aus anderen Gruppen besuchen und berichten über sich und Ihr Leben, oder es steht auch mal Bibelarbeit an oder andere Themen über die wir uns austauschen. 1-2 im Monat essen wir zusammen Abendbrot, schauen uns Filme an oder lassen uns Urlaubsberichte erzählen. Manche kommen nur zum Essen, andere sind zutiefst gläubig und glauben, nur Gott hätte sie von der Sucht befreit und dann gibt es welche wie mich, die einfach gerne unter netten Menschen sind und sich über jede Regelmäßigkeit im Leben freuen.(Und auch gern mal kritisch hinterfragen, ganz lieb, versteht sich) Das Gute an der christlichen Gemeinde/Gruppe ist, es wird geholfen ohne zu Hinterfragen. Wer Hilfe braucht, bekommt sie, sofort und ohne erst nach einer "Kostenübernahme" zu fragen. Wie es mit angetrunkenen ist, weiß ich garnicht so genau, aber wie bei vielen anderen, kommt es auf ihr Benehmen an, denke ich...Angehörige und Hilfesuchende sind immer herzlichst willkommen
...mir wurde die Teilnahme an einer SHG von einer Sozialpädagogin, die mich während meines Krankenhausaufenthaltes aufsuchte, nahegelegt.
Ich habe keine Erfahrung mit AA-Gruppen oder Kreuzbund. Bei uns ist die Teilnahme völlig zwanglos. Unsere Gruppenleiterin notiert zu Beginn die Namen der Teilnehmer und begrüßt alle.
Kommt ein Neuer dazu, so ist es ihm freigestellt, ob er sich vorstellen und seine Geschichte erzählen will, oder ob er vorläufig nur mithören möchte. Bei uns gibt es weder Gebete noch Regeln, ausser, dass nichts von dem, was gesprochen wird, nach draussen getragen werden darf. Wir nennen uns beim Vornamen und im Laufe der Zeit haben sich auch ausserhalb der Gruppe private Kontakte gebildet. Zu Beginn erzählt jeder Teilnehmer, sofern er möchte, wie seine Woche verlaufen ist, hat er Probleme, so werden sie nach Beendigung seines Beitrages erörtert. Der Redner wird nicht unterbrochen, gibt es nichts dazu zu sagen, fängt der nächste an. Es kommt auch vor, dass jemand sagt, mir geht es nach wie vor gut und es gibt nichts Neues, dann ist das auch ok. Gesprochen wird über alles Mögliche, selten über ein Alk-Problem, da vorausgesetzt wird, dass man trocken teilnimmt. Es kann schon vorkommen, dass jemand angetrunken kommt, solange er sich ruhig verhält, wird er geduldet. Wer um Hilfe bittet, bekommt dementsprechende Ratschläge, bzw. Adressen und Anlaufstellen. Bei uns herrscht überwiegend ein herzlicher Ton, es darf auch gelacht werden..., , vor allem, wenn nach einer Stunde die Raucher schon nervös auf die Uhr gucken, wann können wir denn kurz nach draussen .... Ab und zu kommen Teilnehmer nur für kurze Zeit, um eine Bescheinigung zu erhalten, die sie brauchen, um den Führerschein wieder zu bekommen. Angehörige nehmen nicht teil, werden aber nicht ausgeschlossen, wenn alle Teilnehmer einverstanden sind.
In unserer Gruppe ist jedes Alter vertreten, der weibliche und männliche Anteil hält sich meist die Waage.
Nach 2 Stunden geht man mit einer herzlichen Umarmung auseinander.
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....
Meinen Dank zunächst an alle, die sich hier die Mühe gemacht haben, kurz was zu ihrer Gruppe zu schreiben. Ich finde es super !
Vielleicht findet sich ja noch jemand von den beiden Blaukreuz-Verbänden und dem IOGT (Guttempler)?
Mir ist jedenfalls bis jetzt eins klar geworden: Bei aller Unterschiedlichkeit verbindet uns doch alle das eine große Ziel, nämlich ein trockenes und zufriedenes Leben zu führen.