Also, ich bin die Ramona, ich bin im Jahre 1955 geboren und möchte hier ein paar Zeilen schreiben was meine Alkoholkarriere betrifft und das eine oder andere was damit zusammen hängt. Meine Eltern waren beide Alkoholabhängig, meine leibliche Mutter nahm sich zwei Jahre nach meiner Geburt das leben, die Zeit anschliessend bis zum Schulanfang verbrachte ich im Kinderheim .Mein Vater heiratete dann wieder und ich kam in eine Familie mit noch zwei Geschwistern. Ich merke das hier mit an, weil es zu frühkindlichen Persönlichkeitsstörungen bei mir führte die sich später zu Indentitätsstörungen entwickelten und das irgendwie zu meiner Suchtkarriere gehört. Ich begann zeitig den ersten Alkohol zu trinken, wann kann ich nicht mal mehr genau sagen. jedenfalls weiss ich das zu meiner Jugendweihe (1970) auf alle Fälle schon Alkohol getrunken haben. Ich beendete die 10. Klasse und lernte den Beruf eines Zerspanungsfacharbeiters (Dreher /Fräser/Schleifen u.a. Werkzeugmaschinen). Zu dieser Zeit wurde mein Alkoholkonsum schon stärker.Wir hatten eigenes Geld, das Bier war preiswert und wir gingen in der truppe die zusammen lernte oft in die Kneipe. Ich hatte hier und da morgens schon Probleme, (Kater, feuchte Hände ). Dachte aber nicht an Alkoholabhängigkeit. Ich war schliesslich 18 jahre und wollt stark sein. (das passiert anderen aber mir doch nicht). Jedenfalls konnte ich die Lehrzeit auch erfolgreich abschließen. Jetzt ging es aber richtig los und rasant. Verhältnismäßig viel Geld, durch meine Identitätsprobleme (die auch sexuelle Probleme mit sich brachten) grenzte ich mich auch verstärkt aus. 1975 ging ich noch im Auftrag der Firma ein Jahr nach Schwerin arbeiten und dort wurde nur (nicht mehr getrunken) gesoffen. Dort begann es auch das ich zum Spiegeltrinker wurde. Ich brauchte also den ganzen Tag über Alkohol, auch schon morgens nach dem Aufstehen .Ohne war ich Handlungsunfähig und zitterte wie Espenlaub. wenn nix da war, musste ich mich Krankschreiben lassen, es war unmöglich etwas zu tun. Ich konnte auch immer weniger essen, da bei mir der Alkohol die Leber in Mitleidenschaft gezogen hatte. Wieder zurück in Chemnitz, ging es natürlich so weiter. Immer ein Versteckspiel, Alkohol mit auf arbeit nehmen, auf arbeit trinken oder krankschreiben lassen. Natürlich wurde ich auf Arbeit auch daraufhin angesprochen und mir blieb erstmal keine Wahl einen Psychater aufzusuchen.(noch ohne eigene Einsicht) Er versuchte eine ambulante Therapie. Er gab mir Medikamente mit nach Hause, ich sollte möglichst zu Hause bleiben, das Zeugs nehmen und nichts mehr trinken. Das wurde zum glatten Reinfall, ich nahm die Medikamente und trank noch Alkohol dazu und alles wurde schlimmer. Jedenfalls 1979/80 war ich dann soweit heruntergekommen (körperlich und sozial),was bei mir die Einsicht erzeugte das ich etwas tun muss und ließ mich ins Krankenhaus einweisen. Dort wurde ich entgiftet und gleichzeitig meine Alkoholleber wieder in Ordnung gebracht. Sie schickten mir auch Psychotherapeuten ans Bett, aber ich war noch nicht bereit mit jemanden über meine Probleme zu reden. Aus dem Krankenhaus wieder heraus, ich fühlte mich "Pudel" wohl, trank ich ersteinmal ein paar Tage nichts und ich hatte mir auch fest vorgenommen nichts mehr zu trinken. Aber dann kam die Versuchung (dir geht es so gut ,2 Bier am Tag kann niemand schaden, das hast du im Griff). Nix hatt´ich im Griff, nach 3 bis 4 Monaten war ich wieder auf dem alten Stand. ich musste nochmal ins Krankenhaus.Nix mehr gegessen , eine Leber doppelt so groß wie sie sein sollte und alles was ich zu mir nahm wieder rausgekotzt. Also noch mal das gleiche Spiel,mit dem Anhang das mir diesmal die Ärztin sagte (als sie meine Leber punktiert und gespiegelt hatte)." Beim nächsten mal können Sie getrost weitertrinken-da geht nix mehr" Jedenfalls hatte ich jetzt wieder einen Krankenhaus aufenthalt von 4 Monaten.ich war mir echt unsicher was werden soll, am liebsten wollt ich im Krankenhaus bleiben. Ja, ich wollt da gar nicht raus. Ich kam aber raus, mit anschliessender 2 Jähriger ambulanter Betreuung. ich kam mir Anfangs verloren Leer und ziehlos vor.So nach und nach ging es aber und ich war froh wo ich wieder arbeiten gehen konnte, das mein Tag ausgefüllt ist. Natürlich war ich anfangs Einsam-alle Saufkumpane weg, mit den Leuten auf Arbeit konnt´ich auch nicht mehr in die Kneipe gehen. Aber als introvertierter mensch kann ich mit dem Alleinsein ziemlich gut umgehen und ich schaffte es diesmal. Also seit Jahreswechsel 1980 trinke ich keinen Alkohol mehr. 1994 löste ich dann meine Probleme vollkommen. Ich bin Transsexuell also in der männlichen Rolle geboren. Ich unterzog mich der Prozedure der Vornamensänderung und der Geschlechtsangleichenden Operation. Danach lernte ich den beruf einer Altenpflegerin und arbeite heute in einer sozialtherapeutischen Wohnstätte für psychisch Kranke.
Ich bitte durch die länge des Beitrags, kleinere Rechtschreibfehler zu entschuldigen.
Natürlich gibt der Beitag auch nur grobe Umrisse des Geschehens wieder. Ich bin aber gern bereit auf Fragen zu antworten und näher auf das eine oder andere einzu gehen.
Eine Frage beantworte ich grundsätzlich nicht: "Wie war dein Name als Mann?"
Und vielen Dank für Deine Vorstellung einschliesslich der Ehrlichkeit.
Ich glaube, Du bist hier genauso gut aufgehoben wie jede/r andere, der hier lesen und schreiben will, um mit den vielen Problemen, gleich welcher Art, die das Leben uns aufgibt oder aufgab, fertig zu werden.
Wir werden sicher noch mehr von Dir lesen. Und vielleicht lässt sich ja damit das eine oder andere aus Vergangenheit und Gegenwart besser bewältigen.
seit 1980 trinkst du nicht mehr und hast deine Probleme 1994 vollkommen gelöst. Das hat jetzt bei mir einen ordentlichen Funken Hoffnung sprühen lassen. Dazwischen lag eine lange Zeit. Ich bin erst seit 9 Monaten trocken. Davor die üblichen Trinkpausen. 8 Wochen, 4 Monate, 2 Jahre, 3 Wochen ......... Das Gefühl ganz gern im Krankenhaus bleiben zu wollen kenne ich nur zu gut.
Jetzt kann ich mit Optimismus in den Tag gehen. Ich erwarte schlechte Nachrichten und mir ist deshalb zur Zeit ein wenig bange, ob ich alles ohne Alkohol gebacken kriege.
Einen Gruß schickt und ein DANKE sagt dir - Marianne -
oh - hallo Marianne, hab Dich erst hinterher gelesen.
Ich drück Dich mal gaaanz fest - keine Nachricht der Welt ist es wert, sich nochmal von ihr benebeln zu lassen!!! Das kriegst Du unbenebelt hin!!!!!!!!!!
ich drücke alle verfügbaren Daumen für Dich! mohnfeld
herzlich willkommen hier im Forum und danke für Deinen Beitrag.
Du wirst sehen, hier auf dem Board ist man wirklich gut aufgehoben. Wie letztens jemand bemerkte, die beste Selbsthilfegruppe Europas :-)
Hallo Marianne,
laß Dich nicht unterkriegen. Schlechte Nachrichten gibt es immer mal. Das ist es alles nicht wert. Die Probleme werden durch Alkohol auf keinen Fall gelöst, man schafft sich nur ein zusätzliches Problem.
drück dir die Daumen. bei dem einen oder anderen problem hat man vorher feuchte kalte Hände und der Blutdruck steigt manchmal. Aber sobald du merkst, das du auf menschen triffst die dich auch verstehen vergeht auch das nach und nach.
der schlechteste Tag in meiner Trockenheit war nicht so schlimm, wie der beste Tag in meiner nassen Zeit.
Laß Dich nicht unterkriegen. Solange Du trocken bleibst, ist alles zu schaffen. Wenn Du säufts, schaffst Du nichts mehr. Du hast halt jetzt ein "ganz normales Leben" und gerade wenn es eng wird, braucht man einen klaren Kopf.
es war toll, wie du dich vorgestellt hast. bei dem, was du alles durchmachen musstest, trocken zu bleiben, reife leistung. ich bin seit 4 jahren trocken, aber erst seit august hier auf dem board. es geht mir sehr gut mit dem schreiben.