Hausärztehaben oft nicht sooo große Erfahrung mit Sucht. Aber ein Check, wie es körperlich bei dir aussieht mit den Folgen des Alkoholkonsums ist sicher hilfreich und wird am Anfang einer Therapie ohnehin durchgeführt.
Gleich wieder ein erhobener Zeigefinger...
Wiege dich bloß nicht in Sicherheit, wenn die Leberwerte bestens sein sollten!!! Es gibt bei Lebern deutliche Qualitätsunterschiede! Und bei manchen Menschen macht vor der Leber die Bauchspeicheldrüse schlapp oder das Hirn (Stichwort Korsakow)
Ein krasses Beispiel hat mal die Ingmarie gepostet:
Die Kontaktaufnahme mit der Suchtberatung finde ich super, da bekommst du sicher qualifizierten Rat, was du weiter für deine Trockenheit tun kannst.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Also, ich schreibe von einem Tablet aus, glaube die "zitieren" Taste funktioniert da nicht. Kann nix markieren. Ich antworte also weiter einfach drauf los, ihr versteht mich schon.
Ich habe bei jedem Anlass getrunken, denke da viel drüber nach. Also wenn was schlimmes passiert ist (ist aber schon seit Jahren nix schlimmes mehr passiert), wenn ich müde war, wenn ich nicht schlafen konnte, weil die Sonne so schön scheint, weils so doof regnet, weil ich traurig war, weil ich mich über etwas gefreut habe, weil ich Stress hatte, weil ich Langeweile hatte, weil ich paar Tage frei hatte oder auch weil ich bald wieder arbeiten musste... besonders aber nach jedem Dienst also jeder Schicht, dann immer direkt ab zur Tankstelle...
Dabei habe ich wirklich ein schönes und glückliches Leben. Ich bin seit fünf Jahren verliebt, seit 2,5 Jahren glücklich verheiratet, wir haben eine tolle Wohnung mit großem Garten, beide einen guten Traumjob, einen tollen Hund, alles prima. Warum trinkt man dann so? Ich kann nicht mal Probleme vorweisen die ich wegtrinken wollte. Aber ich habe die Sucht wohl eher aus dem Leben vor meinem jetzigen Mann mitgeschleppt.
Ups, jetzt bin ich abgeschweift lach.
@lieber Grufti: ja, ging mir eben auch durch den Kopf. Ich wohne hier auf dem Dorf, mein HA ist ein älterer netter Arzt bei dem ich ehrlich gesagt nicht so viel Suchterfahrung vermute. Denke auch, ein großes Blutbild wäre eh mal dran, obwohl auch meine Blutwerte in den letzten 20 Jahren auch in heftigen Suffzeiten immer vorbildlich waren, wie in deinem Beispiel. Ausserdem kann es ja sein das ich ne Therapie mache wo die Rentenkasse zahlen muss und dann wäre es nicht schlecht wenn meine Sucht schonmal aktenkundig ist. Aber genau wegen solcher Überlegungen habe ich Kontakt mit der Suchtberatung des Gesundheitsamtes aufgenommen bzw lasse mir da dann morgen früh einen Termin machen.
Und irgendwie habe ich da auch die Hemmschwellen verloren glaube ich, ich freu mich sogar darauf mit denen zu sprechen und mir helfen zu lassen. Allein der Entschluss ist irgendwie erleichternd. Wisst ihr was ich meine?
So, heute ist mein zweiter abend allein zu Hause, eine situation bei der ich anfang letzter Woche noch heftigst zugelangt habe. Liege gemütlich auf Couch und fühle mich noch wohl. Und falls ich nicht schlafen kann und Unruhe kriege werde ich das verdammt nochmal aushalten!!!
Meine Abstinenz-App sagt jetzt eine Woche, ein Tag und fast 19 Stunden (ich liebe solche Spielereien)
Ach ja, Notfallkoffer. Werde gleich mal den Laptop meines Mannes nach einem richtig schlimmen Suff-Foto von mir durchsuchen und das ausdrucken. Das wäre schonmal das erste was reinkommt. Mal sehen was noch alles. Und ich werde mir ne schöne Schachtel suchen und bekleben oder bemalen die dann als Notfallkoffer fungieren wird an solchen Spielereien kann ich mich auch erfreuen. (ja, bin wirklich schon 42)
Wünsche euch allen einen wunderschönen Abend. Könnte euch alle soooo knutschen das ihr so für mich da seid und euch wirklich interessiert!
So, war beim Arzt. Er schien mir doch mehr Ahnung zu haben als ich vorher dachte. Er hat mir eine Überweisung zur Suchtambulanz in der Psychiatrie gegeben und mir geraten dort die Beantragung einer Kur in die Wege zu leiten. Da ich ja auch häufig und über 20Jahre harte Sachen getrunken habe und bereits mehrfach wegen Panikattacken krank geschrieben war bzw sogar schon stationär war, hält er eine umfassende Kur für angezeigt. Und bis dahin halt die ambulante Therapie.
Danach habe ich mit meinem Mann telefoniert und ihm endlich mal das ganze Ausmaß meiner Sucht gestande. Unter Tränen habe ich ihm gestanden wie oft und wie viel Ouzo ich immer getrunken habe wenn er mal nicht da war und das ich jeden morgen nach dem Nachtdienst noch im Auto mindestens drei Dosen Bier getrunken habe. Er war einerseits geschockt, aber auch stolz das ich endlich die Wahrheit gesagt habe und die richtigen Wege eingeschlagen habe. Erst jetzt versteht er auch das er mir den Alkohol ausser Reichweite räumen muss.
Und meine Notfallbox ist auch fertig, schick mit schönen Sinnsprüchen und Bildern beklebt.
Also, es geht voran. Muss mich jetzt mal sammeln und dann mache ich die Termine bei Gesundheitsamt und Suchtambulanz.
Habe die dritte Nacht alleine ganz gut und nüchtern hinter mich gebracht. Letzte Nacht habe ich mich in mehreren Threads hier und Eure eigenen Karrieren festgelesen. Erstaunlich wo man überall Parallelen entdeckt.
Termin in der Suchtambulanz ist leider erst am 13.2.
Mir geht es grundsätzlich sehr gut, aber ich heule dauernd.
Die Stimme meines Mannes am Telefon-Astrid heult Ein schönes Lied im Radio-Astrid flennt Ein Heiratsantrag von Unbekannten im TV-die Tränen fließen Eine liebe Mail meiner Freundin-Astrid weint
Manchmal sogar wenn ich scheinbar gedankenlos die Küche aufräume oder ähnlich unspektakuläres, die Tränen laufen manchmal unstoppbar. Dabei empfinde ich das irgendwie als Druckabbau und habe mal traurige, manchmal aber auch durchaus glückliche Gefühle dabei. Wenn ich mich glücklich fühle, dann lächle ich beim Heulen und manchmal grinse ich sogar breit dabei. Bin ja bisschen froh das ich zur Zeit viel allein bin, muss ja schon bisschen verrückt wirken wenn ich so grinsend und weinend durch die Wohnung laufe.
Habe letzte Nacht hier gelesen das durchaus viel hier in der ersten trockenen Zeit extrem nah am Wasser waren, also nehme ich das mal als normale Entwicklung an.
Ich schlafe zwar sehr spät ein aber dann schlafe ich fünf bis sechs Stunden am Stück OHNE Albträume.
Und ich telefoniere viel häufiger und intensiver mit meinem Mann.
Insgesamt also eine positive Entwicklung. Natürlich spüre ich auch innere Unruhe, immer wieder, geht aber meist schnell vorbei...bin aber auch erst bei Tag 11.
das weinen muss nicht schlecht sein. es ist vielmehr der ausdruck deiner seele. sie muss nun ohne das betäubungsmittel alkohol auskommen. das muss deine seele erstmal lernen. es gibt kein täuschen und tarnen mehr. nur die nackte wahrheit. das macht schon mal hilflos und dann muss man eben weinen.
wann hast du das letzte mal mit alkohol geweint, verdammt lang her, oder?
willkommen an Board auch von mir. Bisher habe ich das Gefühl, dein Weg in die Abstinenz lässt sich ganz gut an, bleib dran. Du bist offen und bereit, zu lesen und zu beherzigen, was Dir die "Experten" Dir raten - das ist eine gute Voraussetzung, ebenso wie die Termine bei Arzt und Beratung. Ich habe in den acht Jahren Forum schon so manchen Newcomer erlebt, der ungeachtet der geballten Ladung Alki-Expertentums hier schon genau wusste, wie es geht... mich selbst eingeschlossen Bauchlandung inclusive
Ein paar Dinge kommen mir bekannt vor:
ZitatWarum trinkt man dann so? Ich kann nicht mal Probleme vorweisen die ich wegtrinken wollte. Aber ich habe die Sucht wohl eher aus dem Leben vor meinem jetzigen Mann mitgeschleppt.
Ging mir auch so. Vor zehn Jahren habe ich mich in einem ungeheuren Kraftakt aus einer Ehe befreit, die beide Partner nur noch unglücklich machte, und mein und meiner Tochter Leben auf sichere Füße gestellt, einen guten Job gefunden, ein Zuhause geschaffen. Es hätte mir gut gehen können, aber ich war inzwischen süchtig. Ich musste noch drei Jahre weitertrinken, bis ich den Absprung geschafft habe
ZitatMir geht es grundsätzlich sehr gut, aber ich heule dauernd.
Besser als KB im Vorpost kann ich es nicht ausdrücken. Genau so isses, und es ging mir auch so. Ich habe normalerweise kilometerweit vom Wasser weg gebaut, was ich sogar beruflich verwursten kann: Wenn alle heulen, ist meine Stimme noch fest. Aber frisch trocken hatte ich stets und ständig Pipi in den Augen.
Alles Gute sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Hallo Vegany, an diesem Spruch ist was dran. Schön, wenn die Waschanlage bei dir so gut funktioniert.
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
seit deinem ersten posting lese ich deine geschichte mit und bin jeden tag mehr angetan ich möchte jetzt einfach mal loswerden wie klasse ich es finde, wie du über die ratschläge nicht nur nachdenkst sondern gleich eine ganze menge davon umsätzt.
es gibt tatsächlich nichts worüber ich rumnörgeln könnte .....
( und das tu ich schon mal ganz gerne :sly
der weg ist nicht immer nur einfach und manchmal werden dir stolpersteine begegnen, aber die freude und den stolz über die erfolge sowie das freie selbstbestimmte leben genießen, machen diese mühen klein.
bleib am ball und weiter offen für jede hilfe und freu dich über deine tränen.
alk dämpft gefühle und oft betäubt er empfindungen ganz. wenn nun die tränen wieder fließen
( nicht nur weill du dir selber leid tust sondern einfach nur weil du irgendetwas besonders traurig oder schön findest, eben wenn dich etwas zu tränen rührt )
das ist positiv und ein weiterer schritt in dein trockenes leben. jedenfalls bin ich beeindruckt wie konsiquent und überzeugt du handelst und finde das du allen grund hast mächtig stolz auf dich zu sein!
großes lob von mir und mach weiter so
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Ui, jetzt war ich grad regelrecht erschlagen von der positiven Resonanz. Danke lieber KB, liebe Sole, lieber Friedi und liebe Mary!
Das Forum hier ist klasse, Ihr seid klasse ds gibt so viel Kraft!
Ich habe schon das ein oder andere Mal verkatert geweint, aber das war dann so ein verzweifeltes Selbstmitleid. Jetzt ist es anders und das Weinen ist ok.
@Mary: vielen Dank, das hat mich doch gleich noch ein paar cm wachsen lassen. Ich muss aber zugeben, als ich hier aufgeschlagen bin, dachte ich auch es besser zu wissen. Ich war fest davon überzeugt keinen Arzt, keine Gruppe und keine Therapie zu brauchen.
Allerdings bin ich ja auch Autodidakt und habe parallel zum Forum noch mehrere Bücher gelesen, meist von trockenen Betroffenen. Und mir ist dadurch und durch euch klargeworden das ich jede Hilfe annehmen muss die ich kriegen kann wenn ich nicht spätestens beim nächsten Grillen wieder ne Pulle in der Hand haben will. Und bin echt dankbar für jeden Tipp und jede Hilfe die Ihr mir gebt. Und alles habe ich ja nicht befolgt, habe immer noch jede Menge Alkohol zumindest in der Garage stehen
@Sole: ja, genau, ich habe die Sucht aus meinen früheren Leben mitgebracht, da war es wohl unerheblich das ich jetzt ein tolles Umfeld und ein tolles Leben habe. Das ist der Sucht egal.
Alkohol ist halt ein Lügner und ein raffiniertes A...loch.
So, gleich Termin mit meiner Mutter bei Sparkasse, dort soll ich unterschreiben das ich über ihr Konto über ihren Tod hinaus verfügen kann damit ich ihre Beerdigung abwickeln kann. Danach will sie mir zeigen wo bei ihr zuhause das Testament und die wichtigen Papiere liegen und mir erklären wie und wo sie beerdigt werden will. Meine Mutter ist 78 und erfreut sich bester Gesundheit. Sie geht nur offen mit dem Thema um. Und ich als Altenpflegerin eigentlich auch. Ich hoffe nur das ich da heute nicht in Tränen ausbreche oder irgendwie in ein Tief gestürzt werde. Habe aber im Moment ein gutes Gefühl dabei, auch wenns paradox klingt. Wie gesagt, sie ist ja kerngesund und alles nur absolut theoretisch.
Meine Abstinenz-App sagt gerade 1Woche, 3Tage, 9Stunden, 57Minuten und 35Sekunden
Danke euch, drückt mir für heute die Daumen und macht euch nen schönen Tag!
Die Idee, keine Hilfe zu brauchen, zu wollen und annehmen zu können lag - zumindest bei mir - in mangelnder Selbstliebe und einem "michselbstnichtwichtignehmen" begründet.
Mal ehrlich, wer bin ich denn, dass ich Menschen und Institutionen bemühen darf mir aus meinem selbstgeschaffenen Diemma herauszuhelfen? So viel Anteilnahme und Aufwand nur wegen mir kleinen Alkoholikerin? Das hatte ich ja nun wirklich nicht verdient.
Ihr habt mir aber vermittelt das ich es wohl wert bin und es genauso verdient habe wie jeder andere. Und als der Entschluss fest stand mich selbst so ernst zu nehmen dass ich Hilfe einfordern und zulassen darf und kann war es eine große Erleichterung. Und sicher hatte ich es mir insgeheim auch von Anfang an gewünscht, sonst wäre ich ja nicht hier.
So, jetzt muss ich aber los, wollte das nur noch schnell los werden
Haben sachlich die Formalitäten besprochen, dann Kaffee getrunken, rumgealbert, waren einkaufen und zusammen gemütlich was essen.
Ich war viel lockerer als sonst und viel ausgeglichener weil ich nicht ständig auf die Uhr geguckt habe um zu gucken wann ich endlich wieder weg konnte um mir an der nächsten Tanke endlich ein kaltes Bier zu holen.
Erschreckend was einem mit der Zeit alles auffällt. Und ich bin noch ganz am Anfang. Welche Erkenntnisse mögen da noch folgen?
Heute ist mein Buch endlich gekommen auf das ich gewartet habe. Von Deepak Chopra Wege aus der Sucht. Das werde ich mir heute einverleiben und morgen früh kommt mein Schatz wieder.
Ich selbst habe ab morgen wieder Nachtdienst.
Also, bei mir alles gut, hoffe euch gehts auch gut, schönen Abend noch !