Also wie erzählt ich bin bei den AA's trocken geworden, und am Anfang, also etwa das erste Jahr, war ich ziemlich genervt von einigen, die geglaubt haben, immer an mir rumnörgeln zu müssen, mit so komischen Botschaften, die auch noch in eigene Erfahrungen verpackt, rübergereicht wurden. Es hat eine ganze Weile gedauert bis ich kapiert habe, was die meinen und vor allem was die wollen. Im großen und ganzen gieng es dabei um das Thema Tiefpunkt und Kapitulation. Wenn ich das heute so rückblickend betrachte, hatte ich ziemlich Dussel, dass ich nicht wieder Rückfällig geworden bin in dieser Anfangzeit: Ich hatte soviele Vorbehalte gegenüber diesen Anonymen Alkoholikern und soviele Forderungen an das Leben. Und wenn die mir mit Demut kamen, dann wars ganz aus. Das einzige was mich festgehalten hat, waren ein paar sehr mütterliche Frauen, die eine hat immer gesagt: schön das Du t r o t z d e m da bist, - und mein Trotz, dass ich denen das zeigen wollte, dass ich es auch, dass ich es t r o t z d e m schaffe.
Mit der Zeit hab ich das dann mit den Schritten kapiert, dass ich den zweiten nicht vor dem ersten tun kann. Und das hat was mit Zufriedenheit zu tun: Zufriedenheit kommt von alleine, ich kann Sie nicht erzwingen, und vor allem die Zufriedenheit geht auch wieder. Es gibt sie nicht die dauerhafte Zufriedenheit, das hört sich jetzt sicher so oberlehrerhaft an, aber das war es was mein süchtiges Herz wollte, zufrieden sein mit mir und der Welt, und Heroin hat mir das auch mal versprochen.
Was mir weitergeholfen hat war dieser Tip, zu versuchen mein Leben, das heist erst mal den Alltag zu meistern und der erste Schritt dazu bestand darinn es auszuhalten, einfach auszuhalten ohne dieses doch so bequeme Er-Lösungsmittel.
Eine zweite Hohe Hürde war, dass die meisten, die da im Meeting saßen in einem ganz anderen Leben standen wie ich, die waren verheiratet, hatte Arbeit und entsprecht Geld. Und ich wollte v meine Idealen eines unbürgerlichen Lebens nicht so einfach aufgeben,ich wollte mich nicht den Zwängen eines entfremdeten Kapitalismus beugen, ICH NICHT!!!!!!!, was waren die Kämpfe in die ich damals verstrickt war und an denen manche An-Teil nahmen, übrigens sehr zu meinem Ärger.
Fleckenbühl ist vorallem was für deine Kinder, und dann natürlich auch was für Dich, ich war letztes Jahr dort, meine (kleine) Tochter war damals 1Jahr alt und 4 Monate und ich hab sie drei Monate nicht gesehen. Ich bin dahin weil ich für meine Nüchternheit keine andere Möglichkeit gesehen habe, es hat mich nüchtern gehalten und die Ehe hats auch ausgehalten
Egal was Du machst, egal für was DU dich entscheidest, ohne zu saufen wirds besser, wird alles besser, was gelegentliche Krisen nicht ausschliest
nochmal ich, was ich dir eigentlich schreiben wollte: nüchtern werden, nachdem man trocken geworden ist, ist ein zäher Prozess, bei dem man -mit viel Geduld- durch den Alltagssumpf durchwaten muss, und dabei kommt es aufs aushalten an, und sich im richtigen Moment - wenn man es nicht mehr aushält - hilfe holen.
Ja, jetzt verstehe ich dich besser, nachdem du deine Geschichte geschildert hast. Klar, Alltag aushalten - ein zentrales Thema bei mir, bzw. uns. Nicht so leben, wie "die bürgelichen ach so spießigen Eltern hier im Dorf", trinken, einen Joint in Reichweite und sowieso Alles Besser machen! Dabei ist das doch nur ein Ablenken vom zentralen Thema der Sucht, dem nicht widerstehen können und letztendlich doch kläglich an sich selbst scheitern. Ich weiß es ja, wie sehr mich dann eben irgendwelche Besserwisser nerven werden und ich mich unverstanden fühlen werde. Habe eben immer nur ein paar Tage ausgehalten Ohne, deshalb suche ich nun Hilfe, weil es einfach sooo schwer ist - diese Aushalten. Das mit den kids sehe ich so: unsere Großen sind in der 1. und 2. Klasse. Die würde ich ehrlich gesagt nicht gerne aus der Schule nehmen. Mein Sohn ist miteiner der Klassenbeste und meine Tochter ist auch recht gut und sie fühlen sich eigentlich wohl. Hätte Angst, dass es einen schulischen Bruch dadurch gibt. Kann irgendwie auch keine Probleme, die durch die Sucht aufgetrten sind feststellen. Meine Tochter geht ins Turnen, beide spielen sie Flöte, es wird miteineander musiziert, mein Sohn liest sein 1. Dedektivbuch (1.Klasse), wir waren Pfingsten auf einem Bauernhof im Urlaub und sie haben sich dort mit den Kindern angefreundet, sind sehr selbständig, verantwortungsvoll der Kleinen gegüber, lieb und, und, und - ist ja hier kein Elternforum ;-) Es kann ja sein, dass ich das gar nicht sehen will, was man ihnen schon angetan hat und was für emmotionale Schäden sie schon davon getragen haben, vielleicht kann mir ja da jemand im Gespräch helfen? Und zum Alltag: 1987 hat man mir MS diagnostiziert, nachdem ich eine halbseitige Lähmung bekommen habe, die Dank Kortison wieder gänzlich zurückgegangen ist. Ich wollte damals Islamwissenschaften studieren, davon wurde mir abgeraten wegen MS. Es ist so viel schiefgelaufen, habe dann eine Psychotherapie gemacht, so alter Jungianer und Träume und eigentlich hat`s nix gebracht. er wußte, dass ich trinke - das war`s dann auch schon. Habe dann fast 2 Jahre überhaupt nichts getrunken und alle 2 Monate innerhalb eines halben Jahres einen neuen Schub. Seit ich dann wieder angefangen habe, so ca. `94 immer mit Abständen, kein einziger Schub mehr. Ihr seid keine Mediziner, ich weiß, aber wie kommt das? Das macht mir nämlich auch ganz shcön Angst, so wirklich lange nichts zu trinken. Und ich merke eben auch, dass ich nicht so belastungsfähig bin, wie Andere. Brauche mehr Schlaf, bräuchte eigentlich eine Mittagspause und bin abends sooo fertig, dass ich schon Biere dazu benutzt habe, um weiter funktionieren zu können, sonst wäre ich durchgedreht - Scheiß Kreislauf. Es wird superschwierig, da raus zu kommen und habe gehörig Angst. Wenn Fleckenbühl keine Therapieeinrichtung ist, wie kann ich dann Alles aufarbeiten? Und wer trägt dann die Kosten?
Fragen über Fragen, aber das beschäftigt mich jetzt total, deshalb auch mein "Roman"
Ich hatte auf den ersten Metern einen anderen Eindruck von Dir und den auf die Kinder runtergerechnet - vergiß Fleckenbühl.
Zu den MS Schüben: es ist reine Spekulation von mir - Das erste Glas erlöst, entspannt, Jonny Walker mein verständnisvoller Freund... und es kann gut sein, dass diese Entspannung deiner MS erstmal (! und das kann sich über Jahre hinziehen) gut getan hat. Cortison hilft ja auch erstmal, nur igendwann sind sie da die Risiken und Nebenwirkungen. Und ich denke da bist Du jetzt. Es ist das heimtückische an dieser Krankheit AlkoholSucht, dass das was lange hilft dann letztendlich schadet.
Mir geht es zur Zeit so beschissen weil ich mich zwischen manischen und dep(p)ressiven Zuständen hin und her hangle. Ich weiß das erst seit relativ kurzer Zeit, dass diese Zustände, die ich ja eigentlich schon immer hatte, auch als Kind, dass die manisch sind. Und ich konnte mich mit Drogen und Alkohol immer locker rausholen aus dieser Unruhe oder Lethargie. Zwar wurde die Dosis immer höher und die Wirkung immer unkalkulierbarer aber ich habs immerhin bis zu meinem 30. Lebensjahr hingekriegt. Das letzte Jahr war dann mein seelischer Absturz. Und weil ich versucht hatte mich Umzubringen bin ich anschließend in die Klapse.
Mir haben sie dann bei AA beigebogen, dass egal was ich habe (an psychischem Leiden) und egal wer ich bin (so als Charakter) das ganze kann nur trocken besser werden, und das hab ich denen direkt geglaubt, und es war das einzige was ich ihnen geglaubt habe: dass sich mit Saufen und Drogen mein Leben nicht mehr bessern läßt, auch in meiner eigenen inneren Phantasiewelt nicht mehr. Das war mein Tiefpunkt, dass es kein Fluchtloch mehr gab, ich konnte vor meinem Leben in keine andere Welt mehr fliehen.
Beim Aushalten haben mir die AA's dann geholfen, weil ich viele Telefonnummern bekommen habe, mit dem Angebot dass ich sie auch nachts Anrufen kann. Und dann bin ich halt auch in die Meetings gerannt, und es gab dort auch ein paar, die ein ähnliches Schicksal hinter sich hatten.
Weil ich soviele Pausen hatte, also nicht so chronisch und kontrolliert gesoffen bzw. Drogen konsumiert hatte, habe ich mir auch lange mißtraut, ob ich das durchhalte dauerhaft abstinent leben. Es hat mir auch geholfen, dass sie mich auf die Gegenwart (das heute) reduziert haben. Leb im hier und jetzt und versuch das zu bewältigen was Du heute bewältigen kannst, das war eine Devise mit der dann immer besser klar kam.
Wenn ich deine Aussagen richtig in Erinnerung habe (????), gehst Du in eine Gruppe bist kommst aber nicht so zu recht damit, wir können uns darüber ja auch nochmal unterhalten,
auch bei mir wurde eine manische Depression attestiert, vor 15 Jahren. Wie gesagt, meine Analyse hat mir null gebracht, und irgendwie habe ich auch den Glauben an professionelle hIlfe verloren...
Ja, wenn ich mir auf das "heute" konzentriere, was ich "heute" bewältigen kann, bin ich einfach frustriert. Versuche diese Taktik anzunehmen, nur heute nicht trinken, aber bin so unzufrieden, und es fällt mir so schwer. Damit hängt auch das mit einer Gruppe zusammen: bin abends echt soo fertig, dass ich , sobald die kids im Bett sind (ca. 19-20h) auf dem Sofa einschlafe. Diesen Zusand habe ich allerdings auch, wenn ich nicht schwanger bin. Heute Morgen z.B. waren wir mit der Klasse von meienm Sohn in einem Art Zoo, das Ende vom Lied war, dass ich den ganzen Nachmittag verpennt habe. Wenn mein Mann nicht arbeitslos wäre, wüsste ich nicht, was machen. Diesen ewig müden Zustand finde ich so kotzig, und das ist oft der gRund zum Trinken gewesen, weil Trinken macht mich wieder munter. Das hört sich Alles beschissen lächerlich an, aber für mich war das schon seit Jahren mein Hauptproblem, zumindest, seit dem ich Kinder habe. Also, ich gehe nicht zu einer Gruppe. Es ist jeden Tag ein neuer Kampf, nicht zu trinken. Wenn ich morgends aufstehe, bin ich voller Tatendrang und denke, neee, Alk will ich nicht. Je älter der Tag wird, desto schlimmer wird der Druck, sind die kids dann im Bett, habe ich überhaupt kein Problem mehr damit.
also was mich angeht, ich versuch mich - auch hier übers Forum runterzudimmen, mein Problem ist, dass ich mich so schwer konzentrieren kann. Das blöde an so einer Manie ist, dass sich das Denken verselbständigt, das ist wie leicht auf Droge. Ich geh dann immerwieder spazieren, lese Zeitung oder so. Ich habe die Gewissheit dass dieser Zustand nicht dauerhaft ist. Ich war letztes Jahr im Sommer ganz schlimm drauf, da war ich dermasen aggressiv zu meiner Frau, dass ich fast gewaltätig geworden wäre, eigentlich bin ichs gewesen, ich hab sie nicht geschlagen sondern mit Apfelsaft bespritzt, ich hatte völlig die Kontrolle verloren... danach kam dann die Dep(p)ression im Winter - da hab ich dann Medikamente gebraucht und genommen- und jetzt bin ich soweit wieder genesen, dass ich "nur noch" Stimmungsschwankungen habe. Und das wird auch wieder. Also mit den Kindern kann ich dir soweit nachfühlen, als ich `nur´ zwei Töchter habe die 11jährige ist schon sehr selbständig und die zweijährige ist recht brav, aber es strengt mich ebenfalls total an, für die beiden `da´ zu sein. Man darf das einem normalen Familientier gar nicht erzählen, wieviel Kraft das kostet, Einzukaufen, Essenkochen, Wäscheaufhängen, an guten Tagen habe ih das nebenher gemacht.
Um zur moralischen Seite des Unternehmens zu kommen, ich habs gestern schonmal geschrieben, Alkohol ist wie Cortison, erst hilfts und dann hats Nebenwirkungen. Und die Nebenwirkungen sind jetzt und fürderhin garantiert heftiger wie die Erlösung, aber an die kann sich unser Hirn halt noch gut erinnern.
Was die Gruppe angeht, jede ist so gut wie man sich selbst einbringt, aber nicht immer. In Dachau fühl ich mich im moment überhaupt nicht verstanden, die Leben halt in einer anderen - sehr viel bürgerlichereren - Welt. Ich fahr halt wieder (jetzt gleich) nach Ingoldstatt, in mein altes Stammmmeeting.
So als Versuchstipp (das ist wahrscheinlich schwierig, weil dein Mann arbeitslos ist, aber probier mal) ob Du nicht über die Familienhilfe eine Kinderbetreuung bekommen kannst, wenn Du das mit deinem Suchtzustand begründest müsste zumindest dazu eine theoretische Chance bestehen. schön von Dir gehört zu haben ich kuck heute abend nochmal rein tschüß einstweilen Michael
find ich gut, dass du es so schaffst, dich über Wasser zu halten. Wenn man weiß, dass sich dieser Zustand irgendwann wieder bessert, ist es ja auch leichter auszuhalten. Ich für meinen Teil werde mich wohl mal einer neurologiechen Untersuchung unterziehen, um überhaupt mal zu wissen, wie es MS mässig ( habe seit 9 Jahren keine Schübe mehr) aussieht. Möcht mal wissen, warum ich so wenig leistungsfähig bin - und war. Das mit den Stimmungsschwankungen ist mir auch bekannt, bei uns heißt es dann halt "dauerschwanger". Freunde von uns können mich da auch gar nicht nachvollziehen, so wegen Power und ao. Deshalb hat ja der Alk oft herhalten müssen, da konnte ich dann abends eben noch was unternehmen, sonst geht bei mir da eben kaum noch was.
Habe auch schon gehört, dass man manchmal länger braucht, um eine für sich geeignete Gruppe zu finden. Ist doch gut, dass du da eine gefunden hast - ich hab`s wohl noch vor mir, denn ohne scheint`s ja kaum zu klappen, wie ich so gelesen habe.
Das mit der Haushaltshilfe ist wohl kaum zu machen. Nach der Geburt meiner Kleinen war mein Mann auf einer FGrüsse
Fortbildung und da habe ich dann ganze 3 Wochen eine Hilfe bekommen, aber nur, weil es nach dr Geburt war und ich MS habe. Aber selbst das war eine Lauferei, bis das durchging. Werde das mal bei dem Termin bei der Suchthilfe ansprechen, aber ich glaube, da wird man mich nur müde anlächeln. Mal sehen, bin auf jeden Fall mal gespannt und schreibe mir Alles auf, was ich noch fragen will.
in Fleckenbühl war/ist einer gewesen, der hat das so ähnlich erzählt, dass er immer so schlapp war und kraftlos, die haben ihn dann immer geschimpft er sei faul. Da bei ihm die MS ohne Schübe schleichend war, hat man sie ganz lange nicht erkannt, der hat dann auch immer wieder Rückfälle gehabt, um aus diesem Loch rauszukommen. Es gibt doch sicher auch MS-Selbsthilfe, die dir mehr über die Krankheit sagen können