ich melde mich nach längerer Abwesenheit mal wieder zurück.
Die positive Stimmung aus meinem letzten Beitrag ist leider dahin. Seit dem Frühjahr ist bei mir viel Mist passiert. Meine Partnerin hat sich an Ostern von mir getrennt, somit musste ich auch bei ihr ausziehen. Mit Hund eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist hier fast aussichtslos. Kleine Wohnungen werden grundsätzlich für Studenten oder Azubis angeboten oder es sind Seniorenwohnungen. Zum 1.8. musste ich definitiv bei ihr raus und ich wusste nicht wohin. Zum Glück habe ich einen sehr netten Arbeitgeber, der mir eine vorübergehende Unterkunft zur Verfügung gestellt hat, wofür ich wirklich sehr dankbar bin.
Dann dachte ich, es geht wieder bergauf. Eine neue Liebe trat ende August in mein Leben, es fühlte sich alles so gut und richtig an. Alles rosarot, auf Wolke 7. Neuer Schwung und neue Energie. Bis mir vor ca 3 Wochen eine Tüte mit Kaffeebohnen umgefallen ist. Ein paar Bohnen sind über den Tresen gerollt und ich hatte für Sekunden das Gefühl, Sambuca zu schmecken. Seit dem habe ich wieder vermehrt Saufdruck und der Gang in den Supermarkt wird zur Zerreißprobe. Letzte Woche ging dann auch die neue Beziehung in die Brüche und ich muss jeden Tag mehr kämpfen, nicht wieder zur Flasche zu greifen. Ich merke, das meine Kraft schwindet und ich es nicht mehr alleine Schaffe. Vorgestern Nacht zum Feierabend bekam ich einen Zitteranfall, der ca 10 Minuten gedauert hat. Ich vermute es waren die Nerven.
Ich war sowohl zu mir als auch zu meiner Vorgesetzten ehrlich. Ich habe sie zur Seite genommen und ihr gesagt, was mit mir los ist. Sie hat super reagiert, gleich den Dienstplan über den Haufen geworfen und dafür gesorgt, das ich ab sofort jeden Mittwoch ins Meeting kann. Ich WILL nicht mehr trinken müssen, alles Erreichte aufs Spiel setzen und 6 Jahre Trockenheit in die Tonne treten.
Ich lebe froehlich und vergnuegt, bis der Arsch im Grabe liegt.
Moin Nighthawk!!, vertrackte Situation. Oder? Die Sambuca-Geschichte kenn´ ich - und bestimmt andere - in abgewandelter Form schon ewig. Der kleine Trigger, das noch nicht überschriebene Suchtgedächtnis, der kleine Blitz der einen vermeintlichen Donner ankündigt. Irgend etwas/jemand reicht dir Streichhölzer, um dich selbst zu rösten. Wir bei CliC und nennen das AUTOMATISMUS. Bestimmte Situation, Gesten , Gerüche, Bilder Ort & Worte setzen dieses Suchtgedächtnis in Gange .
Auch nach langer Abstinenz. Das macht aber nichts. Solang man nicht die Treppe runtersteigt!! Diese Automatismen begleiten einen lange, ich hatte diese z.B. beim Verlassen einer Tankstelle: An der Tür dachte ich - schon ewig ohne Stoff :OH, du hast ja gar kein Bier gekauft!
Und ich quittierte diesen Gedanken mit einem feinen Lächeln, mit innerlichem Kopfnicken, mit schwarz-humorigen Augenzwinkern, mit stabilen Interesse. Was ich auch manchmal habe, ist der Geschmack von DISTRANEURIN oder der Geruch, der sich auf meine Geschmacksknopsen lädt. Nicht süß, sauer, salzig, bitter oder umani, sondern alkoholisch, weil es mich an die zahlreichen Entgiftungen erinnert.
Was ich NIE habe, ist der Gedanke dass diese Situationen auch nur annähernd was mit Suchtdruck oder Konsumwunsch zu tun haben. Diese Impulse werden immer weniger, das Denken (und Handeln) ändert sich. Der Sambuca- Vorfall hat bei die einfach einen Automatismus ausgelöst.Und traf auf einen willigen oder Unwissenden. Du hast das sofort mit Rückfall/Konsumwunsch verbunden und dich dadurch auf die Abwärts-Treppe begeben, die Negativ-Spirale gestartet. Die selbsterfüllende Prophezeiung geschaffen, die dich jetzt umklammert wie ein Sumo-Ringer.
Beim weiteren Lesen fiel mit auf: Versucht Nighthawk gerade die Quadratur des Abstinenzkreises? Wo sind die 6 Jahre ohne geblieben. Hat Nighthwak abstinent gelebt, um der Abstinenz wegen oder wegen des positiven Effektes, der Gesundheit, der mentalen neuen Stärke, des positiven Egoismus und dem Empowerment für alles? Trennungen sind immer gefühlsbelastet, aber ist der Effekt ich trinke was nicht schon weg? Kommt die Freundin wieder ab 2 ‰ ?
Wenn du dich vom Gedanken löst, das kurze Automatismen nichts mit Suchtdruck zu tun haben, sondern normal sind und jetzt das Handeln (Gruppe, Offenheit hier und dem Arbeitgeber) als Erfolg wertest, wirst du die Krise wuppen und andere links liegen lassen, anstatt die Rückfallkarten wie ein Dealer beim Black Jack in hoher Geschwindigkeit an dich selbst zu verteilen.
LG Uwe [dem inzwischen der Automatismus fehlt bei Beiträgen von Damen daran zu denken, dort doch mal für ein Wochenende vorzusprechen....)
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
Ich hatte seit meiner LZT nicht mehr solch einen Kampf mit meinem inneren Dämon wie jetzt. Das ist ungewohnt und macht mir Sorgen. Ich verfalle aber nicht in Panik. Darum gehe ich jetzt auch nach Jahren wieder zur SHG.
Ich werte es schon als Erfolg, mir und meiner Vorgesetzten gegenüber ehrlich gewesen zu sein. Ich lebe abstinent, es tut mir gut und es soll so bleiben. Ich bin ja auch zufrieden abstinent. Wenn ich zurück blicke und sehe, was ich bisher erreicht habe, wie mein Leben gegenüber vorher aussieht, bin ich auch stolz darauf. Nur das mich das sche.... Suchtgedächtnis jetzt auf einmal wieder versucht, zu fic..., finde ich nicht gut. Für mich fühlt es sich so an, das ich wieder in die alte Spirale verfalle, wenn ich jetzt nicht gegensteuere. Ich werte es für mich als erstes Warnsignal, das irgendetwas falsch läuft.
Die Arbeit und meine Fellnase lenken mich ab. An meinen freien Tagen geht's mit Hund und Rad in den Wald und über die Felder. Frische Luft, Bewegung, den Kopf frei bekommen. Das tut mir gut.
Ich fühle mich jetzt wieder etwas besser. Morgen geht es ins erste Meeting, das wird mir auch sehr helfen. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Nicht von dem nervigen Suchtgedächtnis und auch nicht von Rückschlägen oder den Problemen des Alltags.
Ich lebe froehlich und vergnuegt, bis der Arsch im Grabe liegt.
ich trinke nun seit gut 15 Jahren nichts mehr, und du wirst es vieleicht nicht glauben, aber auch ich habe immer noch Situationen, in denen ich an meine früheren "Gepflogenheiten" erinnert werde. Erst letztens habe ich spätabends getankt, eine Situation, die ich früher ausschließlich mit dem Kauf von Alkohol verband.
Meine Reaktion darauf ist praktisch identisch mit der vom F10.2 und hat mit Suchtdruck oder Ähnlichem nichts zu tun. Ich finde es ehrlich gesagt auch völlig normal, dass man in bestimmten Situationen an sein früheres Leben erinnert wird. Irgendwie gehört das ja auch zu meinem Leben dazu und ich möchte es auch nicht vergessen.
Du schreibst "Naht der erste Rückfall?" immerhin mit Fragezeichen. Aber das tut er doch gar nicht, er kommt nicht zur Wohnungstüre herein, sonden du hast es selbst in der Hand, ob du dich in Richtung Rückfall bewegst.
Sechs Jahre sind eine lange Zeit, die würde ich um nichts in der Welt aufs Spiel setzen.
Dass du wieder ins Meeting gehst, finde ich gut, mach alles, was dir hilft, nicht umzufallen.
Das Wichtigste glaube ich ist aber, dass du dir selbst vertraust und dich nicht selbst durch dein doofes Kopfkino gefährdest. Übrigens habe ich es (früher) in solchen Situationen bewußt so gemacht, dass ich mir gesagt habe, ich lasse diese Gedanken zu, "...kommt nur her ihr Gedanken, ihr tut mir nichts und ich weiß, ihr geht auch wieder weg..."
Mir hat das geholfen, denn der Versuch des Verdrängens hat meistens dazu geführt, dass die Gedanken nur schlimmer wurden.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Zitat von Grosser Bruder im Beitrag #7Hehe F10.2, ich vermute, die Haare werden nicht nur grau sondern einfach auch weniger *).
*)Rat' mal, woher ich das weiß
Deine Vermutung ist definitiv falsch, demnach die Info Fake-News.
Ich brauche immer noch alle 4 Wochen einen Haarschnitt, sonst wird es zu wuselig. Geheimratsecken gibbet nicht mal im Ansatz. Ich hab mein Smartphone wieder mal verlegt. Aktuelles Foto folgt.
Gruß zurück
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.