in einer geschützten umgebung, wie einer klinik , aufzuhören, ist nur am anfang wirklich gut. was ist aber dannach? man hat sich an die regeln gewöhnt und es wird auch auf die einhaltung geachtet. aber was dannach? dann der jammer und man steht vor dem scherbenhaufen den man vor ein paar monaten zurück gelassen hatt. ein neues leben-gut und schön. auf einem haufen schutt wo bloß der teppich drüber gelegt wurde ? ein teppich der nur aus "ich bin jetzt trocken" gewebt ist. er ist dünn verdammt dünn. eine falsche bewegung und man steht bis zum hals drin, wo doch vorher alles so schön geredet war . und jetzt ? ist es nicht ungerecht ? man hat doch alles getan. und es ist nicht so selbstverständlich wie es aussieht. fur die anderen hat sich das ja erledigt, aber bei dir geht es erst richtig los. man hat das gefühl je mehr man versucht sich raus zu buddeln um so eher rutscht man rein. immer noch eins drauf-und noch mal usw. was und oder wer gibt halt ? eine gruppe ? sind sie nachts da wenn das grübeln kommt. sind sie in dem augenblick da wenn mir zum heulen ist und ich frage warum. sind sie da wenn ich eigentlich mich maßlos bedauern will und mich einer sanft raus holen soll. man braucht hilfe für den moment. den der frust wartet nicht bis zum nächsten treffen. einer ist immer da !!!! der alk. und das ist das DANACH.
2. Email - gleicher Absender/in
denn das dannach hört nie auf. ich bin jetzt zwei jahre trocken und habe immer noch zu kämpfen. nicht mit irgendwelchem "saufdruck" sondern mit der mit der frage warum ich immer wieder ein paar drüber gezogen bekomme. vor allem erlebe ich das was um mich her geschiet viel intensiver und empfindlicher. da kommt einem schon mal der gedanke "als ich gesoffen habe ging es mir wenigstens ein paar stunden gut". ist natürlich kein gedanklicher rückfall aber mir kann keiner sagen, das ihm so ein gedanke nicht schon mal gekommen wäre . wie geht man damit um ? und ich bin nicht der typ der zum kaffeeklatsch in eine gruppe geht.
Klar ist das Schwierige an unserer Krankheit das "Trocken bleiben" und nicht das "Trocken werden".
Ich sehe es jedoch so, dass man nach der Klinik (Entgiftung) nicht vor einem Scherbenhaufen steht, sondern vielmehr an einem Neuanfang. Vor einer - spannenden - Herausforderung.
Natürlich gibt es bei den meisten erstmal noch ein paar Dinge, die geregelt werden müssen, aber so ist das im Leben halt. Das Leben ist für keinen einfach. Egal ob Alkoholiker, oder nicht.
Und gerade in der "Anfangszeit" kann einem meiner Meinung nach nur eine Gruppe die Kraft geben trocken zu bleiben. Vorausgesetzt, man will das auch.
Aber auch danach ist - in meinen Augen - die Gruppe unersetzlich, denn wir trockenen Alkoholiker haben schliesslich eine Lebensaufgabe zu bewältigen.
Und es gibt natürlich Gruppen (bin selber in so einer), die nicht nur einmal in der Woche für dich da sind. Da hat man zum Beispiel eine Liste mit den Telefonnummern der anderen Mitglieder. Wenns einem schlecht geht ruft man halt einfach einen "Kollegen" an.
Natürlich gibt man dadurch etwas Anonymität auf, aber es kann ja jeder für sich entscheiden, ob eine solche Gruppe für ihn die richtige ist, oder nicht.
Ich hab wirklich keine Ahnung, wie es in anderen Gruppen zugeht, aber ein "Kaffekränzchen" habe ich in "meiner" Gruppe wirklich noch nicht erlebt. Macht ja auch keinen Sinn. Natürlich kann mal gelacht werden, aber das Hauptgesprächsthema sollte wohl doch der Alk sein.
Geh doch einfach mal zu einem Gruppenabend in deiner Gegend. Und probier auch ruhig mal verschiedene Gruppen aus. Ich bin mir sicher du findest eine, in der du dich wohlfühlst und in der dir auch das Konzept gefällt.
was mich zunächst richtig angesprungen hat aus deinen emails ist diese "Opferhaltung" die du hast. Da musst du ganz schnell runter davon. Du wirst jetzt sagen, die hat leicht reden oder so, aber es ist ganz wichtig, es ist überlebenswichtig, dass du dich nicht als Opfer betrachtest, nicht so denkst, fühlst und handelst.
Kein Mensch sagt, dass es leicht ist trocken zu werden und zu bleiben. Es ist am Anfang ein fulltime-job. Aber viele, sehr viele haben es geschafft und das zeigt, dass es zu schaffen ist. Und dass auch aus einer unbefriedigenden, vielleicht wenig Hoffnung machenden Lebenssituation Wege heraus führen. Aber ich darf mich nicht als das arme Opfer betrachten, dem das alles zugestossen ist. Dem das Schicksal so wüst mitgespielt hat und das nun da sitzt, allein, ausgestossen und was weiss ich noch alles. Wenn ich so denke, bin ich schneller wieder in dem Schlamassel drin, aus dem ich grad mit Mühe herausgefunden habe, als ich mir das vorstellen kann.
NATÜRLICH geben Gruppen Schutz und Halt. Nichts spricht dagegen,am Anfang jeden Abend in eine Gruppe zu gehen. Das ist möglich. Ich habe es von vielen gehört, die ihre erste Zeit so gemeistert haben. Du bekommst in den Gruppen Kontakt zu Menschen, du bekommst Telefonnummern, die du jederzeit (trocken) anrufen kannst. Du bekommst jede Hilfe. Aber natürlich kannst du nicht mit dem Anspruch kommen "nun haltet mich mal alle trocken".... sondern mit dem Wunsch trocken zu bleiben und einer konsequenten Haltung und Lebensführung, die von dir selbst kommen muss. Das kann ein Opfer nicht bringen. Ein Opfer wartet regungslos auf die Schläge, die ihm das Schicksal erteilt..... Das willst du doch sicher nicht?
Es gilt, jeden einzelnen Tag trocken zu meistern. Das kann ich mir jeden Morgen aufs Neue vornehmen. Ich kann die Dinge nach und nach angehen. Versäumtes nachholen, Dinge in Ordnung bringen, Schulden bezahlen.... ich weiss ja nicht, wie sich dein Chaos zusammensetzt. Aber ein Chaos kann man TROCKEN wieder in Ordnung bringen. Türen öffnen sich, wo man seither keine gesehen hat. Aber nochmals: ich muss das Meine dazu beitragen. Ich muss es wollen.
Klar ist es einfacher zu sagen, ach dann trink ich doch lieber wieder..... Wohin das führt, dürfte aber auch bekannt sein.... Es ist eine Reise, die im Nirgendwo endet, vielleicht sogar in schlimmeren Bereichen... Es ist deine eigene Entscheidung: zusammen mit anderen Menschen, die eine ähnliche Vergangenheit oder zumindest die gleiche Krankheit haben, den Weg in das Leben zu finden oder dich alleine auf die Rutschbahn in den Tod oder in die Demenz zu begeben. Denn da führt es früher oder später hin...... Da müssen alle Illusionen weggepackt werden, so in dem Sinn: das passiert mir nicht, das passiert immer nur den anderen.
Es ist möglich trocken zu leben und es kann angepackt werden. Ich lege dir ganz dringend ans Herz, ganz schnell den Weg in eine Gruppe zu suchen. Dort kannst du alles aussprechen, was dich bedrückt und dort bekommst du Kraft und Unterstützung und wirst verstanden.
Du hast ein sehr gutes Thema angesprochen.Ich bin jetzt auch über zwei Jahre trocken.(War genau am 02.03)und habe in dieser Zeit auch gedacht, was machst du mit dem Scherbenhaufen, den du Hinterlassen hast? Ich kann nur aus meiner Erfahrung heraus berichten. Meine Familie gibt mir große Kraft und sehr viel Hilfe.Ich gege auch nicht zum Kaffeeklatsch in die Gruppe.Wir sind da, um uns gegenseitig zu helfen und wenn es Probleme gibt versuchen sie zu lösen. Der Scherbenhaufen, den kann mann nicht wegfegen,mann kann nur versuchen die Scherben aufzusammeln und zu kleben.So habe und so mache ich es jedenfalls.Ich kann sagen, was ich damals im Suff kaputt gemacht habe,habe ich noch lange nicht alles gekittet und ich weiß auch nicht, ob ich alles Kitten kann. Ich kann Dir nur raten,spreche deine Probleme und Ängste in der Gruppe an oder wenn Dir da zu viele Leute sind eine Vertrauensperson.
Hallo Unbekannte/r! Ich bin jetzt am 20.3 auch zwei Jahre trocken.Das erste halbe Jahr nach meiner Entgiftung bin ich zu einer Gruppe gegangen,dann nicht mehr!Seit Ende letzten Jahres hatte ich aber immer mehr das Gefühl,es allein nicht zu schaffen.Da bin ich dann erstmals im internet auf diverse Seiten über Alkoholprobleme gestossen.Und hier hat es mir am besten gefallen.Das war aber immer noch nicht genug,also fand ich den A-Connectchat wo es mir auch sehr gut gefällt.Ich habe einfach mal meinen Mut zusammengenommen und über mich geschrieben.Durch den Chat habe ich dann einen sehr netten menschen kennengelernt,dem ich dann erzählt habe ich würde gerne wieder in eine Gruppe gehen.Wie es der Zufall will kommt er genau wie ich aus Hamburg und hat mir über den Freundeskreis erzählt.Ich habe mir dann die Adresse ,die für mich am günstigsten war rausgesucht und habe gesagt da werde ich mal hingehen.Als ich am nächsten Tag meine E-Mail durchging,hatte ich von einigen Leuten aus dem Freundeskreis Post bekommen:Sie würden sich freuen,mich auf einem Treffen kennenzulernen.ich war total überwältigt von dem Interesse an mir das ich gleich den nächsten Termin wahrgenommen habe.Ich bin echt froh das ich dort hingegangen bin.Beim zweiten Mal habe ich sogar sehr viel von mir erzählt.War bestimmt nicht einfach,aber es hat so gut getan,sich mitzuteilen und zu wissen,da sind Leute denen es vielleicht ähnlich ging.Ich hoffe das du für dich auch einen Weg findest,um zufrieden mit deiner Trockenheit zu leben.Gruß Babsy
Es ist richtig das man wärend einer Entgiftung im KH.unter einer "Käseglocke" lebt.Aber danach kommt erst das eigentliche trockenwerden.Es gibt viele Herausforderungen,die das tägliche Leben an uns stellt.Sei´s unser alter Freundeskreis,erst mal unterscheiden was sind wirkliche Freunde,die Familie, die ja meistens KO ist, überzeugen das man das Leben wieder alleine bewältigen kann, verantwortung zu tragen.Beim täglichen Einkauf auch mit Alkohol konfrontiert wird,damit lernt zu leben.usw.Aber besser als jeden tag mit dem Alkohol zu kämpfen und dann irgendwann zu unterliegen.
In einer SHG ist man nicht zum Kaffeeklatsch, sondern mit Gleichgesinnten zusammen die alle das gleiche Problem haben Alkoholkrank zu sein, dort wirst du verstanden kannst an Dir abeiten.Aber Du kannst auch mehr für Dich tuen wenn Du das gefühl hast es nicht alleine zu schaffen. Es gibt die Caritas, oder die Diakonie wo kompetente Mitabeiter Dir weiterhelfen können eine Therapie zu beantragen,die dir in Einzelgesprächen weiter helfen können .So habe ich es gemacht nach 2 jähriger Trockenheit immer auf der selben stelle getreten ,in Selbstmitleid versunken.Es gibt viele möglichkeiten etwas für sich zu tuen man muß es aber wollen.Und noch etwas vorher hatte ich nicht ein bischen Selbstvertrauen, meine Selbstsicherheit bekam ich erst im laufe der Zeit, weil ich Hilfe annahm.
Die Zukunft sollte man beim Trockenwerden und Trockenbleiben als ein Ziel sehen und nicht als etwas Unausweichliches, das zwangsläufig auf einen zukommt. Trockensein ist in meinen Augen nicht nur „Nichts mehr trinken“ - sondern ein Lebensgefühl, mit Freude und Mut mein Leben annehmen, in die Hände nehmen, eine Herausforderung, der ich mich stellen will.
Dieser Wille - diese Lust am Leben - dieses Gefühl, das hat mich erst dazu gebracht, mit dem Trinken aufzuhören.
Nachtrag: Der Alkohol hat mich eigentlich immer nur daran gehindert, die Dinge zu tun, die ich tun wollte. Meine Pläne waren hochtrabend - die Ausführung fiel leider aus.
Sicher gibt es immer Momente, die einen wieder zurückwerfen. Manchmal sind es einfach nur unglückliche Verkettungen unglücklicher Umstände, manchmal habe ich selbst etwas vermasselt. Da muß man durch. Durchs Trinken könnte man solche Momente sicher für ein paar Stunden „vergessen“ - aber am nächsten Tag würde sich die Zukunft ja nur noch düster auftun, wenn es dann überhaupt noch eine gibt.
Eine Niederlage annehmen, weil ich trocken einen Fehler gemacht oder etwas versäumt habe zu tun, finde ich würdevoller, als benebelt etwas ohne Sinn und Verstand vergeigt zu haben.
Bei mir könnte es finanziell gesehen auch besser laufen - aber von heute auf morgen werde ich das definitiv nicht ändern können. Ich weiß aber, daß ich es auf lange Sicht schaffen kann, mein Leben so zu gestalten, daß es für mich auch finanziell lebenswerter wird. Und daran arbeite ich jeden Tag ein bißchen. Auch das führt zum Ziel. Und Spaß machen tut es auch - mal mehr, mal weniger.
In der richtigen Gruppe findet man übrigens immer Leute, mit denen man sich sehr gut darüber austauschen kann. Mit Kaffee-Klatsch hat das in meinen Augen nichts zu tun.
ZitatDieser Wille - diese Lust am Leben - dieses Gefühl, das hat mich erst dazu gebracht, mit dem Trinken aufzuhören.
.... genauso hab ich es auch empfunden. Und die Erkenntnis daß trocken zu leben nicht nur "nichts zu trinken" bedeutet, sondern im Grunde eine neue Lebenseinstellung ist. Vorbei soll die Zeit sein in der ich mir nur hinterhinke und mich durch meine Zechgelage, meinen Depressionen und Schuldgefühlen nur lähme. Es ist der Wille sich im Leben auch finden zu wollen, zu schauen wer bin ich wirklich ohne Flucht zu meinem vermeintlichen "Freund" Alkohol und in mein alkoholnebliges Selbstmitleid. Ich merkte das ich wenn ich weiter trank nie einen Schritt vorwärts kommen würde und mich eigendlich immer noch auf dem gleichen Niveau wie mit 25 befinde. Die Welt ist schlecht und alle sind gegen mich. Das stimmt so nicht ! Und um das herauszufinden mußte ich aufhören zu trinken. Ich begreife das "trocken leben" für mich als Chance, endlich, endlich mein Leben leben zu können ! Und ich hoffe das hält an und ist nicht nur die anfängliche Euphorie. Aber ich merke wie es mich verändert und so gut tut !
jeder hier hat sein eigenes Schicksal zu tragen, was der oder diejenige in der Trinkphase verbockt, bzw. durchlebt hat. Wie meine Vorschreiber, bin auch ich der Ansicht, man ist nicht geheilt, wenn man das Glas stehen lässt und nichts mehr trinkt.
Die trockene Seite an sich zu erleben und so seinen Alltag zu überstehen hat mich zum Erstaunen gebracht. Mitzuerleben, wie ich mich verändere war für mich ein Erlebnis. Und eine Bestätigung von aussen zu bekommen ist etwas großartiges. Sicherlich ist es ein weiter Schritt bis dort hin, aber die Mühe lohnt sich. Auch ich habe mir oftmals den Gedanken vor Augen gehalten: Nie wieder Alkohol? Mensch war das ein übler Gedanken. In der Anfangszeit meines Trockenseins hatte ich höllisch aufgepasst, mich aber dann und wann bis zur Schmerzgrenze beim Kneipengang ausgeliefert. Ich wollte mir etwas beweisen, aber es wurde dadurch nur noch schlimmer. Warum soll ich mir solche Qualen antun? Heute lache ich über Leute, die zuviel getrunken haben, die meinen der Stärkere gegenüber dem Alkohol zu sein. Wenn ich deren Gerede höre ... mein gott, war ich auch so? Schrecklich! Ich konnte fühlen, wie die den nächsten Tag erleben und bin froh, das ich den starken Willen habe und morgens mit einem Lächeln aufwache, wenn ich an den Abend zuvor denke.
Eines halte ich mir immer vor Augen: Durch den Alkohol hätte ich fast meinen Führerschein verloren ... und meine Auto habe ich Schrott gefahren. Nicht auszudenken, wenn Personen dabei zu schaden gekommen wären. Diese Bilder lassen mich nicht los ... und vielleicht ist es auch gut so, um mich von den Fesseln des Alkohols zu befreien.
Du redest von Gruppengesprächen im Kaffeeklatsch-Stil? Ich sehe es ganz und gar nicht so. Eine Gruppe kann/ist ein starker Rückhalt. Erleben (oder gar mitreden) kann man es allerdings nur, wenn man schon einmal an einem Gruppentreff teilgenommen hat.
Ich wünsche dir einen starken Willen. schöne 24 H Karotte
Für mich ist das ganz eigenartig, die Sinne sind wach, der Scherbenhaufen ist aufgeräumt, die Schulden bezahlt, und die Trockenheit läuft fast von selbst und ist keine Fulltimebeschäftigung mehr - so, und was mach ich jetzt?
Irgendwie hatte die Lebensaufgabe 'Trockenwerden' Priorität und dadurch bei mir so eine Art Schutzfunktion vor dem ganz normalen Alltagskrempel. Jetzt ist weitgehend Normalität eingekehrt, und das Leuchten ist schwächer geworden...geht jetzt wohl mühselig ans Eingemachte. Ich steh grade irgendwie auf dem Schlauch...und auch bei mir hat das nicht direkt mit Saufdruck zu tun, sondern eher mit einer Sinnkrise. So wie ich das lese, scheint es ja einige Leute zu geben, bei denen um die 2-Jahresmarke irgendwas passiert.
Nach einem Jahr Gruppenbesuch weiß ich bis jetzt leider nur, was ich nicht mehr will, und für den nächsten Versuch bin ich grade noch nicht reif. Gruppen scheinen doch sehr unterschiedlich zu sein, ich habe die richtige jedenfalls noch nicht gefunden.
da die 2-Jahres-Wende bei mir noch in ferner Zukunft liegt, kann ich natürlich nur von meinem Jetzt-Zustand berichten. Es ist wahrscheinlich so, daß ich mich immer noch in der Anfangs-Euphorie befinde und keinen Schimmer davon habe, wie es in zwei Jahren aussehen wird. Ich hoffe nur, daß ich mächtig stolz darauf sein werde, immer noch trocken zu sein, wenn es soweit ist. Werde dann hier zu gegebener Zeit mal berichten, wie es mir ergeht. Dir wünsche ich, daß Du diese Sinn-Krise gut bewältigst - manchmal hat man ja auch nur ein paar komische Tage, und es gibt sich dann wieder. Schreib doch ruhig öfter darüber, es würde mich sehr interessieren, wie Du Dich fühlst und damit umgehst.
naja, es ist doch auch nicht schlecht, wenn man weiss, was man NICHT will, dann werden die Dinge, die man evtl. will, doch etwas mehr eingegrenzt.
Dass nach einem Jahr Gruppe etwas Alltäglichkeit eingekehrt ist, das ist ganz gut nachvollziehbar. Ich hab das für mich immer so gesehen: die Gruppe war am Anfang alles für mich. Dort und im Nachhall zuhause konnte ich mich neu sortieren, neu finden. Im Gegensatz zu dem, was ich hier schon gelesen habe, hat mich der spirituelle Ansatz in AA gleich angesprochen. Literaturmäßig habe ich mir da im ersten halben Jahr so ziemlich alles reingezogen, was ich erwischen konnte. Dann war ich so frei und hab mir meine eigene Spiritualität zurechtgezimmert. Die Gruppe hat mich das Laufen gelehrt - wenn ich das jetzt wie die liebe Ameise sehe, und das trockene Leben zuerst als Baby, dann als Kleinkind, Schulkind etc.pp betrachte (ein guter Vergleich, ameise, ganz in meinem Sinn hihi). Aber dann konnte ich laufen und dann hab ich das Leben für mich entdeckt. Und das, lieber Minitiger, das darfst du jetzt auch. Werd' hellhörig, "hellsichtig" und beobachte, was sich alles für dich auftut.
Von der Gruppe lass dich begleiten, wenn du "die" Gruppe noch nicht gefunden hast, mach Experimente und such dir eine andere. Vielleicht ist ja dort das "aha-Erlebnis" verborgen, das dir den Schubs in die Lebensrichtung gibt, die du jetzt noch nicht gefunden hast. Ansonsten lass dich durch die "Nicht-Ereignisse" in deinem Leben nicht entmutigen. Auch sie haben was... können was haben.... wer weiss .... es ist doch spannend, alles zu entdecken.
In diesem Sinn wünsch ich dir einen inspirierenden Frühlingstag!
ich vermute, ich weiss, was Du meinst. Am Anfang zaehlt man die trockenen Tage, man ist euphorisch, und im Vergleich zur Trinkzeit schient jedes Problem banal. Mir ging's eine Zeit lang ganz intensiv so - egal, was passierte, es konnte mich nicht schrecken, denn "hauptsache, ich muss nicht trinken". Im Laufe der Zeit wird das Nicht-Trinken jedoch "zur Gewohnheit", auch das anfaengliche Gleucksgefuehl hoert wieder auf. Und der egoistische Part meines (Un)bewusstseins erwartet natuerlich gefaelligst, dass das Leben wunderbar sein soll, jetzt, wo ich doch nicht's mehr trinke. Ist aber nicht so, das Leben und die Leute sind gleich wie frueher. Und damit leben zu lernen und damit umgehen zu koennen, dass ist wohl die eigentliche Aufgabe. Auf diesem Weg bin ich wohl erst einige wenige Schritte gegangen, aber ungeduldig, wie ich nun mal bin, geht mir manchmal alles viel zu langsam....
Das ist wirklich nett von euch, daß ihr mir alle so anregende Antworten gebt.
Liebe Ameise, ich weiß nicht mal was heute Nachmittag sein wird..und wenn es doch nur Deine Anfangseuphorie sein sollte, dann sei sie Dir gegönnt, mir hilft die jetzt auch noch. Denn wenn dann doch mal eine Krise kommt, dann weiß ich immerhin, daß es nicht die Trockenheit ist, unter der ich leide. Jedenfalls wünsche ich Dir, daß Du diesen Stolz genießen können wirst. Wende möchte ich das allerdings für mich nicht nennen, denn das würde heißen daß ich mich wieder dem Trinken zuwende.
Liebe Miezekatz, Du machst mir einen ziemlich fortgeschrittenen Eindruck, was gegenseitige Toleranz und Denkanstöße angeht...ich lasse das einfach mal auf mich einwirken. Ich halte jetzt die Klappe zu Gruppen, zu meiner letzten habe ich einfach nicht dazugepaßt - waren keine AA. War eine Gruppe, die selbst im Streit frisch aus ihrem Dachverband ausgeschieden war, da gab es so viele unbearbeitete Konflikte, daß ich als Neuer froh war, fast unbeschadet wieder rauszukommen. Das war eine Erfahrung, aber nicht unbedingt eine Hilfe. Jetzt sind da nur noch Leute drin, die schon mindestens 7 Jahre dabei sind, die Neueren sind einfach alle aus der Umlaufbahn geflogen.
Lieber Richie, Du liegst ziemlich richtig. Bei mir ging es nach dem Trockenwerden nur aufwärts, jetzt muß ich tatsächlich einige relative Einbußen hinnehmen, die mir nicht schmecken....dabei gehts mir immer noch blendend im Vergleich zu früheren Zeiten. Natürlich ist das das ganz normale Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Ich habe Schwierigkeiten, Dinge die ich nicht ändern kann, gelassen hinzunehmen, vor allem bei Dingen die mir überhaupt nicht schmecken...Du hast recht, zumindest fühle ich mich so als wenn die eigentliche Aufgabe jetzt erst kommt. Eigentlich ist das sowieso schon wieder süchtiges Verhalten, dieses Verlangen nach der Dosissteigerung des Wohlbefindens.
Sorry, lieber Minitiger, wenn ich jetzt in punkto Gruppe noch was draufklatsche. Ich habe meetings erlebt, die ein wahrer Genuss waren, die einen Tiefgang hatten, der mich fast umgehauen hätte. Dann habe ich wieder meetings erlebt, die mich zuhause nur den Kopf schütteln liessen und ein gezischtes "da geh ich nie wieder hin"....entweder in den Spiegel oder dem harmlos auf dem Sofa sitzenden Ehemann entgegengeschleudert.... Ich glaube, ich hatte einfach nur Glück am Anfang, dass ausgerechnet an diesem Abend, an diesem Ort, genau die richtigen Leute um den Tisch sassen, ein jeder von denen gut drauf war und mir genau das vermitteln konnte, was ich zu diesem Zeitpunkt brauchte. Wäre ich an einem anderen Abend in diese Gruppe gekommen - etwas anders zusammengesetzt, und die Leute zum Teil aggressiv drauf etc. - wer weiss, was dann geschehen wäre.
Deshalb mein Rat, zu experimentieren.... Ich persönlich lasse mich sehr gern vom Moment und vom Jetzt überraschen. Ich weiss oft morgens noch nicht, wie und womit ich den Tag gestalten werde. Klar sind da so lästige Sachen, wie Hausarbeiten etc. (da brauch ich auch Gelassenheit, weil ich das nicht ändern kann)aber ich will ja schliesslich (meistens) etwas Pepp in meinem Tag. Den finde ich an ganz unerwarteten Stellen und Momenten. Abends lass ich mir ganz gern alles nochmals durch den Kopf gehen, ziehe eine kleine Bilanz und wenn dann ich dann spüre, dass meine Mundwinkel die "10 vor zwei-Stellung" erreichen, tja, dann war's okay. Ich geb dir jetzt noch einen Tipp: such mal in den kleinen Dingen. In den unspektakulären. Was heisst suchen, nein, einfach mal umschauen, aufmerksam sein. Geh mal spazieren z.B. und lächle alle Leute an, denen du begegnest. Einfach so. Das kann auch zu ungeahnten "Rückmeldungen" führen.... Das war nur mal so ein Vorschlag.....
Aber du hast jetzt gerade ZEIT, denk mal, etwas ganz kostbares, die Leute heulen reihenweise, weil sie angeblich keine haben. Und die kann man auch mal damit "verplempern", dass man losgeht und alle Leute angrinst. Ich hab das jetzt flapsig gesagt, meine es aber ganz ernst.