ich hab mal eine Frage - vielleicht etwas off topic, oder auch nicht - Ich weiss mal wieder nicht, wie ich anfangen soll.. Ich bemerke an mir in den letzten Monaten, daß ich "ziemlich nahe am Wasser gebaut" habe. Ist ne Redensart dafür, daß ich verdammt schnell dabei bin mit dem Heulen. So hätte ich z.b. bei manchen Szenen von "good bye Lenin" heulen können wie ein Schlosshund, Aus Rücksicht und Peinlichkeit hab ich mich zusammengenommen und meine Tränen heimlich still und leise mit dem Ärmel weggewischt. Bisher hab ich aber noch von keinem meiner Bekanmnten gehört, daß ihn/sie dieser Film so mitgenommen hat.
Lange Vorrede, und nun endlich die Frage: Ist diese "Verletzlichkeit" nenne ich es mal, ein normaler Begleitumstand beim endlich "Abschied" nehmen vom Alk oder sollte ich doch endlich wieder meine Therapeutin wegen Depressionen aufsuchen?
sei froh das Du Heulen kannst. Ist natürlich klar das Du das nicht mittn auf Marktplatz machen solltest
Mir laufen bei manchen Filmen die Tränen runter (nicht im Kino, daheim) und ich lass die einfach zu. Das gehört zum Leben wie das Lachen. Ist klar das durch den Alk solche "echten" Gefühle geblockt werden. Wenn sie dann mit dem Alk da sind, dann sind sie ned echt.
Also nochmal: sei froh das Du heulen kannst. Ich würde nie auf die Idee kommen ne Therapeutin wegen Heulen aufzusuchen. Wer weiß was dann passiert - ne Pille gegen Heulen vielleicht -> ein Alptraum.
bei uns Frauen ist die Heulerei ja nichts allzu Außergewöhnliches. Aber ich habe auch festgestellt, daß ich, seit ich trocken bin, öfters weine, als vorher. Daß es Tage gibt, an denen ich auch sehr nah am Wasser gebaut bin. Aber nach diesen Wein-Attacken kommt dann auch ein ganz tolles Gefühl der Erleichterung, vorausgesetzt ich bin zu Hause und kann die Tränen richtig schön laufen lassen.
Letztens sind mir die Tränen gelaufen, als ich aus dem Fenster sah, und es marschierte gerade eine Kindergarten-Gruppe vorbei. All diese kleinen Zwerge - händchenhaltend, so klein und schutzbedürftig... Ja, da war es mit meiner Fassung vorbei. Ganz schön bekloppt kam ich mir vor - war nämlich gerade auf Arbeit und konnte mit dem Ärmel gar nicht so schnell hinterherwischen wie ich wollte.
Du siehst - Du bist nicht allein damit. Und wenn Männer weinen können - dann finde ich persönlich das ganz toll. Meinen Vater habe ich noch niemals weinen sehen - ich glaube, der kann das gar nicht.
Auch ich habe nah am Wasser gebaut und auch mir sind meine Tränen hin und wieder peinlich ;-)) Es ist schon ein komisches Gefühl mit der Familie vorm Fernseher zu sitzen und zu heulen. Unsere Tochter (13 Jahre) schaut auch manchmal etwas dumm und denkt sich ihren Teil. Ich kann aber nichts gegen diese Tränen tun und will sie auch nicht abstellen. Schon als Kind habe ich weinen müssen und war starr vor Angst, wenn im Märchen das Böse zu siegen drohte. Als ich dieses Thema in der SHG ansprach, bekam ich die Rückmeldung, dass es vielen Freundinnen und Freunden ähnlich geht - ein Tatsache, die mich sehr beruhigt.
ist das Gefühle-wegdrücken nicht sowieso ein (blöder) Grund zum Saufen? Gerade die so harten Männer (oft Machos), oder die toughen Frauen sind eigentlich sehr unsicher und verletzlich. Alk hilft dabei, cool zu bleiben, keine Schwächen zu zeigen.
Ich weine auch oft bei Filmen, immer wenn es um Eltern-Kind-Beziehungen geht oder um richtig echte hingebende Liebe. Genau vor diesen Gefühlen habe ich mich im wirklichen Leben immer geschützt, weil die Angst, verlassen zu werden dann übermächtig wird. Hinter dieser Film-Heulerei steckt bei mir immer noch so viel, dass ich nach wie vor Angst davor habe, die Fassung zu verlieren. Nach "Das Leben ist schön" habe ich mich kaum wieder eingekriegt.
Letztens habe ich "Zug des Lebens" aufgenommen. Ich trau' mich nicht, in zu gucken und "Schindlers Liste" liegt seit Jahren rum und "wartet"..... "Nackt unter Wölfen" hat mich damals auch "ausgehebelt" ...“Kramer gegen Kramer“.....usw.
Und wenn ich manchmal all' die mitfühlenden Worte hier lese, nicht nur mir gegenüber, wird mir oft ganz elend, weil ich dazu nicht fähig bin. Nichtmal das anzunehmen, geschweige zu äußern.
Ich habe auch zwei Katzen, leider funktioniert das mit den beiden gar nicht. Die große lässt niemanden an sich ran (Tierheim-geschädigt) und die kleine frisst Nachbars den Terrassen-Frühstückstisch leer (Bauernhof-geschädigt: jeder erkämpft sich sein Fressen). Jene Familie hat dann auch noch Kinder mit einer Katzenallergie und Asthma. Toll! Klein Katzi wackelt trotzdem in die offen stehende Wohnung und wird uns dann wutschnaubend zurück gebracht. Was tun?
Aber wie war das? Jeder bekommt das Tier, das er verdient. Auch Katzen können, wenn sie dann richtig Probleme machen, von anderem gut ablenken
'ne Bekannte von mir bekam gerade ihr sechstes Kind.... aber das nur am Rande.
@ Helena
Den Kindergartenvorbeimarsch kann ich Dir nachfühlen. Als mein Sohn das erste Mal auf einem Mini-Kinderkarussell gesessen hat, war ich auch heftigst am Schlucken. Wobei ich glaube, dass ich dann eher immer das Kind in mir sehe, das keiner beschützt hat.
Gestern wurde ich wieder kritisiert, wobei ich den Eindruck hatte, dass mein Kollege mir weh tun wollte. Natürlich fehlten mir die richtigen Worte, weil ich das von ihm nicht erwartet hatte (Lektion: traue Niemandem?). Außerdem war ich damit beschäftigt, vor Angst nicht loszuheulen. Ich fühlte mich abgelehnt. Der Dienst war gelaufen, immer wieder gingen mir seine Worte durch den Kopf. Ich kämpfte mit Schuldgefühlen und Tränen. Konnte mir aber sagen, dass genau das mein Problem ist, denn so zu reagieren, ist nicht normal, das hat was mit einem sehr schwachen Selbstbewusstsein zu tun. Es hilft mir dann auch nicht, dass es vielen ähnlich ginge, ich will so nicht leben. Also habe ich es mit positiven Gedanken versucht, oder besser mit realistischen, denn mein Kollegen war schon Rage, bevor er mich angegriffen hat.
Zu Hause im Bett habe ich dann geheult, war aber mehr Selbstmitleid. Na allemal besser als Alk.
Und so lange wir uns ebenso freuen können, wie wir Heulen, ist doch alles im Lot, oder?
In diesem Sinne, einen schönen gefühlvollen Tag (ha, und das von mir!)
ZitatWobei ich glaube, dass ich dann eher immer das Kind in mir sehe, das keiner beschützt hat.
Das widerum kann ich dir sehr gut nachfühlen. Das sind nämlich genau meine Gedanken wenn ich so eine Situation sehe. Ich denke dann immer vielleicht haben diese Knirpse eine Chance sich zu entwickeln, können selbstbewußt werden und im Leben stehen ohne diese nagenden Selbstzweifel und "Kopfkino" (nochmals dank an richie wegen dieses Wortes). Ich bin dann eher gerührt.
@Robert
.. ich denke auch das wir unsere Gefühle ( positiv oder negativ) mit Alkohol immer "gedeckelt" haben und sie nun trocken eben da sind. Ich finde das nicht schlimm, sondern auch als ein bißchen "die Neuentdeckung" unseres Selbst.
ich hab das weinen als Kind einfach verlernt und kann es bis heute nicht, obwohl ich vom Kopf her nichts dabei finden würde..ich wär froh ich könnts manchmal, denn so hab ich da das Gefühl, ich platz gleich vor verdrängter Wut...und das löst sich auch nie so richtig auf, es läuft halt nicht.
Also ich würde mir keine Sorgen machen, wenn ich weinen könnte..
Im großen und ganzen ist das schon wahr, denk ich. Letztlich hab ich ja auch gesoffen, um manche Gefühle eben NICHT zu haben. und das geht ja so schön einfach
@felidaela: Jaja, die Kätzchen können einen auf Trab halten. Schau doch mal in meinem "Web-Wohnzimmer " vorbei: http://www.katzen-links.de/katzenforum/ sind VIELE ECHT nette Leute da und ab und zu kriegt man auch wirklich gute Tipps!
@minitiger: Das ist gar nicht gut. Wenn ich mir so vorstelle, wenn ich bei der Beerdigung meiner Tante oder meines Vaters NICHT hätte weinen können... ich glaub, ich wäre explodiert. Ob und wie man das "trainieren" kann weiss ich leider nicht, aber ich denke, diese Gefühle brauchen ein Ventil, sonst "platzt" man seelisch irgendwann.
daß ich - seit der Trockenlegung - auch in manchen Situationen nahe am Wasser gebaut habe steht schon an anderer Stelle im Forum . Natürlich habe ich mir jetzt noch einmal Gedanken gemacht ... und vielleicht eine Erklärung (für mich) gefunden:
Durch den Alkoholkonsum wird das Bewußtsein massgeblich beeinflußt, auch Gefühle wie Freude oder Trauer sind davon betroffen. Dieses gewisse "Weingefühl" hatte ich wohl - bewußt oder unbewußt - weggesoffen und/oder Tränen nicht zugelassen. Nun bin ich trocken - und die Gefühle kommen "echter" zum Vorschein, also auch Tränen. Darüber bin ich mehr als froh, ich hatte auch noch keine Situation, bei der ich mich für eine Träne hätte schämen müssen. Ganz im Gegenteil: Männer die weinen können scheinen schwer in Mode zu sein .
war eben auf der Katzen-Seite und habe mich da mal ein bissel durch weitere Seiten gewühlt.
Hm Ham' die es gut....
Meine Katzen machen nichts miteiander, es hat nicht sollen sein. Wir überlegen, ob wir die kleine zum Bauernhof zurück bringen, da hat sie es bestimmt besser, denn unsere Große keift nur und stänkert.
Aber das gehört dann wohl eher ín das andere Board.
Auch wenns eigentlich ins andere Board gehört: Gib nicht auf. Wenn mich meine Kätzchen eines gelehrt haben (neben dem Beten) dann Geduld. Natürlich gibt's auch Fälle, wo sich die kleinen partout nicht abkönnen, das kann man aber frühestens nach 3..6 Monaten sagen. Bin durch dieses Forum noch nicht so recht durchgestiegen, gibts hier auch private messages? wenn ja - und wenn Interesse besteht - gib mir doch per PN deine email Addresse, oder ich geb dir auch gern meine, wenn Du mir sagst wie und wir können darüber gerne ne runde diskutieren. Seit ich (so gut wie) vom Alk weg bin sind Katzen mein liebstes Thema
Hallo, Ameise (und Minitiger, Dich könnte das vielleicht auch interessieren).
Hab den thread nochmal in Ruhe durchgelesen und da fiel mir auf: Auch ich hab meinen Vater nie weinen sehen. Auch nicht, als wir seine Mutter meine geliebte Oma) und auch nicht als wir seine Schwester (meine noch mehr geliebte Tante) zu Grabe getragen haben. Wir haben danach ne Zeit lang sogar zusammen gesoffen (aber das ist seine sooo lange Geschichte, die erspare ich Dir heute lieber) da hat er mir gesagt, daß er nicht weinen KANN. Er würde es sich wünschen, aber er konnte nicht. Inzwischen ist er leider auch tot. so vieles ungesagt, so vieles ungeklärt... Aber ich bin im Begriff abzuschweifen. Es gibt offenbar wirklich Menschen, die nicht (mehr) weinen KÖNNEN. Nach dem was ich bisher an euren Antworten gelesen habe, bin ich auch eher froh, daß ich weinen kann. Wenn ich so nen richtigen Heulanfall habe wird so unglaublich viel Energie frei (klingt ziemlich esoterisch, soll aber nicht so gemneint sein) Wenn das alles in mir drin bleiben würde.. Obwohl ich nie ein besonders gutes aber auch kein schlechtes, also eigentlich gar kein richtiges Verhältnis zu meinem Vater hatte - er fehlt mir. und es gäbe so viele Dinge, die ich ihm gerne sagen würde. Zu spät.
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Ham' die es gut....