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Saufnix  
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Dieses Thema hat 91 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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traurige13 Offline



Beiträge: 56

31.08.2004 15:38
#16 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo nochmals,
ich sehe eigentlich auch die Trennung als einzigen möglichen Ausweg. Nur weiß ich leider auch aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein wird, diese dann auch durchzuhalten.
In den fast 3 Monaten unserer Trennung war er die ersten Tage fast dauerbetrunken und als dann das heulende Elend bei ihm einsetzte und die Erkenntnis,d ass ich wirklich weg war, versprach er mir (fast) alles, damit ich zurückkomme.
Er meinte damals nur, er hätte kein Problem mit Alkohol, er würde gerne trinken, wenn er mal feiert, aber sein Frustsaufen wäre sein Problem und daran wollte er auch arbeiten. Aber ich solle eben dafür sorgen, dass es bei ihm nicht zum Frust käme.

Sollte heißen, wieder mal ich wäre es Schuld!

Dummerweise sieht er das ja heute genauso wie vor paar Monaten. Dass er schon abends, wenn er zu mir kommt, sich mindestens 2-3 Fl. Bier mitbringt, weil bei mir nie was im Hause ist, fällt ihm gar nicht auf.
Die Kids fragen, wenn sie den Flaschenöffner auf dem Tisch liegen sehen: War xxxxxx wieder da???
Sie kennen es ja mittlerweile nicht anders, obwohl ja auch sie zugeben, dass er nüchtern sehr nett sei.

Wenn ich schrieb, die Trennung bliebe mir als einzige Lösung nur übrig, damit ich nicht vor die Hunde gehe, dann war bzw. ist das auch genauso wie ich es schrieb.
Habe ganz massive gesundheitliche Störungen bekommen, die mir wiederum kaum möglich machen, meine Frau im Job und zu Hause zu stehen.
Alles, wonach ich mich sehne, ist ein friedlicher Alltag.
Aber es tut zu allem übrigen, was geschehen ist, wirklich nur weh, wenn man erkennt, dass es eigentlich gar keine Hoffnung gibt bei ihm, da jegliche Selbsterkenntnis fehlt....
Letzte Woche, als er mich wegen einem absoluten belanglosen Streit wieder stehen ließ und sich dann 2 Tage nicht meldete (weil dauerbetrunken), heulte er mir am 3. Tag ins Telefon, "ich könne ihn doch nicht gerade jetzt im Stich lassen, weil er nur mich brauche......" Also alles wie gehabt!
Alleine wieder dieses Hin und Her macht mich nervlich total fertig.....
Und dann die Verantwortung für die Kinder.
Sie haben wirlich Heftiges miterlebt und ich verurteile mich auch selbst dafür,d ass ich es überhaupt so weit kommen ließ.......Aber Zelbstzerfleischen und Selbstmitleid ändern ja meine Situation auch nicht.

Mich würde interessieren, ob ein Alkoholiker sich überhaupt vorstellen kann, welche Auswirkungen das alles auf seine Partner, Familie usw. hat?
Bitte nehmt mir jetzt auch diese Frage nicht übel, aber mir ist doch vieles mit dem Thema Alkoholismus noch immer ein Rätsel und teilweise gehe ich sicher noch zu unbedarft damit um.

Eure (noch immer sehr)Traurige


traurige13 Offline



Beiträge: 56

31.08.2004 15:59
#17 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

@ Mondfrau

Hallo liebe Mondfrau,
du hast es sehr gut beschrieben, deine Sätze sprechen mir aus dem Herzen.
Es hilft nur, aktiv zu sein. Dieser Verharren und Selbstverachten in einer zerstörerischen BEziehung verbessert nichts, im Gegenteil.
Wie bei dir, so habe auch ich lernen müssen, dass seine Versprechen nur von ganz kurzer Dauer sind.
Auch so ein Verhalten zerstört jegliches Vertrauen meinerseits, selbst dann, als ich nichts lieber wollte, als ihm wieder zu glauben.
Mein Freund befindet sich auch privat in einem Kreis,der eigentlich nur aus Saufkumpels bzw. Kneipengängern besteht.
Hobbies auszuüben oder etwas gemeinsam zu machen, ist denen alles fremd.
Das alles holt er sich dann bei mir und meinen FReunden.
Nur distanziert sich mein Freundeskreis mittlerweile auch immer mehr von ihm, nicht von mir.

Es fällt mir immer schwerer, überhaupt zu ihm zu stehen.
Ich habe ihn immer noch irgendwie in Schutz genommen, aber das kann ich nicht mehr, wenn er sich sturzbetrunken ins Auto setzt und dann losfährt.Ich will und kann die Verantwortung nicht mehr übernehmen, ihn irgendwo noch zu erwischen, um ihm die Autoschlüssel abzunehmen, damit auch ja nichts passiert.

Oder wie vor Monaten, wo er sich zu den Kindern so furchtbar verhalten hat. Aber auch damals meinte er nur, er hätte sich ja hinterher bei ihnen entschuldigt.
So war es schon immer. Er entschuldigt sich für seinen Mist und meint, er habe Anrecht darauf, dass jetzt wieder alles gut sei.!!
Und wenn ich ehrlich bin, kommen mittlerweile manchmal sogar sowas wie Hassgefühle auf, wo ich nicht nur gute Gedanken für ihn hege...

Ich wünsche dir genauso viel Kraft und Mut, denn das ist erforderlich, um dich erstmal räumlich von deinem Mann zu trennen. Aber , wie du es beschrieben hast, wird es auch für dich der beste Weg sein, um dir und deinem Kind erstmal eine andere Perspektive zu verschaffen.

Alles Liebe
Traurige


mondfrau Offline




Beiträge: 216

31.08.2004 16:56
#18 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo liebe Traurige 13,

du hast folgendes geschrieben:

Dummerweise sieht er das ja heute genauso wie vor paar Monaten. Dass er schon abends, wenn er zu mir kommt, sich mindestens 2-3 Fl. Bier mitbringt, weil bei mir nie was im Hause ist, fällt ihm gar nicht auf.

Das wird es bei mir nicht mehr geben, wenn er zu mir kommt, das weiss ich ganz genau. Da bin ich sehr konsequent. Ich habe mich auch inzwischen soweit davon frei gemacht, dass ich ihm weder seinen Stoff besorgen noch entsorge.

Bis jetzt habe ich es sehr gut durchgezogen und es macht mir keinerlei Probleme (bzw. habe ein schlechtes Gewissen), da ich es von innen heraus einfach so in Ordnung finde, es in soweit nicht mehr zu unterstützen. Früher habe ich ihm sein Bier besorgt und alle Flaschen (es waren mehrere Taschen voll:augen wieder weggebracht. Könnte ich mir echt nicht mehr vorstellen.

Habe ganz massive gesundheitliche Störungen bekommen, die mir wiederum kaum möglich machen, meine Frau im Job und zu Hause zu stehen.
Alles, wonach ich mich sehne, ist ein friedlicher Alltag.
Aber es tut zu allem übrigen, was geschehen ist, wirklich nur weh, wenn man erkennt, dass es eigentlich gar keine Hoffnung gibt bei ihm, da jegliche Selbsterkenntnis fehlt....


Diese gesundheitlichen Störungen hören schnell wieder auf, wenn du den Schritt gemacht hast. Ich kenne das noch aus meiner letzten Beziehung, die ging 7 Jahre. Ich hatte ständig irgend etwas - ich dachte sogar ich wäre unheilbar krank. Es fing an bei Taubheitsgefühlen in Armen und Beinen, Tinnitus, Stechen im Kopf - alles Symptome auf die kein Arzt irgendeine klare Diagnose stellen konnte. Da ist es wahrlich schwierig seine Frau zu stehen im Job, ich hatte auch ständig Ärger, da ich einfach nicht voll einsatzfähig war. Das alles habe ich Gott sei Dank in dieser Beziehung nicht, wahrscheinlich, weil ich voll für meinen Sohn da sein muss und sowieso noch nicht wieder voll arbeiten gehe. Es war einige Wochen nach der Trennung wie weggeblasen - denn da hatte ich wieder diesen friedlichen Alltag, nach dem du dich gerade sehnst und ich mich im Übrigen auch.

Mein Freund befindet sich auch privat in einem Kreis,der eigentlich nur aus Saufkumpels bzw. Kneipengängern besteht.
Hobbies auszuüben oder etwas gemeinsam zu machen, ist denen alles fremd.


Das kenne ich auch sehr gut. Mein Mann kennt auch nur so verkappte Existenzen, entweder saufen sie alle oder nehmen Drogen. Aber ein normaler, der mit beiden Beinen im Leben steht ist da auch nicht dabei.

Mein Mann sagte mal zu mir, er suche sich bewusst seine Frau aus, die normal im Kopf ist... Früher war ich stolz darauf - heute denke ich mir meinen Teil.

Es fällt mir immer schwerer, überhaupt zu ihm zu stehen.
Ich habe ihn immer noch irgendwie in Schutz genommen, aber das kann ich nicht mehr, wenn er sich sturzbetrunken ins Auto setzt und dann losfährt.Ich will und kann die Verantwortung nicht mehr übernehmen, ihn irgendwo noch zu erwischen, um ihm die Autoschlüssel abzunehmen, damit auch ja nichts passiert.


Das habe ich auch lange Zeit gemacht, ich habe ihn sogar ohne Führerschein mit meinem Auto fahren lassen - heute weiss er, wenn er sich besoffen ins Auto setzt, zeige ich ihn an. Außerdem ist er jetzt sowieso selber für das verantwortlich, da er seinen FS ja jetzt endlich gemacht hat.

Und wenn ich ehrlich bin, kommen mittlerweile manchmal sogar sowas wie Hassgefühle auf, wo ich nicht nur gute Gedanken für ihn hege...

Ach Traurige, auch das ist mir sehr vertraut. Ich hege auch in diesen besagten Momenten nur noch Hass gegen ihn. Ich bin sogar schon soweit, dass ich es ihm sage. Es wird immer schlimmer. Da ist nicht mehr sehr viel Respekt.

Tja, wie du siehst ähneln sich diese Situationen. Wir stehen tatsächlich nicht alleine da und wir sind auch nicht verrückt, so wie es mir beispielsweise durch meinen Mann angedichtet wird. Es sind einfach die Reaktionen auf die jahrelangen Eskalationen durch den Alkoholmissbrauch.

Ich denke mal, dass es unseren alkoholkranken Partner auch nicht gerade gefällt, wie ihr Leben verläuft. Sie können nur nicht anders - aber jeder ist seines Glückes Schmied.

Ich habe inzwischen auch gelernt, dass sich jeder nur selber helfen kann. Also fange ich bei mir an.... - Auch wenn es schwer ist - und für den Alkoholkranken ist es mindestens genauso schwer, wenn nicht noch schwerer.

LG Mondfrau


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

31.08.2004 18:30
#19 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

hallo :hallo1immer noch) Traurige13,
"Mich würde interessieren, ob ein Alkoholiker sich überhaupt vorstellen kann, welche Auswirkungen das alles auf seine Partner, Familie usw. hat?"
Da sage ich mal zun 90 % nein. Es ist ihm durchaus nicht egal, wie es in dir aussieht. Aber ein Einfühlen in deinen ztiefen Kummer würde eine längerfristige Sache sein, und da reicht es einfach nicht.
Immer wenn der permanemt vorhandene Suchtdruck zwickt, dann ist es die hauptsächliche Arbeit für neuen Stoff zu sorgen. Alles andere ist sekundär!!! Solange wir "nass" sind hüpfen wir sozusagen von Ast zu Ast, von Flasche zu Flasche, und verbergen müssen wir auch noch das alles.
Alkoholismus ist eine lebensbedrohliche Krankheit, siehe Entzug bis zum Delir woran man ja sterben kann infolge völligen Zusammenbruchs unterschiedlicher Funktionen im Körper (im Gegensatz zum Rauchen, was eindeutig nicht lebensbedrohlich ist, insofern eine reine Willenssache darstellt, wenn sie auch extrem schwer fällt).
ich grüße dich, aber frage bitte weiter, Max


mondfrau Offline




Beiträge: 216

31.08.2004 18:45
#20 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Max mX

"Mich würde interessieren, ob ein Alkoholiker sich überhaupt vorstellen kann, welche Auswirkungen das alles auf seine Partner, Familie usw. hat?"
Da sage ich mal zun 90 % nein. Es ist ihm durchaus nicht egal, wie es in dir aussieht. Aber ein Einfühlen in deinen ztiefen Kummer würde eine längerfristige Sache sein, und da reicht es einfach nicht.
Immer wenn der permanemt vorhandene Suchtdruck zwickt, dann ist es die hauptsächliche Arbeit für neuen Stoff zu sorgen. Alles andere ist sekundär!!! Solange wir "nass" sind hüpfen wir sozusagen von Ast zu Ast, von Flasche zu Flasche, und verbergen müssen wir auch noch das alles.



@ Max: Das war deutlich. Aber DANKE!!!!! Danke dafür, es uns/mir noch mal deutlich zu machen, dass es im Grunde kein persönlicher Angriff ist, wenn die Dinge so laufen, wie sie laufen.

Gewusst habe ich es ja schon, aber da du ja selber wohl betroffen bist/warst, habe ich hierin noch mal eine Bestätigung gefunden, dass es wirklich wenigstens kein böser Wille ist und auch keine reine Willenssache für den Betroffenen einfach mal mir nix dir nix aufzuhören.

Das entschuldigt zwar nichts und ändert auch nichts an der Tatsache, meine Kosequenzen zu ziehen, aber solche Aussagen lassen mich die Krankheit zumindest besser verstehen und kann meinen momentanen Hass etwas schüren. Denn mit Hass verändere ich nichts - es läßt mich nur verbittern...

LG Mondfrau


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

31.08.2004 18:58
#21 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo Traurige und Hallo Mondfrau

ich finde es sehr gut, dass ihr euch hier an Board austauschen könnt und auch macht

Mir ist eben beim Lesen eurer Post der Gelassenheitsspruch für die Alkoholiker und für die Angehörigen Co eingefallen, den ich hier für Euch reinsetzten möchte

Der Gelassenheitsspruch

"Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."


Ich wünsche euch alles gute und viel Kraft und endlich eure verdiente Freude, Ruhe und Ausgeglichenheit


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

31.08.2004 19:08
#22 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

hallo Mondfrau,
freut mich wenn ich dir (euch) das klarmachen konnte, wenn auch der Inhalt der Botschaft unerfreulich ist. // Und unsere ständigen Beteuerungen waren durchaus immer ernst gemeint, aber es reichte einfach nicht hinten und vorne.// Aber ohne Klarheit kommt dann Hass oder sowas. Darum (guck mal 12 uhr 36 weiter oben) muss der Trinkende aufhören, sich danach neu ordnen (dauert so 1 Jahr). Und erst danach kannst du sehen, ob du diesen (von dir aus gesehen!) neuen Menschen überhaupt noch willst, oder auch erst recht.
ich grüße dich, Max


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

01.09.2004 03:45
#23 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo Ihr Leidgeprüften,

Einen uneinsichtigen Alkoholiker werdet Ihr wohl niemals davon überzeugen, sich seiner Krankheit zu stellen. Der Alkoholiker muss ganz allein wollen, aufzuhören. Also verabschiedet Euch von dem Gedanken, Ihr wärt die Auserwählten, wegen der Euer Partner (aus Liebe womöglich noch *grins*) aufhören würde zu trinken. Das dachte ich auch mal. Jedoch ist der Alkohol/die Sucht stärker als die Liebe.
Eure Partner werden sehr wahrscheinlich nicht aus Liebe zu Euch mt dem Trinken aufhören, sie werden sehr wahrscheinlich erst dann aufhören, wenn sie es selbst wollen. Das kann morgen sein, in 10 Jahren oder eben nie! Es ist Eure Entscheidung, ob Ihr auf den Tag X so lange warten wollt und in Kauf nehmen wollt, dass Tag X vielleicht nie kommen wird...
Ich habe mich entschieden, nicht auf Tag X zu warten und mich zu trennen. Mir geht es damit entscheidend besser. Die ersten Monate ist es wahnsinnig schwer, jedoch die gewonnene Freiheit, ein Leben ohne alltäglichen Alkoholwahnsinn zu verbringen ist für mich so kostbar geworden, dass ich jede Minute meines Lebens nun bewusst lebe und wieder spüre, wie kostbar das Leben ist! Ein großer Teil meiner Menschlichkeit ist mit der täglichen Konfrontation mit der Aloholsucht den Bach runter gegangen. So langsam spüre ich wieder, was wirklich wichtig im Leben ist- und das ist bestimmt nicht, irgendjemanden, der alkoholkrank ist, davon zu überzeugen oder mich "entsprechend lieb" zu verhalten, dass er nicht trinkt. Ich hatte mir ein Leben mit einem Alkoholiker gewählt, ohne dass ich wusste, auf was ich mich da eigentlich einlasse. Das ist auch das einzige, was ich mir nicht verzeihen kann, dass ich mich nicht schon viele jahre früher schlau gemacht und über Alkoholismus informiert habe. Ich habe die Alkoholkrankheit und alle Auswirkungen und Erscheinungsformen meines Partners persönlich genommen und das an sich ist schon Arroganz pur, denn ich bin nicht das Rad, um welches sich die Welt und mein Partner dreht. Ich habe mich selbst viel zu wichtig genommen. Zudem kam die Selbstbezogenheit und Selbstüberschätzung, zu glauben, mein Partner würde aus Liebe oder wegen mir aufhören zu trinken (so wie er ja auch angeblich wegen mir trinkt...*lach*) Er trinkt, weil er trinkt. Punkt. Dafür gibt es keinen Grund und wenn es einen gibt, dann liegt der Grund sicher nicht bei mir sondern beim Alkoholiker selbst. Wer sagt, er trinkt wegen einem anderen Menschen, macht sich selbst und dem anderen einen vor, meine ich.

Ich behaupte dennoch, dass ein nasser Alkoholiker, der nicht aufhören WILL, auch nicht aufhören wird. Und ein trockener Alkoholiker, der rückfällig wird, wollte entweder mal eine Trinkpause einlegen, oder wollte nicht wahrhaben, dass er wirklich Alkoholiker ist und nicht in der Lage ist, wie andere Nicht-Alkoholiker "kontrolliert" Alkohol zu trinken, was auch immer das heissen mag. Und somit hat es schon mit Willen zu tun. Ein Alkoholiker, der nicht den Willen hat, aufzuhören Alkohol zu trinken, wird definitiv nicht aufhören und dann werden wohl irgendwann seine Organe bei ausreichendem Alkoholkonsum über den entsprechenden Zeitraum Adieu sagen, was dann somit zum Tode führen kann.

Übrigens, bei ausreichender gerauchter Menge Teer und anderer Schadstoffe kann Rauchen auch zum Tode, wie Lungenversagen, Lungenkrebs führen. muss aber nicht...

Ein Alkoholiker, der den Willen hat aufzuhören, wird sich auch Hilfe suchen und diese annehmen, wenn er merkt, er schafft es nicht allein. Dies hängt ganz allein von der Stärke des Willens ab. Halbherzige Vorhaben enden auch halbherzig...egal welcher Art.
Wer hier sagt, die Kapitulation eines Alkoholikers vor seiner Krankheit hat nichts mit Willen zu tun, dem muss ich widersprechen. Entweder WILL ich das erste Glas trinken oder ich WILL es nicht und diese Entscheidung fällt jeder Mensch dieser Erde jeden Tag aufs neue und das ist eine reine Frage des Willens/Wollens, sorry...
Dieser Wille kann natürlich erst im ausge- bzw. ernüchtertem (nüchternem) Zustand kommen (also nach einem Entzug).
Und sicher stimme ich zu, der Leidensdruck muss groß genug sein, jedoch kenne ich auch trockene Alkoholikerinnen, die den Absprung geschafft haben, bevor sie alles verloren haben und bevor irgendwelche Organschäden passiert sind - weil sie es so wollten - und weil sie das, was mit Alkohol vorher den Bach runtergegangen ist - nicht mehr wollten.


So, jetzt hab ich mal wieder ordentlich provoziert...
Steht mir ja gar nich als Co zu , ne Maxe???
Kritik erwünscht!

Grüsse
Rosalie

[f1][ Editiert von Rosalie am: 01.09.2004 3:54 ][/f]


barbaraa Offline




Beiträge: 538

01.09.2004 05:50
#24 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

hallo traurige,

guten morgen! auch ich habe nicht wegen meines partners aufgehört zu trinken. mein mann, der früher auch viel getrunken hat, hörte auf, weil 2 seiner besten kumpel sich totgesoffen hatten. ausserdem hatte er einen unfall, als er betrunken war. das hat mich alles nicht gestört. ich habe noch 4 jahre munter weitergebechert.

erst nach einer dienstlichen routineuntersuchung wurde ich krankgeschrieben und mir blieb nichts anderes übrig, als das gesammte programm von einem halben jahr durchzuziehen. jetzt bin ich GOTTSEIDANK 4 jahre trocken.

du siehst slo, meistens hören alkoholiker aus zwang auf, oder weil es gar nicht mehr anders geht. vom partner nimmt man immer an, er werde einen schon nicht verlassen. wo es einem doch sooo schlecht geht. im nachhinein kann ich verstehen, wie ein angeöriger eines alkoholkranken leiden muss. es muss schrecklich sein. aber für mich persönlich ist es zu spät. ich kann nur nach vorn schauen und dankbar sein, dass er mich nicht verlassen hat.

ich wünsche dir noch einen schönen tag
wir lesen uns!
liebe grüsse
barbaraa


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

01.09.2004 09:09
#25 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo Rosalie,

ein wunderbarer Beitrag und soo wahr.

Nur in einem muß ich Dir widersprechen und zwar in der vielzitierten Kapitulation. Wenn ich das Glas stehen lasse heißt es auf keinen Fall zwangsläufig, daß ich kapituliert habe. Ich kann es 1 Jahr stehen lassen und das ohne Kapitulation. Manche kapitulieren schon noch in der nassen Zeit, manche nach ziemlich langer Trockenheit.

LG
Adobe


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

01.09.2004 09:29
#26 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo Rosalie,

echt toller Beitrag.
Ich weiß nur nicht,ob ich das bei mir mit "Willen" beschreiben kann...

Vielleicht schon,denn "Wollen" wollte ich nicht mehr und müssen schon mal gar nicht.
Mir hatte damals die Erinnerung an mich und meine kindliche Persönlichkeit geholfen trocken zu werden.
Ich wollte "clean" werden...nicht mehr verseucht und vergiftet an Körper,Geist und Seele durch das Leben wandeln,sondern ich wollte endlich Ich-Selbst werden.
Egal,was dabei rauskommen würde.
Das war für mich die stärkste Antriebskraft,die ich aufbringen konnte und es hat für mich geklappt.
Heute bin ich völlig sauber (naja,bis auf die Hass-Liebe zu den Zigaretten) und ich bin auch völlig authentisch.

Egal wie ich bin,aber zumindest bin ich es.

Damals hatte ich ein Bild im Kopf,von mir in einem Wald,Arme weit ausgebreitet und gaaaanz tief einatmend.

DAS kann ein Alkoholiker nicht.Er/Sie fühlt sich dessen gar nicht würdig so vergiftet wie er/sie ist.
Aber so wollte ich werden.
Und ich hab's geschafft anhand dieser Vision.
Ob das "Willen" war,weiß ich ehrlich gesagt nicht Es wurde auch irgendwann zum Selbstläufer.

Und ich denke mal,genauso werde ich auch mit den Zigaretten verfahren...dauert nicht mehr lange.So langsam hab ich schon Bronchialreizungen.Dauert nicht mehr lange und das mutiert zum ausgewachsenen Raucherhusten...Bähhhh....


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

01.09.2004 10:02
#27 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

hi Rosalie,
„Wer hier sagt, die Kapitulation eines Alkoholikers vor seiner Krankheit hat nichts mit Willen zu tun, dem muss ich widersprechen. Entweder WILL ich das erste Glas trinken oder ich WILL es nicht“
„Kritik erwünscht“: Meine Kapitulation war ein punktförmiges, in tiefster Seele komprimiertes Ereignis von wenigen Sekunden. Es fand statt (gottseidank! d.h. ich hatte es nicht ‚gemacht‘ als ich bemerkte, dass mein eigener Geist/Denkvermögen/Willen nicht ausreichte um aufzuhören, wider allen besseren Wissens. Ich stellte sozusagen fest, dass ich gar nicht mehr lebensfähig war, sondern ferngesteuert durch Alkohol.
„Meine Gruppe“ nahm mich mit nach Hause bis zur vollständigen Ernüchterung (heute wäre die Entsprechung ‚Entgiftung in der Klinik‘. Und genau ab diesem Zeitpunkt tritt dann ein was du zu recht positiv aufschreibst, nämlich heute trinke ich nicht, und ich lasse das erste Glas stehen.
Ich danke dir auch ausdrücklich für diese Anfrage, aber dieser oninöse Punkt ist von ‚Nichtalkoholikern‘ wohl auch nicht zu erfassen. Aber deshalb reden wir ja auch gut miteinander.
ich grüße dich, Max


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

01.09.2004 10:07
#28 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

hallo Adobe,
"Ich kann es (das erste Glas) 1 Jahr stehen lassen und das ohne Kapitulation."
Wie wahr! Und nach genau 1 Jahr stllen so manche fest, dass sie jetzt kontrolliert trinken könnten = 70 % aller Rückfälle. Dann gibt es noch die Trockenleichen, die aus Angst nicht trinken, vor dem Tod, vor der Schwiegermutter, vor der Enterbung und so weiter.
Freiheit ist das wichtigste was ich mir vorstellen kann. Ich grüße dich, Max


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

01.09.2004 10:17
#29 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

Hallo Max,

wie wahr. Weißt Du, ich war wohl 10 Jahre trocken ohne zu kapitulieren. Ich wars halt einfach. Dann hatte ich beschlossen, Silvester zu trinken. Das war kein üblicher Rückfall, ich hatte das schon im November gesagt, daß ich das mache. Und erst danach habe ich verstanden oder kapiert, daß ich den Alkohol überhaupt nicht brauche, das er mir nichts bringt. Das das total überflüssig war. Und erst danach habe ich kapituliert. Und erst jetzt bin ich zufrieden. Mußte das so sein?

LG
Adobe


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

01.09.2004 12:44
#30 RE: Was soll ich nur tun? Zitat · Antworten

hallo Adobe,
ich denke schon dass das so sein musste, das mit deiner Kapitulation erst nach dem Rückfall nach 10 Jahren. Auch ich wäre von selber niemals darauf gekommen, dass "nicht trinken" unbedingt mit einer Weiterentwicklung zu tun haben sollte, und zwar mit einer solchen Weiterentwicklung wie sie "unsereins" eben infolge Dauerverdrängung der kritischen Dinge unseres Lebens dauer-versäumt hatte, ohne es zu wollen und zu wissen. Ein gründlicher Prozess der Runderneuerung, ohne Leistungsdruck. Dazu hatte mich eindeutig meine damalige Gruppe gebracht. Mehr noch, in meinem gesamten ersten Trockenjahr richtete ich mich nach diesen Leuten, und ich wurde sehr reich dabei an Erfahrung, Erfüllung, auch Weisheiten.
Und ich wäre auch nicht darauf gekommen, dass alles irgendwie ein Geschenk ist für mein Leben, wenn ich nicht alles alleine mache, sondern Dinge zulasse, aber nur herzliche Dinge.
ich grüße dich, Max


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