Meine Erfahrung ist, dass ich die Sucht die ersten Monate Richtung Süßigkeiten und Essen allgemein ausgelagert hab. Ich hatte immer Hunger. Je mehr ich verstanden habe - intellektuell und emotional - was bei mir die Ursachen der Sucht sind, umso geringer wurde die Suchtverlagerung.
Ich kann heute wieder normal viel essen. Es hat bei mir viel mit Verstehen und Akzeptieren zu tun, dass es besser wurde. Hauptsache ich muss nicht trinken, da war essen erstmal die bessere Idee. Das hab ich mir dann auch gegönnt.
Es hat fast 5 Monate gedauert. Ich glaube, das geht vielen so. Der Körper fühlt sich "beraubt" und sucht seine Glückshormone (Dopamin, Serotonin) anderswo. Das kann alles mögliche sein, bei manchen wird Sport eine Art Suchtverlagerung.
In den ersten Monaten ohne Alkohol hab ich sehr viel gegessen. Also eigentlich alles worauf ich Lust hatte. Daher habe ich auch trotz eingesparter Alkoholkalorien nicht abgenommen. Das war irgendwie frustrierend. Ändern konnte ich es zu diesem Zeitpunkt nicht. Dann wurde es besser und auch das Gewicht ging runter. Heute habe ich keine Suchtverlagerung mehr. Alles in angemessenem Verhältnis, auch Sport und Bewegung. Früher hatte ich bei abstinenten Phase häufig exzessiv Sport getrieben und ganz wenig gegessen. Mich ganz der "Gesundheit" verschrieben. Vielleicht wurde ich deshalb nie wirklich trocken? Es waren immer so "extreme" Phasen des "was besser machen wollens".
Gestern und vorgestern hatte ich nicht soooo gute Tage. Viel Ärger, emotionale Achterbahn. Hab mich dann ganz bewusst hingesetzt und gesagt "es wird besser". Tasse Tee getrunken und gedacht: "boah ist das anstrengend, Ja, es ist anstrengend. Und, es wird besser." Ich habe einfach das gewürdigt, was ist. Heute ist es wieder besser. Seit einigen Wochen habe ich zwischen "Reiz und Reaktion" mehr Raum, den ich nutze. Das ist für mich sehr gut. Es bringt Ruhe rein. Es lässt mich nicht essen, exzessiv Sport treiben etc. Ich nehme das schlechte Gefühl an. Ds habe ich mir früher immer sehr gewünscht. Irgendwie konnte ich das nicht so gut. Auch Gelassenheit wird irgendwann zur Gewohnheit. Bin ich fest überzeugt von :-)
vielen Dank für Eure Antworten...das beruhigt mich ich habe sowohl Ess-Heißhunger, als auch Sport-Muss im Kopf wie Drang es ist als würde der Körper was anderes suchen, naja eher die Psyche, das mich ebenso viel beschäftigen kann wie das Trinken nebst Beschaffung etc.
seit gestern furchtbare Unruhe, obwohl kein Streß als wäre ich gehetzt, bei nichts richtig bei Sache also nicht im Moment morgens "ich will zum Sport" dann dort "ich will heim malen" dann daheim "keine Lust mehr was nun?" das ist schwer auszuhalten dann kommen so negative Gedanken wie "wenn ich jetzt trinken würde / könnte" es ist nicht richtig Saufdruck eher im Kopf "vielleicht am Wochenende" etc. die ich gleich im Keim zu ersticken versuche ich mach doch schon viel gegen Leere suche Alternativen warum dann so Unruhe?
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Ich glaube, dass ein Alkoholiker sich durchs Trinken weitgehend die eigene Stressresistenz abtrainieren kann, so dass er, wenn er nüchtern wird, erst mal wieder "neu" lernen muss, Stress auszuhalten.
Diese Unruhe, die du beschreibst, ist m.E. eine Folge von Stress, also jede Art von emotionalem Stress, auch sowas wie "sich nicht entscheiden können", "nicht wissen, was gut für einen ist" und dem Fakt, dass man im Ggs. zu früher nicht mehr trinken kann, um den Stress abzuwehren/wegzudrücken.
Das ist wahnsinnig anstrengend, wenn man es nicht mehr gewohnt ist, diese Gefühle auszuhalten, auch wenn es banal erscheint, für das nüchterne Bewusstsein ist es enorm anstrengend, das alles auszuhalten. Früher war Alkohol bei mir der Weichzeichner auf meinen unangenehmen Gefühlen, wenn irgendwas unsicher oder nicht kontrollierbar war, dann hab ich getrunken, da war das leichter auszuhalten. Nun geht der Alkohol nicht mehr als "Lösung" -- das frustriert einen natürlich und ergibt zusätzlich Stress.
Weil man sich ja angewöhnt hat, negative Gefühle wegzutrinken, man sie nicht aushalten brauchte -- und jetzt kommt das alles mit geballter Wucht auf einen zu. Es ist nicht einfach das auszuhalten, das kann wirklich richtig sch**sse sein, depressiv machen, einem den Boden unter den Füßen wegziehen.
Nur du darfst halt nicht einknicken und trinken. Egal was passiert. Ich habs mir seit einiger Zeit angewöhnt: das Wichtigste, was ich am Tag mache ist, dass ich 24h nicht trinke. Alles andre ist sekundär. Alles andere ist erst mal nicht so wichtig. Hätte ich dies oder besser das machen sollen oder gar nix? Egal - Hauptsache ich hab nicht getrunken.
Wenn ich nicht trinke, hab ich das wichtigste am Tag erreicht. Alles andere kann ich irgendwie so hinschustern, dass es halbwegs passt, nur das Nüchtern bleiben ist die höchste Priorität. Das gibt mir aber auch eine gewisse innere Ruhe, denn das Wichtigste habe ich ja am Tag geschafft.
Kann nur sagen, dass das bei mir hilft, so zu denken.
Ich stimme voll und ganz dem zu, was Vianne geschrieben hat. Toll auf den Punkt gebracht!
Mir ging und geht es auch so. Gar keine Stressresistenz mehr. Die bin ich mir am aufbauen. Es klappt schon besser. Und doch gibt es Tage, da fällt es mir extrem schwer. Heute ist wieder so ein Tag. Diese Woche läuft so viel schief, Vieles ist so anstrengend, dass ich am liebsten weglaufen und kapitulieren möchte. Also ich vorhin völlig entnervt im Auto sass, dachte ich, früher hättest du jetzt getrunken. Das hätte kurzfristig geholfen, den Stress abzubauen, die Situation besser auszuhalten. Vordergründig natürlich nur. Ich hätte es halt weggetrunken. Nun muss ich es aushalten. Aushalten im Wissen darum, dass dieses Aushalten total schrecklich ist. Aushalten aber auch im Wissen darum, dass am Ende immer alles gut kommt und ich schon so viele Situationen gemeistert habe. Also schaffe ich das auch. Nüchtern. Ich erkenne nun meine Schmerzgrenze viel besser. Ich kann abschätzen: ok, dass ist normaler Stress, den gibt es in diesen Situationen. Nehms an und mach das beste daraus. Das muss nicht gleich sein. Vielleicht auch einfach erst abwarten und durchschauen. Später darüber nachdenken. Und es gibt Stress, da merke ich, das hängt mit Personen zusammen, mit denen ich eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte. Oder mit denen ich nicht mehr arbeiten möchte. Weil es mir keinen Spass macht. Weil sie uninspiriert sind. Nur nach sich schauen. Dieses Stress will ich mir künftig nicht mehr antun. Ich "trenne" mich von der Person. Mach einfach keine Projekte mehr mit ihr, oder sag ihr, dass ich anderes zu tun hab. Im Privaten mache ich auch nichts mehr mit Leuten, die nur Kräfte rauben. Dieser Stress bietet mir die Möglichkeit zu prüfen, was gut und was nicht gut für mich ist. Kann ich an etwas wachsen, oder ist es einfach nur Waste of time? Dann künftig weg damit. Oder halt noch ne Schlaufe drehen. Dann aber weg damit.
Ich mache mir gerade diese Woche sehr viele Gedanken darum und reflektiere mich. Mit dem Ergebnis: immer mehr loszulassen. Und mit der Bestätigung, dass das Loslassen von einigen Sachen eine sehr gute Entscheidung war.
Das andere von dir angesprochene Thema, die Unruhe, die kenne ich auch nur zu gut. Eine Zeitlang lag meine Aufmerksamkeitsspanne unter der eines Eichhörnchens. gerade was angefangen, wieder keine Lust mehr darauf. So wie du das beschrieben hast. Beim Sport, ne, jetzt würde ich lieber dies oder das tun. Unruhig umhergetigert. Das empfand ich als extrem quälend. Ich wurde dadurch auch launisch, aggressiv und ungerecht. Diese Gefühlt dass alles nur langweilt ich mich auf nichts einlassen kann, irgendwie getrieben bin, das ist für mich wirklich eines der schlimmsten Gefühle. Heute setzte ich mich hin und denke: Ok, dir ist wohl langweilig. Nein, Langeweile ist es nicht. Oder doch? Aushalten, schnaufen. Mir sagen, dass es besser wird. Tagebucheinträge machen. Wenn ich mich zurückerinnere, hatte ich das als Kind schon: "mir ist soooooo langweilig". Immer wollte ich alles wissen und auf alles eine Antwort haben. Alles ergründen. Doch wenn ich raus in die Natur bin, durch Wiesen und Wälder gestreift, dann ging es mir besser. Und das habe ich wiederentdeckt. Das (Tag-)Träumen. Wenn ich heute mal wieder in so eine grässlichen Unruhe-Phase bin. Dann versuche ich rauszugehen. Einen Ort z finden, an dem ich tagräumen kann. Dann stell ich mir vor, wie dieses oder jenes in Zukunft sein wird. Oft funktioniert das sehr gut. Manchmal helfen auch Atemübungen und/oder Musikhören. Damit komme ich aus dem Unruhezustand raus.
Bisschen lang geworden meine Text :-) Zeigt wohl, dass ich auch an diesem Thema dran bin :-) Ich nenne es "Emotionale Stabilität" erlangen. Das ist mein auserkorenes Ziel. Da bin ich dran. Mit professioneller Unterstützung (Gruppe und Supervision).
Herzlichen Dank für Eure Gedanken - ja sie treffen es auf den Punkt!
Diese Gefühlt dass alles nur langweilt ich mich auf nichts einlassen kann, irgendwie getrieben bin, das ist für mich wirklich eines der schlimmsten Gefühle ohja und wie - bisher habe ich den Knopf nicht gefunden zum ausschalten, heute Nachmittag war es plötzlich weg, von allein und ich unendlich erschöpft, Augen zu gefallen, gemerkt: das hat sehr viel Energie gekostet! Normal klappt immer_ gassi gehen_ zum abschalten, runterkommen, aber selbst das ging gestern nicht ganzherzig, nur gehetzt (ohne realen Streß!)
seltsamer Zustand wie überfordert und Angst vor Unterforderung in einem beschäftigt, belastet sehr ist diese Unruhe vllt einfach Angst?
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Angst ist ein grosses Wort. Keine Ahnung. Es kann schon sein, dass es im einen oder anderen Fall auch Angst vor etwas sein kann. Das muss man im jeweiligen Kontext prüfen.
Ich empfinde es eher als eine "ungerichtete Energie". Eine Energie, die nicht fliessen kann. Also nicht so, wie es angemessen wäre. Wie es mir gut tun würde. Wie es zu meinem Wohlbefinden beitragen würde. Ich fühle mich dann eher wie eine Marionette als wie ein Mitgestalter. Es gelingt mir in diesen Momenten nicht, mein Leben zu gestalten. Meine Energie (die ja immer da ist) zu richten, zu kanalisieren, fliessen zu lassen. Wie immer man das auch nennen will. Ich fühle mich dann unwohl. Weiss aber nicht, wie ich zu einem Wohlbefinden komme. weil die "verkehrt" genutzte Energie mich ganz kirre macht. Ich bin dann nicht bei mir, nicht in meiner Mitte. Das meine ich nicht esoterisch. Dass ist das, was ich fühle. Ich fühle mich dann nicht zentriert, nicht verwurzelt wie ein Baum. Ich fühle mich dann wie eine Marionette, wie ein Fähnchen im Wind oder oder oder. Es gibt viele Bilder dafür. Dann suche ich im Aussen. Im Aussen finde ich aber nix, weil alles langweilt. Sobald es mir gelingt, mich mit meinem Inneren, mit meinen Gefühlen, wieder zu verbinden, geht es mir wieder besser. Dann bin ich zentriert und bei mir. Dann ist die Unruhe weg und ich spüre meine Kraft.
Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe. Es ist nicht leicht es immer mit sich selbst auszuhalten :-) Und doch müssen wir das ja immer :-) Es geht glaub darum, mit sich selbst verbunden zu sein. Daraus kann ein Wohlgefühl entstehen. Meine Hypothese ist, dass man ein echtes Wohlgefühl nur empfindet, wenn man gemittet ist. Und das muss/kann man lernen, wenn man es über die Jahre verlernt hat. Sport und Essen tragen da nur teilweise bei.
da stimme ich dir voll zu, liebe Julia! Ich meinte das mit "nicht im Moment sein", also nicht bei mir und nicht bei der Sache ja, wie Fahne im Wind oder wie magnetisch und immer wieder hin- und her gezogen depersonalisiert?
hm auch wenn Unruhe mal weg, dann dennoch kein Wohlgefühl (noch) nicht? (noch) nie? getrieben war ich immer entspannen konnte ich nicht wirklich Balance nicht vorhanden
zumindest aber gestern beim malen Zeit vergessen, das ist guter Anfang :-)
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