Hallo zusammen, mein Name ist Rolf, ich bin 46 Jahre alt und Alkoholiker. Zwar habe ich mittlerweile meine Trinkgewohnheiten von „Besorgniserregend“ auf „immer noch zu viel“ reduziert aber zufrieden bin ich damit immer noch nicht. Seit letzte Woche Samstag habe ich nichts mehr getrunken. Aber davon am Ende meiner Vorstellung mehr. Ich habe einiges zu erzählen bevor ich euch mit meinen Fragen löchere, also werde ich meine Vorstellung in 2 oder 3 Teilen verfassen. Ich hoffe das ist regelkonform.
In meiner Jugend war Alkohol kein Thema. Meine Mutter wurde als ich in die Pubertät kam alkoholkrank und für mich ein abschreckendes Beispiel wie Alkohol einen Menschen charakterlich verändern kann. (Sie ist aber 1985 in Therapie gegangen und ist seitdem trocken)
Wie habe ich angefangen zu viel zu trinken? Nun ich habe schon mit 18 in verschiedenen Clubs als DJ gearbeitet und obwohl mir alkoholische Getränke frei und umsonst zur Verfügung standen, hat es mich nie gereizt zu viel zu trinken. Bier mochte ich nicht also blieb es bei ab und zu einem oder zwei Bacardi Cola die Nacht. (nur freitags und samstags) – einfach um dazu zu gehören.
In der Woche haben wir uns montags alle 14 Tage mal mit einer kleinen Clique getroffen und haben mit 4-6 Leute neben einen Joint auch mal eine Flasche Bacardi gekilled.
Geheiratet haben meine Frau und ich 1993 und 1995 habe ich mir, als unser erstes Kind unterwegs war, einen Zweitjob gesucht. (Während ich das hier schreibe fällt mir ein, daß ich zur Hochzeitsnacht schon zu betrunken war um mit meiner Frau zu schlafen und das obwohl ich damals laut meiner Erinnerung noch nicht täglich getrunken habe…)
Von der DJ Gage konnten wir zwar noch immer gut leben, aber ich hatte von Sonntag bis Freitag nichts zu tun also wurde schon mal unnötig viel Geld beim Bummeln ausgegeben.
Ich stellte mich vor bei einer Firma, die Aktien am Telefon verkaufte und wurde sofort eingestellt – allerdings auf Provisionsbasis. Schon nach 3 Monaten verdiente ich so viel, dass ich die Nachtarbeit als DJ einstellen konnte (obwohl es bis dahin nichts wichtigeres als Musik in meinem Leben gegeben hatte) und ich arbeitete von da an als selbständiger „Börsenmakler“ – auf Provisionsbasis.
Das bedeutete allerdings auch, dass ich ein neues Wort kennenlernen musste: Stress! Jeder Monat fing bei null an – keine neuen Kunden/Umsätze hieß keine Provision. Mein Alkoholkonsum blieb aber trotzdem, zumindest in meinen Augen, noch sehr moderat aber ich kann mich daran erinnern, dass ich schon die ein oder andere Diskussion mit meiner Frau darüber hatte und ich als Gegenargument brachte: „schau dir im Fernsehen JR Ewing bei Dallas an, wenn der nach Hause kommt trinkt der auch zuerst mal einen Whiskey zum runterkommen… „ (nur eine Anekdote – keine Ahnung warum mir die gerade einfällt)
Irgendwann um 1996 herum lud mich dann ein Kollege auf ein Näschen Kokain ein, weil’s alle an der Börse nehmen würden und leider probierte ich es aus. Danach ging’s eigentlich „ratzfatz“: Kokain hat die Eigenschaft jemanden zu euphorisieren aber bei mir brachte es zusätzlich den Druck Alkohol zu trinken und zu rauchen um die Wirkung zu verstärken und möglichst lange zu halten. (habe 1996 mit 29 Jahren angefangen zu rauchen!!) So trank ich mit den Kollegen schon zur Mittagspause auf der KÖ den ein oder anderen Viertelliter Wein und schlich mich nachmittags gegen 16:00 aus dem Büro raus um einen Jägermeister zu kaufen, damit die Wirkung bis zum Feierabend anhielt. Auch zuhause war dann zusätzlich jeden Abend eine Flasche Wein Pflicht – wenn ich nicht mal wieder bis zwei, drei Uhr morgens „Überstunden“ im Büro schieben musste…
Ende 1997 ließen meine Leistungen/Umsätze allmählich nach und damit verschwanden auch die finanziellen Möglichkeiten mich an der Kokserei zu beteiligen also wechselte ich die Firma um aus den Dunstkreis der besserverdienenden Kollegen und der Drogen zu verschwinden.(so habe ich es mir zumindest eingeredet) Immerhin war auch unser 2tes Kind unterwegs…
In der nächsten Firma lernte ich nach anfänglicher Drogenabstinenz dann eine neue Droge kennen, die für mich der große Auslöser war noch mehr zu konsumieren: Speed – einen Vorläufer von Crystal Meth! (Methamphetamin wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/N-Methylamphetamin) Im Vergleich zu Koks spottbillig und von der Wirkung her Fantastisch wenn man am Telefon was verkaufen muss. Eine Nase morgens und du kannst bis mitten in der Nacht weiterquatschen! (können oder eher müssen, denn schlafen kann man eigentlich vergessen…)
Meine Woche sah jetzt so aus: Montagmorgens meine erste „Bombe“ Speed und Donnerstag die letzte. Zwischendurch 200% Power, Alkohol mittags, nachmittags und abends ohne Betrunken zu werden (ist eine Nebenwirkung von Speed: man kann trinken bis der Arzt kommt und merkt nicht das man zu viel hat) Dazwischen jede Nacht maximal 2-3 Stunden Schlaf – das wurde dann am Wochenende nachgeholt und dann auch endlich mal was gegessen… Dazu kam es, daß ich durch die Kombination von Speed und Alkohol (und auch Experimente mit anderen Drogen) allmählich alle Hemmungen fallen ließ und Sachen gemacht habe, für die ich mich heute noch schäme. Ich habe zwar nie jemanden geschlagen oder körperlich verletzt aber sonst war ich schon ein großes A..loch. (Lügen, Betrügen, Ladendiebstahl, Fremdgehen, unsw…)
So unter Hochspannung habe ich fast 2 Jahre gelebt bis ich vor dem nächsten Jobwechsel während eines Kurzurlaubs dann von heute auf morgen den Speed und die anderen Drogen weggelassen habe was mir auch ohne Probleme gelang.
So gestärkt sagte ich mir dann auch, dass ich das mit dem trinken auch hinbekommen werde, denn wer Kokain und Methamphetamin ohne Entzugserscheinungen absetzen kann, der wird doch wohl auch mit Alkohol fertig!
Weit gefehlt aber davon später mehr… (Fortsetzung folgt)
(Fortsetzung) Ich hatte also die Firma gewechselt (mal wieder) und konnte jetzt auch ohne aufputschende Drogen meine Leistung abrufen. Es war sogar so, dass ich auch in der Mittagspause nur selten Alkohol zu mir nahm, da ein Schwips mir jetzt plötzlich die Zunge schwer machte was sehr kontraproduktiv beim Telefonverkauf war. Auch abends blieben die Trinkmengen übersichtlich. Zwar war es fast täglich eine halbe oder ganze Flasche Wein am Fernsehen – auf Feiern natürlich auch mal mehr – aber es gab keine Abstürze. Bis auf einen: der Chef hatte uns um das gute Geschäftsjahr zu feiern zum Essen, danach zum Stripclub und anschließend zum Pokerspielen nach Hause eingeladen. Irgendwann gegen Mitternacht kam jemand auf die glorreiche Idee Kokain zu besorgen und der Rolf war ja schon so lange clean, also konnte er sich ruhig auch mal ein Näschen gönnen. Um die Sache abzukürzen: ich war erst am nächsten Tag gegen 17:00 Zuhause wo die gepackten Koffern schon vor der Tür standen… Nur mit viel Mühe gelang es mir meine Frau davon zu überzeugen, dass man mir wahrscheinlich heimlich was in den Drink geschüttet hatte denn ich hätte den totalen Blackout und sei erst gegen 16:00 beim Chef zuhause aufgewacht…
Von dem Tag an habe ich dann Kokain tatsächlich nie wieder angerührt!
Die Jahren 2001 bis 2003 verliefen ziemlich unauffällig ohne weitere Eskapaden und meine Frau hatte sich mittlerweile an den angeblichen Wein“Genuss“ am Abend gewöhnt. Es war allerdings so, dass ich inzwischen anfing zum Wein auch regelmäßig Wodka in’s Haus zu schmuggeln damit es so aussah, dass ich abends nur eine halbe Flasche trank. Heimlich holte ich allerdings den zum Schlafen benötigten Pegel mit der im Badezimmer versteckten Flasche Wodka nach…
Mir selber redete ich ein, da ich ja mittlerweile nichts mehr tagsüber trank und nur Abends den Alk brauchte zum Abschalten, dass ich kein Alkoholiker sein könnte. Alkoholiker brauchen Ihren Schnaps schon morgens. Alkoholiker funktionieren nicht auf der Arbeit! Alkoholiker sind schlecht und brutal zu Frau und Kinder! So war ich nicht!
Tatsächlich nicht? In meinen Augen war ich ein liebevoller Vater und meine Kinder fanden es toll, dass Papa fast wöchentlich die neuesten Spielsachen mit nach Hause brachte. Es gab kein Spielzeug was die Jungs nicht besaßen! Wir spielten regelmäßig zusammen oder fuhren zu Abenteuerspielplätze, Freizeitparks unsw. Aber natürlich freute ich mich dabei tagsüber auf meine Belohnung am Abend: Alkohol! (wenn ich jetzt drüber nachdenke, waren diese Geschenke vielleicht nur Gelegenheiten um mein schlechtes Gewissen zu erleichtern denn oft kaufte ich den Jungs mehr als wir uns eigentlich finanziell leisten konnten...)
Abends ab 19:30, wenn die Kinder in Bett waren und das erste Weinglas auf den Tisch stand (und ich mal kurz an der Wodkaflasche im Badezimmer genippt hatte) vertiefte ich mich in ein neues Hobby: Computerspiele! Dabei konnte ich nebenbei unangenehme Gespräche mit meiner Frau aus den Weg zu gehen. Erstens hatte meine Frau bemerkt, dass es finanziell nicht immer so rosig lief und wollte das dann abends gerne zur Sprache bringen und mir war klar, dass wenn ich mich mit ihr unterhalten würde, sie bemerken könnte, dass meine Zunge schwer war und das nicht von den 1 oder 2 Gläschen Wein stammen könnte. Also Kopfhörer auf und konzentriert zocken und nur mal ab und zu nicken oder "hmm" grummeln wenn sie was sagte. Auch hatte ich mittlerweile die Technik perfektioniert wenn ich tatsächlich mal eine längere Antwort geben musste: ich tat als wenn ich gähnen musste und sprach dann. So fiel die undeutliche Sprache nicht auf... (dachte ich)
Und das Zocken am PC machte Spaß! Zusammen mit dem Alkoholrausch konnte ich in eine fremde Welt abtauchen und alle Probleme vergessen. Meine Frau ging spätestens um 22:00 in’s Bett und ich spielte jeden Abend noch mindestens bis Mitternacht weiter. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass unser Sexleben damals auch fast komplett auf null runtergefahren war…
Mir war zwar klar, dass mein Trinkverhalten nicht in Ordnung war aber eine weitere selbst-gewonnene "Weisheit" zeigte mir, dass es bei mir noch nicht so schlimm sein konnte: wie schon geschrieben trank ich tagsüber nichts und auch die Wein- und Wodkaflasche wurde niemals an einem Abend komplett geleert. Ich hatte mal gehört, dass Alkoholiker nicht aufhören können wenn sie einmal dabei sind und sich immer bis zur Besinnungslosigkeit betrinken. Ich nicht! Ich trank nur bis zu einem Level und einer bestimmten Uhrzeit! Also konnte ich noch lange keine Alkoholiker sein. Nur jemand der gerne trinkt!
Tja, ich weiß jetzt, dass ich damals noch nichts wusste… (Fortsetzung folgt)
Ich dachte nicht, dass ich beim Schreiben so viel angestautes, vergessenes plötzlich wieder "auf'm Schirm" habe...
Also weiter:
(Fortsetzung)
2003 gründete ich zusammen mit einem Bekannten eine eigene GmbH für den Vertrieb von Sportartikeln. Ich wurde zum Geschäftsführer bestimmt und schon nach kurzer Zeit kam der gewünschte Erfolg. Mein Talent in Sachen am Telefon zu verkaufen half unsere Artikel bei Händlern rund um Deutschland zu platzieren. Durch den gestiegenen Umsatz konnten wir weitere Telefonverkäufer einstellen und mein Job beschränkte sich plötzlich auf das Schreiben von Rechnungen – max. 1 Stunde am Tag. Also konnte ich es mir erlauben erst gegen 11:00 in der Firma aufzuschlagen, abends entsprechend länger am PC sitzen und natürlich morgens länger in Bett zu bleiben. Das tat auch gut denn inzwischen hatte ich bemerkt, dass mein Schlaf nicht mehr so erholsam war wie früher…
2005 wurde ich (bei einer Feier mit reichlich Alkohol) überredet beim örtlichen Fußballverein als ehrenamtlicher Geschäftsführer einzusteigen. Obwohl ich - bis auf die Tatsache das meine Kinder Fußball spielten- mich nie für Fußball interessiert hatte, machte ich den Job so gut, dass man mich kurz danach zum Vorsitzenden wählte. Ich war – und das war neu für mich – plötzlich sehr beliebt und hatte viele neue Freunde. Man konnte mich Tag und Nacht anrufen, ich war immer da um Probleme zu lösen. Teilweise telefonierte ich stundenlang für den Verein während die normale Arbeit liegen blieb. So beliebt ich auch war, so jähzornig und böse konnte ich werden wenn jemand gegen den Verein, den Vorstand oder mich persönlich schoss. Dann rollten Köpfe!! Diese Wutanfälle kannte ich eigentlich bis dahin nicht weil ich schon immer Konfrontationen aus dem Weg gegangen bin aber damals konnte ich mich – benebelt vom Alkohol oder verkatert – richtig in solche Auseinandersetzungen reinsteigern…
Beliebt bei den Freunden und gefürchtet von den Feinden… Und neue Freunde gab es auf einmal viele. Bei über 50 Trainer, Betreuer und Vorstandsmitgliedern war fast jede Woche irgendwo eine Feier bei der meine Frau und ich eingeladen waren. Und es gab monatlich 2 bis 3 Vorstands- und Trainersitzungen im Vereinsheim – natürlich mit dem ein oder anderen Bier oder Weinchen. Ich trank öffentlich tatsächlich nur 1 oder 2 Gläschen, richtete die Sitzungen aber so ein, dass ich spätestens um 22:00 nach Hause konnte unter dem Vorwand ich müsse noch arbeiten. Tatsächlich ging es mir darum, dass ich noch 2 Stunden am PC sitzen und die Flasche Wein leeren konnte.
Zusätzlich traten wir zum ersten Mal in einen Kegelclub ein – obwohl wir beide weder Kegeln konnten noch Kneipenatmosphäre mochten. Aber die Kegelbrüder und Schwestern waren doch soooo lustig wenn es nach jeder verlorenen Runde einen Schnaps für die Gegenpartei gab. Und noch ein Bier und noch ein Schnaps etc. Ich trank natürlich kein Bier – weil es mir nicht schmeckte – sondern blieb beim „Weinchen“. Der Wein aus der Kneipe schmeckte fürchterlich aber die 12 Umdrehungen im Vergleich zu den 3,5 beim Bier waren natürlich interessanter…
schön, dass Du Dein Ventil geöffnet hast. Für mich ist der "Absprung" auch zu einem wichtigen Punkt der Bestandaufnahme geworden. Mal innehalten und gucken wie ich meinen Weg kontrolliert in neue Richtungen lenken kann.
Ich habe die letzten Tage viel Zeit damit verbracht hier im Forum zu lesen und bin auf die 12 Schritte der AA gestoßen. Die Geschichte der 12 Schritte eines Alkoholikers lese ich jetzt schon zum dritten Mal, denn ich finde darin so viele Parallelen zu meiner Säuferkariere, dass es fast schon erschreckend ist und mich sehr nachdenklich macht. Ich bin übrigens gut über’s Wochenende gekommen und habe noch immer nicht getrunken.
Fortsetzung)
Die Jahre 2005 bis Mitte 2007 waren eine einzige lange Party. Wenn wir nicht irgendwo eingeladen waren, wurde jetzt mittlerweile Abends zuhause 2 Liter Wein runtergespült. Von Genusstrinken konnte schon lange nicht mehr die Rede sein, denn ich war inzwischen auf den ekelhaften Weißwein aus dem praktischen 3 Liter Karton umgestiegen. Das hatte den Vorteil, dass die leeren Flaschen nicht mehr entsorgt werden mussten. Die Aufgabe hatte bis jetzt immer meine Frau übernommen und ich weiß heute noch wie peinlich es war, wenn sie samstags den Korb mit den leeren Flaschen wegbrachte. Minimum 14 Flaschen in nur einer Woche! Zwar versuchte ich ihr ab und zu einzureden, dass es mein Verbrauch von 2 Wochen war, denn ich ging davon aus, dass auch sie sich nicht mehr genau an letztes Wochenende erinnern konnte – wenn es mir schon nicht gelang… Natürlich wusste sie es besser. Daher der Umstieg auf die 3 Liter Weinkartons. Erstens hatte das den Vorteil, dass kein Leergut mehr anfiel und zweitens konnte ich beim Kauf gleich 2 Kartons mitnehmen und musste so nur 2 Mal wöchentlich zum Getränkeladen. Mir war natürlich inzwischen aufgefallen, dass die freundlichen Kassiererinnen mich schon mal besorgt anschauten als ich dort vorher täglich aufschlug um meine 2 Flaschen zu kaufen.
Das PC Zocken hatte ich mittlerweile dran gegeben, denn mit dem Pegel konnte ich weder Rennen fahren, noch die Gegner bei den Egoshootern abknallen. Meine Reflexe waren nach 19:00 abends dazu einfach nicht mehr in der Lage.
Um mich dennoch abkapseln zu können verbrachte ich jetzt jeden Abend auf Youtube und schaute mir irgendwelche Dokus an oder hörte Musik aus meiner langen DJ Kariere.
Der gesteigerte Konsum hinterließ jetzt auch erste körperliche Nebenwirkungen: ab und zu hatte ich so viel getrunken, dass ich mich übergeben musste. Natürlich wurde das Badezimmer dann noch nachts wieder in Ordnung gebracht, damit meine Frau nichts mitbekam. Auch landete ich, auf der Suche nach der Toilette, ein paar Mal nachts versehentlich in unseren begehbaren Kleiderschrank. (meine Entschuldigung war, ich hätte so fest geschlafen, dass ich mich verirrt hatte.) Auf Partys war die Story dann regelmäßig der Brüller…
Jeder morgen war die reinste Hölle: um den Mund und die belegte Zunge sauber zu kriegen – denn ich war inzwischen ein leidenschaftlicher Schnarcher geworden – musste ich morgens den Duschkopf abschrauben und mir den Schlauch in den Mund halten. Vor lauter Übelkeit musste ich mich dabei natürlich auch übergeben – auch wenn der Magen ja inzwischen leer war. Danach Minimum 20 Minuten heiß duschen um die Lebensgeister halbwegs wach zu kriegen und ab in’s Büro. Natürlich bekam ich dann dort vor 12 Uhr mittags nichts geregelt – aber es lief auch „noch“ so.
Meine Begeisterung für mein Ehrenamt hatte auch nachgelassen. Es nervte, dass mich die Leute abends anriefen, denn so konnte meine Frau – bei der ich ja versuchte das Gespräch aus dem Weg zu gehen – hören, dass meine Aussprache undeutlich war. Also verkündete ich im Verein neue Regeln: wenn jemand was von mir wollte, könnte man mich bis 19:00 erreichen. Danach sei „Büroschluss“.
Trotzdem war ich noch immer sehr beliebt, denn ich war der lustigste Vorsitzender den es je gegeben hatte. Und auch der mutigste wenn es darum ging Probleme oder Feinde zu erledigen. War ich wirklich so beliebt oder waren alle anderen aus Furcht vor meinem nassen Zorn plötzlich nur freundliche Arschkriecher geworden?
Eines Nachts Mitte 2007, ich hatte diesmal den Bogen richtig überspannt und die ganzen 3 Liter Wein in der Zeitspanne von 19:00 – 0:00 geleert, ging es mir fast an den Kragen. Ich wurde plötzlich wach weil ich mich übergeben musste und hatte mich dabei so erschrocken, dass ich ein Teil des Erbrochenen einatmete. Ich schaffte es noch bis zur Toilette um den Rest auszukotzen aber hatte danach richtige Schwierigkeiten beim Luftholen, weil meine Lunge und Luftröhre brannten wie Feuer. Nach einer halben Stunde konnte ich mich wieder hinlegen aber das Erlebnis hatte mich endlich wachgerüttelt. Waren auf diese Art und Weise nicht schon zahlreiche meiner Musikerhelden um’s Leben gekommen? Am eigenen Erbrochenen erstickt!
Das reichte! Ich musste was unternehmen!!!!!!!!!!!!
Ich muß ganz ehrlich sagen, ich bin erschrocken, als ich deine letzte Schilderung vom nächtlichen Erwachen las. Da hast du wirklich nochmal großes Glück gehabt!
Welche Pläne hast du denn für deine Zukunft?
lG Galini
[ Editiert von Galini am 22.10.13 12:29 ]
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....
@ Gallini: ich versuche die Sachen zu sammeln und geordnet aufzuschreiben wenn ich zwischendurch mal "Leerlauf" habe. Bis vor kurzem hat mich diese Langeweile dazu verleitet zu trinken.
Da meine Frau Mittwoch und Donnerstagnachmittags arbeitet (ich habe mein Büro mittlerweile Zuhause) und diese Nachmittage für mich gefährlich waren/sind, werde ich die nächste(n) Episode dann schreiben um mich zu beschäftigen.
Wie meine Zukunft aussieht? Ehrlich gesagt plane ich zur Zeit nur die nächsten 24 Stunden und die verbringe ich zur Zeit mit Arbeiten, Lesen, Sport, Fernsehschauen mit der Familie und früh in's Bett gehen. Schlafen ist so eine wundervolle Sache, wenn man nüchtern in's Bett geht!
Mir ist aber klar, dass ich diesmal was anderes machen muss als bei den letzten Trinkpausen - aber dass möchte ich erst in meiner "Lebensbeichte" einarbeiten.
das liest sich gut, Rollemann ! Wichtig ist, dass du nur für das HEUTE lebst, das hilft mit - das erste Glas stehen zu lassen. Gegen Langeweile lässt sich einiges tun. Und dass du sie damit vertreibst, indem du deine Geschichte aufschreibst, ist sehr geschickt.
Die Jahreszeit ist geradezu ideal, um zeitig schlafen zu gehen und ausreichender Schlaf ist gesund, ganz abgesehen davon, dass man am Morgen frisch und ausgeruht erwacht.
Alles Gute weiterhin, bleib auf dem Weg, den du eingeschlagen hast.
lG Galini
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....
Ich bin noch nicht dazu gekommen die nächsten Jahre nieder zu schreiben aber wollte mich kurz melden, dass ich noch am Ball bin.
Ich habe noch immer nichts getrunken aber merke, dass ich ab und zu mit dem Gedanken spiele, dass ich zwar nicht heute, aber vielleicht morgen oder am Freitag doch was trinken könnte. Quasi zur Belohnung.
Dann lese ich hier im Forum - auch mein eigener Beitrag - und frage mich, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe????
Ich habe noch immer nichts getrunken aber merke, dass ich ab und zu mit dem Gedanken spiele, dass ich zwar nicht heute, aber vielleicht morgen oder am Freitag doch was trinken könnte. Quasi zur Belohnung.
Dann lese ich hier im Forum - auch mein eigener Beitrag - und frage mich, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe????[/b]
Rollemann,
schöne Belohnung , lass deine Fantasie spielen, es gibt viele Arten von Belohnung, du mußt dir nicht ausgerechnet die schlechteste davon aussuchen.
lG Galini
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....