ich schreibe dir zum ersten Mal, habe deinen Thread bis hierhin verfolgt.
Ich möchte mich Bea anschließen, mir hat dieses Buch auch sehr geholfen.Entdeckt habe ich es, da war ich so c.a. ein dreiviertel Jahr trocken.Ab und zu schaue ich heute nochmal rein,Auffrischung ist immer gut.
dann werde ich mich gleich mal ernsthaft ranmachen.
eine erfahrung habe ich schon ohne buch gemacht - momentan brechen eher meine ganzen unerwünschten seiten durch :-((
ich werde motzig, nörgerisch und unleidlich ... das kann ja heiter werden
paßt auch irgendwie nicht in mein selbstbild - also zumindest in das, das ich gerne kultiviert hätte hoffentlich tauchen da nicht zuu viele leichen aus dem keller auf - brrrrrrrrr
zwischendurch gelingt es mir schon wieder ab und zu, so richtig anschluß an mich selbst zu kriegen mit einem warmen gefühl im bauch - und ich schmettere innerlich ein richtig herzensfrohes "DANKE" an die Existenz ....
das wiederum scheint mir dabei zu helfen, das wieder öfter sprüren zu können
es ist toll!
[f1][ Editiert von mohnfeld am: 22.09.2004 7:25 ][/f]
heute habe ich es nun etwas über 3 wochen geschafft, alkoholfrei zu leben. trotz des kleinen erfolgs geht es mir richtig schlecht dabei. :-((
nicht wegen fehlenden alkohols (der ist momentan am wenigsten in meinem blickfeld), sondern weil ich das gefühl habe, dass so richtig viele negativ-seiten auf einmal bei mir durchbrechen ... ich kann manchmal sogar richtig bös und gehässig werden, was mich selbst erschreckt.
und daneben übertreibe ich die pc-sitzungen umso mehr. mir ist so richtig zum heulen ... ich habe eher ein versager-gefühl
Du schreibst:" ich kann manchmal sogar richtig bös und gehässig werden, was mich selbst erschreckt."
Das kenne ich auch von mir und je mehr ich mich dagegen wehrte, desto mehr wurde ich hässiger und aggressiver. Akzeptiere es...auch diese Seite gehört zu dir und sie will gelebt werden...sie will dir etwas sagen....wehre dich nicht dagegen!
Zitat mir ist so richtig zum heulen ... ich habe eher ein versager-gefühl
Du bist nun drei Wochen ohne Alkohol und es ist eine neue Lebensqualität für dich da...alles was neu ist, ist erst mal ungewohnt und jagt je nach dem auch Angst ein... auch kann eine art "leere" entstehen, die gefüllt werden möchte... wenn auch mit PC-Sitzungen oder anderes. Das ist doch in Ordnung
Manchmal kam auch gerade in diesen Momenten der Gollum (Name meines Saufdrucks) und hatte eine unkontrollierte lebhafte Phantasie, indem er mir ständig irgendwelche Schrecken oder Leiden vormalte, um mich wieder in den sicheren Winkel meines vorher gewohnten Lebens mit Alkoholexzessen zu treiben
Mohnfeld lieber auch mal die dunkle Seite ausleben, als sie noch dunkler werden zu lassen Freiheit auch für diese Seite
hallo Mohnfeld, „Zitat mir ist so richtig zum heulen ... ich habe eher ein versager-gefühl“ Mir war so an die 4 Monate zum heulen, und nichts hob sich wieder an. Aber zum Versagen-gefühl hat es gar nicht mehr gereicht. Daher „trank ich heute nicht“, und ich hatte aber die Gewissheit dass dieser Zustand mal aufhört, weiter nichts. Und das hat ja funktioniert. Dauert eben etwas Zeit. Sei tapfer, auch dein Lichtlein wird wieder leuchten, Max
es ist doch immer wieder merkwürdig, wie es einem guttut, wenn jemand einfach sagt *das kenne ich auch*.
eigentlich weiß man das ja, dass es ganz viele Leute gibt, die ähnliches kennen, man kann es ja auch hier nachlesen - und trotzdem ist es ganz was anderes, wenn man persönlich angesprochen wird.
Vielen Dank erstmal! Ich heule jetzt schon viel erleichterter ;- ))
am *dunklen Seite ausleben* ist bestimmt was dran, wenn es auch nicht grad sozialverträglich ist ... ich dachte schon, dass ich zumindest um diese Seiten bei mir weiß, wenn es mir auch sehr schwerfällt, sie zu akzeptieren - das müßte aber ganz sicher der erste Schritt sein.
Ich habe das sogar gestern mit meinem Mann besprochen, dass ich gewisse Dinge einfach auch aussprechen muß bevor ich dran ersticke, auch wenn ich damit mein nettes Gesicht der Welt gegenüber zerstöre ... Er kann das auch eine Zeit lang akzeptieren, aber irgendwann wird es ihm natürlich doch zu viel oder zu heftig (er kann/soll ja auch nicht Therapeut für mich spielen) aber so schlittere ich dann doch sehr schnell wieder in mein ewig schlechtes Gewissen (jetzt fehlt mir da unten ein heulendes smilie)
ach, ich hör erstmal auf
[f1][ Editiert von mohnfeld am: 27.09.2004 9:51 ][/f]
ich gehöre eigentlich normalerweise nicht gerade zu den nahe am Wasser gebauten Menschen und habe eher ein Problem damit, weinen zu können (manchmal wäre das ja ganz entlastend)
umso mehr hat mich das jetzt mit diesen starken Stimmungsschwankungen zwischen Glücksgefühl, Dankbarkeit, extremer Traurigkeit und eben auch Aggressivität überrollt
hallo Mohnfeld, ". . .aber so schlittere ich dann doch sehr schnell wieder in mein ewig schlechtes Gewissen" Dann habe ich doch mal einen ganz tollen Vorschlag für dich: warum heulst du denn nicht dein schlechtes Gewissen heraus? Und wenn es tränen-nass vor dir liegt, dann schmeißt du es einfach zum Fenster hinaus. Da bist du aber gut "erzogen" bis dressiert worden. Hast du eigentlich für dich selber auch solch starkes Gewissen? Oder immer bloß für die anderen? Also wie ich das verfolgen konnte, bist du auf gutem Wege mit deiner Runderneuerung, Nachentwicklung der (durch ständig Alk) schiefen Dinge usw. Könnte es sein, dass du nicht mehr pfegeleicht bist, also ein Wort reicht aus und zu ziehst dich zurück? Laß dir ja nichts gefallen, was du nicht selber wirklich willst"!! Max
es stimmt, ich bin "gut dressiert" worden, aber ich war trotzdem nie gut genug :-((
das ist aber nun schon so lange her und ich habe auch schon so viel für mich gemacht und auch entwickelt, dass das eigentlich kein thema mehr sein sollte. allerdings ist es schon verrückt, wie sehr sich solche kindlichen prägungen einfressen. inzwischen glaube ich, dass man sie gar nicht ganz loswerden kann, nur entschärfen und evtl. durch positives überlagern. was aber dazu führt, dass es immer wieder mal stärker oder schwächer durchkommt.
ich habe mich aus den zerstörerischen strukturen meiner herkunftsfamilie nur durch langjährige bewußte distanzierung herauswinden können, wozu ich aber immer wieder entwicklungshilfe von außen brauchte.
vor 3 jahren hatten wir nun unseren persönlichen "gau" mit meiner mutter, der mich wieder sehr zurückwarf. sie ist ein messie, (jemand der sich bis unter die decke zusammelt, um nicht zu sagen -müllt). ihr wurde die wohnung gekündigt, zugleich hatte sie sich finanziell ruiniert, weil sie in die fänge von dubiosen bestellfirmen und glücksverkäufern geraten war. wir hatten das alles seit jahren kommen sehen, ihr immer wieder hilfe angeboten. sie ließ uns aber nicht ran bis es dann fast zu spät war. auch da konnten wir nur eingreifen, weil sie krank wurde. wir räumten fast im dauerlauf innerhalb einer woche ihre 90qm-wohnung, verhandelten gleichzeitig mit rechtsanwälten, ärzten, gerichtvollziehern, vermieter, wehrten forderungen der halsabschneiderfirmen ab. 3 zusätzlich gemietete kellerräume und eine großgarage kamen etwas später dran.
zugleich mußten wir innerhalb kürzester zeit eine neue bleibe für sie suchen, ihr das umziehen in ein seniorenheim schmackhaft machen, einen platz finden, heime besichtigen usw. und nebenbei aufpassen, dass sie nicht alles wieder mit ihren eigenen strategien durchkreuzte. Und das alles sollte noch so schonend wie möglich gehen, um ihr möglichst ihre menschliche würde zu erhalten, die sie selbst schon sehr angekratzt hatte.
um es kurz zu halten - es ist uns in einem ungeheuren kraftakt gelungen, sie wieder auf's gleis zu setzen. aber wir müssen dauerhaft dranbleiben, denn sie wird sich mit ihren 82 jahren nicht mehr ändern. je länger das ganze her ist, umso mehr versucht sie uns wieder fern zu halten, und die gefahr und meine panik ist riesig, dass sie wieder genauso reinrutscht.
von daher ist es eine ständige psychische belastung für mich, eigentlich gegen ihren willen dranbleiben zu müsssen. sie fühlt sich natürlich bevormundet, kontrolliert, egal wie vorsichtig wir es machen.
daneben habe ich gemerkt, wie sehr ich wieder in die alten, überwunden gehofften strukturen hineingezogen werde und wie mir auch die rollenumkehr (zwischen mutter und tochter) zu schaffen macht.
aber das ist alles kein grund dafür, das ich mit dem alkohol und anderem nicht richtig umgehen kann - das konnte ich sonst auch nicht.
max, in Deinem posting stecken so viel wahre dinge auf einmal: es stimmt, dass ich lang nicht mehr so pflegeleicht bin, wie früher, was auch in der beziehung mit meinem mann etliche gegenseitige anpassungsleistung erfordert,
es stimmt, dass ich ein absoluter rückzugsmensch bin,
es stimmt, dass ich bezogen auf mich selber ein übertriebenes "gewissen", bzw. anforderungen habe, denen ich immer hinterherhinke :-(( so fühle ich mich momentan deswegen auch besonders unwohl, weil ich es "nur" schaffe, den alkohol wegzulassen, nicht aber, meine anderen vorhaben durchzuziehen, die da sind:
weniger pc mehr sportliche aktivität fastenprogramm und überhaupt - nicht die eine übertreibung auf eine andere verschieben (süßigkeiten z.B.)
Dein vorschlag mit dem fensterwurf klingt richtig gut - ich mag solche übungen oder rituale. ich werde das vielleicht tatsächlich mal probieren.
pardon für die länge dieses postings und einen schönen tag! mohnfeld
hallo Mohnfeld, nichts gegen deine Frau Mutter. Aber!! Du darfst maximal 49 % deiner Kraft abgeben, 51 % müssen immer für dich selber bleiben. „es stimmt, ich bin "gut dressiert" worden, aber ich war trotzdem nie gut genug“ Das liegt im Wesen der Dressierenden. Die sind genauso krank wie Alkoholiker, weil sie mit ihrem Verhalten weiter nichts tun als Sich von sich selber ablenken. Das ist genauso wie die (eigenen inneren) Konflickte wegsaufen, keinen Faden besser, und auch ein Volksseuche. Ich weiß jetzt ganz genau was ich hier schreibe, denn ich hatte ein ebensolches Schicksal wie du, bloß dass das bei mir bewältigt ist. Du hast an sich nur eine reale Chance: dich von denen zu trennen. Aber nicht gegen sie, sondern einfach so, wie in meinemBild vom das „schlechte Gewissen“ aus dem Fenster schmeißen. Keine Konfrontationen, wozu auch?!! keine Erklärungen, denn alle deine Erklärungen würden doch bloß missbraucht. Stimmts?!!! Für die Kürze deiner Trockenheit klingst du mir doch sehr sehr schön weil auf dem Wege!!! ich grüße dich, Max