ja stimmt schon, ich war auch in Thommen. Allerdings schon 1992. Für 4 Monate.
Das war auch für mich eine der wichtigsten Zeiten und Erfahrungen in meinem Leben.
Lass mal schauen, was ich noch so erinnere.
6 Zweibettzimmer, die in einen gemeinsamen Gruppenaufenthaltsraum mündeten. Immer jemand da zum reden. Therapeuten alle größtenteils selber trockene Alkoholiker. Frühsport um 6 am morgen. in der Anfangszeit keine Telefonate oder Kontakt nach draussen, später dann zu festgelegten Zeiten am Abend Telefonate, vermittelt durch die von Patienten betreute Telefonzentrale. Da war jede Gruppe mal dran. Genauso mit dem Küchendienst. Essenszeiten in 2 Schichten, Anwesenheitspflicht, wurde auch kontrolliert. Jeden Mittag Vorträge für das ganze Haus ( am bewegendsten von W.Haug), da war es dann oft totenstill und auch die Hartgesottensten waren auf einmal ruhig und dachten nach. JEDEN Tag Gruppentherapie, Jellinek, erster Schritt usw. Da ging es wirklich ans Eingemachte. (Meine Therapeutin hieß Ingrid Prodius) Keine Chance sich hinter irgendwelchen Türchen zu verstecken. Eine Gruppe, die Tag und Nacht zusammen war. Kein Ausweichen möglich. Kein Aussitzen, oder Absitzen. Konflikte angehen lernen. Gefühle aushalten lernen. Mich aushalten lernen. Die Wahrheit suchen. Entscheidungen angehen. Knallhart geforderte Ehrlichkeit Ausgang erstmal gar nicht, dann in Gruppen zu dritt, dann zu zweit, Musiktherapie - was für ein Geklopfe jeder wie er will, später ein Zusammen, Beschäftigungstherapie - Töpfern Gips, bei unserer Gruppe war Seidenmalerei das Größte. Nächtelange heiße Diskussionen, Streit, Lachen bis der Bauch wehtat. Am nächsten Morgen kein Bohnenkaffee (verboten) Freude, wenn mal ein Päckchen von zuHause kam. Spaziergänge im schönsten Wald der Welt, landschaftlich ist die Vulkaneifel echt sehenswert. Ein Leben nach Stundenplan, dazwischen schnell eine rauchen, zum nächsten Termin. Ca. 16 Uhr Feierabend. Eine Sporthalle in der wir oft alleine, mit hauseigener Anlage bei lauter Musik unseren Frust, oder halt Freude beim Softballtennis weggeprügelt haben. Jeden Abend einen Tagesbericht schreiben, die brachte dann der Gruppensprecher zur Therapeutin, wurde am nächsten Morgen gemeinsam besprochen, Gelabbere galt nicht.
Ich merke schon, ich komme vom Hundertsten ins Tausende. Hört sich auch nach Schwärmerei an, aber es war oft ziemlich unschön, klar, wenn man plötzlich Dinge über sich erkennt, die nicht so sind, wie man sie sich immer hergetrunken hat. Das war dann bitter, bitter.
Aber es hat sich gelohnt. Ich hab einige Jahre trocken gelebt. Interessant fand ich, dass du dich auch gerade von deiner Frau getrennt hast, das hab ich nach der Therapie auch. Und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
So jetzt aber genug, so viel hab ich hier noch nie geschrieben
Jo, Vanillekipferl Do küsse vum Höpche up et Döpche. Will sagen wenn man einmal von Thommen anfängt zu erzählen kommen ganz schnell die Erinnerungen zurück. Ich war in Gruppe I Therapeut Reinhard Duhnke es hat sich aber einiges geändert seit du da warst. Solltest mal auf das nächste ehemaligen Treffen gehen.
siehst Du, und genau das ist der springende Punkt. Ich habe es eben nich alleine geschafft, deshalb hatte ich mich 1990 zu einer LZT entschlossen. Für mich war das die richtige Entscheidung.
Ich bewundere Jeden der es "ohne" schafft und es scheint ja hier auch genug Beispiele zu geben dass dies geht.
Ich kenne aber auch welche die gross getönt haben sie brauchen keine professionelle Hilfe und dann immer wieder abstürzen und in der Entgiftung landen.
Das halte ich zumindest für nicht zielführend.
Ansonten, es gibt nicht nur einen Weg zur Trockenheit. Darum lese ich hier auch immer sehr interessiert wie Andere aus ihrer Sucht herausgekommen sind. So sie es wirklich sind und dies nicht nur vorgeben. Aber als Alkoholiker merkt man schnell wenn einem Leidensgenossen was vorlügen.
tagchen du, ich würd sagen mach ne thera. ich weis selbst wie schwer der anfang ist(aber wegen anderer probs)aber nachher merkst du es hilft und du bist stolz endlich was geeschafft zu haben. es gibt ja auch sicher gründe wieso du trinkst, vermutlich gibt es probleme, irgendwas unbewältigtest, ein truma oder so etwas. es ist sehr wichtig das du den grund deiner alkoholkrankheit kennst und diesen in´der therapie verarbeitest. weil alk-sucht ist ja meist nur ein symptom und es nütz wenig symptome wegzumachen. ich meine wenn du einen hirntoumor hättest würdest du auch nicht nur tabletten gegen kopfschmerzen verlangen sondern das du operiert wirst. hoffe du verstehst was ich meine. seh in die gelben seiten- dort gibt es haufenweise therapeuten. du hast das recht dir einen auszusuchen. du kannst dich bei mehreren vorstellen und dann entscheiden welcher dir zusagt. womöglich mußt du auch in eine klinik auch hier hast du wieder das recht zu wählen. ich wünsche dir viel kraft und alles gute
es war ja kein Hexenwerk, daß ich alleine aufgehört hab. Ich hab bis zum Schluß wöchentliche Trinkpausen eingelegt, und nach einem besonders krassen Absturz hab ich die Trinkpause halt bis zum Termin bei der Suchtberatung ausgedehnt. Soweit daß meine Partnerin den Krankenwagen geholt hat, war ich da schon...die haben mich bloß nicht mitgenommen, da ich noch ansprechbar war. Bis dahin hatte ich überhaupt noch nicht drüber nachgedacht, ganz aufzuhören. Aber da hab ich dann am nächsten Morgen weitergesoffen...und plötzlich hatte der minitiger fürchterliche Ängste um sich selbst. Dieser Absturz war längst nicht der erste seiner Art, nur der Höhepunkt.
In der Suchtberatung haben sie mich zuerst in eine Motivationsgruppe gesteckt, neben Einzelgesprächen mit der Suchtberaterin. Wie viele andere hatte ich halt auch gute Gründe, daß ich nicht mal so ein Vierteljahr in der Versenkung verschwinden wollte. Weil ich mir aber so klar drüber war, daß es so wie bisher eben auch nicht mehr weiter gehen konnte, war ich eben voll dabei, mich selbst damit auseinanderzusetzen.
Meine Einstellung war die, ich versuchs alleine, und wenns nicht geht, dann kann ich immer noch in die LZT. Was machts schon für einen Unterschied, den ersten Schritt muß man sowieso alleine gehen.
Bis dann die Zusage zur LZT da war, war schon ein trockenes Vierteljahr ins Land gegangen, und ich hatte ein lukratives Stellenangebot. Da wars mir der Versuch halt wert, und es ist ja auch gutgegangen.
Entscheidend ist doch wohl bei allen der Wille aufzuhören – und das dieser Wille aus uns selbst kommt. Wie wir diesem Willen Geltung verschaffen, das sieht halt bei jedem ein bisschen anders aus...aber im Grunde machen wir doch alle dasselbe.
Vielleicht sollten wir lieber drüber nachdenken, daß es die allermeisten Suchtkranken überhaupt nie schaffen, egal ob mit oder ohne Therapie. Diejenigen, die es schaffen, sollten sich unter diesem Aspekt allesamt glücklich schätzen – aus meiner Sicht gibt’s da überhaupt nichts zu bewundern.
Es gibt auch genügend Leute, die trotz professioneller Hilfe und mehreren Therapien nicht aufhören können...und diese Leute sind in meinen Augen ganz arm dran. Zumindest kenne, besser kannte, ich Leute persönlich, mit denen ich um nichts in der Welt tauschen wollte. Es gab Zeiten in meinem Leben, da kannte ich nur Drogenabhängige und Alkoholiker, zwischen Normalos und mir gabs da keinerlei Bindeglied mehr. Klar, ich kann diese Leute heute auch nur meiden, ich hab mich sehr verändert - schon zu den Zeiten als ich noch lange getrunken hab, war ich längst aus der Drogenszene ausgestiegen - , ich kann ihnen nicht helfen, aber sie können mir Schaden zufügen – ich bin bekennender Egoist.
Ebenso diejenigen, die uns immer noch was vorlügen...denn in erster Linie lügen sie sich selbst was vor. Und ich hab noch nicht vergessen, wie besch.. es mir gegangen ist, als ich mir - und meiner Umwelt – noch was über meine Abhängigkeit vorgemacht habe. Oder als ich meine Abhängigkeit zwar klar gesehen habe, aber ich war voll der Überzeugung, bei mir muß das einfach so sein, ich muß das Leben einfach beschissen finden, wie denn sonst - solche Zeiten hatte ich auch.
Sie sind Leidensgenossen, ja – aber eben solche, die immer noch leiden müssen. Es ist ihr eigenes Problem, genauso wie es mein eigenes Problem war...wie Du selbst geschrieben hast, muss die Einsicht aus jedem selbst kommen, und es ist sinnlos, wenn Außenstehende da Kontrolle ausüben wollen oder sich drüber ärgern. Wozu, wir wissen doch selbst was wir unter Alkoholeinfluss für Menschen waren.
siehste, das ist eben der Unterschied zwischen Dir und mir. Ich wollte auch aufhören und der W8ille dazu war auch da, aber der Alkohol war einfach stärker.
Ich habe beim blauen Kreuz meinen Sozialbericht erstellen lassen ich bin in die Gruppe gegangen, trotzdem konnte ich vom Alkohol nicht lassen. Nicht weil ich es nicht wollte, sondern weil ich es nicht konnte.Der Alkohol hatte mich im Griff, ich war machtlos gegen ihn.
Als ich mal wieder morgens k**** über dem Waschbecken hing habe ich mir geschworen dass wenn ich da je wieder aus dieser Alkoholhölle herauskommen werde ich in meinem Leben keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren werde.
Ich wusste das für mich der einzige Weg eine Entgiftun g und eine LZT ist. Ich wollte herausfinden warum ich süchtig bin.
Nur weil mir das in der LZT gelungen ist war auch die LZT erfolgreich. Zumindest in der LZT in der ich war gab es einige Patienten die "geschickt" wurden.DDie haben buchstäblich ihre Zeit abgesessen und das war es dann auch.
Ich halte Alkoholismus für eine Krankheit die man zum Stillstand bringen kann. Jeder der das möchte bekommt die Chance dazu. Und ich halte Alkoholismus für eine selbstverschuldete Krankheit die man nur selbst bekämpfen kann, wenn auch wie ich mit professioneller Hilfe.
Und ich gebe zu dass ich es einfach nicht nachvollziehen kann wenn jemand nach einer LZT rückfällig wird. Ich frage mich dann immer was der in der Therapie eigentlich getan hat? Die Dinge ans Tageslicht zu bringen die einen so tief verletzt haben dass man zum Alkoholiker wurde ist sehr schmerzlich und deshalb scheut man sich auch davor sie zu bearbeiten, klar. Aber genau das war mir wichtig und mit Hilfe meines Therapeuten ist mir dies auch gelungen. Ich habe Frieden geschlossen mir den Menschen die mir einmal sehr weh getan haben.Da ist kein Hass mehr und auch kein Schmerz.Vielleicht ist es mir deshalb gelungen trocken zu werden und zu bleiben?
Jedenfalls Deine Geschichte hier finde ich sehr bemerkenswert.Danke für Deine Offenheit.
Es ist halt mein persönlicher Eindruck dass ich nicht nachvollziehen kann dass Jemand nach einer Therapie rückfällig wird. Das soll aber nicht heissen dass ich denjenigen verurteile. Für mich wäre es ein Alptraum wenn der Alkohol mein gsnzes leben bestimmen würde und sei es auch nur dass ich immer wieder Verlangen nach Alkohol hätte.
Schlussendlich,ich kann halt mansches nicht nachvollziehen. UNd man kann ja auch immer nur über das schreiben was man selbst erlebt hat oder noch erlebt.
Daraus resultiert auch meine Anpreisung von LZT, eben weil sie mir geholfen hat.
Nochmal, ich finde es toll wenn es Jemand schafft ohne Therapie trocken zu werden und zu bleiben, das ist eben jetzt etwas was ich nicht nachvollziehen kann. Aber dazu stehe ich. MIr ist es einfach rätselhaft warum Jemand der immer wieder rüclkfällig wird keine professionelle Hilfe in Anspruch nimmt und wenn diese nicht nützt. Denn natürlich löst der Therapeut nicht die Probleme des Patienten, aber er bringt ihn auf den richtigen Weg. Kann es sein dass es Menschen gibt die das nicht nützen können?
ich bin durch zufall auf dieses forum gestossen, da ich meinen ehemaligen therapeuten gegoogelt habe.-reinhard duhnke, gruppe i, thommener höhe in daun. ich habe letzten freitag erst meine therapie beendet, und muss sagen, wer hilfe WILL, bekommt sie! zur not in der LZT. für mich zumindest wars die richtige entscheidung...
Wahnsinn - 2003 habe ich gerade mit meiner richtig heftigen Trinkerei begonnen und die letzte Phase eingeläutet. Und da habt ihr hier schon fleißig geschrieben.
Mal kurz meine Gedanken dazu. Mit der Sucht, das hast du ja schon verstanden. Wenn das nicht so wäre, würdest du dir gar nicht solche Gedanken machen, wie du sie beschrieben hast. Nichtabhängige kommen nämlich gar nicht darauf, weil sie nur ab und zu Alk konsumieren, dieser aber gar nicht den enormen Stellenwert hat, wie bei uns.
Bei mir war es nur mein Job, der mich nach 21 Jahren veranlasst hat, was gegen die Sucht zu unternehmen. Ich konnte aufgrund ständiger Entzugssymptome und Angstzuständen nicht mehr arbeiten gehen. Überzeugt davon wirklich abstinent leben zu wollen, war ich aber trotzdem nicht. Habe eine LZT gemacht, die hilfreich war, aber zu der Überzeugung zu kommen, nicht mehr trinken zu WOLLEN, hat noch irgendwas gefehlt.
Mir hilft meine Arbeit in der SHG und Nachsorgegruppe sehr viel weiter. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist sehr wichtig. Nach nun 9 trockenen Monaten sehe ich klar. Ich kann mittlerweile realisieren, dass mich der Alk komplett im Griff hatte. Mir gelang es ab und zu trotzdem mal, weniger zu trinken oder mit viel Anstrengung mal einen trockenen Tag zu verbringen, wenn ich mal nicht so entzügig war.
Aber was ist denn das alles für ein Rumgehampel ? Die Gedanken beschäftigen sich nur noch mit dem Sprit und ich glaube noch, nicht süchtig zu sein, weil ich an zwei Tagen in der Woche mal nicht betrunken war ???
Ich glaube ich habs kapiert und komme der Überzeugung immer näher dauerhaft trocken bleiben zu wollen. Ich sehe das nicht als ein "Klick", sondern als Entwicklungsprozess, der Zeit braucht. Du hast schließlich auch einige Jahre getrunken und mit der Sucht gelebt.