der ein oder andere wird sich vielleicht noch an mich erinnern. Ich schreibe mein folgenden Bericht in den Baum "positiv", denn ich bin trocken und stabil, will hier aber gar nicht weiter verweilen, denn so positiv fällt mein Bericht nun doch nicht aus. Warum? Das will ich euch nun schildern.
Ich schlug den Weg wie viele ein, wandte mich an ein Alkoholforum wo es die üblichen Phrasen hagelte. "Mach ne Entgiftung, geh zu zur Therapie, geh zur SHG, eine andere Chance wirst du nicht haben, bla bla bla" (sorry) Ok, denkt man sich. Die Experten wissen mit Sicherheit bescheid, und ja, ganz ehrlich: in meiner Hilflosigkeit ging ich auch diesen Weg. Zuende gegangen bin ich ihn nicht. Für viele werden hier schon die Alarmglocken scheppern. "Ja, das kann ja nichts werden". Pustekuchen
Klar, ich war lange süchtig (bin ich natürlich immer noch), und man hat sich in dem üblichen Suchtmedizinischen Bereich auch darauf konzentriert, und genau das war der Fehler.
Es stellte sich heraus, was unter der Rubrik Zufall einzuordnen ist, dass ich eine ganz andere Problematik habe, und seit dem diese erkannt wurde - die Experten von der Suchtklinik/Suchtberatung usw. haben das nämlich nicht kapiert- bin ich wirklich stabil. Ich habe mit meinem Konsum nicht aus Sucht gehandelt, sondern um mich selbst zu medikamentieren, aus einer Not heraus. Ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen.
So, klingt alles ziemlich negativ in dem Bereich positiv. Huaa. Wie erwähnt, ich bin stabil, und das ist das was zählt. So stabil wie ich es mit dem "hier" empfohlenen Weg niemals geschafft habe und wahrscheinlich auch nicht geschafft hätte.
Lieber zukünftiger Hilfesuchender: Falls du diesen Text liesst, vertrau nicht blind auf die Phrasen: "Geh zur Entgiftung (STOP, das solltest du wirklich tun), geh zur Therapie, geh zur SHG, sonst hast keine Chance"
Mir haben SHG bez. des Thema Alkohol mehr geschadet als das sie mir geholfen haben. Ja, und ich habe viele ausprobiert. Die Suchttherapie war, in meinem Fall, völlig daneben und man hat blindlings Theroien durchgezogen, ohne auf den individuellen Faktor Mensch, Persönlichkeit einzugehen.
Ich habe diese Forum trotz allem nicht vergessen. Ich wünsche euch Glück für euren weitern Lebensweg, und, wie gesagt: Glaubt nicht alles was in einem Forum geschrieben steht. Der Mensch ist kein Auto, dass man einfach in einer Werkstatt parkt, und ihn irgendwann danach wieder "heile" abholt.
Alles Gute.
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newlife
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20.08.2015 14:51
#2 RE: Warum es nicht richtig sein muss, auf Suchtexperten zu hören
Hier gibt es aber doch gar nicht "den" Weg. Hier kann aber jeder für sich was rauspicken. Vieles was hier steht, kann ich auch absolut nicht nachvollziehen, macht aber doch nix. Ich fühle mich aber deshalb nicht "minder-stabil", oder sowas in der Art.
"Ich habe mit meinem Konsum nicht aus Sucht gehandelt, sondern um mich selbst zu medikamentieren, aus einer Not heraus. Ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen"
So kann man's auch nennen
Jeder Anfang beendet. (M. Jung)
newlife
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20.08.2015 19:00
#5 RE: Warum es nicht richtig sein muss, auf Suchtexperten zu hören
ich denke, er hat seinen Weg gefunden. Vielleicht etwas abseits vom "Mainstream", aber das ist doch legitim. Es geht doch schließlich nur um Zufriedenheit und Wohlbefinden.
Das man in hier und da auch schonmal "durchgeschleust" wird, hab ich auch schon erlebt. Wir hatten mal einen in der Entgiftung, der war kein Alki und überhaupt von nix abhängig. Vehement und mit viel Aufwand konnte er es dem Personal dann plausibel machen. Er hatte schon getrunken aus Frust, aber halt nur einmal und wurde da eingeliefert. Stempel drauf und gut. Oft wird entweder aus Überforderung oder einfach auch aus Desinteresse nicht immer das individuelle Bild eines Menschen erfasst.
Mei, daß bei sovielen Leuten, die jährlich durch die Suchthilfe (berufliche wie ehrenamtliche) geschleust werden, immer auch ein paar dabei sind, die das Pech haben, entweder auf einen für ihn nicht geeigneten Therapeuten zu stossen oder überhaupts eine falsche Diagnose haben, ist doch normal. Gehört zur normalen statistischen Verteilung.
Im Übrigen wird wohl bei fast jedem späteren Suchtler am Anfang der Karriere der Alkohol in Selbstmedikation eingesetzt. Was ist daran so neu und besonders? Meinem Verständnis nach fußt meine nun langjährige Abstinenz doch im Wesentlichen darauf, meine Schlaglöcher, die ich mit Alkohol zugesoffen habe, so bearbeitet zu haben, daß ich nun eben diesen nicht mehr brauche.
Ich behaupte, jeder muß/soll sich auf den Weg machen, der für ihn gut ist - mit der ihm angemessenen Hilfe. Es gibt kein Patentrezept. Rauszufinden, was einem gut tut, muß schon jeder selber. Da gilt halt wie immer im Leben Try and Error. Es gibt keinen Königsweg (*) - das behauptet außer den Stalingradtrockenen auch keiner. Aaaaber es gibt Empfehlungen, wo es angemessene Hilfe geben kann. Und man/frau wäre mMn blöd, sich nicht zumindest nach einer solchen umzuschauen.
(*) Das nächste Glas stehen lassen, ist natürlich ein schon ein solcher
Das sehe ich auch so, ich habe Alkohol zu Beginn als schnellen Problemlöser, als auch später gegen die Entzugserscheinungen als Medizin eingesetzt.
Und Medizin in den falschen Händen ist halt gefährlich, wie man weiß
Durch den Konsum nimmt das Vermögen irgend etwas aushalten zu können, dann weiter ab, was den Kreislauf am Leben erhält.
Ahoch2......wie kompliziert
Du bist auch hier keine Ausnahme Deine Unfähigkeit mit Konflikten umzugehen und Probleme zu lösen, hat Dich zum Alkohol greifen lassen und nachdem Du im Laufe der Zeit immer öfter dazu gegriffen hast, entstand daraus die Sucht.
Ganz einfach. Ist wohl bei Jedem so.
Alkoholismus ist eine körperliche, geistige und seelische Erkrankung und zwar eine "Schwere"!
Hier wird halt gerne der klassische Weg beschrieben, weil er für die meisten Menschen der Erfolgversprechende ist/war.
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Viele Wege führen nach Rom - aber nicht "Alle"
Achte auf Deine Worte, sie könnten Wirklichkeit werden
Die Wahrheit macht Dich frei, aber vorher macht sie Dich fertig
Ratschläge sind auch Schläge
Dankbar frei von Alkohol-Nikotin-Medikamenten und anderen Drogen, auch frei von vielem Anderen - Frei eben.
Für mich war es auch richtig, nicht zur Entgiftung zu gehen (weil ich so schwer nicht trank, dass ich körperliche Entzugserscheinungen gehabt hätte), keine LZT zu machen (das hätte mich völlig aus der inneren und sozialen Bahn geworfen und mein letztes Selbstwertgefühl zerstört), mich nur im engsten Kreis zu outen und meine SHG nach mehreren Versuchen aufzugeben. Ich habe auch gehört "allein schaffst du es nicht". Ich habe das als Meinung betrachtet und mich entschieden, es trotzdem erst einmal allein zu versuchen.
Ich trinke seit einem Jahr nicht mehr. Meine Probleme, die ich zugesoffen habe, kann mir kein Therapeut abnehmen, die muss ich selber bearbeiten. Mir hat dieses Forum sehr geholfen. Da ich ziemlich eigenbrötlerisch bin, war es gut so für mich.
Ich bin froh, es genau so und nicht anders gemacht zu haben. Aber natürlich können die großen Drei (Entgiftung, LZT oder ambulante Therapie und SHG) sehr stabilisieren und hilfreich sein - wenn man sich darauf einlassen kann/will. Ich wollte es nicht.
Du sprichst mir aus der Seele, genauso empfinde ich es auch und bis auf die SHG habe ich es auch so gemacht. Bisher fühle ich mich sehr stabil, sollte sich das doch irgendwann ändern, wäre ich dennoch bereit, mir professionelle Hilfe zu holen.
schön, dass es dir gut geht. Ich will nicht ausdrücken, dass Entgiftung/Therapie/SHG kein guter Weg sind, im Gegenteil, für ganz viele sind sie genau richtig. Ich sehe es eher so, dass ich diesen guten Weg nicht gehen konnte (wollte) und bin froh, es trotzdem geschafft zu haben (jedenfalls bis hier hin).
eine LZT habe ich auch nicht gemacht, mir hilft die SHG sehr sehr gut, eine ambulante Therapie schließe ich für die Zukunft jedoch nicht aus.
Mich haben die vielen Aussagen am Anfang hier im Board auch überfordert, eben weil ich nicht wußte wie ich damit umgehen soll. Schlussendlich habe ich jedoch so viele konstruktive und gute Wege, Ideen und Ansätze gelesen und auch gelernt damit konstruktiv umzugehen, dass ich sehr gerne hier bin und vielen Schreibern auch dankbar bin.
Öhhhm, Ahoch2nachM, ich habe mir deine alten Beiträge durchgelesen, interessant, das stimmt nun mal überhaupt nicht überein mit Deinem letzten Post.
Du hast doch von Dir selbst aus alles mit Therapie usf. angetriggert und damals das gleiche gedacht wie jetzt, warst schon mal 9 Monate ohne Alk, anlog zur jetzigen Situation, warst selbstsicher bzgl. deiner Nüchternheit und bist wieder reingerutscht. Was ist denn jetzt anders, ich erkenne da nix.
Bisschen wirr das Ganze, wenn's Dir gut geht ist doch alles okay, nur auf Therapie und Forum schimpfen und selbst von alleine alles angestossen haben und sich ärgern weil es einem persönlich nicht gut getan hat, das ist einfach Unfug. Schuld sind immer die anderen, die Denke kenne ich noch von mir selbst, allerdings noch als ich gesoffen habe.
Grüße, Bodhi
Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.
Mich haben die vielen Meinungen anfangs auch verwirrt und dem Problem eine scheinbar unlösbare Komplexität angedichtet. Das hat am Anfang auch Ausreden geliefert: Es ist ja eh so schwer und fast alle werden rückfällig; um es gar nicht erst zu versuchen. Für mich haben sich einige wenige Regeln herausgebildet: 1. Das erste Glas stehen lassen. Egal wie. Auch wenns schwer ist. Schlechte Stimmungen aushalten ohne zu trinken. Schlecht Nachrichten entgegenzunehmen, ohne zu trinken.Ich hab mir selbst immer gesagt: Hab Dich nicht so. Du musst ja nicht mal etwas unternehmen. Du musst nur NICHTS machen. Also das erste Glas NICHT anfassen.
2. Erkennen, dass ich auf Wirkung trinke. Das war so ein Prozess das Problem zu skelettieren, bis der Kern sichtbar wird. Das es nicht Geselligkeit ist. Das es nicht die Konzerte und Partys sind. Das es nicht der falsche Umgang ist. Das es nicht die Werbung, die Medien, die gesellschaftliche Akzeptanz sind. Ich fands einfach schön, mir die Welt bunt zu trinken und Probleme, Tristess, scheinbare Sinnlosigkeit damit zeitweise abzuschütteln.
3. Trinkgründe verringern oder beseitigen Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich mich selbst nur in einem bestimmten Umfang psychisch ertüchtigen kann. Deshalb ist mein Weg gewesen, die Trinkgründe ganz praktisch zu verringern. Ärzte argumentieren ja oft, man müsse seine Probleme besser verarbeiten usw. Ich hab da Grenzen. Richtige Entlastung hat das Abschichten praktischer Trinkgründe gebracht. An der besseren Verarbeitung arbeite ich auch aber eher im Sinn von Rückfallprävention.
4. Sich selbst Zeit geben. Die positiven Seiten des nüchternen Lebens kommen langsam zum tragen. Sie sind ja auch nicht so spektakulär. Ich finde es nicht schlimm, am Anfang um die Nüchternheit kämpfen zu müssen. Ich hab erst nach vielen Monaten die Erfahrung verinnerlicht, das es nüchtern in Summe einfach schöner ist, das Leben, mein Leben.