ich habe denke ich ein sehr großes Problem. Ich arbeite sebst in einer Psychiatrischen Klinik, kenne die Problematik und doch ist man blind! Ich habe in der letzten Zeit täglich bis zu 1 1/2 Flaschen Wein konsumiert. Nun habe ich seit 2 Wochen eine neue Stelle und versuche, davon los zu kommen. Nun ist es soweit, daß ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe, SChweißausbrüche habe, etc., Krämpfe in den Beinen. Nun habe ich natürlich angst, mich krank zu melden, gerade am Anfang. Was soll ich tun. Ich würde ehrlich gesagt am liebsten einen Psychiater aufsuchen, Hausarzt hatte ich schon, der sagte ich schaffe das schon so. Bitte antwortet mir schnell. Danke Susanne
da Du schon beim Hausarzt warst,kannst Du eigentlich nicht viel mehr tun,als abwarten. Du kannst während der Entzugsphase,die ja nicht ewig,sondern "nur" ein paar Tage dauert,Baldrian und hochdosiertes Vitamin-B schlucken.Das vermindert das Risiko von Krämpfen.Diese sind aber relativ selten. Ein Psychiater kann Dir in dieser Situation und auch danach gar nicht helfen. Auch wenn es verlockend erscheint:Keine chemischen Beruhigungsmittel!!!Es sei denn sie sind ärztlich verordnet.Da besteht dann nämlich das Risiko einer Wechselwirkung und das ist nicht gerade angenehm. Da es sich ja offensichtlich um Abhängigkeit handelt,setze Dich doch lieber mit einer Suchtberatungsstelle in Verbindung. Dort sitzen speziell in dieser Problematik ausgebildete Leute. Wenn Du nichts tust,nach Deinen Entzug,wirst Du bald wieder in der gleichen Misere stecken. Du wirst Dir dann wahrscheinlich denken,dass ja alles gar nicht so schlimm war und weil Du ja fähig warst aufzuhören und wahrscheinlich eine Zeitlang nichts zu trinken,irgendwann wieder zur Flasche greifen und dann geht das Ganze von vorn los.
danke für Deine rasche und ehrliche Antwort. Ich gebe Dir recht, ich dachte nur, da ich nun mal viele Psychiater durch meine Arbeit auch privat gut kenne, daß dies der schnellste Weg sei, da es mir momentan wirklich sehr schlecht geht. Aber ich sehe es eigentlich genauso, da ich es jahrelang bei anderen erlebt habe, von der einen ABhängigkeit kommt man ganz schnell in die nächste! Ich habe schon in der Tageszeitung nach Selbsthilfegruppen geschaut, doch deren Treffen sind halt heute nicht und ich möchte heute etwas unternehmen. Meine Beine sind wie Watte, und zwischendurch verkrampfen sie sich immer wieder. Außerdem habe ich Durchfall und die schlimmen Hitzewallungen. Kennt das noch jemand so? Ich habe mich nun krank gemeldet, es geht nicht anders. Danke und lieben Gruß Susanne
bin natürlich kein Arzt, aber aus meiner Erfahrung: Nach drei bis 5 Tagen ist der Spuk vorbei. Viel trinken 3-5 Liter am Tag - Tee und Mineralwasser, gegen die Krämpfe hilft Magnesium schnell. Ich würde bei einer neuen Stelle auch nicht unbedingt eine Krankschreibung riskieren, aber das mußt Du einschätzen, wie Du über den Tag kommst.
Das mit dem Durchfall und den Schweißausbrüchen kenn ich. gegen Durchfall 2 Loperamid, vielleicht dann noch eine und was Gescheites essen. Das hat bei mir immer geholfen.
Viel Glück[f1][ Editiert von Bernd48 am: 30.09.2003 8:49 ][/f]
es ist schön zu wissen, daß jemand zuhört ("zuliest"). Danke!! Was mache ich, wenn ich denke, nun muß ich etwas trinken, sonst falle ich um, solche GEdanken habe ich nun schon, traurig aber wahr!! Ich habe etliche Bücher über Abhängigkeiten schreiben müssen, doch kann nun nichts davon umsetzen. Ist schon traurig!
das ist aber sehr übel,aber da musst Du nun durch. VIIIIIEL trinken,essen,wenn es klappt,Ablenkung(Fernsehen etc.),frische Luft und sei es nur,den Kopf aus dem Fenster stecken. Wenn Dir die Zeit zu lang wird,poste was das Zeug hält.
Und denk immer dran,sei es auch noch so fürchterlich:ES DAUERT NICHT EWIG.
Dein Körper ist gerade beim Hausputz und die lieben kleinen Zellen wehren sich nun mal wehement,den Wein gegen Wasser tauschen zu müssen. Gut hilft auch stöhnen,seufzen oder fluchen. Und habe keine Scheu,zum Arzt zu gehen.
Den Durchfall habe ich persönlich nie unterbunden,denn er ist ein Teil des Reinigungsprozesses. Áchte aber auch auf Deinen Blutdruck,bei Rauschen in den Ohren und Kopfdruck geh besser gleich zum Arzt.
Ja, mit dem Wissen und dem Umsetzen - das ist schon ein Problem. Bei mir auch. Aber wenn Du nichts im Hause hast und auch nicht losrennst, was zu kaufen, kommst Du über diese Momente weg. Ich weiß genau wie das ist, aber mit dem Umfallen - das geht meist nicht so schnell. Such Dir eine ruhige Sofaecke und lenk Dich ab. Lesen oder fernsehen oder was auch immer hilft. Schöne Musik auf die Ohren vielleicht.
Ich mußte das Aushalten lernen, aber endlich scheint es zu klappen.[f1][ Editiert von Bernd48 am: 30.09.2003 8:48 ][/f]
danke für Eure aufbauenden Worte. Mein Mann fährt mich gleich zum Hausarzt, denn ich möchte nochmals mit ihm sprechen. Danach denke ich, daß ich mich schlafen lege, da ich ja letzte Nacht nicht geschlafen habe. Ich habe nun natürlich ein schlechtes GEwissen bezüglich der neuen Stelle, doch da dies auch wieder im Bereich Psychiatrie ist - zwar Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber immerhin, muß ich mir natürlich etwas einfallen lassen, warum ich krank bin. Es ist schrecklich! Was habt Ihr denn in den ersten Tagen so getan, damit es nicht so schlimm ist. Schon jetzt danke für eine Antwort von Susanne
freut mich zu hören,dass Du nicht allein bist. Du fühlst Dich in diesem Moment total bescheiden,kann sich mir vorstellen. Das mit der neuen Stelle ist natürlich auch Mist,aber im Moment leider nicht zu ändern. Jetzt ist es viel wichtiger die Schuldgefühle,die Dich nun heimsuchen werden in den Griff zu bekommen. Halt Dir immer wieder vor Augen,dass Du Dir diese Geschichte zumindest in dieser Version nicht ausgesucht hast. Hinter Deinem excessiven Konsum stecken irgendwelche Gründe,die nur Du allein kennst und die es zu bearbeiten gilt. Aber nicht heute und auch nicht morgen. Werd erst mal vollkommen nüchtern und erfahrungsgemäss kommen dann die Lebensgeister von allein wieder.
Deine Abhängigkeit wird nun die ersten Tage versuchen Dich mit Selbstvorwürfen und Selbstschuldzuweisen zu überfluten um Dich zur Flasche zu treiben. Selbst wenn Du der Meinung sein solltest es nicht mehr aushalten zu können und Du wirklich der Meinung bist,dieses Gedankenkarussel und das dazugehörige Herzrasen nur mit einem Schluck aus der Flasche unterbrechen zu können:Fall nicht drauf rein!!!
Das gibt sich wieder. Für mich ist Beweis genug,dass in Dir ein gehöriger Lebenswille steckt,dass Du die Pulle in die Ecke gestellt hast und um Hilfe bittest. Dieser Lebenswille wird in den nächsten Tagen immer mehr wachsen. Wenn es klappt,leg Dich schlafen. 1. entgiftest Du schneller 2. kann Dein Geist in Ruhe regenerieren und abschalten.
Auf Zucker würde ich verzichten,aber ess frisches,basisches Obst,wie Bananen und reife Birnen und Äpfel.
Im übrigen gibt es immer einen Grund für alles.Also mach Dir im Moment keine Sorgen um die Zukunft ect. Das kommt alles ins Lot.
Wie oft habe ich vor Trümmern gestanden und im Endeffekt hat sich alles so arrangiert,wie es für mich am Besten war. Es gibt Situatíonen in meinem Leben,da hat mein Unterbewusstsein für mich neue Weichen gestellt,ohne dass ich es mitbekommen hatte.Da wo ich noch voller Panik war,war längst schon der Weg in eine andere Zukunft geebnet. Ich weiss,das hört sich im Moment für Dich sehr fatalistisch an.Ist aber nicht so. Du kennst ja die Vielschichtigkeit des menschlichen Geistes und manchmal weiss bei uns die Linke wirklich nicht was die Rechte macht (ich meine Hirnhälfte).
Deine Frage kann ich nur aus meiner Sicht beantworten, ob das für Dich paßt, mußt Du selber entscheiden.
Die ersten drei Nächte nach einem Totalabsturz konnte ich überhaupt nicht schlafen, da der Ruhepuls um 130 lag. Am dritten Tag ging der wieder in den Normalbereich. habe auch den Blutdruck ständig kontrolliert, war zwar hoch, regulierte sich aber auch in der Zeit.
Den ersten Tag hab ich einfach nur geruht und viel getrunken (Tee und Wasser). Am zweiten Tag hab ich angefangen, meine Wohnung aufzuräumen. (Sah meist aus wie nach einem Atombombenabwurf ). Kurz was machen - Ausruhen im Viertelstundentakt - anders ging es gar nicht. Ich glaube, das hat mir geholfen, dass die Entzugserscheinungen schneller verschwanden. Dazu mußte ich mich aber ganz schön in den A... treten. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf - es könnte zu einem Krampfanfall kommen. Zum Glück blieb ich davon verschont. Ich weiß - in einer stationären Entgiftung gibt es erst drei Tage strenge Bettruhe. Hab ich auch schon durch.
Die Entzugserscheinungen, wie Schweißausbrüche, Zittern wie Espenlaub und Kribbeln auf der Haut wie im Ameisenhaufen muß man einfach aushalten. Nach drei Tagen war das im wesentlichen vorbei und ich bin wieder an die frische Luft - kurze Spaziergänge.
Du hast ja noch den Vorteil, dass Du nicht allein bist.
Also - ich wünsch Dir Kraft, Du schaffst das schon.
ich will Dir auch Mut machen. Mach weiter so, es lohnt sich. Weißt Du, wenn Du jetzt den Entzug durchgestanden hast, dann kann das der letzte in Deinem Leben gewesen sein. Mal ganz objektiv, ich hatte doch jeden Tag einen Entzug. Mal schwerer mal nicht. Ich habe Nachts in der Wohnung Straßen in den Teppich gelaufen, vor lauter Unruhe und Saufdruck. Diese Krämpfe in den Beinen sind ja schon ein deutliches Zeichen für Deinen Zustand. Polineutitis, aber das vergeht von selbst wieder. Durchfall na ja, wenn es schlimm ist, dann besteht schon die Gefahr der Dehydrierung, also Wasser/Tee nachschütten, was das Zeug hält. Und nimm Dir nicht zu viel vor, von wegen ich trinke nieeeee mehr. Teile Dir Deine Zeit ein. Heute nicht, oder in der nächsten Stunde nicht, danach wieder eine Stunde nicht.
Wenn Du schon in die Tageszeitung geschaut hast wegen der SHG, dann kannst Du ja auch noch die Telefonseelsorge, das Deutsche Dienstbüro der AA in München (dort sitzen auch Trockene im Telefon) oder die Deutsche Hauptstelle gegen Suchgefahren anrufen um in der nächst größeren Stadt eine Selbsthilfegruppe zu finden. Bei den AA´s kannst Du über München auch telefonischen Kontakt zu Alkohilokern in Deiner Nähe aufnehmen.
Bleib in Kontakt hier im Board oder vielleicht auch telefonisch
Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir ganz viel Kraft und wenn Dir nach Schreien ist, dann schreie und wenn Du weinen möchtest, tu es, so Entzug ist verdammt kein Spaziergang.
bin vom HA zurück. Er meint, ich könnte es zu Hause schaffen, müsse aber diese Woche unbedingt zu Hause bleiben. Also meldete ich mich krank, da ich aber ja erst kurz dort bin, erhielt ich umgehend einen Anruf, daß das Zusammenarbeiten ja wohl nicht klappen würde. Dazu muß ich wohl ganz ehrlich sagen, daß ich 12 Jahre als Assistentin für den angeblichen "Suchtpabst" Deutschlands gearbeitet habe, dieser mir aber zum Schluß Mittel zum Aufputschen geben wollte, damit ich noch mehr als 15 Stunden am Tag arbeiten konnte. Dies wollte ich halt nicht mehr mitmachen und habe mich entschlossen etwas kürzer zu treten. Daher habe ich die neue Stelle angenommen, die mich aber auch nicht so ausfüllte. In der Zwischenzeit, es waren ca. 5 Monate habe ich die "nette Sache mit dem Alkohol" halt angefangen, da ich leider keine FRau bin, die es gern hat, zu Hause zu sein. Soviel für den Moment. Ich bin momentan zwar etwas geschockt, aber ich will Euch auch nicht langweilen. Danke für alles Eure nachdenkliche und traurige Susanne, die soeben ein Glas WEin getrunken hat, diese Uhrzeit ist neu.
schade, das mit dem Glas Wein...... So schaffst du es nicht, auch wenn du die Woche zuhause bleibst.
Das mit dem Job wird sich finden, wenn du trocken bist. Wenn du trinkst, werden andere über dich bestimmen, du kannst nichts konkretes tun. Weil du eben nicht nüchtern bist, weil dich Schuldgefühle plagen, weil du einfach nicht in der Lage sein wirst, eine "gute" Entscheidung zu treffen. Ich nehme auch an, dass dein Mann nicht bereit sein wird, dich x mal zum Doktor zu fahren. Irgendwann ist es ihm zu dumm...
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir geholfen wurde, als ich bereit war, selbst etwas für mich zu tun, konsequent. Nicht nur in Worten, in Versprechungen, die ich doch nie eingehalten habe. Ich hatte wohl den Willen dazu, aber das Glas in meiner Reichweite war stärker. Es ist halt nicht bei dem einen Glas geblieben und auch nicht bei einem zweiten.
Ich bin bei AA und immer wieder kommt mal jemand, der wissen will, wie er das 2. oder 3. Glas stehen lassen kann. Und der es nicht wahrhaben will, dass er das allererste stehen lassen MUSS, damit sich etwas ändert. Und dass er das jeden Tag aufs Neue tun muss.
Ich möchte dir Mut machen, es noch einmal zu versuchen. Meines Erachtens hast du jetzt eine gute Chance. Du bist eine Woche krankgeschrieben, dein Mann und dein Arzt halten (noch) zu dir. Mit dem Job könnte sich alles regeln, aber das ist wirklich zweitrangig. An erster Stelle steht jetzt dein Trockenbleiben für die nächsten 24 Stunden und wie meine Vorschreiber dir schon vorgeschlagen haben, kannst du diese 24 Stunden in kleinere Zeitabschnitte einteilen. Auch wie du die Zeit dazwischen einigermassen befriedigend ausfüllen kannst, wurde schon aufgeführt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wichtig ist das Telefon in deiner Nähe. Vielleicht nimmst du es, besorgst dir eine Kontaktnummer aus deiner Nähe und vielleicht kannst du sogar in eine Gruppe gehen - vielleicht fährt dich dein Mann hin.... Du musst dort nicht nüchtern erscheinen. Da sitzen "Experten" am Tisch, die das durchgemacht haben, was du jetzt durchmachst, die dich nicht verurteilen, sondern verstehen. Wenn du jetzt zuhause bist, nichts tust und weitere Gläser Wein trinkst, wirst du in Selbstmitleid fallen und das ist glaube ich der falschmöglichste Weg aus dem Kreislauf herauszukommen.
Hintern hoch und es tut sich was, liebe Susanne!! Auf gehts! Du warst auf dem besten Weg und kannst jederzeit wieder darauf zurück kommen. Du musst es nur ganz fest wollen. Alle hier im Forum werden dir in Worten und Gedanken zur Seite stehen, wenn du etwas gegen deine Sucht tust. Wenn du nichts tust und in Selbstmitleid und Wein zerfliesst, dann kann dir niemand helfen. Niemand kann dich da herausziehen, du musst dich an den eigenen Haaren packen und selbst aus dem Sumpf ziehen. Bildlich gesehen natürlich Wir hier können dir nur beistehen und dir sagen, dass es möglich ist, dass und wie wir es geschafft haben.
ich hab's geschafft. Zum ersten Mal in diesem Jahr am Letzten des Monats die Bankgeschäfte erledigt, eingekauft und KEINE Flasche Schnaps in der Tasche. Keinerlei "verdächtige Substanzen".
Was bin ich stolz auf mich. Am Tage 17.
Heute Abend gehe ich zur SHG.
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@ Susanne
Das mit dem Job regelt sich. So wie vorher oder jetzt kannst Du sowieso nicht arbeiten. Also komm erst mal auf die Beine, dann findet sich der Rest. [f1][ Editiert von Bernd48 am: 30.09.2003 12:44 ][/f]