Ich will hier nicht über meine vergangenen Sauforgien schreiben,auch nicht über die unschönen Auswirkungen. Aber eins möchte ich in aller Deutlichkeit sagen:nicht der Alkohol ist es,der mich so langsam umbringt,sondern ich selbst bin es. Denn ganz ehrlich gesagt:i c h bin es,der es in der Hand hat,mein Leben zu ändern und nicht der Alkohol.
Ganz ehrlich,warum saufen wir denn,oder haben gesoffen?
Weil wir glücklich waren?
Weil wir mit unserem Leben im Reinen sind?
Weil wir mit unserem Leben zurecht kamen?
Die mag jede(r) mit sich selbst ausmachen,ich jedenfalls weiss,dass dem bei mir nicht so war.
Ich bin jetzt lange Jahre trocken,mit Unterbrechungen zwar,die aber nicht wirklich ins Gewicht fielen. Denn eines habe ich gelernt:zu dieser Krankheit gehören auch die sogenannten Rückfälle,obwohl das Wort allein schon falsch ist. Und wenn ich auf diesen Seiten lese,dass manche Leute nach 6 Wochen Trockenheit unbeschreiblich glücklich und zufrieden sind,dann hoffe ich,dass es dem auch so wirklich ist,denn meine Erfahrungen sehen leider ein wenig anders aus......
Ich lese immer...die Firma,Kollegen,Arbeitsamt,Ehefrau..usw. sind schuld,naja,
aber ok. aber der Alkohol ist es auch nicht,denn i c h bin es der diesen säuft,also kann es der Alkohol schon mal gar nicht sein. Und erzählt mir bitte nichts anderes..
Und ich lese:in die Gruppe gehen,nichts trinken usw.usw..
Mal ganz ehrlich:was bringt denn das bitte???
Nach meinen Infos sind nach 5 Jahren noch in etwa 10% DER Betroffenen nüchtern,trocken oder wie auch immer. (Und 50% verstorben),verzeiht,aber so ist es nun mal. Das sind in 5 Jahren etwa 200000 ,in Worten:Zweihunderttausend Menschen und das ist die offizielle Statistik,man kann davon ausgehen,dass es mindestens 3mal soviel sind.
Ich weiss natürlich,dass alle,die mal kapiert haben,dass Sie an diesem Mist verrecken werden,und ich meine was ich schreibe,nach jedem Strohalm greifen,den sie erwischen können,aber mal ganz ehrlich,gibt es so etwas wirklich?
Mir jedenfalls ging es in meinen trockenen Jahren ganz schön beschissen,ich habe nie wirklich jemanden gefunden mit dem ich mich über meine Probleme unterhalten hätte können,und:"Ich heisse Helmut und bin Alkoholiker",der Satz alleine schon klingt für mich wie Hohn. Denn"Ich heisse Helmut,und ich werde früher oder später unnatürlich verrecken,und Ihr auch,weil ich und Ihr nicht weiss ,wie ich meine Kranheit behandeln soll" würde die Tatsachen schon eher beschreiben. Und um vorzugreifen:die anderen Gruppen habe ich auch erfahren,mit sehr wenig Begeisterung. Also musste und muss ich,durch mein Leben laufen,ohne wirklich Hilfe zu erfahren. Ich kenne viele Therapeuten und sogenannte Fachleute,die da meinen,den Stein der Weisen gefunden zu haben,aber das Ergebnis ist das selbe,wie vor 140Jahren,nämlich sehr dürftig. ("begegnest Du einem trockenem Alkoholiker,begegnest Du einem Helden",das ist der Spruch,der mir aus der Literatur in meinem Studium noch hängengeblieben ist.Aber ich will kein Held sein,denn diese sind ausschliesslich tot. Natürlich muss ich mal sterben,aber muss es denn wirklich am Saufen sein? Was ich mit dem Ganzen sagen will,es gibt momentan NICHTS,was uns wirklich helfen könnte,aber ich gebe die Hoffnung nicht auf,und ich bedanke mich bei den Admins,dass ich diese Plattform nutzten kann,denn wirklich helfen können nur wir Betroffenen uns selbst Meine Überzeugung ist es,dass es andere Wege als die uns bekannten,ausgefahrenen,geben muss.Und villeicht haben ein manche von euch auch ein paar Ideen,schreibt mir einfach. Danke.
Deine Gedanken hätten vor ein paar Wochen im Wortlaut von mir sein können! Ich hab mich entsprechend einem Freund mitgeteilt und wollte eine Diskussion anzetteln, der meinte: "du suchst doch bloß eine Ausrede, damit du wieder trinken kannst". Ich kann nur sagen, dass mich die Statistiken nicht mehr interessieren. Und wenn von 100 Leuten 99 wieder saufen, was geht mich das an? Und wenn sich morgen die ganze Welt zuschüttet, ich muss es noch lange nicht tun.
irgendwie klingt das alles nicht richtig nüchtern ...
Woran zweifelst Du eigentlich nicht ???
Die Gruppen bringen nichts, Die Trockenheit ist Scheisse und das Leben vermutlich auch.
Ich verstehe nicht wie man mit dieser Einstellung trocken bleiben kann - vorrausgesetzt Du willst es überhaupt.
Wie war das :"Ich bin jetzt lange Jahre trocken,mit Unterbrechungen zwar,die aber nicht wirklich ins Gewicht fielen".
Nicht schlecht - wahrscheinlich glaubst Du auch an "kleine" Rückfälle. Sorry - ich habe mir zwei Rückfälle gegönnt weil ich ähnlich gedacht habe wie Du, und weil ich nicht weiss wie oft man aus diesem Suff heil heraus kommt lasse ich das erste Glas stehen.
Obwohl Du wahrscheinlich jede Gruppe kennst und alle nach Deiner hoch geschätzten Meinung (ich schreibe absichtlich nicht Erfahrung - denn die dürfte Dir fehlen) nichts bringen habe ich eine gefunden die mir sogar hilft ....
Bei Deinem ganzen Gejammer sticht doch nur eines hervor : Du kommst immer noch nicht mit Deinem Leben klar und steckst bis oben voll mit Selbstmitleid.
Einer der Hauptgründe für Rückfälle dürfte wohl dieses Selbstmitleid sein - so war es bei mir.
Was gefällt Dir an dem Wort "Rückfall" denn nicht ???
Es ist Rückfall in alte Gewohnheiten, Gesellschaften und natürlich wieder Selbstmitleid.
Ich kann - und will - dieses wirre Posting nicht verstehen.
Fest steht : ich komme mit meiner Gruppe gut klar, bin meistens zufrieden und habe seit einiger Zeit das erste Glas stehen lassen - und die einzigen die mich verstehen (was das saufen angeht) sind andere trockene Alkis.
Und die findee ich nun mal am ehesten in den Gruppen ...
Vielleicht solltest Du mal ein ( ... wollte hier eigentlich diese Gruppe nicht nennen ...) Deutschsprachiges Ländertreffen der AA's besuchen.
Einige tausende trockene - und die meisten von denen sehen zufrieden aus, können wieder lachen und GENIESSEN das Leben.
Mir ist -auch- nicht so ganz klar geworden worauf du raus willst.
Das was du so geschrieben hast erinnert mich an Harry Haller im Steppenwolf, der sitzt auf der frisch gebonerten Treppe seiner Vermieterin und hält sich für die ärmste Sau der Welt.
Als ich das damals gelesen hab, war ich speziell von dieser Szene und auch vom ganzen Buch tief beeindruckt. Wie kann man nur diesen Ekel an der Welt so gut beschreiben. Das war es nämlich woran ich gelitten habe: ich hatte einen Ekel vor dem Leben - und hatte mich literarisch entsprechend gut aufmunitioniert.
Wenn du diesem Lebensgefühl frönen willst, bleibt dir nur eins, die Einsamkeit und die Literatur. Denn das ist es was den Ekel ausmacht, man will mit niemandem und nichts was zu tun haben. Diesen Menschenschlag kann man nicht gerade gesellig nennen und deswegen wirst du auch schwerlich jemanden finden der dir zuhört (Denn Ekelempfinder sind auch Ekelerreger)
Was mich betrifft. Ich hatte irgendwann die Schnautze voll von diesem Spiel . Ich wollte nicht mehr einsam sein und unverstanden durch die Welt wandeln, ich wollte teilhaben an der Lebenslust und an der Lebensfreude.
Das hat bedeutet, dass ich mich ändern mußte. Und die erste Änderung fing damit an, dass ich aufhören mußte die anderen zu belehren wie sie zu empfinden hatte und zu verstehen und die zweite Veränderung war, dass ich wieder neugierig werden wollte und konnte ( was waren denn das für komische Selbstbezichtiger, mit Vornamen, Suchtstatus und seltsamer Selbstbeschwörung: "...und ich bin ein liebenswerter Mensch"
Nur 10% von dem was man im Hirn hat ist harte Realität, der Rest ist eine Meinung drüber: wenn man die ANONYMEN komisch findet, dann sind sie das auch und wenn man den Alkohol nicht als das eigene Problem empfindet, dann verhält es sich genau so.
Man kann sich mit anderen Menschen nur auf der Basis dieser 10% verständigen, und dazu braucht es Zuneigung und nicht Hohn und Spott
so long so far Michael[f1][ Editiert am: 13-09-2003 11:41 ][/f]
... so ähnlich hätte ich das auch formuliert. Der Ekel an der Welt, der Ekel vor mir selbst ? Wie viele Jahre habe ich dieses "keiner versteht mich" und "mir geht es ja so schlecht" Lebensgefühl wie ein Schild vor mir hergetragen. Darum mußte ich trinken und ein Steppenwölfin Dasein führen. Um es zu vergessen oder mein Elend betrunken besser in Worte fassen zu können ? Wie lange dachte ich, ich bin ja so anders als alle anderen. Natürlich bin ich anders, da einmalig . Aber ich denke mein Grundproblem war doch folgendes : ich kam mit mir selbst nicht zurecht, fühlte mich innerlich zerissen, hatte kein Selbstbewußtsein und trinken half mir. Darum trank ich immer wieder. Alles was darauf an Lebensansichten folgte, war doch unrealistisch aufgesetztes Trinkergedankengut. Das "Recht auf Rausch" Lebensgefühl. Die eigene Unzufriedenheit über sich selbst wegtrinken und ersetzen mit promillalligem Selbstbewußtsein. Das sich leider am nächsten Tag wieder ausgelallt hat. Zufrieden mit mir selbst bin ich heute, ich kann Probleme lösen und die haben meist nichts mit der bösen, bösen Welt zu tun. Denn die böse, böse Welt schert sich meist nicht um mich und hat genug eigene Probleme. Meine Destruktivität scherte auch niemanden, es machte mir nur ein "zufriedenes" Leben unmöglich. Und mal ehrlich, was ist an einem "nomalen" Leben denn so unerträglich ? Ich mag heute mein Leben, kann ich es doch jetzt genießen und vergälle es mir nicht mehr mit nagenden Selbstzweifeln und trunkener Realitätsverschiebung. Und dieses Durchschnittsleben hat für mich weit mehr schöne Seiten als die ganzen Trinkerjahre. Kann ich doch nun auch Dinge tun, zu denen ich betrunken doch garnicht in der Lage war oder mich dank mangelndem Selbstbewußtsein garnicht traute. Durchschnittliche Dinge die mich stolz machen.
als sehr provokant oder anders empfinde ich deinen Beitrag nicht, auf den ich gerne Absatz für Absatz eingehen möchte.
Natürlich bist du es der sich Schaden zufügt, nicht der "Herr" Alkohol. Und einen Grund findet man auch immer - zweifellos, wenn man auch darüber streiten kann, ob der einzige Grund, weshalb man Alkohol konsumiert nicht der ist, daß Alkohol eine ganz bestimmte Wirkung hat. Meine Meinung dazu: es gibt nur 1 Grund zu trinken, und der liegt in eben der Wirkung. Ich habe sehr lange gesoffen, im Nachhinein gab es dafür nur einen einzigen Grund: ich habe meine Angst weggetrunken.
Rückfälle gehören eben nicht zu der Krankheit Alkoholismus, sondern es ist so, daß Rückfälle dazu gehören können . Das ist ein gewaltiger Unterschied. Bisher bin ich selbst 'rückfallfrei'. Und ich beabsichtige auch nicht, daran etwas zu ändern.
Natürlich gibt es einen 'Strohhalm', nach dem ein Nasser greifen kann. Mein persönlicher Strohhalm war mein Personalchef - er hat mir einen "Schubbs" in Richtung Therapie verpasst. Zwar nur einen ganz klitzekleinen, aber den ausschlaggebenden: ich konnte damals zwischen Tod durch Alkohol oder Leben entscheiden - die Entscheidung für das Leben begann danach mit der Entgiftung. Und laut meiner ärztlichen Befunde werde ich nicht an durch Alkoholmissbrauch bedingte Krankheiten sterben, sondern eher an einem Herzschlag, bedingt durch zu viel Lebensfreude .
Wie ich meine Krankheit "behandeln" kann weiss ich sehr gut: ich trinke keinen Alkohol und versuche, so gut es geht gesund durch's Leben zu kommen. Im Prinzip ist es das, was jeder versucht - nur daß ich es ohne Alkohol durchziehe. Dein Beitrag macht auf mich fast den Eindruck, als ob du dir vom Trockenleben ein "super-spitzen-klasse-Leben" erhofft hast und du nun enttäuscht bist. Keinen Alkohol trinken bedeutet aber doch nicht automatisch, daß du sofort ein ganz anderer, bestenfalls besserer Mensch geworden bist. Anfangs ist oft eher das Gegenteil der Fall: denn trocken merkst du erst, in was für eine Scheiße du dich gesoffen hast.
Deine Aussage : es gibt momentan NICHTS,was uns wirklich helfen könnte kann ich für mich nicht so stehen lassen - ganz davon abgesehen, daß ich es nicht mag, wenn andere für mich sprechen möchten. Für mich gilt: ich helfe mir selbst, und sei es auch nur dadurch, daß ich bei und mit anderen Hilfe suche.
Sicher gibt es viele, sehr viele der von dir angesprochenen und wohl gesuchten "Wege". Ich habe meinen eigenen gefunden, begonnen hat dieser Weg mit dem Schild:
es gibt so viele tödliche Krankheiten - Alkoholismus ist lediglich eine davon. Manchmal finde ich es direkt schon peinlich, wie es künstlich verkompliziert wird. Meine Güte, ich hatte ein Alkohol-Problem - ich habe es erkannt - und ich trinke nicht mehr. Dadurch geht es mir seelisch und körperlich viel besser. Ich habe also überhaupt keinen Nachteil erlitten. Und sorry- ich komme mir schon blöd vor, wenn ich das jetzt schreibe - es macht mir nichts aus, nichts zu trinken. Ich vermisse nichts. Ich bringe kein Opfer, ich fühle mich nicht bemitleidenswert. Denn ich hatte die Wahl. Es gibt Menschen mit anderen Krankheiten - die haben keine Wahl. Wenn die verzweifeln, dann kann ich das verstehen. Wir Trockenen haben allen Grund, glücklich und dankbar zu sein. Und die meisten sind es auch - die, die wirklich begriffen haben, um was es geht.
"Einen Herzschlag vor lauter Lebensfreude" - Tommie, das hast Du wunderbar geschrieben! Ein Lichtblick in der grauen Wolkenfront!
teilweise hätte dieses Posting von mir stammen können, teilweise aber eben auch nicht.
Zitat nicht der Alkohol ist es,der mich so langsam umbringt,sondern ich selbst bin es
gut erkannt, würde ich sagen.
Ich stimme Dir in dem Punkt zu, daß Nüchternheit nicht zwangsläufig glücklich macht. Man erkennt ja nüchtern erst so richtig, was einem so alles nicht gefällt im Leben. Diesen Anspruch hab ich allerdingas auch ziemlich bald aufgegeben, es war einfach zu unrealistisch....Meine Unzufriedenheit will manchmal kultiviert und ausgelebt sein...irgendo muß ja die Energie herkommen, das zu ändern was ich ändern kann. Genauso wie die Notwendigkeit zur Einsicht, wo das eben nicht geht.
Allerdings war ich längst so weit, daß mich das Trinken auch nicht mehr glücklich gemacht hat. Also selbst an Tagen, wo es mir nicht so gut geht, das Bedürfnis nach Trinken hab ich schon länger nicht mehr...ich habs lange genug getan, und mir war längst ziemlich elend als ich noch nicht aufhören konnte. Vielleicht warst Du einfach noch nicht so weit, und da hast Du es vielleicht nicht als Befreiung empfunden. Ich glaub aber, daß ich das nach zweieinhalb Jahren Nüchternheit durchaus so empfinden darf.
Was mir nicht gefällt, mag ja durchaus meine eigene Lebenseinstellung sein, glaubst Du nicht? Wenn ich glauben will, daß mein Leben besch.. ist, dann ist es natürlich auch beschissen.
Genau das ist mir eben nüchtern erst aufgefallen. Warum will ich eigentlich unbedingt unglücklich sein, warum will ich, daß ich kotzen muß?? Offensichtlich war das ja eine der vielen negativen Konsequenzen meines Handelns, also wollte ich das doch...Wer zwingt mich denn dazu? Objektiv betrachtet, gehts mir ja nicht schlechter als den allermeisten Leuten. Also warum wollte ich weitertrinken , bis es mir eben schlechter ging?
Man könnte jetzt natürlich anfangen und analysieren, wieviel davon von außen kommt. Wir leben in einer Welt, wo uns von allen möglichen Seiten suggeriert wird, daß wir erst dieses oder jenes erreichen müssen, um zufrieden zu sein. Diese Gehirnwäsche wirkt seit frühesten Kindertagen auf uns ein, wir sind alle miteinander drauf dressiert, daß wir diese Signale immer und überall wahrnehmen. Vielleicht ist Dir auf diese Weise auch der Zwang zur Nüchternheit suggeriert worden....vielleicht glaubst Du selbst das ja überhaupt nicht und willst nur vor anderen nicht das Gesicht verlieren? Unzufriedenheit kommt doch in allererster Linie daher, daß die eigene Erwartung an irgendwas nicht mit der erlebten Wirklichkeit übereinstimmt. Das heißt doch, ich erwarte selbst etwas vom Leben, das dieses Leben mir bei nüchterner Betrachtung gar nicht geben kann. Oder ich erwarte etwas von mir selbst, mit dem ich mich klar überfordere. Wie kleine Kinder halten wir daran fest, daß wir uns selbst oder dem Leben etwas abtrotzen wollen - und sei es um den Preis ebendieses Lebens oder zumindest unseres Lebensglücks.
Wie kleine Kinder glauben wir - jeder für sich selbst - daß diese Welt uns gehört und sich gefälligst so zu verhalten hat, wie wir das wollen. Das ist unsere Erwartung an die Welt, aber der Welt ist das einfach wurscht..Diese Welt ist vor uns ohne uns ausgekommen, und sie braucht uns auch jetzt nicht, diese Welt wird auch weiterbestehn, wenn wir unser Leben vom ersten bis zum letzen Tag wegwerfen und vergeuden, das ist alleine unser eigenes Problem. Niemand hindert uns dran, zu leiden...jeder wirft genau ein Leben weg, nämlich das eigene (mindestens..)
Wir neigen als Betroffene dazu, das alles durch die Alkoholiker- oder Giftlerbrille zu sehen. In Wirklichkeit sind ja viel mehr Leute mit ihrem Leben unzufrieden oder sonst irgendwie beeinträchtigt. Es fallen nur nicht alle so offensichtlich durch das Raster.
Soweit mag die Trockenheit durchaus ein Nebenschauplatz sein...es bleiben uns dann immer noch die "Lebensaufgaben", die sehr viel andere Leute auch haben. Ein Mensch, der grundlegend mit seinem Leben unzufrieden ist, wird nicht automatisch auf Dauer zufrieden sein, nur weil er nüchtern ist.
Es stellt sich dann eben die Frage: will ich überhaupt zufrieden sein? Aus Unzufriedenheit, Krankheit oder Leid kann man ja auch Gewinn ziehen..indem man zum Beispiel Aufmerksamkeit erhält, die einem sonst versagt bliebe. Ich meine viele Alkoholiker trinken mit Sicherheit weiter, weil ihnen das garantiert, daß die Co-abhägige Ehefrau oder Familie bei ihnen bleibt - auch wenn sie das nicht bewußt machen, sie spüren es. Das findet aber auch auf anderen Ebenen statt. Was bin ich doch für ein armes Schwein, ich hab meinen kindlichen Größenwahn verloren und muß mich mit der Welt zufriedengeben, wie sie eben ist...auch Ängste kommen ganz gerne aus der Erkenntnis der eigenen Machtlosigkeit.
Selbst wenn man dieses System auch trinkend durchschauen kann, wirklich ändern konnte ich das erst, nachdem ich nüchtern war. Nüchternheit alleine bewirkt bei mir überhaupt nichts, aber nur nüchtern bin ich in der Lage, meinem Gedankenkreisen aus eigener Kraft eine Richtung zu geben. Und dazu gehört für mich, daß ich mir immer wieder bewußt mache, wie es mir wirklich geht und was ich tun kann, damit es mir gut geht. Es geht um die Erkenntnis, daß es meine eigene Entscheidung ist, die ich vielleicht sogar mehrmals am Tag treffen muß, ob ich mich von irgendwas beeinträchtigen lassen will oder nicht. Nobody is perfekt, geb ich zu, aber nur Spielball der Außenwelt bin ich sicherlich nicht.
Nur nüchtern kann ich unterscheiden, wo Anspruch und Wirklichkeit bei mir auseinanderklaffen. Und da gibts eben Sachen, wo ich meinen Anspruch ändern muß - weil ich die Wirklichkeit eben nicht ändern kann - es gibt aber auch Dinge, die ich wirklich tun kann, und da hab ich nüchtern sicher mehr Möglichkeiten dazu.
Was mir persönlich mit am schwersten fällt, aber inzwischen mit das allerwichtigste ist: egal wie mein Tag aussieht, kann ich mir selbst doch erlauben, daß es mir gut geht. Denn selbst wenn die Welt zusamenbräche, hätt ich doch nichts davon, wenn es mir deswegen schlecht ginge - und die Welt auch nicht. Ums hart zu sagen, die nächsten 200000 Alkoholiker werden sterben, ob mich das interessiert oder nicht - also warum sollte ich darunter leiden, so für garnix? Jedem sein eigenes Problem. Denn auch das gehört zum Größenwahn - das schlechte Gewissen, wenn man sich eben nicht um die Welt schert. Verantwortung ist die Schwester des Besitzdenkens..
Wie gesagt, es fällt mir manchmal auch nicht leicht. Aber ich merke, daß ich mir diese Freiheit nehmen kann, das spüre ich. Und ich weiß, daß ich das besoffen nicht konnte.
der minitiger [f1][ Editiert am: 13-09-2003 21:01 ][/f]
Hallo minitiger das hat mir sehr gefallen was du geschrieben hast, ich möchte gern deine Gedanken ein wenig weiter spinnen....
Der Alkohol und die Drogen vor allem haben mich glücklich gemacht, am Anfang und dann noch ne ganze Weile, wär das nicht so gewesen, warum hätt ich süchtig werden wollen.
Das Glück - und wenn man verliebt ist, ist es ja ähnlich, das hält einem die wiederwärtige Wirklichkeit vom Hals, es ist ein Filter für das Schöne im Leben und Glück hat was zu tun mit der Bereitschaft Träume auch in den Tag zu lassen
-
Das mit der Nüchternheit, da mach ich einen Unterschied zum trocken bzw. clean sein, die stellt sich nicht so ohne weiteres ein, wenn man aufhört, die muß man sich erringen und nüchtern sein tut richtig weh.
Nüchtern sein hat was zu tun mit das Leben meistern, hat was damit zu tun, ob man seine eigenen Anlagen und Talente verwirklichen kann und deswegen ist das auch mit der Zufriedenheit so eine Sache.
Die Selbstzufriedenheit hat ja gar kein so gutes Image, irgendwas ist an der dran, wo faul ist. Ich war in den letzten Wochen ziehmlich in einer Krise, weil ich nicht wußte was ich wirklich will. Und ich hatte so nen Flash, vor allem auf das was Sakini so geschrieben hatte, das war ne große Sehnsucht nach genau dem Leben von damals: nämlich...auf die bürgerliche Welt nen hohen Bogen spucken... Ich hab dann allmählich gemerkt, in meiner Unzufriedenheit, dass mir meine Träume abhanden gekommen waren, das ich mich allzusehr der materielle Seite des Lebens zugewand hatte (und damit meine ich nicht nur die finanzielle)
Ich spüre, vorallem beim Nachdenken über das was hier so abgehandelt wurde, dass meine Unzufriedenheit durchaus produktiv ist, dass sie mich daran hindert zu versacken.
nicht das ich deswegen schon Klarheit darüber hätte, was ich will und wie es verwirklichen, aber ich habe das Gefühl dass ich meinem LebensGlück wieder etwas offener gegenübersteh
soweit gesponnen
Michael
Thekla
(
gelöscht
)
Beiträge:
14.09.2003 01:19
#12 RE: Mal ganz provokant und ein bisschen anders
Eigentlich bin ich schon auf dem Weg ins Bett, es ist wieder viel zu spät geworden. Aber ich musste doch noch mal eben gucken...und mir sind zwei Zitate eingefallen, die - für mich - vieles spiegeln und die ich hier gerne anbringen möchte:
"Wer aber auf das Glücklichsein verzichtet, erfüllt sein Dasein nicht. Denn jeder ist - der Anlage nach - eine neue Variante des Glücks.
(L. Marcuse: Philosophie des Glücks)
Schön, eine solche Gewissheit zu finden. Aber auch andere Aussagen tragen viel Wahrheit:
"Das Glück zieht einen Teil seines Zaubers aus der Vergänglichkeit."
Soviel für heute Abend dazu, hoffentlich gibt es morgen noch mehr solch tolle Beträge wie die letzten.
Gute Nacht!
Biene
(
gelöscht
)
Beiträge:
14.09.2003 09:31
#13 RE: Mal ganz provokant und ein bisschen anders
Mir jedenfalls ging es in meinen trockenen Jahren ganz schön beschissen,ich habe nie wirklich jemanden gefunden mit dem ich mich über meine Probleme unterhalten hätte können,und:"Ich heisse Helmut und bin Alkoholiker",der Satz alleine schon klingt für mich wie Hohn. Denn"Ich heisse Helmut,und ich werde früher oder später unnatürlich verrecken,und Ihr auch,weil ich und Ihr nicht weiss ,wie ich meine Kranheit behandeln soll"
Hey Helmut,
versuch es doch mal mit dieser Aussage:
"Ich heisse Helmut und habe eine BEHINDERUNG,was Alkohol angeht,denn MEIN Körper verträgt das Zeug nicht."
Das hört sich dann etwas anders an.
Und: "Ich heisse Helmut und weil ich weiss,dass mein Körper Alk nicht verträgt,trinke ich erst gar keinen."
So sparen wir uns das ganze Krankheitsgefasele.Ich persönlich vertrage auch keine Broccolicremesuppe mit Sahne.Deshalb empfinde ich mich auch nicht als krank.
Punkt aus.
Mir ist es auch schnurzpiepegal ob dieser Hang zum Alkoholismus nun wirklich genetisch bedingt ist oder sich erst entwickeln musste,oder ob meine Familie dran schuld ist oder was auch immer.
Ausserdem würdest Du beispielsweise mit einer Zuckerkrankheit anders umgehen.Du würdest auch nicht sagen:" Eigendlich darf ich ja keinen Zucker aber ich weiss,dass ich eines Tages an einer Tafel Schokolade elendig verrecken werde.
Und ausserdem bedeutet Leben jeden Tag aufs neue Arbeit an sich selbst.Wir sind nicht auf diesem Planeten um die Hände in den Schoss zu legen und den Befehl ans Universum zu geben: MACH MICH GLÜCKLICH.
Nee,dafür sind wir schon selbst zuständig.Es wird uns niemand die Arbeit abnehmen,rauszufinden was uns guttut.
Seltsamerweise wussten wir es doch als Kinder. Dass uns Eltern und Umwelt erfolgreich konditionniert haben,ändert nichts an der Tatsache,dass wir nun erwachsen sind und die Freiheit haben unsere Welt selbst zu gestalten.
DAS LEBEN IST EIN KAMPF UND EIN KRAMPF den es sich zu leben aber lohnt.Denn wir sind Wesen mit einem Dualen Bewusstsein und ohne schwarz kein weiss,ohne Gut kein Böse,ohne Unglück auch kein Glück.
Ohne Dir jetzt auf die Füsse treten zu wollen:
Werd endlich erwachsen,pack Dein Leben an und trage auch die schlechten Seiten mit
Eure philosophischen Gedankengänge lesen sich wirklich gut, und jeder von uns kann sie auf seine Art sicherlich nachempfinden. Nur bin ich der Meinung, es nützt mir überhaupt nichts, darüber zu philosophieren, warum ich mich aus der Realität weggetrunken habe. Ich habe irgendwann eine Entscheidung getroffen: Nämlich nicht mehr zu trinken. Und damit habe ich mich für einen Weg entschieden, den ich gehen will. Daß das nicht immer easy sein wird, davon bin ich von Anfang an ausgegangen. Aber es liegt doch auch wirklich manchmal an der Betrachtungsweise. Ich kann mich hinstellen und jammern - über alles und jeden. An schlechten Tagen tue ich das wohl auch mal. Ich kann den Dingen aber auch stets etwas Positives abgewinnen. Letztendlich bleibt mir das Wissen, daß ich im letzten Moment dem Teufel von der Schippe gesprungen bin. Ich habe mich aus eigener Kraft befreit. Ich habe meiner Krankheit die rote Karte gezeigt. Ich bin als Sieger hervorgegangen - und habe vor, das auch zu bleiben. Wenn man darauf nicht stolz sein kann - worauf denn dann? Es mag ein bißchen arrogant klingen, aber mir hilft es, wenn ich mir sage: "Ich bin eine Heldin - ich bin ein Mensch erster Klasse - ich habe einen schwierigen Kampf gewonnen, das soll mir erstmal einer nachmachen!" Das hält mich hoch! Und es reicht mir, wenn ich die einzige bin, die Applaus klatscht.
Es geht mir mit meinen Beiträgen nicht darum das Forum philosophisch intellektuell aufzupeppen, ich hab hier vielmehr eine Möglichkeit der Selbstfindung (..wie kann ich wissen was ich denke bevor ich lese was ich schreib..)
Es ist mir schon klar, dass es sehr unterschiedliche Ausgangstüren aus der Sucht gibt und das ist in den (Selbsthilfe)Gruppen nicht immer leicht auszuhalten. Jemand der Haus, Auto und Familie behalten hat, der hat andere Voraussetzungen wie der/die ohne. Das ist keine Frage des Selbstmitleides sondern auch eine der Lebenseinstellung.
Ich habe die Vorstellung, dass ich am Ende aller meiner Tage irgendeine Form der Rechenschaft abzugeben habe, was ich mit meinem Leben gemacht habe. Und eine dieser Vorstellung ist, dass wenn ich stolz sage, ich habe seit meinem 31. Lebensjahr nichts mehr getrunken, und der würdige ältere Herr dann etwas belustigt die linke Augenbraue hebt und auf den weiteren Vortrag wartet...
Wo liegt also nun mein Problem: Es ist die Angst vor der Selbstentfremdung. (Ich glaube auch nicht, dass den erwähnten älteren Herrn Kontoauszüge und entsprechende Umsatzzahlen besonders beeindrucken) Es gibt so eine Unzufriedenheit - die ergibt sich aus der Sinnlosigkeit beruflichen Tuns, und die wird mitunter gerade in den Meetings mantrahaft unterdrückt durch die Schilderungen, wie toll doch die Trockenheit ist, und dann kommt evtl noch die Philosophie des Positiven Denkens (für mich ist sowas ein PlastikLeben) So ganz habe ich die marxistischen Thesen über den Kapitalismus nicht vergessen und der Herr Adorno ist ja z.Z. auch wieder en vogue.
Ich hab also das Problem, dass auch ich mich nicht immer gut verstanden fühle auf m e i n e r Suche nach m e i n e m Lebensglück. Und da ist der Anspruch mehr als nur nichts getrunken zu haben, das ist mir zu wenig. Und vielleicht fehlt mir da ja auch ein Stück Erwachsengewordensein, vielleicht hab ich mich tatsächlich nicht von meinen Pupertätsträumen verabschieden können, bzw. sie sind wiedergekommen, im Gewand der Melancholie..
...im Übrigen man kann auch ohne Drogen `Rausch´ erleben...