ich schlag mich gerade mit einem Gedanken rum, den ich hier mal reinstellen wollte, um eure Meinung dazu zu lesen...
Es ist doch so, dass der Alkohol für mich eine Art "Selbsttherapie" darstellt, heißt: ich trinke ihn, um mich zu beruhigen, gewisse Dinge nicht sehen zu müssen etc. Wenn ich mir diese "Hilfe" nun wegnehme, muss doch dafür eigentlich eine Art Ausgleich her, um ohne den Krückstock leben zu lernen, oder? Was habt ihr STATTDESSEN angefangen oder neu in euer Leben integriert? Ich habe nämlich gemerkt, dass ich noch nichts in dieser Hinsicht getan habe und ich bilde mir ein, dass es mir besser ginge, wenn ich einen Ausgleich finden würde. Freue mich auf Antworten
@ Maiglöckchen, eine Krücke kann ich Dir natürlich nicht bieten, ich kann Dir nur erzählen womit ich mich so beschäftige seit meiner "Trockenlegung". Zu Anfang hab ich viel gechattet und mich mit dem Rechner beschäftigt, das tue ich immernoch aber nach und nach kamen viele andere Dinge hinzu. Ich gehe regelmäßig in ein Fitnes-studio um mich auszupowern und neue Leute kennen zu lernen, ich mag Gartenarbeit obwohl mein Garten trotz aller Bemühungen immernoch wild aussieht, ich nähe, bastel und handwerke gern, ich schaue immer die neuesten Kinofilme, teste neue Programme am Rechner, gehe gern raus und wander durch den Wald, fahre mit dem Rad durch die Gegend .... Gibt immer soo viel zu tun nur die Zeit reicht nicht immer Schau Dich um und such Dir aus was Dir Spass machen würde, du findest bestimmt einen Ausgleich für den Alk, das ist gar nicht so schwer...
also ich fing auch an mich mit Computerprogrammen zu beschäftigen. Auf einmal machte mir das Spaß. Anscheinend ging das vorher in mein alkoholgeschwängertes Hirn nicht so rein. Habe dann angefangen mit Bildbearbeitung. Da mache ich sehr gerne Labels für CD's. Auch lese ich sehr viel. Und in der ersten Zeit meiner Trockenheit hatte ich sehr viel mit meiner Wohnung zu tun. Da lag auch durch den Alk so manches im argen. Habe z.B. in der Küche und im Flur neue Decken reingemacht, im Wohnzimmer einen neuen Teppichboden und die ganze Wohnung neu gestrichen. Danach war ich richtig stolz auf mich. Leider mache ich nicht gerne Sport.
Zitat: Es ist doch so, dass der Alkohol für mich eine Art "Selbsttherapie" darstellt, heißt: ich trinke ihn, um mich zu beruhigen, gewisse Dinge nicht sehen zu müssen etc. Wenn ich mir diese "Hilfe" nun wegnehme, muss doch dafür eigentlich eine Art Ausgleich her, um ohne den Krückstock leben zu lernen, oder?
Hallo Claudia,
das sit eine Möglichkeit der Situation zu begegnen. Aber wie du schon richtig festgestellt hast,war der Alkohol eine Art "Selbsttherapie".... Doch für was????
Was wolltest Du denn "therapieren"?
Was wolltest du nicht sehen?
Natürlich braucht man ein Hobby,um sich anderweitig zu beschäftigen,keine Frage. Aber ohne Ursachenforschung wirst du bestimmt nicht weit kommen. Das Zudeckeln funktionniert zwar eine ganze Zeit,aber irgendwann geht der Deckel dann doch wieder hoch...garantiert.
Wenn einem Dinge so auf den Zeiger gehen,daß man sich zusaufen muss,dann wäre es wohl an der Zeit mal Aufräumarbeiten zu starten....den Focus nur auf andere Dinge zu richten bringt es auf Dauer auch nicht.
Für die Beruhigung ect. würde ich dir autogenes Training oder Ähnliches empfehlen,dann lernst du auch,dich selbst zu ertragen.
Ich kenne diese Phänomene,mit denen du dich rumschlägst."Jucken" und "Kratzen" sind meine Lieblingsbeschäftigungen in Stresszeiten.Ich könnte mir dann förmlich das Fell vom Leibe ziehen..... Dann stehe ich immer vor der Entscheidung,zum Cortison greifen zu müssen...tu ich aber nicht.Ich sehe lieber zu,daß ich das Übel an der Wurzel gepackt kriege....Auch zu dem Preis,anderen Leuten auf den Füssen rumtrampeln zu müssen...was soll's,sie tun's ja auch bei mir...
Aber für den Übergang,leg dir ruhig ein paar Hobbys zu...meines war übrigens,Schokolade abends im Bett zu futtern..mitsamt Fernseher,eine Kanne Tee,Aschenbecher....und dann lass gehen....So entspannte ich mich ungemein....Hat mir geholfen So hab ich meinen Frust nicht weggesoffen,sondern weggefressen...aber das geht auch vorbei. Neuerdings esse ich im Bett nur noch Apfelschnitzel
@ Biene, "Jucken und kratzen" kenne ich auch, nur hab ich dazu immer ein Messer benutzt, tiefe Narben erinnern mich an diese Zeit. Das ist wie mit dem Trinken, der unbewußt-bewußte Wunsch zu sterben, Saufen ist doch nichts anderes als Selbstmord auf Raten. Wieder leben lernen ist das allerschwerste wenn man versucht von den Suchtmitteln zu lassen ....
vielen Dank schonmal für eure Antworten. Ja, ein Hobby brauche ich wohl wirklich... denn, so blöd wie sie das jetzt anhört - ich habe keines Ich habe es anscheinend als Hobby angesehen, mich alle paar Tage zu betrinken und Leute am Telefon zu belabern und evtl. noch das Rauchen. Biene: ich weiß nicht, ob Bewusstmachung alleine ausreicht - denke eher nicht. Ich habe schonmal eine Therapie gemacht (eine Gesprächstherapie) und mir sind einige Zusammenhänge klar (weshalb ich so bin, warum ich die und die Probleme habe etc.). Ich habe nur festgestellt, dass ich das alles "nur" mit dem Kopf begriffen habe, ich habe all das nie wirklich gefühlt, sprich: ich hab' in der Therapie nie eine einzige Träne verloren. Ich vermute, ich habe ein spanniges Verhältnis zu Frauen oder so - habe ja am Mittwoch einen Termin bei einem Herrn, vielleicht ist das für mich besser?!
Also, da ich ja keine Hobbys habe, muss ich mir dringend was einfallen lassen, da ich abends wie blöd zu Hause sitze und manchmal schon um halb neun im Bett liege vor lauter Langeweile kann ja auch nicht so richtig sein... bin andererseits aber auch wie gelähmt und will mich nicht aus dem Haus bewegen. Vielleicht schaffe ich es ja, mit dem Schwimmen anzufangen. Das habe ich schon sooo lange vor...
das mit dem "spannigen" Verhältnis zu Frauen war eines meiner zentralsten Themen....
Das ging sogar so weit,daß ich für nichts in der Welt jemals eine Tochter haben wollte...War echt dramatisch...
Ich verachtete meine Mutter als Frau,verachtete mich,da sie mir nur Verachtung rübergebracht hatte und wollte mir beim besten Willen so eine "Schnepfe" wie ich sei,ersparen. Die Götter hatten es gut mit mir gemeint...zunächst bekam ich auch nur Söhne...die Tochter kam glücklicherweise als letztes...erst dann,als ich anfing mein Verhältnis zu Frauen zu verarbeiten...
Gott sei Dank sind diese zeiten vorbei. Heute habe ich ein ganz normales Verhältnis zu Frauen und meine Tochter ist mein Sonnenschein...Ihre "Andersartigkeit oder Weiblichkeit" fasziniert mich jeden Tag auf's neue...
Es war ein weiter Weg,der sich aber gelohnt hat...
Hallo Biene, das ist ja interessant, dass du das auch so erlebt hast. Wie hast du es geschafft, dieses Spannungsverhältnis zu verändern? Würde mich sehr interessieren, gerne auch per PN. Ich habe auch ein unglückliches Verhältnis mit meiner Mutter und sehr viel Wut auf sie im Bauch Ich weiß noch nicht so recht, ob mir eine Verhaltenstherapie in dem Falle helfen wird, aber es geht ja auch in erster Linie um das Alk-Problem. Doch irgendwie sind ja die Probleme alle miteinander verknüpft. Bei der Verhaltenstherapie stört mich irgendwie, dass dort kein Bezug zur Vergangenheit genommen wird. Aber ich glaube, die RICHTIGE Verarbeitung dieser Vergangenheit ist unerlässlich, um wieder unbelastet durch's Leben gehen zu können. Wie gesagt, Gesprächstherapie hat mir nichts gebracht, außer natürlich Erkenntnisse und Verstehen... aber an meiner "kranken" Psyche hat sich nichts verändert. Vielleicht lag es auch daran, dass sie eine Frau war, der gegenüber ich mal wieder keine Gefühle zeigen wollte (konnte)... ich weiß es nicht, bin auch gerade am grübeln
Wie gesagt, Gesprächstherapie hat mir nichts gebracht, außer natürlich Erkenntnisse und Verstehen... aber an meiner "kranken" Psyche hat sich nichts verändert.
Deine Psyche wird erst heilen können,wenn du konsequent den Alk meidest. Solange sie noch ein Hintertürchen hat,wird sie einen Teufel tun und sich nicht bekrabbeln. Das macht sie erst dann,wenn sie konsequent auf sich selbst zurückgeworfen wird. Deine Psyche findet dann Wege und Möglichkeiten wieder zu heilen.
Unser Hirn hat die Eigenart "nach dem Glücklichsein zu streben"...bis dato strebte es wohl zur Flasche.Wenn "Es" begreift,daß da nichts mehr kommt,sucht es sich was Neues um glücklich zu werden. Da lösen sich manche Konflikte sogar in Luft auf.Sie werden dann sozusagen überflüssig,weil sie hinderlich sind.
Das finde ich ja ganz interessant. Jedoch, gibt es Erfahrungswerte in Punkto "Glücklichsein", sprich tritt das wirklich ein und man hat wieder sozusagen "Glrücksmomente"???
musste aber noch den Link "Glück und Poesie" anklicken
Kleiner Auszug:
Psychologische und soziologische Aspekte Eine psychologische Definition von Glück bietet Sigmund Freud, indem er von einer Befriedigung des Luststrebens spricht, die jedoch aufgrund der restriktiven kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen zum Zweck kollektiver Selbsterhaltung nie erreicht werden kann. In der Sozial- und Persönlichkeitspsychologie wird die Frage des Glücks unter dem Aspekt der Positiverfahrungen untersucht und steht im Zentrum von empirischen Studien und Erklärungsmodellen. Das Homöostasemodell z. B. geht davon aus, dass jeder Organismus einen als angenehm erlebten Gleichgewichtszustand herzustellen und zu erhalten strebt. Andere Theorien sehen Zufriedenheit auf kognitiver Ebene als Übereinstimmung der subjektiven Wahrnehmungen und Umwelterfahrungen mit den eigenen Erwartungen, Vorstellungs- und Denkmustern. Eine Fülle wissenschaftliche und technische Errungenschaften zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen, die frühere Jahrhunderte mit dem "Glück" identifizierten, haben die Suche nach dem Glück nicht aufgehoben, sondern nur verlagert. Eine Wertbesetzung äußerer Güter wird durch die Werbung vollzogen und durch die Absatzindustrie gefördert. Unmittelbare Erfahrungsverluste des Einzelnen in seiner Umwelt fördern den Drang nach Konsum von Gütern, um die damit suggerierte eigene Individualität und Einzigartigkeit als "Glück" zu erleben. Medienkonsum, Rauschmittel, Glücksspiele, Selbstentäußerung in religiösen Sekten, Nachahmung originell erscheinender Handlungsmuster sind Glückssurrogate zur Kompensation der Sinnentleertheit des eigenen Lebens. Möglichkeiten, Glück wieder erfahrbar zu machen, werden z. B. gesehen in der Reflexion der eigenen Glücksvorstellungen, kreativer Tätigkeit, Schulung der Sinne durch Beobachtung und Umgang mit der Natur, Konzentration auf den Augenblick und das Detail des Erlebens der menschlichen Begegnung und des Tätigseins.
[f1][ Editiert von Biene2 am: 18.05.2004 13:38 ][/f]
hallo Claudia, " . . .dass der Alkohol für mich eine Art "Selbsttherapie" darstellt, heißt: ich trinke ihn, um mich zu beruhigen" Da äußere ich mal, genau wie Roswitha, was willst du denn beruhigen?! Mir scheint, dass dir irgendwas im Leben oder zum Leben zusteht?! Wofür du aber nichts tun musst. Viel viel Zeit hast du, aber keine Ruhe im Bauch. Aber mit Alk geht das direkt vors Höllentor, immer abwärts. Und bissig wirst du werden, nüchtern. Ich freue mich über meine innere Unruhe, die führt zu Aktivitäten. Ich freue mich über meine innere Ruhe, die habe jedoch erst bekommen (als Geschenk von ganz oben, nicht als Leistung!), als ich länger dann trocken war. Der Mensch braucht zum Leben Wasser, nicht Alkohol. Und bis ich soweit war, hatte ich Klavier, Gitarre, Bassgitarre, schöpferische Arbeit, Gedichte schreiben, Lieder komponieren, vor allem Aber in die Gruppe gehen zum diskutieren und vergleichen und begreifen. bis bald, Max
Tja... ihr habt ja Recht - mit Alk. war es einfacher, das Leben so (scheiße) wie es ist zu lassen, nichts zu ändern und den Schmerz darüber zu ersäufen Jetzt wird der Schmerz echt ungemütlich und der Seelendruck groß. Wie lange ich den nun so ertragen kann, ohne Dinge zu verändern, bleibt abzuwarten. Aber ich bin mir sicher, dass das nicht so sehr lange andauert wie mit der "Betäubungsflasche" Ist ja schon ein psychosomatisches Zeichen, dass ich mich dumm und dusselig kratzen könnte - ich glaube, das heißt: ich will aus meiner Haut weil's kaum noch auszuhalten ist, so wie's ist... man, manchmal ist's echt hart!! Heute ist so'n Tag
Hallo Claudia, Du fragst nach einer Handlungsalternative zum Trinken? Leider kann ich dazu nur von mir berichten, aber vielleicht liegt der Fall bei Dir ja ganz ähnlich. Bei mir gab es immer Vorhaben und Unternehmungen, bei denen ich mit ganz großen Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte, die der Alkohol natürlich noch intensiviert hat. Letztlich wurden die ersten unausgeführten Vorhaben durch neue ersetzt, die auch vergeblich auf ihre endgültige Realisierung warteten. Der Alkohol hatte dabei immer eine Art Sogwirkung in der die Vorhaben verschwaden, um nach dem Rauch allmählich wieder als Bruckstücke aufzutauchen, die sich scheinbar in keinerlei Ordung bringen ließen und dann hob der Strudel ja wieder erneut an. Vielleicht ist es bei Dir ähnlich und verschiedene Dinge tauchen auf und harren ihrer Wiederentdeckung. Studieren wolltest Du doch z.B... Kann man natürlich nicht in jeder Verfassung, das weiss ich nur zu gut. Es gibt bestimmt auch noch andere Dinge, die noch im Dunkel der Leere des Nichttrinkens warten. Aber nicht überstürzen, ich will dann immer alles auf einmal und die Folge ist vollkommne Konfusion und der Griff zur Flasche.
Lass den Kopf nicht hängen und aufheiternde Grüsse Martin